»Wie sieht es eigentlich mit dem Problem der Videorecorder aus? Wie viele Haushalte haben inzwischen einen?«

»Ungefahr funfzig Prozent«, antwortete Margot, »und es ist in der Tat ein Problem. Fast alle, die Programme aufnehmen, drucken bei den Werbespots, ohne hinzusehen, auf den Schnellvorlauf und vermindern damit unsere Werbewirksamkeit.«

Ironwood nickte. »Das ist vor allem schlimm, weil die Besitzer von Videorecordern eine kaufkraftige Bevolkerungsschicht darstellen. Ich sehe auch so fern.«

»Man darf auch die Stummschaltmoglichkeit, diese MUTEKnopfe, nicht vergessen. Ich benutze meine bei jedem Spot.«

»Es ist nicht zu leugnen«, sagte Margot, »da? das Problem der Videorecorder und der MUTE-Knopfe wie eine Gewitterwolke uber uns hangt, und deshalb haben sich die Sender auch endlich dazu durchgerungen, die Auswirkungen zu untersuchen. Eigentlich konnten wir schon langst prazise Me?techniken haben, aber so genau wollen wir die schlechte Nachricht ja gar nicht kennen. Da stehen wir im ubrigen nicht allein, denn auch die Werbeagenturen mussen furchten, da? dieses Wissen ihre Gro?kunden abschreckt, was fur sie, die Agenturen, enorme Verluste bedeuten wurde.«

»Ich bin sicher«, meinte nun Elliott, »da? Sie das bei Ihrer Finanzplanung berucksichtigt haben.«

»Naturlich, Theo. Da wir davon ausgehen, da? die Werbeeinnahmen in Zukunft zuruckgehen, haben wir uns nach zusatzlichen Einnahmequellen umgesehen. So haben wir angefangen, in aller Stille Kabelsender aufzukaufen, und das werden wir auch weiter tun. Die gro?en Sender haben genug Kapital, und die Kabelanbieter werden eines Tages aufwachen und merken, da? sie fast alle den gro?en, uberregionalen Sendern gehoren. Und gleichzeitig verhandeln wir mit den Telefongesellschaften uber Joint Ventures.«

»Joint Ventures?« fragte Ironwood.

»Ich werde es gleich erklaren. Man mu? zunachst davon ausgehen, da? das terrestrische Fernsehen - also das mit einer herkommlichen Antenne - keine Zukunft mehr hat. In zehn bis funfzehn Jahren wird man eine altmodische Fernsehantenne hochstens noch im Smithsonian Institute finden, und die Programmanbieter werden auch keine terrestrischen Sendungen mehr ausstrahlen, weil es unokonomisch ist.«

»Das hei?t, Kabel und Parabolantennen anstelle der herkommlichen Antennen?«

»Zum Teil, aber nicht vollstandig.« Margot lachelte. Sie sprach uber ein vertrautes Thema und hoffte, damit gleichzeitig ihren Weitblick zu demonstrieren.

»Man mu? nun weiter wissen«, fuhr sie fort, »da? reine Kabelanbieter in diesem Geschaft keine Zukunft haben. Um zu uberleben, mussen sie sich, wie wir es auch tun werden, mit den Telefongesellschaften zusammenschlie?en, weil deren Leitungen bereits in jeden Haushalt fuhren.«

Einige nickten zustimmend, wahrend Margot fortfuhr. »Die Technologie fur eine Kombination von Telefon- und Fernsehleitungen ist mit dem Glasfaserkabel inzwischen verfugbar. Jetzt geht es nur noch darum, das theoretisch Machbare in die Tat umzusetzen, und dazu gehort auch, da? Sender wie wir spezielle Kabelprogramme entwickeln. Die Profitmoglichkeiten sind enorm.«

»Aber gibt es denn keine staatlichen Beschrankungen hinsichtlich des Engagements der Telefongesellschaften bei Radio und Fernsehen?« wollte Ironwood wissen.

»Beschrankungen, die der Kongre? aufheben wird. Wir arbeiten daran, es gibt sogar schon eine entsprechende Gesetzesvorlage.«

»Und Sie sind uberzeugt, da? der Kongre? mitspielt?«

Elliott lachte. »Wenn er es tut, dann nicht von ungefahr. Die meisten von uns hier kennen doch sicher das Buch The Best Congress Money Can Buy. Eine absolute Pflichtlekture... Wie hei?t der Autor gleich wieder?«

»Philip Stern«, sagte Margot.

»Richtig. Und genauso wie Stern es beschreibt, unterstutzt Globanic Industries mit ansehnlichen Betragen jedes politische Aktionskomitee, das sich um Belange kummert, die uns angehen. Das hei?t, Kongre?stimmen sind gekauft und stehen zur Verfugung, wenn wir sie brauchen. Wenn Margot will, da? diese Beschrankungen fallen, dann kann sie es mich wissen lassen, und ich werde mich darum kummern.«

Man unterhielt sich auch weiterhin auf diese unverblumte, offene Art. Die Sloane-Entfuhrung wurde jedoch nicht mehr erwahnt.

Etwas spater war K. Phocis (»Fossie«) Xenos von Globanic Financial Services mit seinem Bericht an der Reihe.

Noch vor drei Jahren war Tri-Trade Financial Services, wie es damals hie?, ein kleines Unternehmen, das mit Verbraucherkrediten an Mittelschichtsamerikaner Umsatz machte und zusatzlich Lebens- und Unfallversicherungen verkaufte. Globanic ubernahm Tri-Trade, denn Elliott betrachtete die Firma als hervorragende Basis fur ein gro?eres Unternehmen, mit dem er internationale Investoren auf der Suche nach dem gro?eren Ruhm des gro?eren unternehmerischen Risikos anziehen wollte. Die Leitung dieses Unternehmens ubertrug er Fossie Xenos, einem jungen Amerikaner griechischer Abstammung und Absolventen der Wharton Business School, der mit einigen geschickten Investmentbank-Manovern Elliotts Aufmerksamkeit erregt hatte.

Gleich zu Beginn seiner Karriere bei den Financial Services entledigte sich Xenos des Verbraucherkreditgeschafts, das nur bescheidene Gewinne abwarf, und schlo? die kleinen Ladenfilialen der Bank. Bald darauf stellte er auch den Versicherungsverkauf ein, da der in seinen Augen eine »fade Freizeitbeschaftigung fur Spatzenhirne« darstellte. Was ihn viel mehr interessierte, war eine noch junge und aufregende Entwicklung auf dem Geldmarkt - Firmenaufkaufe mit Fremdkapital, sogenannte Leveraged Buyouts oder LBOs, die mit Junk Bonds finanziert wurden.

Seit dieser Zeit arbeitete Fossie Xenos mit allem, was in der Finanzszene gerade »hei?« war, und schuf so fur Globanic Financial glanzende Gewinne und fur sich selbst den Ruf au?ergewohnlicher unternehmerischer Dynamik. Vor allem deshalb sah Margot Lloyd-Mason in Fossie, dem dritten Kandidaten fur Elliotts Stuhl, ihren scharfsten Rivalen.

Trotz seiner manipulativen Fahigkeiten und Erfolge hatte sich Fossie eine jungenhafte Art bewahrt, die ihn mit seinen einundvierzig Jahren wirken lie? wie einen Mittdrei?iger. Er war meistens sehr lassig gekleidet, und seine Frisur war dauernd in Unordnung, weil er sich mit den Fingern standig durch die Haare fuhr, wahrend er redete wie ein Schnellfeuergewehr. Die verbindliche, uberzeugende Art seiner Gesprachsfuhrung und das freundliche Lacheln, das er jedem schenkte, waren seine personlichen Starken.

Nun berichtete Fossie Xenos von einem komplexen, heiklen und zum Gro?teil geheimen Projekt, das sich noch im Anfangsstadium befand, aber eine milliardenschwere Goldgrube fur Globanic zu werden versprach. Es ging dabei um sogenannte Debt-to-Equity Swaps, komplexe Umschuldungsstrategien, und um einen riesigen Immobilien-Investmentfonds, und beides betraf Peru, mit dessen Regierung Globanic Hand in Hand arbeitete.

Fossie erlauterte dann seinen Kollegen die einzelnen Schritte und Bedingungen dieses Projekts:

- Im Augenblick hatte Peru mehr als 16 Milliarden Dollar Auslandsschulden, die es nicht zuruckzahlen konnte. Das bedeutete gleichzeitig, da? die internationale Finanzwelt nicht mehr bereit war, dem Land weiteres Geld zu leihen. Doch Peru litt im Augenblick unter einer bedruckenden okonomischen Krise und mu?te dringend wieder in den Ruf eines soliden Schuldners kommen, um neues Geld aufnehmen zu konnen.

- Globanic hatte heimlich 4,5 Milliarden der peruanischen Schulden aufgekauft, mehr als ein Viertel also, und dafur pro Dollar durchschnittlich funf Cents bezahlt, was eine Vorabinvestition von 225 Millionen Dollar bedeutete. Die ursprunglichen Geldgeber, vorwiegend amerikanische Banken, waren sogar uber den Verkauf zu einem so niedrigen Preis hoch erfreut, da sie ursprunglich damit gerechnet hatten, uberhaupt nichts zuruckzubekommen. Globanic »versicherte« nun diese peruanischen Schulden, das hei?t, sie wandelte sie in verkehrsfahige Papiere um.

- Der Regierung von Peru, genauer den Ministern fur Finanzen, Tourismus und offentliche Arbeiten, wurde ein verlockendes Angebot unterbreitet: Sie konne die 4,5 Milliarden Dollar Schulden auf einen Schlag loswerden, wenn sie Globanic diese »versicherten« Schuldpapiere fur zehn Cents pro Dollar abkaufe, wobei sie samtliche anfallenden Verwaltungskosten in ihrer eigenen, schwachen Wahrung, dem Inti, bezahlen durfe. Letzteres war ein von Fossie sehr geschickt ausgelegter Koder, da so Perus kleiner, aber kostbarer Vorrat an starken Fremdwahrunge n, vorwiegend Dollars, im Land bleiben wurde.

- Drei kritische Bedingungen waren mit Globanics Bereitschaft zur Anerkennung der peruanischen Wahrung verknupft. Globanic wollte fur die Schuldpapiere kein Geld, sondern verlangte statt dessen von der peruanischen Regierung im Rahmen dieses Debt-to-Equity Swaps die Ubereignung von zwei spektakular gelegenen

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