Interesse zu haben als an anderen Landern. Laut sagte er schlie?lich: »Hast du etwas gehort, ob Rodriguez sich im Augenblick in Peru aufhalt oder ob er in letzter Zeit fur peruanische Auftraggeber gearbeitet hat?«

»Hm... nein.«

»Hab' ich da ein Zogern gehort?«

»Nicht wegen Rodriguez. Ich habe nichts gehort, Harry. Sonst wurde ich es dir sagen.«

»Was dann?«

»In den letzten Wochen war es an der ganzen kriminellrevolutionaren Front, wie ich es nenne, verdachtig ruhig. Es ist kaum etwas passiert. Jedenfalls nichts von Bedeutung.«

»Und?«

»Ich kenne die Anzeichen, und ich glaube, da? sie typisch sind fur Peru. Wenn es am ruhigsten ist, hei?t das oft, da? irgendeine gro?e Sache bevorsteht. Fur gewohnlich etwas Unangenehmes und au?erst Unerwartetes.«

Seminarios Stimme wechselte das Tempo, sie wurde geschaftsma?iger: »Mein lieber Harry, es war ein Vergnugen, mit dir zu reden, und ich habe mich gefreut, da? du angerufen hast. Aber Escena erscheint nicht von selbst, ich mu? wieder an die Arbeit. Besuch mich doch bald einmal in Lima und vergi? nicht: Mittagessen im La Pizzeria - die Einladung steht.«

Den ganzen Tag uber ging Partridge der eine Satz nicht mehr aus dem Kopf: »Wenn es am ruhigsten ist, hei?t das oft, da? irgendeine gro?e Sache bevorsteht.«

6

Zufallig war am gleichen Tag, als Harry Partridge mit dem Besitzer und Herausgeber von Escena telefonierte, Peru auch Thema einer sehr privaten Zusammenkunft der Fuhrungsspitze von Globanic Industries Inc., der Konzernmutter von CBA. Dieses Treffen war einer der zweimal jahrlich stattfindenden dreitagigen »Strategie-Workshops« unter der Leitung des Aufsichtsratsvorsitzenden und Chief Executive Officers Theodore Elliott. Teilnehmer dieser Treffen waren ausschlie?lich Vorstande - die der neun Tochtergesellschaften, alles selbst bedeutende Firmen mit eigenen Ablegern.

Bei solchen Treffen wurden vertrauliche Informationen ausgetauscht und geheime Plane besprochen, von denen einige das Wohl und Wehe von Konkurrenten, Investoren und Markten auf der ganzen Welt beeinflussen konnten. Doch von keiner dieser halbjahrlichen Zusammenkunfte gab es Protokolle oder andere schriftliche Unterlagen. Man achtete auf ein Hochstma? an Sicherheit, jeden Morgen vor Beginn der Sitzung wurde der Konferenzraum elektronisch nach Wanzen abgesucht.

Vor den verschlossenen Turen wartete eine ganze Reihe Assistenten darauf, ihren jeweiligen Chefs mit Daten und Detailinformationen behilflich sein zu konnen. Bei den Konferenzen selbst war, keiner dieser Assistenten anwesend.

Der Ort, an dem diese Konferenzen stattfanden, war fast immer derselbe: Der Fordly Cay Club in Nassau auf den Bahamas.

Fordly Cay, einer der exklusivsten Privatclubs der Welt mit eigenem Yachthafen, Golfkurs, Tennisplatzen und schneewei?em Sandstrand, gestattete gelegentlich ausgesuchten VIP-Gruppen die teure Benutzung seiner Einrichtungen.

Gro?ere Kongresse waren unerwunscht, Verkaufsgesprache durften in den heiligen Hallen des Clubs nicht gefuhrt werden.

Die Mitgliedschaft in diesem Club war schwer zu erreichen, es existierten lange Wartelisten, und einige Aspiranten warteten viele Jahre vergebens. Auch Theodore Elliott war erst seit kurzem Mitglied. Bei ihm hatte es zwei Jahre gedauert, bis sein Aufnahmeantrag angenommen worden war.

Am Tag zuvor, bei der Ankunft der Konferenzteilnehmer, hatte Elliott den Gastgeber gespielt und vor allem die jeweiligen Gattinnen recht herzlich begru?t, die nur in den Konferenzpausen, beim Tennis, Golf, Segeln oder anderen gesellschaftlichen Ereignissen, in Erscheinung traten. Nun hatte man sich zur ersten Konferenzrunde an diesem Morgen in eine kleine, komfortable Bibliothek mit tiefen, beigen Ledersesseln auf teuren Teppichen zuruckgezogen. Zwischen den Bucherregalen prangten in sanft erleuchteten Vitrinen silberne Sporttrophaen. Von einem Bild uber dem selten benutzten, offenen Kamin strahlte der Grunder des Clubs auf die erlauchte Runde herab.

Elliott trug, der Umgebung angemessen, eine wei?e Freizeithose und ein hellblaues Polohemd mit dem Clubemblem - einem viergeteilten Schild mit Palmenornamenten, uberkreuzten Tennisschlagern, Golfschlagern und einer Yacht, und das ganze uber Meereswellen. Auch ohne diese Accessoires war Elliot ein im klassischen Sinne attraktiver Mann, gro? und schlank, mit breiten Schultern, einem kraftigen Kinn und dichten, inzwischen beinahe wei?en Haaren. Die Haarfarbe erinnerte daran, da? der Aufsichtsratsvorsitzende in zwei Jahren das Ruhestandsalter erreichte und mit ziemlicher Sicherheit einer der Anwesenden seine Stelle einnehmen wurde.

Wenn man davon ausging, da? einige der Firmenvorstande zu alt waren, um fur diesen Posten in Frage zu kommen, gab es drei aussichtsreiche Kandidaten. Margot Lloyd-Mason gehorte dazu.

Margot war sich dessen wohl bewu?t, als sie gleich zu Beginn der Sitzung uber die Lage von CBA berichtete.

In knappen, prazisen Satzen erklarte sie, da? seit der Ubernahme von CBA durch Globanic Industries strikte finanzielle Kontrollen eingefuhrt, Budgets gekurzt und uberflussiges Personal entlassen worden sei. Als Folge davon seien die Gewinne im Vergleich zum Vorjahr, also vor der Ubernahme durch Globanic, um zweiundzwanzig Prozent gestiegen.

»Ein netter Einstieg«, bemerkte Theodore Elliott, »obwohl wir fur die Zukunft noch Besseres erwarten.« Die anderen nickten bestatigend.

Margot hatte sich an diesem Morgen sehr uberlegt angezogen, denn sie wollte weder zu feminin wirken, noch auf die Vorteile verzichten, die ihr Geschlecht ihr bot. Zunachst dachte sie an ein ma?geschneidertes Kostum, wie sie es haufig in ihrem Buro in Stonehenge trug, sah aber dann ein, da? es fur die Subtropen unangebracht war. Schlie?lich entschied sie sich fur eine leichte, beige Leinenhose und einen Baumwollpullover in einem sanften Pfirsichton. Das Ensemble betonte ihre gut proportionierte Figur, und das merkte sie auch an den Blicken der Manner.

Wahrend sie nun mit ihrem Bericht fortfuhr, erwahnte sie auch die Entfuhrung der Familie Crawford Sloanes.

Der Direktor von International Forest Products, ein skrupelloser Oregoner namens De Witt, warf ein: »Das ist ja furchtbar, und wir alle hoffen, da? man diese Gangster bald fa?t. Aber gleichzeitig erhalt CBA wegen dieser Sache eine Menge Aufmerksamkeit.«

»Und zwar so viel Aufmerksamkeit«, erganzte Margot, »da? die Einschaltquoten der National Evening News in den letzten funf Tagen von 9,2 auf 12,1 gestiegen sind. Das sind sechs Millionen Zuschauer zusatzlich, und damit sind wir eindeutig die Nummer eins. Gleichzeitig sind auch die Quoten fur unsere tagliche Show gestiegen, die unsere funf Tochterstationen direkt nach den Nachrichten bringen. Dasselbe gilt fur unsere Shows in der Hauptsendezeit, vor allem die Ben Largo Show am Freitag, die von 22,5 auf 25,9 stieg. Unsere Werbekunden sind hoch erfreut; und wir konnen bei der nachsten Verhandlungsrunde mit ihnen Dampf machen.«

»Bedeuten diese hohen Einschaltquoten uber mehrere Sendungen hinweg, da? viele Leute nicht umschalten?« wollte jemand wissen. Die Frage zeigte Margot, da? sich auch diese abgebruhten Manner der Faszination der Fernsehwelt nicht entziehen konnten.

»Es ist ein Erfahrungswert, da? die Mehrzahl der Zuschauer, die die Nachrichten einschalten, in den nachsten neunzig Minuten und manchmal noch langer bei diesem Sender bleiben. Und gleichzeitig kommen andere mit dazu.«

»Dann ist's der bose Wind, der gute Nachricht bringt, wie das alte Sprichwort sagt«, bemerkte der Direktor von Forest Products lachelnd.

Margot lachelte zuruck. »Da wir hier unter uns sind, stimme ich zu, aber ich mochte damit nicht zitiert werden.«

»Hier zitiert niemand den anderen«, sagte Elliott. »Diese Treffen sind ja dazu da, da? wir offen und ungestort reden konnen.«

»Weil wir gerade von Anzeigenkunden reden, Margot.« Es war Leon Ironwood von West World Aviation, ein gebraunter, athletischer Kalifornier und einer der drei Kandidaten fur Elliotts Posten. Das Unternehmen, dem Ironwood vorstand, war ein erfolgreicher Rustungsbetrieb, der vor allem Kampfflugzeuge herstellte.

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