nicht ideal, weder der Lage nach noch in seinen sonstigen Lebensbedingungen, aber es ist annehmbar. Wenn wir zugleich die Dankbarkeit und Freundschaft einer talentierten und vielversprechenden Spezies gewinnen konnen, gibt das den Ausschlag.“ Sein Blick wurde scharfer. „Die Reaktion Ihrer Regierung war peinlich.“

„Aber vorauszusehen.“ Hauksberg streckte bequem die Beine von sich. „Um auf beiden Seiten Vertrauen aufzubauen, das die Voraussetzung fur ein allgemeines Abkommen ist, mu? die Pufferzone zwischen unseren Reichen unverletzt bleiben. Ich mochte hinzufugen, da? das Landvolk nicht weniger talentiert und schutzwurdig ist als das Seevolk. Die Frage nach der ersten Aggressionshandlung ist langst bedeutungslos geworden. Seiner Majestat Regierung fuhlt sich moralisch verpflichtet, dem Landvolk zu helfen, bevor seine Kultur untergeht.“

„Wer ignoriert die Bedurftigen naher der Heimat?“ fragte Brechdan trocken.

Hauksberg wurde ernst. „Kanzler, der Konflikt kann beendet werden. Sie werden Meldungen uber unsere Bemuhungen empfangen haben, im Gebiet der Zletovarsee Friedensgesprache einzuleiten. Wenn Merseia sich diesen Bestrebungen anschlosse, konnte eine Regelung erreicht werden, die den ganzen Planeten umfa?t. Was die Frage von Handelsstutzpunkten betrifft, so ist nicht einzusehen, warum wir nicht zusammen einen errichten konnen. Das ware ein gro?er Schritt auf dem Weg zu wahrer Verstandigung und Freundschaft, meinen Sie nicht auch?“

„Vergeben Sie mir die direkte Frage“, parierte Brechdan, „aber ich mochte gern wissen, warum der Chef des militarischen Nachrichtendienstes auf Starkad an Ihrer Friedensmission teilnimmt.“

„Er ist als Berater mitgekommen“, sagte Hauksberg. „Als ein Berater, der die Eingeborenen besser kennt als jeder andere, der abkommlich gewesen ware. Mochten Sie mit ihm sprechen?“ Brechdan zuckte mit der Schulter, und Hauksberg winkte einen Diener heran und schickte ihn fort.

Abrams loste sich aus einer Gruppe Botschaftsangestellter, kam heruber und salutierte.

„Kein Zeremoniell, Abrams“, sagte Hauksberg. „Wir verhandeln nicht offiziell. Ein gegenseitiges Aushorchen, weiter nichts. Bitte erlautern Sie unserem Gast, welche Absichten Sie hier haben.“

„Ich stehe mit den Tatsachen zur Verfugung, die ich wei?, und mit meinen Meinungen, was immer sie wert sein mogen, falls jemand mich danach fragen sollte“, sagte Abrams. „Ich rechne nicht damit, oft zu Rate gezogen zu werden.“

„Warum sind Sie dann gekommen?“ fragte Brechdan.

„Nun, Kanzler, ich hoffte allerdings, auch eine Menge Fragen stellen zu konnen.“

„Setzen Sie sich doch“, forderte Hauksberg ihn auf.

Abrams lie? sich in einen der unbequemen altmodischen Sessel fallen. „Ich danke verbindlichst“, sagte er in einem Tonfall, der seine Worte Lugen strafte. Er prostete ihnen mit seinem Whiskyglas zu, trank und sagte: „Wir wissen auf Erden so wenig von Ihnen. Ich konnte Ihnen nicht sagen, wie viele Bande uber Merseia in den Bibliotheken stehen, aber viele sind es nicht, und sie konnen nicht mehr als einen Bruchteil dessen enthalten, was uber dieses gro?e Reich zu wissen wichtig ware. Es konnte gut sein, da? wir Sie in vielen Punkten mi?verstehen.“

„Sie haben Ihre Botschaft hier“, erinnerte ihn Brechdan. „Der Stab umfa?t auch eine Anzahl Xenologen.“

„Nicht genug. Und das meiste von dem, was sie erfahren und lernen, ist auf meiner Ebene irrelevant. Mit Ihrer Erlaubnis mochte ich ungeniert mit moglichst vielen Burgern Ihres Landes sprechen. Bitte lassen Sie diese Gesprache uberwachen, damit nicht der Anschein erweckt wird, ich triebe Spionage oder fuhrte sonst etwas im Schilde. Au?erdem hatte ich gern Zugang zu Ihren offentlichen Bibliotheken.“

„Denken Sie dabei an irgendwelche speziellen Probleme? Ich helfe Ihnen gern, wenn ich kann.“

„Sehr liebenswurdig von Ihnen. Ich mochte mich auf die Erwahnung eines typischen Punktes beschranken. Uber den habe ich mir oft Gedanken gemacht, unsere Unterlagen durchsucht und unsere Xenologen wie auch die Einheimischen befragt, bin aber noch nicht auf eine Antwort gekommen. Wie ist Merseia auf Starkad gesto?en?“

Brechdans Haltung versteifte sich sichtbar. „Bei der Erforschung der Region“, sagte er kurz. „Von niemandem beanspruchter Raum ist fur alle Schiffe frei.“

„Aber plotzlich waren Sie da und entfalteten rege Aktivitat auf dem verwunschten Planeten. Wie ist es dazu gekommen, da? Sie sich fur Starkad interessierten?“

„In fruheren Zeiten haben Ihre Leute diese Region ziemlich oberflachlich erkundet“, erwiderte Brechdan gelassen. „Wir waren weniger auf kommerziellen Profit aus, dafur lag uns mehr an objektivem Wissen, also machten wir uns an die systematische Erforschung. Die Eintragung, die wir in Ihrem alten Pilotenhandbuch unter Saxo fanden, lie? Starkad einer eingehenden Untersuchung wurdig erscheinen. Auch wir fuhlen uns von Planeten mit freiem Sauerstoff und flussigem Wasser angezogen, so unwohnlich sie sonst auch sein mogen. Wir fanden eine Situation vor, die der Korrektur bedurfte, und sorgten fur die Entsendung einer Mission. Es konnte nicht ausbleiben, da? Handelsschiffe auf dem Weg in die Region Beteigeuze haufig unsere Bugwellen in der Nahe von Saxo bemerkten. Einheiten Ihrer Flotte erschienen, und so kam es zu der gegenwartigen ungluckseligen Situation.“

„Hm.“ Abrams schaute in sein Glas. „Ich danke Ihnen. Aber es ware hubsch, noch mehr Details zu erfahren. Vielleicht ist unter ihnen irgendwo ein Hinweis vergraben, da? von unserer Seite ein Mi?verstandnis vorlag — schlie?lich gibt es zwischen uns eine semantische und kulturelle Barriere, nicht?“

„Das bezweifle ich“, versetzte Brechdan unmutig. „Sie konnen Nachforschungen anstellen, aber bei diesem Gegenstand werden Sie nur Ihre Zeit und Energie verschwenden. Es kann gut sein, da? von unseren ersten Expeditionen in die Nachbarschaft Saxos nicht einmal Aufzeichnungen existieren. Wir sind nicht so besorgt wie Sie, alles auf Band aufzunehmen.“

Hauksberg, der Brechdans Kalte und Ablehnung spurte, leitete geschickt auf ein anderes Thema uber. Die Konversation verflachte zu einem Austausch von Banalitaten. Brechdan brachte seine Entschuldigungen vor und verlie? den Empfang vor Mitternacht.

Ein boser Gegenspieler, dieser Abrams, dachte er. Einer, der nicht an Verstandigung denkt, und darum gefahrlich ist. Ihn mussen wir beobachten.

Brechdan lachelte. Sein Geschaft war es nicht, den Bewacher zu spielen. Jeder Schritt, den ein Terraner au?erhalb des Botschaftsgelandes tat, wurde von Beamten des Sicherheitsdienstes uberwacht.

Immerhin traf es sich gut, da? er im Begriff war, mit einem Geheimagenten zu sprechen, der auf Starkad gewesen war. Vielleicht hatte Dwyr Informationen, die naheren Aufschlu? uber die Tatigkeit dieses Abrams' gaben. Und der Mann konnte neue Befehle entgegennehmen…

Im leeren Buro wartete das Ding. Fruher war es einmal ein Merseier gewesen, und jung. Das Gesicht war noch bis zur Stirnrundung da, eine chirurgische Maske. Dann ein Teil des Rumpfes, der linke Arm und vom rechten ein Stumpf. Der Rest war Maschine.

Die Gestalt salutierte mit uberraschend weichen und prazisen Bewegungen. Obwohl er nur zwei Schritte vor ihm stand, konnte Brechdan, der uber ein gutes Gehor verfugte, kaum das Summen horen, das aus dem Innern Dwyrs kam. „Ich stehe meinem Oberherrn zu Diensten.“ Die Stimme hatte einen metallischen Beiklang.

Brechdan erwiderte den Gru?. Er wu?te nicht, ob er den Mut gehabt hatte, so amputiert am Leben zu bleiben. „Gut, da? Sie gekommen sind, Arlech Dwyr. Stehen Sie bequem.“

„Die Hand des Vach Ynvory hat meine Anwesenheit gewunscht?“

„Ja, ja.“ Brechdan winkte ungeduldig ab. „Lassen Sie die Etikette beiseite. Ich habe genug davon. Verzeihen Sie, da? ich Sie warten lie?; ich mu?te mich um die Terraner kummern. Sie haben also im Stab von Fodaich Runeis Nachrichtendienst gearbeitet, nicht wahr? Und Sie sind auch selbst im Feld gewesen? Gut. Erzahlen Sie, warum man Sie zuruckgeschickt hat.“

„Ich war nutzlich, aber nicht unentbehrlich. Die einzige Mission, die nur ich und kein anderer hatte erfullen konnen, scheiterte. Ich sollte mir Zutritt ins Buro des Geheimdienstchefs der Terraner verschaffen.“

„Hatten Sie einen Erfolg erwartet?“ Brechdan hatte nicht gewu?t, da? dieser Dwyr so gut war.

„Selbstverstandlich. Ich kann mit elektromagnetischen Sensoren und Me?geraten ausgerustet werden, um Stromkreise aufzuspuren. Au?erdem habe ich ein gewisses Einfuhlungsvermogen fur Maschinen entwickelt. Auf einer Ebene unterhalb meines Bewu?tseins kann ich erfuhlen, was sie zu tun im Begriff sind, und mein Verhalten darauf einstellen. So hatte ich die Tur offnen konnen, ohne einen Alarm auszulosen. Unglucklicherweise und wider Erwarten waren lebende Wachter postiert. In korperlicher Kraft, Schnelligkeit und Beweglichkeit ist dieser Korper dem unterlegen, den ich fruher hatte. Ich hatte sie nicht gerauschlos und unauffallig toten konnen.“

„Glauben Sie, da? Abrams von Ihnen wei??“ fragte Brechdan.

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