sich noch rascher vorwartszubewegen. Schlie?lich gelangten sie an eine Brucke, die uber einen schnell dahinflie?enden Flu? in die Ortschaft fuhrte.

»Ich glaube nicht, da? ein Gebaude in Flammen steht«, rief Eadulf, als sie auf der Brucke haltmachten.

So war es auch.

Hinter der Brucke konnten sie zwischen den Hausern einen Platz erkennen. Dort hatte sich um einen gro?en Baum eine Menschenmenge versammelt. Manner, Frauen und Kinder standen stumm zusammengedrangt. Jeder der Manner hielt eine brennende Fackel hoch, wodurch jener schaurige, rote Lichtschein entstand, der wie ein gro?es Feuer wirkte. Kein einziger Ton war zu horen, nur die lodernden Flammen der Fackeln knisterten. Zwei Manner traten aus dem Dunkel hervor. Sie zerrten einen dritten Mann zwischen sich mit, der sich heftig wehrte. Fidelma, Eadulf und Bruder Meurig konnten den Mann jammern horen, er weinte wie ein Kind.

Bruder Meurig stie? einen Fluch aus - was er als Monch wohl besser nicht hatte tun sollen -, dann ritt er auf den Platz. Erschrocken gaben die Leute ihm den Weg frei.

Eadulf rief Fidelma eine Warnung zu, doch sie zuckte mit den Schultern und folgte Bruder Meurig.

Der war bereits an dem Baum, Fidelma und Eadulf kamen zu seiner Rechten und Linken zum Stehen. Eadulf wurde klar, da? Bruder Meurig sofort begriffen hatte, was hier vorging. Der sich wehrende Mann sollte an dem Baum aufgehangt werden.

»Im Namen Gottes, was treibt ihr hier?« schrie Bruder Meurig. »Haltet ein!«

Die Leute fuhren zuruck, doch einige blickten ihn herausfordernd an. Die beiden Manner hielten ihren unglucklichen Gefangenen immer noch ganz fest.

Ein stammiger Mann, dessen mondrundes Gesicht im Licht der Fackel rot leuchtete, trat hervor. Mit gespreizten Beinen baute er sich vor Bruder Meurig auf, die freie Hand lag am Messer an seiner Taille, er blickte den Monch finster an.

»Das geht dich nichts an, Bruder! Kummere dich um deine eigenen Angelegenheiten und la? uns in Ruhe.«

»Das ist durchaus meine Angelegenheit«, entgegne-te Bruder Meurig mit Stentorstimme, um sich Autoritat zu verschaffen. »La?t Gwnda, den Fursten von Pen Caer, hervortreten!«

Ein zweiter Mann gesellte sich zu dem Mondge-sichtigen. Er hatte eine Keule in der Hand, die er unbekummert hin und her schwang. Es war nur zu deutlich, da? dies als Drohung zu verstehen war.

»Du wirst Furst Gwnda in seinem Haus beim Beten antreffen, falls du zu ihm willst, Bruder.«

Dieser Satz wurde von schallendem Gelachter begleitet.

Bruder Meurig sah auf den Mann herab.

»Er ist bei sich zu Hause, und hier geht es drunter und druber? Er wird Konig Gwlyddien Rede und Antwort stehen mussen, wenn auch nur einem Menschen ohne Grund Schaden zugefugt wird.«

Der Mondgesichtige blinzelte und blickte seinen Freund mit der Keule an, ehe er sich wieder an Bruder Meurig wandte.

»Grund gibt es genug, Bruder«, rief er mit zorniger Stimme. »Doch wer bist du, da? du im Namen des Konigs gegen unseren Fursten Drohungen aussto?t?«

»Auf Anfrage eures Fursten Gwnda bin ich vom Konig hierhergeschickt worden. Ich bin der barnwr von der Abtei Dewi Sant.«

Der Mondgesichtige wurde ein wenig unsicher. Er trat von einem Fu? auf den anderen. Auch sein Begleiter wirkte nun weniger von sich uberzeugt. Bruder Meurig packte die Gelegenheit beim Schopfe.

»Bringt diesen Mann dort her!« befahl er barsch den beiden Mannern, die den Gefangenen festhielten. Fragend sahen sie den Mondgesichtigen an. Als sie von ihm keine gegenteiligen Anweisungen erhielten, bewegten sie sich langsam mit dem Gefangenen vorwarts. Der schluchzte und lie? den Kopf hangen.

»Das ist ja fast noch ein Kind«, murmelte Fidelma, die die ungluckliche Gestalt eingehend betrachtete. Sie hatte das in ihrer Muttersprache zu Bruder Meurig gesagt. Der Mondgesichtige blickte sie mi?trauisch an. Offensichtlich hatte auch er ihre Worte verstanden.

»Kind oder nicht, er ist ein Morder und wird bestraft«, erwiderte er.

»Auf solche Weise bestrafen wir hier niemanden«, entgegnete Bruder Meurig. »Was meinst du mit deiner Anschuldigung?«

»Dieser Junge hat meine Tochter vergewaltigt und ermordet! Ich will Vergeltung!« rief der Mondgesich-tige entschlossen.

»Vergeltung wird es nicht geben.« Bruder Meurigs Worte klangen schneidend. »Gerechtigkeit soll jedoch allen widerfahren. Wie hei?t du?«

»Ich bin Iorwerth, der Schmied.«

»Und der Name des Jungen?«

»Er hei?t Idwal.«

»Gut, Schmied Iorwerth. Du wirst uns zum Haus von Gwnda fuhren. Ihr beide seht zu, da? dem Jungen nichts passiert, sonst ziehe ich euch zur Rechenschaft.« Bruder Meurigs Anweisungen duldeten keine Widerrede. Er blickte in die Menschenmenge, die einige Schritte zuruckgetreten war, als wolle sie sich von Iorwerth und seinen Freunden distanzieren. »Ihr anderen kehrt wieder in eure Hauser zuruck.« Er sah den Mann mit der Keule an, der nun weniger angriffslustig schien. »Und wie hei?t du?«

»Ich bin Iestyn. Ich bin Bauer«, antwortete er gereizt.

»Iestyn, was rechtfertigt dein Eingreifen in dieser Sache?«

»Ich bin ein Freund von Iorwerth.«

»Nun, Freund von Iorwerth, ich ubertrage dir die Aufgabe, dafur zu sorgen, da? diese Leute so schnell wie moglich in ihre Hauser zuruckkehren. Gibt es auch nur das geringste Anzeichen von Unruhe oder weiterem Aufruhr, dann ... Ich wurde dich dann personlich dafur verantwortlich machen. Das wurde dir ganz sicher nicht gefallen.«

Bruder Meurig gab nun Iorwerth ein Zeichen, voranzugehen. Der zogerte einen Moment, doch dann zuckte er mit den Schultern und setzte sich in Bewegung. Bruder Meurig folgte ihm auf seinem Pferd, wahrend die beiden Manner, die den Jungen festhielten, ihn nun vor sich her schoben.

Eadulf und Fidelma schlossen sich Meurig an. »Es sieht so aus, als hatte Bruder Meurig mehr Durchsetzungsvermogen, als ich ihm zugetraut habe«, flusterte Eadulf Fidelma zu.

Die verzog das Gesicht. »Er ist eben ein barnwr«, meinte sie in einem Ton, der ein wenig vorwurfsvoll klang.

Die kleine Gruppe schlangelte sich die kurze Strek-ke durch den Ort bis zu einem gro?eren Komplex aus Scheunen und Nebenbauten. Darunter befand sich ein stattliches Gebaude, dessen beeindruckende Ausma?e vermuten lie?en, da? es sich um das Haus des Stammesfursten dieser Gegend handelte. Zwei Manner standen vor der Tur. Sie schienen vom Eintreffen der Gruppe uberrascht zu sein. Einer von ihnen trat hervor, als er Iorwerth erkannte.

»Was ist los?«

»Das ist der barnwr«, erklarte der Schmied knapp und nickte zu Bruder Meurig hinuber.

»Wo befindet sich der Furst?« fragte Bruder Meurig vom Pferd herab.

Der Mann schaute zum Haus. Da drehte sich sein Gefahrte plotzlich um und rannte davon. Der andere rief ihm einen Fluch hinterher.

»Hol deinen Fursten her. Rasch! Und wehe dir, wenn ihm etwas zugesto?en sein sollte«, sagte Bruder Meu- rig in scharferem Ton.

Der Mann ging zur Tur und pochte. Sie schien nicht verschlossen zu sein. Man horte Schritte dahinter. Jetzt nahm der zweite Mann ebenfalls Rei?aus.

Einen Augenblick spater stand in der Tur ein stammiger Hune mit einem dunklen Vollbart. In der rechten Hand hielt er ein Schwert, als wolle er sich im Falle eines Angriffs verteidigen.

»Was hat das zu bedeuten?« brummte er und blickte uberrascht in die Runde. »Ich, Gwnda, verlange eine Erklarung!«

Bruder Meurig neigte sich in seinem Sattel nach vorn. »Bist du Gwnda, Furst von Pen Caer?«

»Der bin ich«, antwortete dieser, ohne sein Schwert zu senken. Als er die Monchskutte bemerkte, wurden seine Augen plotzlich schmal.

»Ich bin Bruder Meurig von der Abtei Dewi Sant -der Richter, nach dem du gerufen hast. Das sind meine

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