„Nein. Alles deutet darauf hin, da? er aus Gewohnheit ubervorsichtig ist. Die Terraner, auf die ich spater im Dschungel stie?, konnten mich nicht deutlich sehen. Aber wahrend meines Aufenthaltes im Stutzpunkt der Terraner beobachtete ich Abrams in vertrautem Gesprach mit dem anderen, Hauksberg. Dies brachte uns auf den Verdacht, da? er die Delegation nach Merseia begleiten wurde, zweifellos in der Hoffnung, Agenten anzuwerben oder auf eigene Faust Spionage zu treiben. Wegen meiner speziellen Fahigkeiten und meiner Bekanntschaft mit Abrams' Arbeitsmethoden glaubte Fodaich Runei, ich sollte den Terranern vorausreisen und ihre Ankunft hier erwarten.“

„Ja, richtig.“ Brechdan zwang sich, Dwyr so anzusehen, wie wenn er ein vollig normales Geschopf ware, mit einem richtigen Herzen und Lungen. „Sie konnen in Maschinen eingebaut werden, nicht wahr?“

„Jawohl“, kam es aus dem starren Gesicht. „In Fahrzeuge, Waffen, Detektoren, Werkzeugmaschinen, in alles, was geeignet ist, meine organische Komponente und meine Prothesen aufzunehmen. Ich brauche nicht lange, um mich auf ihre Bedienung einzustellen.“

„Sie werden Arbeit bekommen“, sagte Brechdan. „Ich wei? noch nicht genau, was es sein wird. Ich glaube, wir mussen uns etwas zu Bewachung unseres Freundes Abrams einfallen lassen. Er wird mit den ublichen Vorrichtungen rechnen; mit Ihnen wird er eine Uberraschung erleben. Wenn Sie Ihre Arbeit gut machen, sollen Sie nicht ungeehrt bleiben.“

Dwyr verneigte sich und wartete. Brechdan konnte sich nicht enthalten, einen kameradschaftlichen und mitfuhlenden Ton anzuschlagen. „Wie sind Sie zu Ihrer Verletzung gekommen?“ fragte er.

„Bei der Eroberung von Janair, Herr. Eine Nuklearexplosion. Das Feldlazarett erhielt mich am Leben und schickte mich zum Hauptstutzpunkt zuruck. Aber dort fanden die Chirurgen, da? die radioaktive Strahlung einen gro?en Teil meiner Korperzellen zerstort hatte. Daraufhin verlangte ich, da? man mir den Tod gebe. Sie erklarten mir, da? neue Techniken, die man von Gorrazan ubernommen habe, mir ein Uberleben sichern und meine Dienste dem Vaterland erhalten konnten. Sie hatten recht.“

Brechdan war verdutzt. Irgendwie klang das nicht richtig. Nun, er war kein Biochemiker. Seine Stimmung verdusterte sich. Warum Mitleid vortauschen? Mit Toten kann man nicht Freund sein. Und Dwyr war tot. Er hatte kein Herz, keine Organe, keine Eingeweide, Drusen und Knochen. Er war nur noch ein Gehirn, das mit der Eingleisigkeit einer Maschine dachte. Man mu?te ihn gebrauchen. Dafur waren Maschinen gemacht.

Brechdan schritt eine Runde durch den Raum, die Hande auf dem Rucken, mit unruhig zuckendem Schwanz und nervosen Kopfschmerzen. „Gut“, sagte er endlich. „Besprechen wir die Einzelheiten unseres Vorgehens.“

10

„Oh, nein“, sagte Abrams. „Ich danke der Regierung untertanigst fur dieses gro?zugige Angebot, aber es wurde mir nicht im Traum einkommen, soviel Muhe und Ausgaben zu verursachen. Gewi?, die Botschaft hat keine Flugmaschine fur mich ubrig, aber das Schiff, mit dem wir gekommen sind, die ›Dronning Margrete‹, hat zwei Maschinen an Bord ihrer beiden gro?en Beiboote. Ich bin uberzeugt, da? Graf Hauksberg mir eine dieser im Moment ungenutzten Maschinen fur meinen personlichen Bedarf uberlassen wird. Es gibt keinen Grund, Ihre Abteilung zu belastigen.“

Der Merseier am anderen Ende der Leitung warf seine Hande in einer Geste des Entsetzens hoch, da? Abrams sich ein Lachen verbei?en mu?te. „Aber gewi? gibt es einen! Der Herr Oberst ist genauso wie Graf Hauksberg Gast unserer Regierung. Wir durfen uns nicht diskreditieren, indem wir versaumen, Ihnen unsere Gastfreundschaft zu erweisen, soweit es in unseren Kraften steht. Morgen wird eine Maschine fur Ihren personlichen Gebrauch eintreffen. Die Verzogerung ist darauf zuruckzufuhren, da? sie fur Ihren Bedarf mit neuen Sitzen und abgeanderten Bedienungsanlagen ausgerustet werden mu?te. Sie kann sechs Passagiere aufnehmen, besitzt Schlafgelegenheiten und eine kleine Kombuse, die mit allem versehen ist, was wir Ihnen hier bieten konnen. Sie ist nicht nur fur den Luftraum geeignet, sondern Sie konnen damit auch Planetenumkreisungen machen und, wenn es notig sein sollte, sogar den entferntesten unserer Monde ansteuern. Ich bitte um Ihr Einverstandnis.“

„Verehrter Kollege“, sagte Abrams strahlend, „ich bitte meinerseits darum, da? Sie in Vertretung Ihrer Regierung meinen aufrichtigsten Dank entgegennehmen.“

Sobald er die Verbindung unterbrochen hatte und die Mattscheibe dunkel wurde, platzte er laut heraus. Naturlich konnten die Merseier ihn nicht unbewacht herumfliegen lassen, es sei denn, sie hatten die Moglichkeit, in seinem Transportmittel Abhorgerate unterzubringen. Und selbstverstandlich erwarteten sie, da? er nach solchen Anlagen suchte.

Das tat er denn auch, obgleich er wu?te, da? es unnotig war. Nachlassigkeit hatte nur Verdacht erregt. Den Merseiern, die seine schone neue Maschine ablieferten, erlauterte er die Durchsuchung mit der Notwendigkeit, da? er sich uber die Funktionen der Bordanlagen informieren musse. Die Abhorspezialisten der Botschaft, die er als Helfer angefordert hatte, durchsuchten die Maschine fachgerecht und stellten zu ihrer Verwunderung fest, da? keine Abhoreinrichtung an Bord war. Abrams wu?te es besser, und er uberzeugte sich auf sehr einfache Weise von der Richtigkeit seiner Annahme: Er wartete, bis er allein an Bord war, dann fragte er. Die Methode, wie man das Ding verborgen hatte, erfullte ihn mit Bewunderung.

Aber von da an rannte er gegen Wande aus Gummi. Die Tage kamen und gingen, die langen, siebenunddrei?igstundigen Tage Merseias. Er verbrachte sie fast alle im Konferenzzimmer des Schlosses Afon, wo Hauksberg und sein Stab mit Brechdans Beamten verhandelten. Gewohnlich zog man ihn hinzu, weil ein Merseier um Aufklarung irgendwelcher Trivialitaten ersuchte, die mit Starkad zusammenhingen. Hatte er seine Erklarung abgegeben, konnte Abrams nicht wieder gehen. Das Protokoll verbot es. Er mu?te dasitzen und zuhoren, wahrend die Verhandlung sich fortschleppte, Fragen, Gegenfragen, stundenlanges Gefeilsche um Belanglosigkeiten der Tagesordnung. Die Merseier verstanden es, Verhandlungen endlos in die Lange zu ziehen.

Einmal, als sie zusammen in die Botschaft zuruckkehrten, brachte Abrams die Rede auf diese Ermudungstaktik. „Ich wei?“, entgegnete Hauksberg ungehalten. Er wurde allmahlich hager und hohlaugig. „Sie sind sehr mi?trauisch gegen uns. Nun, ich mu? sagen, nicht ganz ohne Grund. Wir mussen guten Willen zeigen und beharrlich sein. Solange geredet wird, wird nicht geschossen.“

„Auf Starkad wird geschossen“, brummte Abrams. „Unsere Admiralitat wird nicht in alle Ewigkeit abwarten, bis Brechdan seine Kommata gezahlt hat.“

„Morgen geht ein Kurier ab, dem ich einen Zwischenbericht mitgebe. Wir kommen ja voran, vergessen Sie das nicht. Merseia ist stark an einem Abkommen uber regelma?ige gemeinsame Beratungen auf Ministerebene interessiert.“

„Ja. Eine gro?artige Idee“, knurrte Abrams verstimmt. „Das wird unseren Versohnungsaposteln zu Hause politisches Oberwasser geben, solange es Brechdan gefallt, das Spiel mitzuspielen. Ich dachte, wir seien hergekommen, um die Sache mit Starkad zu regeln.“

„Und ich dachte, ich sei der Chef dieser Mission“, versetzte Hauksberg. „Uberlassen Sie die Wahl der Verhandlungstaktik gefalligst mir, Oberst. Ich habe Ihnen bereits auseinandergesetzt, da? die erste und wichtigste Aufgabe der Abbau des Mi?trauens sein mu?. Nur so kann man Meinungsverschiedenheiten beilegen.“

* * *

An Tagen, da er nicht einer Konferenz beiwohnen mu?te, ging Abrams in Bibliotheken und fuhrte Gesprache mit Einheimischen. Die Merseier zeigten sich au?erst hoflich und hilfsbereit. Sie uberhauften ihn mit Buchern und Zeitschriften. Beamte, Offiziere und Wissenschaftler gewahrten ihm stundenlange Interviews. Aber er erfuhr praktisch nichts von dem, was er wissen wollte.

Auch das war eine Art Hinweis. Das Fehlen genauer Informationen uber die fruhen Reisen der Merseier in die Region Saxo mochte an einer gewissen Schlamperei bei der Archivierung oder der Aufzeichnung liegen, wie Brechdan angedeutet hatte. Aber Stichproben zeigten Abrams, da? die Dokumentation bei anderen Planeten besser war. Starkad schien irgendeine geheime Bedeutung zu haben.

Anfangs hatte Abrams sich bei seiner muhseligen Arbeit von Flandry helfen lassen. Dann kam eine Einladung. Ob Fahnrich Flandry geneigt sei, den Planeten in Gesellschaft einiger junger Merseier seines Alters und Ranges zu bereisen, um diese Welt besser kennenzulernen und um der Verstandigung zwischen den beiden Rassen zu dienen?

„Wurde Ihnen das gefallen?“ fragte Abrams.

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