bekommen habe.
Doch sie, Margot, habe ausdrucklichen Befehl gegeben, damit nicht an die Offentlichkeit zu gehen.
Mit etwas Gluck, dachte sie, wurde sich schon Anfang nachster Woche der Wind drehen, und sie ware Fossie wieder einen Schritt voraus. Ausgezeichnet!
Wahrend dieser Uberlegungen dachte Margot auch kurz an Harry Partridge. Sollte man ihn wieder einstellen? Nein, entschied sie. Es wurde die ganze Sache noch komplizierter machen, und da Partridge ohnehin nicht wichtig war, sollte man es besser dabei belassen. Au?erdem wurde Theo trotz allem noch am Montag Prasident Castaneda anrufen und ihm sagen wollen, da? der Unruhestifter - um seinen Ausdruck zu benutzen - entlassen und aus Peru verbannt sei.
Lachelnd und zuversichtlich, da? ihre Strategie funktionieren wurde, griff sie zum Horer und wahlte Theo Elliotts Geheimnummer.
Oswaldo Zileri, der Pilot und Besitzer von Aerolibertad, hatte schon von Crawford Sloane gehort und verhielt sich deshalb entsprechend hoflich.
»Als Ihre Freunde sich wegen eines Charterflugzeugs an mich wandten, Mr. Sloane, sagte ich ihnen, ich wolle von ihren Absichten nichts wissen. Aber da ich Sie jetzt hier sehe, kann ich mir vorstellen, worum es geht, und Ihnen und den Mannern nur Gluck wunschen.«
»Vielen Dank«, erwiderte Sloane. Er sa? mit Rita in Zileris bescheidenem Buro in der Nahe des Flughafens von Lima. »Wie war die Lage, als Sie Mr. Partridge und die anderen heute morgen absetzten?«
Zileri zuckte die Achseln. »Der Dschungel ist immer gleich -grun, undurchdringlich, endlos. Aber au?er Ihren Freunden war keine Menschenseele zu sehen.«
»Als wir uber die zusatzlichen Passagiere fur den Ruckflug sprachen«, sagte Rita zu Zileri, »hofften wir, da? es drei sein wurden. Aber jetzt sind es nur noch zwei.«
»Ich habe die traurige Nachricht uber Ihren Vater gehort.« Der Pilot schuttelte den Kopf. »Wir leben in grausamen Zeiten.«
Sloane begann: »Ich habe mich gefragt, ob jetzt...«
Und Zileri beendete den Satz fur ihn. »...ob beim Rucktransport vielleicht noch Platz ist fur Sie und Miss Abrams?«
»Ja.«
»Das geht schon in Ordnung. Da einer der erwarteten Passagiere ihr kleiner Sohn ist und es kein Gepack gibt, ist das Gewicht kein Problem. Sie mussen morgen vor Sonnenaufgang hier sein - und am Tag darauf ebenfalls, falls das noch notig sein wird.«
»Wir werden hier sein«, sagte Rita und wandte sich dann an Sloane. »Harry war nicht sehr optimistisch, da? er es gleich am ersten Tag schaffen wurde. Der Flug morgen ist eher eine Vorsichtsma?nahme, falls sie ihn brauchen. Er hielt den zweiten Tag von vorneherein fur wahrscheinlicher.«
Es gab noch eine Sache, die Rita am Herzen lag. Ohne Crawf etwas davon zu sagen, faxte sie eine Nachricht an Les Chippingham, die am Montagmorgen auf ihn warten wurde. Mit voller Absicht schickte sie die Nachricht an eins der Gerate am Hufeisen und nicht ins Buro des Chefs von CBA News. Auf diese Weise wurde Chippingham das Schreiben nicht geheimhalten konnen, und jeder wurde die Mitteilung lesen -wie es bei Chippinghams Entlassungsschreiben an Harry Partridge der Fall gewesen war, als es bei Entel Peru eintraf.
Als Adre?kopf schrieb Rita:
Sie wu?te naturlich, da? ihr Brief auf keiner einzigen Infotafel auftauchen wurde. Aber es war ein Signal fur die Kollegen am Hufeisen, da? sie seine Weiterverbreitung wunschte. Irgend jemand wurde ihn kopieren und weiterreichen, er wurde die Runde machen.
Ihre Nachricht lautete:
Rita war sich naturlich bewu?t, da? nach diesem Brief Harry nicht der einzige sein wurde, der sich nach einer neuen Beschaftigung umsehen mu?te. Aber es war ihr gleichgultig. Sie fuhlte sich viel besser, als sie den Brief in die Maschine einlegte und dabei wu?te, da? er einen Augenblick spater in New York sein wurde.
16
Es war 2 Uhr 10 in Nueva Esperanza.
Schon seit einigen Stunden warf sich Jessica unruhig hin und her, immer wieder schlief sie kurz ein und schreckte wieder hoch, manchmal traumte sie auch, und dann wurden die Traume zu Alptraumen, die sich mit der Wirklichkeit vermischten.
Vor wenigen Augenblicken war Jessica aufgewacht und hatte geglaubt, in der vom Inneren der Hutte her schwach erhellten Fensteroffnung an der gegenuberliegenden Wand Harry Partridges Gesicht zu sehen. Dann war es so plotzlich wieder verschwunden, wie es aufgetaucht war. War sie wach oder traumte sie? Oder halluzinierte sie sogar?
Jessica schuttelte den Kopf, um ihn klar zu bekommen, doch das Gesicht erschien wieder, ganz langsam tauchte es von unten her im Fensterquadrat auf, und diesmal verschwand es nicht wieder. Eine Hand machte ein Zeichen, das sie nicht verstand, und sie konzentrierte sich wieder auf das Gesicht.
Der Mund formte schweigend Worte, die Lippenbewegungen waren ubertrieben, so als wollte er ihr stumm etwas mitteilen. Sie konzentrierte sich und glaubte schlie?lich die Worte
Vincente hatte zu diesem Zeitpunkt Dienst. Vor einer Stunde hatte er Ramon abgelost - offensichtlich viel zu spat, denn zwischen den beiden war es zu einem heftigen Streit gekommen. Ramon hatte ihn wutend angeschrien. Vincente hatte betrunken geklungen, als er zuruckbrullte, er hatte gelallt. Jessica kummerte sich nicht um den Streit, sie war nur froh, als Ramon endlich ging, denn er war gemein und unberechenbar und beharrte noch immer auf absolutem Schweigen zwischen den Gefangenen, das inzwischen keine der anderen Wachen mehr verlangte.
Als Jessica zur Seite blickte, sah sie Vincente. Der Stuhl, auf dem er sa? und den alle Wachen benutzten, stand so, da? er vom Fenster aus nicht gesehen werden konnte. Jessica war sich zwar nicht ganz sicher, aber es sah so aus, als hatte er die Augen geschlossen. Seine Waffe lehnte neben ihm an der Wand. Von einem Balken in der Nahe hing eine Kerosinlampe, in deren Schein sie das Gesicht im Fenster gesehen hatte.
Vorsichtig, damit Vincente nichts merkte, falls er plotzlich aufwachte, deutete sie mit dem Kopf in seine Richtung.
Das Gesicht am Fenster - Jessica konnte noch immer nicht so recht glauben, da? es wirklich Harry Partridge war - reagierte sofort mit einer zweiten stummen Frage. Wieder konzentrierte sie sich. Nach dem dritten Mal verstand sie:
Jessica nickte leicht, um anzudeuten, da? sie verstanden hatte. Ihr Herz raste beim Anblick Harrys. Denn das konnte nur hei?en, da? die Rettung, auf die sie so lange gehofft hatten, nun unmittelbar bevorstand. Aber gleichzeitig wu?te sie auch, da? das erst der Anfang war, da? ihnen noch gro?e Schwierigkeiten bevorstanden.
»Vincente!« Sie rief gerade so laut, wie sie es fur notwendig hielt, aber es reichte nicht, um ihn zu wecken.
