mit wei?er Nelke im Knopfloch, schwarz-grau gestreifter Hose, wei?em Hemd und dunkler Krawatte begru?te ihn mit angemessenem Ausdruck.
»Guten Morgen, Sir«, sagte der Traum aller Schneider. »Ich bin Mr. Field. Zu Ihren Diensten.«
Miguel hatte sich genau uberlegt, was er sagen wollte. »Meine Eltern befinden sich bereits in einem fortgeschrittenen Alter und mochten nun gerne gewisse Vorbereitungen treffen fur ihr spateres... ah, Ableben.«
Mit einer leichten Verbeugung brachte Field seine Zustimmung und sein Mitgefuhl zum Ausdruck. »Ich verstehe, Sir. Viele altere Leute hegen an ihrem Lebensabend den Wunsch, sich fur das Kommende versorgt zu wissen.«
»Richtig. Meine Eltern hatten nun gerne...«
»Verzeihen Sie, Sir, es ware passender, wenn wir uns in mein Buro begeben wurden.«
»Bitte.«
Field ging voraus. Es war wahrscheinlich durchaus beabsichtigt, da? sie dabei an einigen mit ihren Sofas und Sesseln wie Salons wirkenden Zimmern und einem offensichtlich fur einen Gottesdienst vorbereiteten Saal mit Stuhlreihen vorbeigingen. In jedem Zimmer lag eine Leiche, geschminkt, der Kopf auf einem Spitzenkissen ruhend, in einem offenen Sarg. Miguel bemerkte nur wenige Besucher, die meisten Zimmer waren leer.
Das Buro lag versteckt am Ende des Gangs. An den Wanden hingen gerahmte Diplome, fast wie im Sprechzimmer eines Arztes, nur da? die Auszeichnungen hier fur die »Verschonerung« von Leichen (sie war mit violetten Bandern verziert) und eine andere furs Einbalsamieren verliehen worden waren. Auf Fields Einladung setzte sich Miguel auf einen Stuhl.
»Darf ich Ihren Namen erfahren, Sir?«
»Novack«, log Miguel.
»Nun, Mr. Novack, wir sollten zunachst die allgemeinen Vorkehrungen besprechen. Haben sich Ihre Eltern bereits eine Grabstelle ausgesucht?«
»Eigentlich nicht.«
»Dann werden wir uns zunachst diesem Problem zuwenden mussen. Wir sollten das gleich fur Sie erledigen, da es immer schwieriger wird, angemessene Grabstellen zu erhalten. Es sei denn, Sie ziehen eine Einascherung in Betracht.«
Miguel, der seine Ungeduld bekampfen mu?te, schuttelte den Kopf. »Nein. Woruber ich eigentlich mit Ihnen sprechen wollte... «
»Dann ist da die Frage der Konfession Ihrer Eltern. Welcher Gottesdienst wird notig sein? Es mussen auch noch einige andere Entscheidungen getroffen werden. Wenn Sie sich vielleicht das hier einmal durchlesen wurden.«
Field gab Miguel etwas, das aussah wie eine umfangreiche Speisekarte. Es war eine lange Liste verschiedener Dienstleistungen mit den dazugehorigen Preisen wie etwa: »Baden, Desinfizieren, Herrichten und Schminken des Verstorbenen - $ 250«, »Sonderbehandlung fur Autopsiefalle -$125« sowie »Geistlicher Beistand verschiedener Konfessionen - $ 100.« Ein »kompletter traditioneller Gottesdienst« zu $ 5900 schlo? unter anderem ein Kruzifix im Wert von $ 30 ein, das dem Verstorbenen in die Hand gelegt wurde. Sarge kosteten extra, und zwar bis zu $ 20600.
»Ich bin eigentlich hier, um uber die Sarge zu sprechen«, sagte Miguel.
»Gewi?.« Field stand auf. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
Nun fuhrte er Miguel in den Keller, wo sie einen mit rotem Teppich ausgelegten Austeilungsraum betraten. Field fuhrte ihn zunachst zu dem Sarg fur $ 20600. »Das ist unser Schmuckstuck. Er besteht aus erstklassigem Stahl, hat drei Deckelmodelle zur Auswahl - Glas, Bronze und Reliefbronze, und ist au?erordentlich dauerhaft.« Reiche Ornamente verzierten das Au?ere des Sargs. Innen war er mit lavendelfarbenem Samt ausgeschlagen.
»Vielleicht lieber etwas Einfacheres«, sagte Miguel.
Sie einigten sich schlie?lich auf zwei Sarge, der eine etwas kleiner als der andere, zu $ 2300 und $ 1900. »Meine Mutter ist eine sehr zierliche Dame«, erklarte Miguel.
Einige schmucklose, einfache Kisten hatten Miguels Neugier geweckt. Als er Field danach fragte, erklarte der: »Die sind fur orthodoxe Juden, deren Glauben Einfachheit vorschreibt. Und weil es in der Bibel >Erde zu Erde< hei?t, haben diese Kisten zwei Locher im Boden. Sie sind aber kein Jude?« Als Miguel den Kopf schuttelte, vertraute Field ihm an: »Offen gesagt, ich mochte meine geliebten Angehorigen nicht so zur letzten Ruhe betten.«
Sie kehrten in das Buro zuruck, wo Field sagte: »Nun wurde ich vorschlagen, da? wir uns um die anderen Fragen kummern. Zunachst einmal die Grabstelle.«
»Das ist nicht notig«, erwiderte Miguel. »Ich mochte nur die Sarge bezahlen und sie gleich mitnehmen.«
Field sah entsetzt aus. »Das ist unmoglich.«
»Warum?«
»Das ist einfach nicht ublich.«
»Ich hatte mich vielleicht deutlicher ausdrucken sollen.« Miguel merkte nun langsam, da? es nicht so einfach war, wie er es sich vorgestellt hatte. »Meine Eltern mochten die Sarge gerne bei sich zu Hause haben, an einem Ort, wo sie sie taglich sehen konnen. Damit sie sich sozusagen an ihre zukunftige Bleibe gewohnen konnen.«
Field schien am Boden zerstort. »So etwas konnen wir unmoglich tun. Was wir hier anbieten sind - wenn ich den Begriff verwenden darf - >Pakete<. Es ist durchaus moglich, da? Ihre Eltern uns besuchen und sich die Sarge ansehen, in denen sie einmal ruhen werden. Aber wir mussen darauf bestehen, da? sie im Haus bleiben, bis sie benotigt werden.«
»Konnen Sie denn nicht...«
»Nein, Sir, auf keinen Fall.«
Miguel spurte, da? der andere das Interesse verlor und sogar schon ein wenig argwohnisch wurde.
»Nun gut. Ich werde es mir uberlegen und vielleicht auf Sie zuruckkommen.«
Field begleitete Miguel hinaus. Miguel hatte naturlich nicht im geringsten die Absicht zuruckzukommen. Er wu?te, da? er bereits jetzt einen zu nachhaltigen Eindruck hinterlassen hatte.
Tags darauf versuchte er es bei zwei anderen Bestattungsinstituten, wo er sich kurzer fa?te. Doch die Antwort war uberall die gleiche. Keines war bereit, Sarge ohne das dazugehorige »Leistungspaket« zu verkaufen.
Miguel sah nun, da? es ein Fehler gewesen war, sich von seiner Operationsbasis zu entfernen, und wandte sich wieder an seine Kontakte in Little Columbia. Nach ein paar Tagen schickte man ihn in ein kleines, tristes Bestattungsinstitut in Astoria, nicht weit von Jackson Heights. Dort traf er Alberto Godoy.
Im Vergleich zu Field's war Godoys Institut ein Ramschladen, speziell ausgerichtet auf eine weniger zahlungskraftige Kundschaft. Doch nicht nur das, der Laden war auch ausgesprochen schabig, und diese Schabigkeit erstreckte sich auch auf den Besitzer.
Godoy war fett und glatzkopfig, er hatte nikotinfleckige Finger und das aufgeschwemmte Gesicht eines starken Trinkers. Die Flecken auf seinem schwarzen Frack und den grau gestreiften Hosen waren unubersehbar. Seine Stimme war heiser, ein Raucherhusten zerteilte seine Satze. Wahrend der Besprechung mit Miguel, die in Godoys winzigem, vollgestopftem Buro begann, rauchte er drei Zigaretten, wobei er die eine an der anderen anzundete.
Miguel begann: »Mein Name ist Novack, und ich wollte mich erkundigen... «
»Ja, ich wei?.«
»Meine Eltern sind bereits im vorgeruckten Alter... «
»Ach, sieh mal einer an!«
Miguel lie? sich nicht beirren und wiederholte seine Geschichte, wahrend Godoy mit einer Mischung aus Langeweile und Unglaubigkeit zuhorte. Am Ende fragte er nur: »Wie werden Sie zahlen?«
»Bar.«
Godoy wurde sofort etwas freundlicher. »Hier entlang, bitte.«
Auch bei Godoy befand sich der Ausstellungsraum im Keller, doch hier war der Teppich stumpfbraun und abgenutzt, und es gab auch weniger Auswahl als bei Field's. Ohne langes Zogern suchte sich Miguel zwei Sarge
