»Bitte kommen Sie in mein Buro. Sie konnen meinen Anschlu? benutzen.«

Rita und Crawford folgten Velasco in ein freundliches, mit Teppichboden ausgelegtes Buro im selben Stock. »Bitte benutzen Sie meinen Schreibtisch.« Er wies auf eine rotes Telefon. »Diese Leitung ist sicher. Das garantiere ich Ihnen. Sie konnen direkt wahlen.«

»Vielen Dank.« Rita hatte nicht die Absicht, die peruanischen Behorden uber Harry Partridges augenblicklichen Aufenthaltsort, der in dem Gesprach vielleicht erwahnt wurde, in Kenntnis zu setzen.

Mit einer hoflichen Verbeugung verlie? Velasco das Buro und schlo? die Tur hinter sich.

Sloane setzte sich an den Tisch und wahlte zunachst Les Chippinghams Nummer bei CBA. Doch niemand meldete sich -was an einem Samstagmorgen nicht ungewohnlich war. Ungewohnlich dagegen war, da? der Nachrichtenchef auch bei der Vermittlung nicht hinterlassen hatte, unter welcher Nummer er zu erreichen sei. Nach einem Blick in sein Notizbuch versuchte Sloane eine dritte Nummer - Chippinghams Privatanschlu? in seiner Manhattaner Wohnung. Wieder keine Antwort. Es gab noch eine Nummer in Scarsdale, wo Chippingham manchmal die Wochenenden verbrachte. Aber auch dort meldete sich niemand.

»Sieht so aus«, sagte Sloane, »als wolle er ganz bewu?t heute vormittag nicht erreichbar sein.« Er lehnte sich nachdenklich im Stuhl zuruck.

»Woran denkst du?« fragte Rita.

»Ob ich Margot Lloyd-Mason anrufen soll.« Er griff zu dem roten Telefon. »Ich mach's.«

Sloane wahlte die Vorwahl von Amerika und dann die Nummer von Stonehenge. Von der Vermittlung erfuhr er: »Mrs. Lloyd-Mason ist heute nicht in ihrem Buro.«

»Hier spricht Crawford Sloane. Konnen Sie mir bitte ihre Privatnummer geben. «

»Das ist eine Geheimnummer. Die darf ich niemandem geben.«

»Aber Sie haben sie?«

Die Dame an der Vermittlung zogerte. »Ja, Sir.«

»Wie hei?en Sie?«

»Noreen.«

»Ein wunderbarer Name. Der hat mir schon immer gefallen. Also, nun horen Sie mir bitte zu, Noreen. Ubrigens, erkennen Sie meine Stimme?«

»Aber naturlich, Sir. Ich sehe mir jeden Abend die Nachrichten an. Und in letzter Zeit habe ich mir solche Sorgen... «

»Vielen Dank, Noreen. Ich auch. Also, ich rufe aus Lima in Peru an, und ich mu? dringend mit Mrs. Lloyd- Mason sprechen. Wenn Sie mir die Nummer geben, verspreche ich Ihnen, da? ich kein Wort sage, von wem ich sie habe, und wenn ich das nachste Mal in Stonehenge bin, werde ich mich personlich bei Ihnen bedanken.«

»Oh! Das wurden Sie wirklich tun, Mr. Sloane?«

»Ich halte immer meine Versprechen. Und wie lautet jetzt die Nummer, Noreen?«

Er notierte sie sich auf einen Zettel.

Seinen Anruf nahm eine Mannerstimme entgegen, die wie die eines Butlers klang. Sloane stellte sich vor und bat, Mrs. Lloyd-Mason sprechen zu durfen. Nach einigen Minuten meldete sich Margots unverwechselbare Stimme: »Ja?«

»Hier ist Crawford Sloane. Ich rufe aus Lima an.«

»Man sagte mir, da? Sie dort seien, Mr. Sloane. Ich mochte nur wissen, warum Sie anrufen, Mr. Sloane, vor allem bei mir zu Hause. Doch zunachst mein Beileid zum Tod Ihres Vaters.«

»Vielen Dank.«

Die CBA-Prasidentin redete Sloane noch immer mit dem Nachnamen an, was bei jemand in seiner Position ungewohnlich war, aber sie hatte offensichtlich nicht die Absicht, das zu andern. An ihrem Ton und ihrer Distanziertheit merkte Sloane auch, da? er mit direkten Fragen nichts erreichen wurde. Er beschlo? deshalb, einen altbewahrten Journalistentrick anzuwenden, der schon oft und auch bei den gerissensten Gesprachspartnern funktioniert hatte.

»Mrs. Lloyd-Mason, als Sie gestern beschlossen, Harry Partridge zu entlassen, war Ihnen da eigentlich bewu?t, wieviel er bei dem Versuch, mein Familie zu finden und zu befreien, bereits erreicht hat?«

Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. »Wer hat Ihnen gesagt, da? das meine Entscheidung war?«

Am liebsten hatte er geantwortet: Sie selbst, gerade eben! Aber er hielt sich zuruck und sagte: »Bei einem Sender wie dem unseren ist es fast unmoglich, etwas geheimzuhalten. Und deshalb habe ich Sie angerufen.«

»Ich will im Augenblick nicht daruber sprechen«, erwiderte Margot kurz angebunden.

»Das ist aber bedauerlich«, sagte er schnell, bevor sie auflegen konnte, »weil ich geglaubt habe, wir konnten uns vielleicht uber die Beziehung zwischen Harrys Entlassung und dem gro?en Debt-to-Equity-Swap unterhalten, den Globanic im Augenblick mit Peru aushandelt. Hat Harrys ehrliche Berichterstattung moglicherweise jemanden beleidigt, der Interesse an diesem Geschaft hat?«

Vom anderen Ende der Leitung kam ein langes Schweigen, nur Margots Atem war zu horen. Schlie?lich sagte sie mit gedampfter Stimme: »Woher wissen Sie das alles?«

Also gab es doch eine Verbindung!

»Nun«, sagte Sloane, »Tatsache ist, da? Harry Partridge von diesem Geschaft erfahren hat. Er st ein erstklassiger Reporter, wie Sie wissen, einer der besten, die es gibt, und er riskiert jetzt gerade sein Leben fur CBA. Aber Harry hat beschlossen, diese Information nicht zu benutzen. Soweit ich wei?, waren seine Worte: >Das ist das mindeste, was wir fur Globanic tun sollten, schlie?lich sorgen die ja, fur die Butter auf unserem Brot.<«

Wieder Schweigen. Schlie?lich sagte Margot: »Dann wird es also nicht veroffentlicht?«

»Nun ja, das ist eine andere Geschichte.« Unter anderen Umstanden hatte Sloane die Situation vielleicht genossen, aber so fuhlte er sich elend und deprimiert. »Da gibt es hier in Lima einen Radioreporter, der die Sache aufgespurt hat. Er besitzt eine Kopie des Vertrags und will nachste Woche damit an die Offentlichkeit gehen. Ich denke, da? man die Geschichte auch au?erhalb Perus aufgreifen wird. Oder was glauben Sie?«

Margot antwortete nicht. Um festzustellen, ob sie nicht schon aufgelegt hatte, fragte Sloane: »Sind Sie noch dran?«

»Ja.«

»Kann es vielleicht sein, da? Sie bedauern, Harry das angetan zu haben?«

»Nein.« Die Antwort klang irgendwie geisterhaft, als sei Margot in Gedanken weit weg. »Nein«, wiederholte sie, »ich habe an etwas anderes gedacht.«

»Mrs. Lloyd-Mason« - Crawford Sloane sagte es mit der schneidenden Stimme, mit der er gelegentlich unangenehme Meldungen in den Nachrichten verlas - »hat man Ihnen schon einmal gesagt, da? Sie ein eiskaltes Miststuck sind?« Dann legte er auf.

Auch Margot legte auf, als die Verbindung unterbrochen war. Eines Tages, und zwar sehr bald, wie sie hoffte, wurde sie Mittel und Wege finden, es diesem uberheblichen Mr. Crawford Sloane zu zeigen. Jetzt war nicht die Zeit dafur. Im Augenblick waren andere Dinge wichtiger.

Die Nachricht, da? das Abkommen zwischen Globanic und Peru nicht langer geheim war, hatte ihr einen Schock versetzt. Doch sie war schon oft erschrocken gewesen und es nie lange geblieben. In ihrer Karriere hatte es zahlreiche Ruckschlage gegeben, doch war es ihr immer gelungen, sie am Ende zu ihrem Vorteil zu nutzen. Und das wollte sie auch jetzt tun. Sie setzte sich und dachte nach, welchen Weg sie einschlagen sollte.

Ohne Frage mu?te sie zuerst Theo Elliott anrufen. Ihn konnte man wegen wichtiger Geschaftsangelegenheiten jederzeit storen, auch am Wochenende.

Sie wollte ihm sagen, sie habe erfahren, da? in Peru Informationen uber das Globanic-Geschaft durchgesickert seien und da? ein peruanischer Reporter im Besitz von Kopien des Vertragstextes sei und sie auch veroffentlichen wolle. Es habe nichts zu tun mit CBA oder einem anderen amerikanischen Sender; es sei ein rein peruanisches Leck, allerdings ein schlimmes.

Die ganze Sache sei sehr bedauerlich, wollte sie Theo sagen, und sie habe nicht die Absicht, jemandem Vorwurfe zu machen, aber sie musse sich doch fragen: War Fossie Xenos, was seine Gesprachspartner betraf, vielleicht zu unvorsichtig gewesen, vor allem in Peru? Nach ihren Information zu urteilen scheine es moglich, da? der Enthusiasmus, fur den Fossie beruhmt war, ihn zu Indiskretionen verleitet habe.

Sie wollte Theo weiterhin sagen, da? auch CBA News uber die peruanische Presse von der Sache Wind

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