»Sie tun doch nur gern so«, entgegnete Margot, »als ware CBA eine Art Kronjuwel und au?erdem unabhangig. Aber der Sender ist weder das eine noch das andere. Bei Globanic halt man CBA eher fur 'nen Pickel am Arsch des Konzerns. Der Hinweis kommt rein. Was Sie rausnehmen konnen, ist dieses >unser Freund und Kollegec, Entfuhrung hin oder her, am Ende ersticke ich noch dran.«

»Wie war's mit einem Kompromi??« fragte Chippingham lakonisch. »Ich verspreche, Globanic zu lieben, wenn Sie die eine Sendung lang Crawfords Freund sind.«

Zum ersten und einzigen Mal mu?te Margot laut lachen. »Verdammt, ja.«

Der Mangel an Fortschritten nach dem ersten hektischen Tag fur die Spezialeinheit uberraschte Harry Partridge nicht. Er war in der Vergangenheit schon an mehreren ahnlichen Projekten beteiligt gewesen und wu?te, da? jedes neu zusammengestellte Team mindestens einen Tag brauchte, um sich zu orientieren. Dennoch durfte es bei der Ausarbeitung ihrer Plane keine weitere Verzogerung geben.

»Wie war's mit einem Arbeitsessen?« fragte er Rita im Verlauf des Nachmittags.

Ohne lange zu zogern, bestellte Rita einen Tisch in einem chinesischen Restaurant, wo sich die sechs wichtigsten Mitglieder der Spezialeinheit unmittelbar nach den Abendnachrichten treffen konnten. Sie entschied sich fur das Shun Lee West an der West Sixty-fifth Street in der Nahe des Lincoln Center, ein beliebter Treffpunkt der Fernsehleute. Bei der Reservierung sagte sie zu dem maitre d' hotel, Andy Yeung: »Kommen Sie uns nicht mit Speisekarten. Sie stellen einfach ein gutes Menu zusammen und geben uns einen Tisch etwas abseits, damit wir reden konnen.«

Wahrend eines Werbespots nach dem Funfminutenbericht uber die Entfuhrung verlie? Partridge den Moderatorensessel, und Crawford Sloane setzte sich an seine Stelle. Wahrend des Wechsels fa?te Sloane Partridge am Arm und flusterte: »Danke, Harry - fur alles.«

»Ein paar von uns werden heute abend noch arbeiten«, erwiderte Partridge, »vielleicht kommen uns dabei ein paar gute Einfalle.«

»Ich wei?. Und ich bin euch wirklich dankbar dafur.« Wie gewohnt uberflog nun Sloane die Manuskripte, die ihm ein Assistent vorlegte, und Partridge, der ihm dabei zusah, war entsetzt uber das Aussehen des Mannes. Nicht einmal Make-up konnte die verheerende Wirkung der vergangenen eineinhalb Tage verbergen. Sloanes Wangen wirkten eingefallen, er hatte Tranensacke unter den rotgeranderten Augen; vielleicht, dachte Partridge, hatte er heimlich geweint.

»Wie geht's?« flusterte er. »Bist du sicher, da? du das schaffst?«

Sloane nickte. »Diese Saukerle werden mich nicht au?er Gefecht setzen.«

»Funfzehn Sekunden«, rief der Sendeleiter.

Partridge verlie? schnell das Studio. Drau?en blieb er vor einem Kontrollmonitor stehen, bis er ganz sicher war, da? Sloane den Rest der Nachrichten bewaltigen wurde. Dann fuhr er mit einem Taxi zum Shun Lee West.

Der Tisch stand in einem verhaltnisma?ig ruhigen Winkel im hinteren Teil des Restaurants.

Kurz vor Ende des ersten Gangs - einer dampfenden, fein gewurzten Wintermelonensuppe - wandte Partridge sich an Cooper. Der junge Englander hatte fast den ganzen Tag in Larchmont verbracht, wo er mit jedem sprach, der etwas uber die Entfuhrung wu?te, und naturlich auch mit der Polizei. Erst am spaten Nachmittag war er ins Hauptquartier der Spezialeinheit zuruckgekehrt.

»Teddy, la? uns mal deine ersten Eindrucke horen, und ob dir schon was eingefallen ist, wie wir weitermachen sollen.«

Cooper schob die leere Suppentasse weg und wischte sich die Lippen ab. Er schlug ein ziemlich abgenutztes Schulheft auf und erwiderte: »Okay, zuerst meine Eindrucke.«

Die aufgeschlagenen Seiten waren bis an den Rand vollgekritzelt.

»Erstens: Diese Kerle waren absolute Profis, sie wu?ten genau, was sie taten, und machten keinen einzigen Fehler. Die Sache war so prazise geplant wie ein Eisenbahnfahrplan. Zweitens: Sie hatten einen Haufen Geld.«

»Woher willst du das wissen?« fragte Norman Jaeger.

»Auf diese Frage habe ich gehofft.« Cooper sah sich grinsend am Tisch um. »Zum einen deutet alles darauf hin, da? die Entfuhrer erst mal lange beobachteten, bevor sie zuschlugen. Ihr wi?t doch, da? die Nachbarn jetzt erzahlen, sie hatten Autos und ein- oder zweimal sogar einen Lastwagen vor Sloanes Haus gesehen, aber sich dabei gedacht hatten, die Leute in den Autos wurden Mr. Sloane beschutzen und nicht ausspionieren. Seit gestern haben das funf Leute erzahlt, mit vieren davon habe ich heute gesprochen. Und alle wollen diese Autos drei Wochen oder sogar einen Monat lang immer wieder mal gesehen haben. Und dazu kommt noch, da? Mr. Sloane jetzt glaubt, er sei verfolgt worden.«

Cooper sah Partridge an. »Harry, ich hab deine Palavernotizen am Infobrett gelesen, und ich glaube, Mr. Sloane hat recht. Er wurde wirklich beschattet. Ich hab' da so 'ne gewisse Theorie.«

Inzwischen wurde der nachste Gang serviert - sautierte Krabben mit Paprikastreifen, gebratene Konigsgarnelen, Zuckerschoten und gebratener Reis. Es entstand eine Gesprachspause, in der sich alle das Essen schmecken lie?en, doch dann drangte Rita weiter. »Was ist mit dieser Theorie, Teddy?«

»Okay, Mr. Sloane ist ein Fernsehstar, eine Gestalt des offentlichen Lebens, der bei jedem seiner Schritte beobachtet wird, und im Lauf der Zeit wird ihm das auf unangenehme Art bewu?t. Deshalb baut er sich im Unbewu?ten eine Art Schutzwall dagegen auf, er verdrangt, da? Fremde ihn ansehen, den Kopf nach ihm umdrehen und mit Fingern auf ihn zeigen. Und so hat er eben auch seine Beschattung verdrangt - die es meiner Meinung nach aber gegeben haben mu?, weil sie zu der aufwendigen Beobachtung der ganzen Familie pa?t.«

»Auch wenn das stimmt«, fragte Karl Owens, »was bringt es uns?«

Partridge entgegnete ihm: »Es hilft uns, eine Vorstellung von den Entfuhrern zu bekommen. Mach weiter, Teddy.«

»Okay. Fur diese langfristige und sorgfaltige Beschattung mussen die Kerle viel Geld ausgegeben haben. Dasselbe gilt fur die Autos, die sie dazu verwendet haben, verschiedene Personenwagen, einen Lastwagen, vielleicht sogar zwei, und dann gestern den Nissan Kleinbus - 'ne richtige Flotte. Und an diesen Autos war was Besonderes.«

Cooper blatterte eine Seite um. »Die Polizei hat mir die Zeugenaussagen gezeigt. Da sind mir ein paar interessante Sachen aufgefallen.

Also, wenn jemand ein Auto sieht, dann bleibt ihm davon vielleicht nicht viel im Gedachtnis, aber an eins erinnern sich die meisten Leute, an die Farbe namlich. Na, und diese Leute, die die Autos gesehen haben wollen, erwahnen acht verschiedene Farben. Da frage ich mich naturlich sofort: Hatte die Bande acht verschiedene Autos?«

»Moglich war's«, erwiderte Iris Everly, »wenn sie Leihwagen benutzt haben.«

Cooper schuttelte den Kopf. »Nicht die Profis, mit denen wir es hier zu tun haben; die sind dazu viel zu gerissen. Die wu?ten genau, da? sie beim Mieten von Autos ihre Identitat hatten preisgeben mussen - Fuhrerscheine, Kreditkarten. Und au?erdem hatte man anhand der Kennzeichen feststellen konnen, woher die Leihwagen kamen.«

»Dann hast du also eine andere Theorie«, meinte Iris. »Oder?«

»Genau. Ich glaube, da? die Entfuhrer wahrscheinlich drei Autos hatten und die immer wieder umspritzten, sagen wir einmal pro Woche, weil sie hofften, damit das Risiko einer Entdeckung zu verringern. Und das hat ja auch funktioniert. Nur ist ihnen beim Umspritzen ein dummer Fehler unterlaufen.«

Inzwischen kam der nachste Gang - zwei gro?e Platten mit Pekingente. Wahrend Cooper weitererzahlte, griffen die anderen hungrig zu.

»Gehen wir kurz ein Stuck zuruck. Einer dieser Nachbarn hat sich etwas mehr uber diese Autos gemerkt als die anderen. Der ist namlich im Versicherungsgeschaft und kennt sich mit Marken und Modellen aus.«

Jaeger unterbrach ihn: »Das ist ja alles sehr interessant, mein britischer Freund, aber wenn du noch was von dieser kostlichen Ente willst, mu?t du zugreifen, bevor wir Yankees alles wegputzen.«

»Internationale Ente!« Cooper nahm sich genu?lich nun ebenfalls ein Stuck Fleisch und fuhr dann fort.

»Na, auf jeden Fall hat dieser Typ sich Marken und Modelle der Autos gemerkt und sagt nun, er hatte insgesamt drei verschiedene gesehen - einen Ford Tempo, einen Chevy Celebrity und einen Plymouth Reliant, alles Modelle von diesem Jahr, und er hat sich zu den Modellen auch ein paar Farben gemerkt.«

»Und wie bist du auf das Umspritzen gekommen?« fragte Partridge.

»Heute nachmittag«, entgegnete Cooper, »hat euer Informant, Bert Fisher, fur mich bei einigen

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