investieren. Und eben damit hatten die erfahrenen Planer dieses Anschlags gerechnet.

Der Killer sah sich noch ein letztes Mal prufend im Wohnzimmer um und verlie? dann die Wohnung. Als er kurze Zeit spater ungehindert wieder auf die Stra?e trat, hat er sich kaum funfzehn Minuten in dem Gebaude aufgehalten. Wenige

Blocks entfernt zog er die Handschuhe aus und warf sie in eine Mulltonne.

9

»Glaubst du, da? Teddy Cooper etwas herausfindet?« fragte Norman Jaeger.

»Es wurde mich nicht uberraschen«, antwortete Partridge. »Es ist ihm schon ofters gelungen.«

Es war 22 Uhr 30, und die beiden gingen auf dem Broadway in der Nahe des Central Park in sudlicher Richtung. Eine Viertelstunde zuvor war das Arbeitsessen im Shun Lee West zu Ende gegangen, kurz nachdem Cooper seine Hypothese aufgestellt hatte, das Hauptquartier der Entfuhrer befinde sich innerhalb eines Funfundzwanzig-Meilen-Radius um Larchmont. Doch bevor sie sich trennten, hatte er seiner ersten Hypothese eine zweite folgen lassen.

Seiner Meinung nach hielten sich Entfuhrer und Opfer noch im Hauptquartier der Bande auf, wo die Gangster solange ausharren wurden, bis die Suche nachlie? und die Stra?ensperren verringert oder aufgehoben wurden - was beides in nachster Zeit passieren wurde. Danach wurden die Entfuhrer ihre Opfer an einen weit entfernten Ort bringen, vielleicht noch in den Vereinigten Staaten, moglicherweise aber auch au?erhalb.

Die anderen hatten Coopers Argumente sehr ernst genommen. Rita Abrams meinte dazu: »Das ist das Einleuchtendste, was ich bisher gehort habe.«

Aber Carl Owens gab zu bedenken: »Wir reden da von einem riesigen, dichtbesiedelten Gebiet, das man nicht einmal mit einer Armee effektiv durchsuchen konnte.« Und dann, mit einem Seitenhieb auf Cooper: »Au?er du hast noch eine deiner brillanten Ideen in der Hinterhand.«

»Im Augenblick nicht«, erwiderte Cooper. »Ich brauch' erst mal eine Mutze voll Schlaf. Vielleicht fallt mir dann morgen fruh etwas >Brillantes< ein, wie du so schon sagst.«

Damit beendeten sie die Diskussion, und obwohl der folgende Tag ein Samstag war, setzte Partridge fur 10 Uhr ein weiteres Treffen der Spezialeinheit an. Danach trennten sie sich. Die meisten fuhren mit dem Taxi, und nur Partridge und Jaeger beschlossen, zu Fu? zu ihren Hotels zu gehen, um noch etwas die Nachtluft zu genie?en.

»Wo hast du diesen Cooper denn eigentlich aufgegabelt?« fragte Jaeger.

Partridge erzahlte, wie er Teddy beim BBC entdeckt hatte, von seiner Arbeit beeindruckt gewesen war und ihm bei CBA einen besser bezahlten Job verschafft hatte.

»Eins der ersten Probleme, die er fur uns loste«, fuhr Partridge fort, »war damals, 1984, die Sache mit der Verminung des Roten Meeres. Dabei wurden eine Menge Schiffe in die Luft gejagt und sanken, aber kein Mensch wu?te, wer die ganzen Minen gelegt hatte. Erinnerst du dich noch?«

»Naturlich erinnere ich mich«, erwiderte Jaeger. »Der Iran und Libyen waren die Hauptverdachtigen. Offensichtlich erledigte ein Schiff die Drecksarbeit, aber keiner wu?te, welches und wem es gehorte.«

Partridge nickte. »Teddy nahm also die Ermittlungen auf und verbrachte einige Tage bei Lloyds, wo er geduldig samtliche Aufzeichnungen der Versicherung uber Schiffsbewegungen durchsah. Er ging von der Hypothese aus, da? das Schiff, das die Minen gelegt hatte, durch den Suezkanal gekommen sein mu?te. Also schrieb er sich alle Schiffe heraus, die kurz vor Beginn der Verminung den Suezkanal passiert hatten - und das waren nicht wenige.

Dann verfolgte er die Bewegungen der Schiffe, die er sich herausgeschrieben hatte, von einem Hafen zum anderen und verglich diese Bewegungen mit den Daten uber die von Minen verursachten Havarien in den einzelnen Gebieten. Schlie?lich, und das hei?t nach einer sehr, sehr langen Suche, stie? er auf den Namen eines Schiffes, die Ghat. Sie war uberall dort gewesen, wo andere Schiffe auf Minen aufgefahren waren, und in jedem Fall nur ein oder zwei Tage zuvor. Damit hatte Teddy den unwiderlegbaren Beweis erbracht, da? nur dieses Schiff die Minen gelegt haben konnte.«

Partridge fuhr fort: »Wie wir heute wissen, war es ein libysches Schiff, und nachdem der Name bekannt war, dauerte es nicht mehr lange, bis man beweisen konnte, da? Gaddafi hinter der ganzen Sache steckte.«

»Ich wu?te zwar, da? wir bei der Geschichte die Nase vorn hatten«, sagte Jaeger, »aber wer und was da alles dahintersteckte, wu?te ich nicht.«

»Das ist doch immer so«, meinte Partridge grinsend. »Wir Korrespondenten werden fur eine Arbeit gelobt, die wir Leuten wie dir und Teddy zu verdanken haben.«

»Ich beklage mich nicht«, entgegnete Jaeger. »Und ich sag' dir eins, Harry: Ich mochte nicht mit dir tauschen, vor allem in meinem Alter nicht mehr.« Er uberlegte eine Weile und fuhr dann fort: »Cooper ist ja noch ein Junge. Alle sind sie noch Jungs. Inzwischen aber schmei?en die unseren Laden. Sie haben die Energie und den Grips. Hast du auch manchmal Tage wie ich, wo du merkst, da? du alt wirst?«

Partridge schnitt eine Grimasse. »In letzter Zeit viel zu oft.«

Sie hatten den Columbus Circle erreicht. Links von ihnen erstreckte sich die furchteinflo?ende Dunkelheit des Central Park, in den sich nachts nur wenige New Yorker hineintrauten. Direkt vor ihnen lag die West Fifty-ninth Street und dahinter die hellen Lichter von Mid-Manhattan. Partridge und Jaeger schlangelten sich vorsichtig durch den dichten Verkehr der am Circle zusammenlaufenden Stra?en.

»Du und ich, wir haben beide schon eine Menge Veranderungen in diesem Geschaft miterlebt«, sagte Jaeger. »Und wenn wir Gluck haben, sind wir bei den nachsten auch noch mit dabei.«

»Was glaubst du, was noch alles passieren wird?«

Jaeger uberlegte, bevor er antwortete. »Ich sage dir zuerst, was nicht passieren wird. Die landesweit ausgestrahlten Nachrichtensendungen von CBA und den anderen werden nicht verschwinden, und sie werden sich auch nicht gro? andern, trotz aller Unkenrufe. Vielleicht wird sich CNN noch mit an die Spitze setzen, aber da ist noch genug Platz. Auf jeden Fall gibt es einen gro?en Appetit auf Nachrichten, gro?er als je zuvor, und das weltweit.«

»Das hat das Fernsehen geschafft.«

»Genau! Das Fernsehen ist fur das zwanzigste Jahrhundert das, was Gutenberg und Caxton fur andere Zeitalter waren. Und mehr noch, das Fernsehen hat, trotz all seiner Fehler, die Leute mit seinen Nachrichtensendungen hungrig nach Wissen gemacht. Nur deshalb stehen die Zeitungen so gut da, und das wird auch in Zukunft so bleiben.«

»Ich glaube nicht, da? die uns dafur dankbar sind«, bemerkte Partridge.

»Sie sind uns vielleicht nicht dankbar, aber sie schenken unserer Arbeit gro?e Beachtung. Don Hewitt von CBS hat darauf hingewiesen, da? bei der New York Times in der Abteilung Fernsehen viermal so viele Leute beschaftigt sind wie die Zeitung Korrespondenten bei den Vereinten Nationen hat. Und vieles, was die schreiben, betrifft uns - die Fernsehnachrichten, die Leute, die sie machen, die Arbeit, die dahintersteckt.«

»Und dreh's doch mal um«, fuhr Jaeger fort. »Wann war an der Times je etwas so interessant, da? es das Fernsehen gebracht hatte. Dasselbe gilt auch fur alle anderen Printmedien. Und jetzt uberleg dir mal, welches Medium im allgemeinen fur das wichtigere gehalten wird.«

Partridge kicherte. »Erst mal bin ich wichtig, und das kannst du dir schon dick und farbig unterstreichen.«

»Farbig!« Jaeger nahm das Stichwort auf. »Auch in der Hinsicht hat das Fernsehen etwas verandert. Inzwischen sehen Zeitungen immer mehr wie Fernsehbilder aus - USA Today hat damit angefangen. Wir beide, Harry, werden noch erleben, da? die New York Times eine vierfarbige Titelseite bringt. Das Publikum wird es fordern, und die alte graue Times wird sich schon brav danach richten.«

»Du steckst heute abend ja voller Weisheiten«, sagte Partridge. »Was siehst du denn sonst noch alles voraus?«

»Die Wochenzeitschriften werden verschwinden. Das sind Dinosaurier. Wenn Time und Newsweek zu den Abonnenten kommen, sind viele Artikel schon eine Woche bis zehn Tage alt, und wen interessieren denn heutzutage noch alte Nachrichten? Soweit ich wei?, hat sich die Werbung ubrigens die gleiche Frage gestellt.«

Er fuhr fort: »Trotz ihres gro?en Talents im Aufwarmen von abgestandenen Nachrichten und der hochklassigen Schreibe werden die Wochenzeitschriften den Weg gehen, den auch Collier's,

Вы читаете Reporter
Добавить отзыв
ВСЕ ОТЗЫВЫ О КНИГЕ В ИЗБРАННОЕ

0

Вы можете отметить интересные вам фрагменты текста, которые будут доступны по уникальной ссылке в адресной строке браузера.

Отметить Добавить цитату