Partridge: »...
Aus Pittsburgh meldete sich ein hartgesottener schwarzer Stahlkocher, dessen Gesicht im Schein des Schmelzofens glanzte:
Und aus einer freundlichen Kuche in Topeka eine wei?e Hausfrau:
In einem Klassenzimmer in Kalifornien sagte ein junges, eurasisches Madchen mit leiser Stimme:
Wahrend des Tages hatten sich Kamerateams von CBA und einigen Tochtergesellschaften auf die Suche nach Stellungnahmen gemacht. Aus funfzig Interviews hatte man diese drei ausgewahlt.
Szenenwechsel zu Sloanes Haus: Bilder vom vergangenen, regnerischen Vormittag wurden gezeigt, zuerst eine Distanzaufnahme von der wartenden Menge auf der Stra?e, dann ein langsames Heranfahren an die Gesichter. Uber den Bildern Partridges Stimme:
Der Sprecherkommentar wechselte sich ab mit Umweltgerauschen, und dazu immer neue Bilder: Die beiden zivilen FBI-Autos in der Auffahrt... die Masse der Schaulustigen, die dem ersten Wagen plotzlich den Weg versperren... das Ausbrechen des ersten Autos... quietschende Reifen und die Schreie der Verletzten... die verzweifelten Versuche der anderen, sich vor dem zweiten Wagen in Sicherheit zu bringen... eine Nahaufnahme von Sloanes Gesicht... die ubersturzte Abfahrt des zweiten Autos.
Wahrend des Schneidens war Kritik an der Verwendung der letzten beiden Szenen laut geworden. Sloane selbst behauptete: »Es vermittelt einen vollkommen falschen Eindruck.«
Aber Iris Everly, die zusammen mit Bob Watson, einem der besten Cutter von CBA, den Bericht zusammenstellte, stimmte fur die Verwendung und setzte sich schlie?lich durch. »Ob es Crawf gefallt oder nicht«, sagte sie, »es sind wichtige Informationen, und wir sollten objektiv bleiben. Au?erdem ist sonst seit gestern nichts passiert.« Rita und Partridge hatten ihr zugestimmt.
Nun folgte eine geschickt gemachte Rekapitulation des vergangenen Tages. Sie begann mit Priscilla Rhea, der alten und gebrechlichen pensionierten Lehrerin, die noch einmal den brutalen Uberfall auf Jessica, Nicky und Angus Sloane beschrieb.
Minh Van Canh hatte seine Kamera sehr kreativ eingesetzt und brachte Miss Rheas Gesicht in extremer Nahaufnahme. Sie zeigte uberdeutlich die tiefen Furchen des Alters in ihrem Gesicht, brachte aber auch ihre Intelligenz und ihr robustes Wesen zur Geltung. Minh hatte sie mit behutsamen Fragen aus der Reserve gelockt. Wenn kein Korrespondent zur Stelle war, kam es ab und zu vor, da? ein erfahrener Kameramann die Leute, die er filmte, selbst befragte. Im Studio wurden dann die Fragen geloscht, wahrend die Antworten als Stellungnahmen erhalten blieben.
Nach der Beschreibung des Kampfes auf dem Parkplatz und der Abfahrt des Nissan, hob Miss Rhea wutend die Stimme und sagte uber die Entfuhrer:
Als nachstes bestatigte der Polizeichef von Larchmont, da? es in dem Fall noch keinen Durchbruch gegeben habe und auch von den Entfuhrern noch keine Nachricht eingetroffen sei. Auf diese Rekapitulation folgte ein Interview mit dem Kriminologen Ralph Salerno.
Das Gesprach via Satellit zwischen Harry Partridge in New York und Ralph Salerno in einem Studio in Miami war bereits am Nachmittag aufgezeichnet worden. Karl Owens' Empfehlung hatte sich als zutreffend erwiesen, denn Salerno war beredt, uberzeugend und gut informiert. Rita Abrams war von ihm so beeindruckt, da? sie mit ihm fur die Dauer der Krise einen Exklusivertrag aushandelte. Er sollte $ 1000 pro Sendung bekommen, mindestens vier Auftritte waren garantiert.
Viele Sender behaupteten zwar, Interviewpartnern kein Geld zu bezahlen - was bei weitem nicht immer stimmte -, doch in diesem Fall handelte es sich um ein Beraterhonorar und war als solches durchaus akzeptabel.
Als Antwort auf Anfrage Partridges fuhr er fort:
Partridge griff das Stichwort auf:
Die letzte Stellungnahme in diesem Sonderbericht kam von der CBA-Prasidentin, Margot Lloyd-Mason.
Es war Leslie Chippinghams Idee gewesen, Margot mit in die Sendung zu nehmen. Er hatte ihr am Tag zuvor, kurz nach der Programmunterbrechung durch die Sondermeldung, telefonisch Bericht erstattet und an diesem Vormittag wieder. Sie hatte im gro?en und ganzen sehr mitfuhlend reagiert und gleich nach dem Gesprach mit Les Crawford Sloane angerufen und ihm gesagt, sie hoffe, da? man seine Familie bald wiederfinden werde. Bei dem zweiten Gesprach mit Chippingham jedoch machte sie Einschrankungen.
»So etwas passiert unter anderem auch deshalb, weil die Sender ihre Moderatoren zu uberlebensgro?en Stars gemacht haben und die Offentlichkeit sie nun als etwas ganz Besonderes, als halbe Gotter ansieht.« Sie lie? sich nicht weiter daruber aus, inwieweit ein Sender, auch wenn er es wollte, die offentliche Meinung in dieser Hinsicht beeinflussen konnte, und Chippingham hatte wenig Lust, mit ihr uber das Offensichtliche zu streiten.
Ihr zweiter Vorbehalt betraf die Spezialeinheit.
»Ich will nicht, da? irgend jemand - und das hei?t vorwiegend Sie«, sagte Margot Lloyd-Mason, »nun plotzlich wild mit Geld um sich wirft. Sie sollten fahig sein, das Notwendige innerhalb des bestehenden Budgetrahmens zu tun.«
»Ich bin mir da nicht so sicher«, erwiderte Chippingham zweifelnd.
»Dann betrachten Sie es als verbindliche Richtlinie. Ohne meine vorherige Zustimmung darf nichts unternommen werden, was unser Budget uberschreitet. Ist das klar?«
Insgeheim fragte sich Chippingham, ob diese Frau Blut in den Adern hatte oder Eis.
Laut antwortete er: »Ja, Margot, es ist klar, aber ich mochte Sie daran erinnern, da? die Einschaltquoten fur die National Evening News gestern abend in die Hohe geschossen sind, und ich gehe davon aus, da? das fur die Dauer dieser Krise auch so bleiben wird.«
»Was nur beweist«, erwiderte sie kuhl, »da? auch tragische Ereignisse profitbringend sein konnen.«
Wahrend es durchaus angebracht schien, die Prasidentin in der Sendung auftreten zu lassen, erhoffte sich Chippingham auch, da? diese ihr harte Haltung gegenuber Sonderausgaben etwas abmildern wurde, denn die waren seiner Meinung nach notig.
Vor der Kamera sprach Margot sehr selbstbewu?t und uberzeugend einen vorbereiteten Text, den sie jedoch an einigen Stellen verandert hatte.
Im ursprunglichen Text wurde Globanic Industries nicht erwahnt. Als Margot bei der Durchsicht des Manuskripts in Chippinghams Buro die Erwahnung vorschlug, riet Chippingham ab. »Ich wurde das nicht tun. Fur die Offentlichkeit ist CBA eine unabhangige Gro?e, ein Stuck amerikanische Lebensart. Die Erwahnung von Globanic verwischt dieses Bild, und das bringt keinem einen Vorteil.«
