aus, den einen von durchschnittlicher Gro?e, den anderen kleiner.

»Fur den normalen dreitausend Dollar«, verkundete Godoy. »Fur den Kindersarg zweitausendfunfhundert.«

Obwohl der Hinweis auf das Kind nicht mit seiner Geschichte ubereinstimmte und der Wahrheit gefahrlich nahekam, ignorierte Miguel ihn. Er zahlte auch widerspruchslos, obwohl er uberzeugt war, da? die insgesamt $ 5500 mindestens das Doppelte des normalen Preises darstellten. Er hatte das Geld bei sich und zahlte in Hundertdollarscheinen. Godoy verlangte noch $ 454 Verkaufssteuer, die Miguel ebenfalls zahlte, obwohl er bezweifelte, da? Godoy die je abfuhrte.

Miguel fuhr den kurz zuvor gekauften GMC Laster ruckwarts an eine Laderampe, wo die Sarge unter Godoys Aufsicht verladen wurden. Anschlie?end brachte Miguel sie in das Haus, wo er sie bis zu ihrem spateren Transport nach Hackensack aufbewahrte.

Nun kehrte Miguel fast einen Monat spater zu Alberto Godoys Institut zuruck, weil er noch einen dritten Sarg brauchte.

Wegen des damit verbundenen Risikos machte Miguel diesen zweiten Besuch nicht gern. Er erinnerte sich noch an Godoys beilaufige Bemerkung uber den Kindersarg. Und er fragte sich, ob die Gefahr bestand, da? Godoy den Kauf der beiden Sarge mit der Entfuhrung des Jungen und der Frau in Verbindung gebracht hatte. Es war nicht sehr wahrscheinlich, doch Miguel hatte unter anderem auch deshalb so lange als Terrorist uberlebt, weil er jedes mogliche Risiko in Betracht zog. Doch da er beschlossen hatte, auch den dritten Gefangenen nach Peru zu schaffen, gab es fur ihn zu diesem Zeitpunkt keine Alternative zu Godoy. Er mu?te es riskieren.

Eine gute Stunde nach dem Verlassen der Vereinten Nationen sagte Miguel zu Luis, er solle den Leichenwagen einen Block vor Godoys Bestattungsinstitut abstellen. Miguel spannte den Schirm auf und lief durch den stromenden Regen.

Im Bestattungsinstitut meldete eine Empfangsdame Miguel uber die Sprechanlage bei Godoy an und fuhrte ihn dann in dessen Buro.

Der dicke Mann sah Miguel durch eine Wolke von Zigarettenrauch argwohnisch an. »Ach, Sie sind's wieder. Ihre Freunde haben mir nicht gesagt, da? Sie kommen.«

»Die wissen es nicht.«

»Was wollen Sie?« Hatte er sich beim ersten Mal noch bereitwillig auf das Geschaft mit Miguel eingelassen, wurde jetzt deutlich, da? er Vorbehalte hatte.

»Ein alter Freund hat mich gebeten, ihm einen Gefallen zu tun. Er hat die Sarge gesehen, die ich fur meine Eltern gekauft habe, ihm gefallt der Gedanke und er mochte... «

»Ach, lassen Sie das!« Ein altmodischer Spucknapf stand neben Godoys Schreibtisch. Er nahm die Zigarette aus dem Mund und spuckte hinein. »Horen Sie zu, Mister, verschwenden Sie keine Zeit mit diesem Unsinn, von dem wir beide wissen, da? er nicht stimmt. Ich habe gefragt, was Sie wollen.«

»Einen Sarg. Bar bezahlt wie beim letzten Mal.«

Godoy warf ihm einen verschlagenen Blick zu. »Ich habe hier ein Geschaft. Klar, ab und zu bin ich Ihren Freunden gefallig, das beruht auf Gegenseitigkeit. Aber von Ihnen will ich jetzt eins wissen: Reite ich mich da in eine Riesensache hinein?«

»Es gibt keine Sache. Nicht wenn Sie kooperieren.« Miguel senkte drohend die Stimme.

»Also gut, Sie bekommen ihn«, sagte Godoy in etwas gema?igterem Tonfall. »Aber die Preise sind gestiegen seit dem letzten Mal. Das Modell fur Erwachsene kostet jetzt viertausend.«

Wortlos offnete Miguel die Mappe, die er von Jose Antonio Salaverry erhalten hatte, und zahlte vierzig Hundertdoll arscheine ab, die er Godoy gab. »Plus zweihundertfunfzig Verkaufssteuer.«

Wahrend Miguel die Bander der Mappe wieder verknotete, sagte er zu Godoy: »Sie konnen mich mal mit Ihrer Steuer.« Und dann: »Ich habe drau?en einen Wagen stehen. Schaffen Sie den Sarg zur Laderampe.«

An der Rampe war Godoy dann etwas uberrascht, als ein Leichenwagen erschien. Die beiden ersten Sarge waren in einem Laster weggeschafft worden, das wu?te er noch. Da er seinem Besucher noch immer nicht traute, pragte er sich das New Yorker Kennzeichen des Leichenwagens ein. Sobald er wieder in seinem Buro sa?, schrieb er sich die Nummer auf, obwohl er eigentlich nicht genau wu?te, wieso. Er legte den Zettel in eine Schublade und verga? ihn sofort wieder.

Obwohl Godoy das unbestimmte Gefuhl hatte, in etwas verwickelt zu sein, von dem er besser nichts wu?te, lachelte er, als er die viertausend Dollar in seinen Burosafe legte. Ein Teil des Geldes, das sein Besucher bereits vor einem Monat bezahlt hatte, lag ebenfalls in dem Safe, und Godoy hatte nicht nur nicht die Absicht, die Verkaufssteuer abzufuhren, sondern wollte beide Transaktionen generell am Finanzamt vorbeischmuggeln. Die drei Sarge aus seinen Inventarbuchern verschwinden zu lassen, war kein Problem. Der Gedanke stimmte ihn so frohlich, da? er beschlo?, etwas zu tun, was er sehr oft tat - in die Bar nebenan zu gehen.

In der Bar warteten bereits einige seiner Saufkumpane auf ihn. Kurze Zeit spater, als ihm drei Jack Daniel's die Zunge schon etwas gelost hatten, erzahlte er der Runde, da? ein Spinner bei ihm zwei Sarge gekauft und dann angeblich bei sich zu Hause aufgestellt habe, fur den Fall, da? seine Alten abkratzen. Und nun sei er zuruckgekommen und habe noch einen dritten gekauft, so als waren es Stuhle oder Bratpfannen.

Unter dem drohnenden Gelachter seiner Zuhorer erzahlte er weiter, er habe den Kerl ubers Ohr gehauen und ihm das Dreifache des normalen Preises abgenommen. Daraufhin mischte sich Beifall unter das Gelachter, und das brachte Godoy dazu, noch eine Runde auszugeben. Die Befurchtungen von zuvor waren langst vergessen.

Bei dieser Clique in der Bar sa? auch ein geburtiger Kolumbianer mit amerikanischem Pa?, der fur eine obskure in Spanisch erscheinende Wochenzeitung aus Queens eine Kolumne schrieb. Mit einem Bleistiftstummel notierte sich der Mann die wesentlichen Punkte von Godoys Geschichte auf dem Rucken eines Briefumschlags und ubersetzte sie dabei gleichzeitig ins Spanische. Die Episode wurde ein hervorragendes Thema fur seine nachste Kolumne abgeben, dachte er sich.

7

Bei CBA News war es ein hektischer Tag gewesen, vor allem fur die Spezialeinheit.

Fast die gesamte Arbeit konzentrierte sich auf die Produktion eines umfassenden Berichts uber die Entfuhrung fur die National Evening News, obwohl es auch an anderen Orten der Welt zum Teil sehr bedeutende Ereignisse gab.

Fur die Entfuhrungsgeschichte waren funfeinhalb Minuten vorgesehen - eine au?ergewohnlich lange Zeit in einem Geschaft, in dem man sich um Sendeanteile von nur funfzehn Sekunden Lange stritt. Aus diesem Grund war praktisch die ganze Sondereinheit nur mit diesem Bericht beschaftigt, fur langerfristige Planung oder intensives Nachdenken blieb fast keine Zeit mehr.

Harry Partridge, der den ersten Teil der Sendung moderierte, begann:

»Auch nach sechsunddrei?ig Stunden qualenden Wartens gibt es noch immer keine Nachricht von der Familie des Chefsprechers von CBA News, Crawford Sloane, dessen Frau, Sohn und dessen Vater gestern vormittag in Larchmont, New York, entfuhrt wurden. Der Aufenthaltsort von Mrs. Jessica Sloane, dem elfjahrigen Nicholas und Mr. Angus Sloane ist bis jetzt noch unbekannt.«

Bei jedem Namen wurde das entsprechende Foto uber Partridges Schulter eingeblendet.

»Unbekannt sind daruber hinaus Identitat, Motive und Herkunft der Entfuhrer.«

Dann erschien Crawford Sloanes sorgenvolles Gesicht auf dem Bildschirm. Mit verzweifelter Stimme flehte er: »Gleichgultig, wer Sie sind oder wo Sie sind, melden Sie sich in Gottes Namen. Schicken Sie uns eine Nachricht!«

Zu einer Au?enansicht der FBI-Zentrale, dem J. Edgar Hoover Building in Washington, horte man nun wieder Partridges Stimme. »Wahrend das FBI, das die Ermittlungen ubernommen hat, offiziell jeden Kommentar verweigert...«

Ein kurzer Szenenwechsel ins Presseburo des FBI. Ein Sprecher erklart: »Im Augenblick wurden Verlautbarungen die Ermittlungen nur behindern.«

Dann wieder Partridge: »...geben FBI-Beamte unter der Hand zu, da? noch keine Fortschritte gemacht wurden.«

»Seit gestern ergie?t sich ein Strom der Entrustung und der Besorgnis uber unser Land. So an hochster Stelle...«

Schnitt zum Pressesaal des Wei?en Hauses. Der Prasident sagt: »Eine solche Untat hat in Amerika keinen Platz. Diese Verbrecher werden zur Strecke gebracht und bestraft werden.«

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