so schwieriger ist, als sie eine fremde Rasse sind. Wir brauchen Einfuhlungsvermogen und taktisches Geschick, wenn wir verhindern wollen, da? sie Starkad zu einem Vorposten ihres Imperiums machen, zu einer Speerspitze, die auf unser Herz zielt. Richten wir uns nach diesen Regeln, wird es viel leichter fur uns sein, ihren Einflu? auf Starkad zu beseitigen und der Gefahr durch schnelles, sicher zupackendes Handeln ein Ende zu machen.“
Schwylt beaugte ihn zweifelnd. „Ich habe den Verdacht, da? du sie magst.“
„Wieso, das ist kein Geheimnis“, antwortete Brechdan. „Sie waren einmal gro?artige Leute. Sie konnten es wieder sein, wenn es auch nicht wahrscheinlich ist.“
„Was machen wir mit Therayn?“ wollte Schwylt wissen.
„Ihr drei ubernehmt die Sache“, sagte Brechdan. „Ich werde von Zeit zu Zeit Ratschlage geben, aber ihr habt volle Autoritat. Sobald sich die Lage nach der Ubernahme des Planeten genugend stabilisiert hat, konnen wir alle zusammenkommen und die Auswirkungen auf Starkad und unsere Beziehungen mit den Terranern durchsprechen.“
„Wie du willst“, sagte Schwylt und nickte. „Gute Jagd.“
„Gute Jagd.“ Brechdan unterbrach die Verbindung. Er blieb bewegungslos sitzen. Der Tag war ihm lang geworden. Seine Knochen waren steif, und sein Schwanz schmerzte unter dem Gewicht seines Korpers. Ja, dachte er, man wird alt. Zuerst merkt man es kaum; ein Abstumpfen der Sinne, ein Nachlassen der Krafte — und dann findet man sich plotzlich uber Nacht in einer Stromung wieder, die einen so schnell davontragt, da? die Landschaft wie verwischt erscheint, und von vorn hort man das Donnern des Katarakts…
Am liebsten ware er nach Haus geflogen, hatte die reine Luft von Danghodan geatmet, einen Spaziergang durch den Garten gemacht und sich dann ins Bett fallen lassen. Aber man erwartete ihn in der Botschaft der Terraner. Und danach mu?te er zuruckkommen und mit diesem Geheimagenten sprechen — wie hie? er noch? — Dwyr, richtig. Besser, er bereitete sich gleich darauf vor, den Rest der Nacht in seinem hiesigen Privatgemach zu verbringen.
Er straffte die Schultern, nahm eine Stimulanspille und verlie? das Buro.
Im Gebaude der Admiralitat wurde Tag und Nacht gearbeitet. Er horte das Summen und Klappern, das Fu?getrappel und die Stimmen durch die geschlossene Tur des Vorraumes. Weil er einfach nicht die Zeit hatte, mit jedem Offizier, Techniker und Wachtposten Gru?e und Belanglosigkeiten auszutauschen, benutzte er diesen Ausgang selten. Eine andere Tur offnete sich auf seinen Privatkorridor, der schnurstracks zum Landeplatz fuhrte, wo stets eine Maschine fur ihn bereitstand.
Als er die Plattform betrat, war die Luft feucht und kuhl und wohltuend. Das Dach schirmte ihn gegen das grelle Licht des Leuchtfeuers ab, und er konnte die Stadt klar zu seinen Fu?en liegen sehen.
Ardaig hatte nichts von der hektisch bunten Lichterglut irdischer Stadte. Bodenfahrzeuge verkehrten nur auf wenigen breiten Alleen und waren im ubrigen auf unterirdische Schnellstra?en beschrankt. Die meisten Stra?en und Platze blieben Fu?gangern und Reitern vorbehalten. Im Gegensatz zu Handelszentren mit ausgebauten Zulieferungssystemen fand man in Ardaig keine Warenhauser und Gro?einkaufsstatten. Die Laden waren kleine Unternehmen, die oft uber mehrere Generationen hinweg im Besitz einer Familie waren. Tridaig brullte. Ardaig murmelte unter seiner salzigen Seebrise. Zwei der vier Monde standen am Himmel, Neihevin und Seith, und ihr silbriger Schimmer lag uber Stadt und Hugeln.
Brechdans Pilot kreuzte die Arme und verbeugte sich. Der Alte war eigentlich uberflussig, weil die Regierungsmaschinen samtlich mit Robotpiloten ausgestattet waren. Aber seine Familie hatte den Ironredes schon immer gedient. Die Leibwachter salutierten und folgten Brechdan in die Maschine. Sie schnurrte davon.
Das Stimulans wirkte. Brechdan fuhlte sich erfrischt, von neuer Energie erfullt. Entspanne dich, sagte er sich, sei geduldig und warte ab… Wenn es schon zu einem Krieg kommt und wir die Terraner ausloschen mussen, werden wir das Universum jedenfalls von einer Unmenge leeren Geschwatzes befreien.
Sein Ziel war eine Beleidigung fur die Augen, eine Ansammlung von Residenzen und Burogebauden im vulgaren Blasenstil des fruhen Imperiums vor vierhundert Jahren. Damals war Merseia ein aufstrebender Planet gewesen, der eine standige Gesandtschaft wert aber nicht bedeutend genug war, um Standort oder Architektur selbst zu bestimmen. Der Qugothugel befand sich seinerzeit ein gutes Stuck au?erhalb der Stadt. Spater hatte Ardaigs Wachstum ihn eingekreist, und aus der Gesandtschaft war eine Botschaft mit Hunderten von Angestellten geworden.
Brechdan schritt zwischen Rosenbuschen die Auffahrt hinauf. Am Portal nahm ein Bediensteter seinen Mantel, und ein betre?ter Portier, gro? wie er selber, meldete ihn an. In der Halle sah er den ublichen Haufen geckenhaft gekleideter Zivilisten, gespreizt gravitatischer Offiziere und Attaches — und dort in der Ecke, das mu?ten die Neuankommlinge sein. Graf Oliveira von Ganymed, der kaiserliche Botschafter, eilte herbei. Er war ein alterer Mann, mager und zerstreut, dessen Fahigkeiten Brechdan einmal zu einer unangenehmen Uberraschung verholfen hatten.
„Willkommen, Kanzler“, sagte er in Eriau und begleitete seine Worte mit einer zeremoniellen Verbeugung. „Wir sind erfreut, da? Sie uns mit Ihrer Anwesenheit beehren.“ Er fuhrte Brechdan uber das spiegelnde Parkett. „Darf ich Sie mit dem Sonderbeauftragten seiner Majestat bekannt machen? Graf Markus Hauksberg von Ny Kalmar.“
„Ich bin geehrt, Kanzler“, sagte Hauksberg. (Lassige Haltung, von der korperlichen Kondition Lugen gestraft. Augen, die einen unter halbgeschlossenen Lidern genau beobachten. Akzentfreie Aussprache. Vorsicht.)
„… Oberst Max Abrams.“
„Die Hand des Vach Ynvory ist mein Schild.“ (Barbarischer Akzent, aber flie?end. Worte und Gesten selbstbewu?t; nichts Verlegenes. Graue Haare, gedrungene Figur, militarische Haltung, der Blick eines Gegners. Das ist also der Kerl, der von Starkad mitgekommen ist. Auch den mu? man im Auge behalten.)
Weitere Begru?ungen. Brechdan entschied bald, da? au?er Hauksberg und Abrams keiner eine uber das von der Hoflichkeit gesetzte Ma? hinausgehende Beachtung verdiente.
Der Empfang hatte begonnen. Man stand in kleinen Gruppen herum und versuchte mit den merseiischen Gasten Konversation zu treiben.
Brechdan nahm ein Glas Wein an und verzichtete auf kaltes Bufett und Erfrischungen. Er zirkulierte von einer Gruppe zur anderen schlendernd im Raum, bis er glaubte, der erwarteten Kontaktfreudigkeit Genuge getan zu haben, dann steuerte er den Grafen Hauksberg an.
„Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Herreise“, begann er.
„Ein wenig langweilig“, erwiderte Hauksberg, „bis Ihre Eskorte zu uns stie?. Ich mu? sagen, ein gro?artiges Manover. Und die Ehrenformation nach unserer Landung war noch besser. Ich hoffe, es hat niemand etwas dagegen gehabt, da? ich das Schauspiel filmte.“
„Gewi? nicht, vorausgesetzt, Sie haben die technischen Anlagen des Landeplatzes nicht zum Gegenstand Ihrer Motivsuche gemacht.“
„Haha! Ubrigens — Ihr Au?enminister ist ein wenig steif, nicht wahr? Er brauchte eine Weile, um aufzutauen. Ich mu?te mich erst erbotig machen, ihm meine Beglaubigung zu zeigen.“
Brechdan nahm Hauksbergs Arm und fuhrte ihn in einen leeren Winkel. Alle verstanden den Hinweis. Der Empfang ging weiter, aber niemand naherte sich auf Horweite den beiden, die unter einem bombastischen Olgemalde des Kaisers Platz nahmen.
„Und wie war Starkad?“ fragte Brechdan.
„Wenn ich meine eigenen Eindrucke in zwei Worten zusammenfassen sollte, wurde ich sagen: duster und faszinierend. Waren Sie jemals dort?“
„Nein.“ Manchmal war Brechdan versucht, Starkad einen Besuch zu machen. Es war lange her, da? er einen von der Planeten betreten hatte. Nun, in den nachsten Jahren war nicht daran zu denken. Es kam darauf an, Starkads Bedeutung herunterzuspielen. Vielleicht spater… Seine Vernunft sagte ihm, da? er hoffe, ein Besuch werde nicht notig sein. Es war leichter, uber eine Welt zu entscheiden, die man nur aus Berichten und Meldungen kannte, die nicht mit personlichen Erinnerungen verknupft war und deren Einwohner man nicht in ihrem taglichen Leben gesehen hatte.
„Nun ja, es liegt wohl kaum in Ihrer Interessensphare, nicht wahr?“ fuhr Hauksberg fort. „Um so erstaunlicher fanden wir Merseias Bemuhungen.“
„Das Roidhunat hat seine Haltung wieder und wieder erlautert.“
„Gewi?. Aber ich wollte sagen, da?, wenn Sie uneigennutzig Wohltatigkeit uben wollen, es doch zweifellos ahnlich Bedurftige naher der Heimat gibt.“
Brechdan zuckte die Achseln. „Ein Handelsstutzpunkt in der Region Beteigeuze ware nutzlich. Starkad ist