»Ich habe ein paar Nachforschungen angestellt«, antwortete Rita. »In dem Gebiet, von dem wir reden, gibt es ungefahr einhundertundsechzig Tages- und Wochenzeitungen. In den Bibliotheken werden nur die allerwenigsten davon aufbewahrt, und das hei?t, da? man direkt in die Redaktionen gehen und dort die Archive durchstobern mu?te. Die Ausgaben von drei Monaten durchzulesen und sich Notizen zu machen, ist eine gigantische Arbeit. Aber wenn es etwas bringen soll, mu?te es schnell geschehen... «
»Kann jetzt vielleicht jemand meine Frage beantworten«, warf Chippingham dazwischen. »Wie viele Leute?«
»Ich schatze, ungefahr sechzig«, erwiderte Rita. »Und dann noch ein paar fur die Koordination.«
Chippingham wandte sich an Partridge: »Harry, willst du mir das allen Ernstes empfehlen?« Sein Tonfall deutete an:
Partridge zogerte. Er teilte Chippinghams Zweifel. Auf der Ruckfahrt von White Plains hatte er bereits daruber nachgedacht und Teddys Vorschlag als Spinnerei abgetan; und seitdem hatte er seine Meinung noch nicht geandert. Doch manchmal war es nicht schlecht, uberlegte er nun, wenn man sich auf etwas einlie?, auch wenn es nur eine unsichere Sache war.
»Ja, Les«, sagte er. »Ich empfehle es. Meiner Meinung nach sollten wir alles versuchen. Im Augenblick leiden wir ja nicht gerade unter einem Uberflu? an Spuren und neuen Ideen.«
Chippingham war unglucklich uber die Antwort. Ihm war unbehaglich bei dem Gedanken, uber Wochen hinweg sechzig Leute bezahlen und auch noch fur Reisekosten und andere Spesen aufkommen zu mussen - ganz zu schweigen von dem zusatzlichen Koordinationspersonal, das Rita erwahnt hatte. Solche Aktionen kosteten horrende Summen. Fruher, als man beim Fernsehen noch spendabler war, hatte er sich daruber kaum den Kopf zerbrochen. Aber nun klang ihm noch Margot Lloyd-Masons Anweisung bezuglich der Spezialeinheit in den Ohren:
Doch Chippingham lag nicht weniger als allen anderen daran, herauszufinden, wohin man Jessica, den Jungen und den alten Mann gebracht hatte, und wenn notig, wurde er sich mit Margot um das erforderliche Geld streiten. Aber dann mu?te es fur etwas sein, von dem er auch selbst uberzeugt war, und nicht nur ein Hirngespinst dieses arroganten Englanders.
»Harry, dieses eine Mal sage ich nein, zumindest fur den Augenblick«, verkundete Chippingham. »Ich sehe einfach nicht genug Erfolgschancen, um diesen Aufwand zu rechtfertigen.« Wenn die anderen wu?ten, da? der Gedanke an Margot seine Entscheidung beeinflu?t hatte, dann hatten sie ihn einen Feigling genannt, das wu?te er nur zu gut. Aber schlie?lich hatte er Probleme - nicht zuletzt die Angst, seinen Job zu verlieren -, von denen die anderen auch nichts wu?ten.
»Ich hatte geglaubt, Les...«, begann Jaeger.
Doch Crawford Sloane unterbrach ihn. »La? mich reden, Norm.« Wahrend Jaeger verstummte, wurde die Stimme des Moderators scharf: »Wenn du davon sprichst, da? der Aufwand nicht gerechtfertigt ist, Les, dann meinst du doch in Wahrheit, da? du das Geld dafur nicht ausgeben willst, oder?«
»Das ist ein Faktor, und du wei?t, da? das immer eine Rolle spielt. Aber es ist vorwiegend eine Frage der Einschatzung. Ich halte den Vorschlag nicht fur eine gute Idee.«
»Hast du vielleicht eine bessere?«
»Im Augenblick nicht.«
»Dann habe ich eine Frage, und ich hatte gern eine ehrliche Antwort«, sagte Sloane eisig. »Hat Margot Lloyd-Mason eine Ausgabensperre verhangt?«
»Wir haben uber das Budget gesprochen, das ist alles«, antworte Chippingham unbehaglich. »Kann ich dich unter vier Augen sprechen?«
»Nein!« brullte Sloane, sprang auf und sah Chippingham bose an. »Nicht wegen dieser kaltherzigen Hexe. Du hast meine Frage beantwortet. Es gibt eine Ausgabensperre.«
»Das ist ohne Bedeutung. Wenn es um etwas wirklich Wichtiges geht, rufe ich einfach in Stonehenge an... «
Nun explodierte Sloane: »Und ich werde eine Pressekonferenz einberufen - und zwar hier und heute abend noch. Dann werde ich der ganzen Welt erzahlen, da? dieser reiche Sender wie ein pedantischer Buchhalter um Pfennige feilscht, wahrend meine Familie in irgendeinem Hollenloch wei? Gott wo auf der Welt leidet...«
»Niemand feilscht«, protestierte Chippingham. »Crawf, das ist unnotig. Es tut mir leid.«
»Und was zum Teufel soll das nutzen?«
Die anderen am Tisch trauten ihren Ohren kaum. Sie konnten einfach nicht glauben, da? uber ihr Projekt in aller Stille eine Ausgabensperre verhangt worden war, und da? sie in der augenblicklichen verzweifelten Situation nicht alle Moglichkeiten ausprobieren durften.
Noch etwas anderes war ahnlich unglaublich: da? CBA seinen beruhmtesten Mitarbeiter, den Chefsprecher der Abendnachrichten, auf diese Weise beleidigte. Margot Llyod-Mason war erwahnt worden; und daraus konnte man nur schlie?en, da? sie die axtschwingende Hand von Globanic Industries war.
Nun stand auch Norman Jaeger auf, es war die einfachste Form des Protests. »Harry glaubt, wir sollten Teddys Vorschlag eine Chance geben. Ich bin der gleichen Meinung.«
»Ich auch«, sagte Carl Owens.
»Und ich ebenfalls«, sagte Iris Everly danach.
Rita war noch etwas unentschlossen, sie machte sich Sorgen wegen Chippingham, doch schlie?lich sagte sie: »Na, dann schlie?e ich mich auch an.«
»Okay, okay, genug der gro?en Gesten«, sagte Chippingham. Er merkte nun, da? er sich verrechnet hatte, und da er wu?te, da? er so oder so nur verlieren konnte, verfluchte er insgeheim Margot. »Ich revidiere meine Entscheidung. Vielleicht hatte ich unrecht, Crawf. Also fangen wir an.«
Doch er hatte nicht vor, zu Margot zu gehen und sie um Erlaubnis zu bitten; er wu?te viel zu gut, was sie antworten wurde. Er wollte das Risiko eingehen und die Ausgaben selbst genehmigen.
Rita, die wie immer praktisch dachte und die Situation entscharfen wollte, sagte: »Wenn wir die Sache machen, dann durfen wir keine Zeit verlieren. Bis Montag morgen sollten wir die Rechercheure haben. Wo fangen wir an?«
»Wir werden uns an Onkel Arthur wenden«, entgegnete Chippingham. »Ich werde ihn heute noch von zu Hause anrufen, dann kann er morgen gleich mit der Auswahl der Leute beginnen.«
Crawford Sloanes Gesicht hellte sich auf. »Eine gute Idee.«
Teddy Cooper flusterte Jaeger, der neben ihm sa?, zu: »Wer zum Teufel ist Onkel Arthur?«
Jaeger grinste. »Du kennst Onkel Arthur nicht? Na, dann mach dich morgen auf ein einzigartiges Erlebnis gefa?t, mein junger Freund.«
»Die Drinks gehen auf mich«, sagte Chippingham. Und im Geist fugte er hinzu:
Sie hatten sich alle bei
Chippingham hatte jeden eingeladen, der an der Konferenz teilgenommen hatte, doch Sloane hatte abgelehnt und es vorgezogen, mit Havelock, seiner FBI-Begleitung, nach Hause zu fahren. Dort wurden sie wieder ein Nacht durchwachen, in der Hoffnung auf einen Anruf von den Entfuhrern.
Als jeder mit Getranken versorgt und die Stimmung bereits etwas gelost war, sagte Partridge: »Les, ich glaube, eins mu? mal gesagt werden. Auch unter normalen Umstanden mochte ich nicht mit dir tauschen. Aber vor allem in der augenblicklichen Situation zweifle ich daran, da? auch nur einer von uns mit den Problemen und den Leuten so umgehen kann wie du.«
Chippingham sah Partridge dankbar an und nickte. Fur ihn war dieses Kompliment ein Zeichen des Verstehens von jemand, den er respektierte, und fur die anderen ein Hinweis, da? nicht alles immer glattlief und nicht jede Entscheidung leicht zu treffen war.
»Harry«, sagte nun Chippingham. »Ich wei?, wie du arbeitest und da? du sehr schnell eine Gefuhl fur eine Situation entwickelst. Ist das bei dieser Geschichte auch schon passiert?«
»Ja, ich glaube schon.« Partridge warf Teddy Cooper einen fluchtigen Blick zu. »Teddy glaubt, da? diese Gauner das Land bereits verlassen haben, und ich bin zu dem gleichen Schlu? gekommen. Aber mein Instinkt sagt
