Begleiter, Schwester Fidelma und ihr angelsachsischer Gefahrte, Bruder Eadulf. Sie reisen im besonderen Auftrag von Gwlyddien von Dyfed.«
Gwnda schien verblufft. Erst jetzt bemerkte er Iorwerth und die beiden Manner, die den Jungen festhielten. Er stellte nun die Schwertspitze auf die Stufe vor sich, seine Hande ruhten auf dem Knauf. Sein Gesicht entspannte sich ein wenig, als Begru?ungslacheln konnte man das allerdings nicht deuten.
»Ich wunschte, ich konnte euch hier unter erfreulicheren Umstanden willkommen hei?en.«
Bruder Meurig schwang sich vom Pferd. »Nichts gegen diese Umstande, Gwnda, vorausgesetzt, sie werden uns erlautert.«
Mit sauerlicher Miene betrachtete Gwnda Iorwerth. »Hei?t das, euer Aufstand ist beendet, Iorwerth?«
»Es sollte nie zu einem Aufruhr kommen«, erwiderte der Schmied zu seiner Verteidigung. »Ich wollte nur Gerechtigkeit.«
»Du hattest Rache im Sinn, und es war ein Aufstand; ein Aufstand gegen deinen Herrn. Doch ich bin dir wohlgesonnen und verzeihe dir den Gesetzesbruch, weil du dich von deinen Gefuhlen hast hinrei?en lassen. Geh nach Hause, wir reden spater daruber, wie du deine Aufsassigkeit wiedergutmachen kannst.« Gwnda wandte sich nun an Bruder Meurig: »Falls wir deine Erlaubnis dazu bekommen.«
»Du scheinst ein liberal denkender Mann zu sein, Gwnda«, sagte Bruder Meurig. »Ich sehe keinen Grund, warum ich dagegen etwas einwenden sollte, wenn man mir die Sache nachher in Ganze erklart. Wenn nun alle hier wieder zur Besinnung gekommen sind, konnen die beiden Manner den Jungen an einen sicheren Ort schaffen, wo er gefangengehalten wird, bis ich ihn befragen kann.«
»Bringt Idwal in meine Stallungen«, befahl Gwnda. »Danach sorgt dafur, da? die Pferde unserer Gaste gut gefuttert werden.« Er lachelte. »Kommt nun in mein Haus, meine Freunde, und ich werde versuchen, euch von den betrublichen Ereignissen dieses Abends zu berichten.«
»Furst Gwnda .« Einer der beiden Manner zogerte immer noch.
»Nun?« fuhr ihn Gwnda an.
»Werde ich . Werden wir bestraft werden?«
Gwnda deutete auf Bruder Meurig. »Ihr werdet Gelegenheit haben, euch zu verteidigen. Eure Strafe wird von dem Urteil des
»Aber es war doch Iorwerth, der Schmied, der uns gesagt hat . uns allen eingeredet hat . da? wir ihm beistehen mussen. Er sagte, da? es um Gerechtigkeit ginge.«
»Allen?« rief Gwnda. »Genug. Du wirst dich spater rechtfertigen konnen. Jetzt fuhr den Auftrag aus, den ich dir gab. Es sei denn, du willst noch weiter rebellieren?«
Die beiden Manner lie?en reumutig ihre Kopfe hangen und entfernten sich mit dem Jungen, wahrend Fidelma und Eadulf von den Pferden stiegen und die Zugel an einem Pfosten in der Nahe festbanden. Gwnda geleitete sie ins Haus. In einer Ecke sa?en einige Frauen, die die Eintreffenden besorgt musterten.
»Kein Grund zur Aufregung«, rief Gwnda frohlich und hangte sein Schwert auf. »Das ist der Richter mit seinen Begleitern. Sie kommen direkt von Gwlyddiens Hof.«
Darauf trat ein recht hubsches, dunkelhaariges Madchen von ungefahr siebzehn Jahren hervor. Sie blickte neugierig auf die Fremden.
»Das ist meine Tochter Elen«, verkundete Gwnda.
»Ist der Junge, ich meine Idwal, ist er in Sicherheit?« fragte sie Bruder Meurig. Fidelma bemerkte den besorgten Ton in ihrer Stimme.
»Ja. Bist du mit ihm befreundet?« erkundigte sich der Richter.
Gwnda schnaubte ungehalten. »Meine Tochter ist mit diesem Burschen nicht befreundet!«
Bruder Meurig sah das Madchen unverwandt an. Er entgegnete nichts, sondern zog einfach nur fragend seine Augenbrauen hoch.
»Ich war eine Freundin von Mair«, sagte das Madchen zogernd, wobei sich ihre Wangen roteten. »Jeder hier kennt Idwal.«
»Du solltest lieber uber Mairs Schicksal nachdenken als uber Idwals«, murmelte Gwnda bitter. »So, nun la? uns allein, damit wir die Angelegenheit besprechen konnen.« Mit lauter Stimme rief er: »Bud-dog! Wo steckt Buddog?«
Eine hubsche, blonde Frau in mittleren Jahren eilte herbei. Ihre Gesichtszuge verrieten, was fur eine Schonheit sie in ihrer Jugend gewesen sein mu?te.
»Hol ein paar Getranke und etwas zu essen fur den
Die Frau stand einen Augenblick wie angewurzelt da und schaute auf Gwnda. Fidelma fiel auf, wie intensiv sie ihn ansah, beinahe feindselig. Bruder Meurig und Eadulf bemerkten das offenbar nicht, ebenso wie Gwnda, der Bruder Meurig gerade einen Stuhl anbot. Erst danach wurde er gewahr, da? Buddog ihm nicht gehorcht hatte. Erstaunt runzelte er die Stirn.
»Unsere Gaste brauchen jetzt eine Erfrischung, nicht erst morgen.«
Fur den Bruchteil einer Sekunde harrte Buddog noch aus, dann entfernte sie sich ohne ein weiteres Wort.
Au?erdem registrierte Fidelma, da? Elen die ganze Zeit uber an der Tur gestanden und die Szene beobachtet hatte. Als Buddog an ihr vorbeischritt, warfen sich die beiden einen bedeutungsvollen Blick zu. Darauf drehte sich Elen um und schlo? die Tur. Fidelma hatte allzugern gewu?t, was hinter ihrem Verhalten steckte. Im Hause des Fursten von Pen Caer herrschte offenbar eine gespannte Atmosphare. Interessant, dachte Fidelma.
Gwnda bedeutete Fidelma und Eadulf, sich zu Bruder Meurig an das lodernde Feuer zu gesellen. Eine andere Magd brachte einen Krug Met und schenkte ihn aus.
»Wir sind wohl gerade zum richtigen Zeitpunkt eingetroffen«, sagte Fidelma, als sie an dem honigsu?en Met nippte. »Offensichtlich warst du der Gefangene deiner eigenen Leute.«
Gwnda warf ihr einen abschatzenden Blick zu. Dann nickte er langsam. »Aufruhr, so mu? man das nennen«, bestatigte er gereizt. »Ich kann verstehen, warum einige der Leute sich von ihrem Zorn haben leiten lassen. Bei so einer Sache gehen die Gefuhle mit einem durch.«
Bruder Meurig betrachtete ihn ernst. »Dein Verstandnis ist hochst loblich, Gwnda. Doch so einen Aufruhr darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Was ist passiert?«
Gwnda machte eine wegwerfende Geste. »Mein eigenes Volk, dumm und fehlgeleitet, hat mich und mein Gefolge hier eingesperrt. Dann haben sie den Gefangenen geholt und wollten ihn hinrichten.«
Bruder Meurigs Blick war duster geworden. »Sie haben dich und deine Familie eingesperrt und den Jungen gewaltsam aus deinem Gewahrsam entfuhrt? Das ist bisher beispiellos.«
»Wenn es derart beispiellos ist, wird das Ereignis in die Annalen der Geschichte eingehen. Iorwerth, der diesen ublen Aufstand anfuhrte, ist der Vater des Madchens, das Idwal vergewaltigt und ermordet hat. Es ist verstandlich, da? er sich von seinem Streben nach Vergeltung leiten lie?. Ich kann ihn nicht mit gutem Gewissen verurteilen.«
»Du bist sehr nachsichtig«, bemerkte Bruder Meurig.
»Das klingt ja, als hattest du den Jungen schon fur schuldig befunden, Gwnda. Weshalb ist dann noch ein Richter notig?« mischte sich Fidelma ein.
Gwnda lachelte herablassend. »Wie ich feststellen mu?, bist du nicht von hier, Schwester. Ich werde dir spater die Gesetze dieses Landes erlautern. Das Recht ist eine komplizierte Sache.«
Bruder Meurig hustelte. »Furst Gwnda, Fidelma ist nicht nur die Schwester des Konigs von Cashel, sie ist auch eine befahigte
Gwnda errotete.
»Du hast meine Frage nicht beantwortet.« Fidelma gab nicht nach. »Deinen Worten entnehme ich, da? du den Jungen vorverurteilst.«
Dem Fursten von Pen Caer war offenbar nicht ganz wohl in seiner Haut. »Ich habe nach einem Richter geschickt, weil ich denke, da? man die Gesetze einhalten mu?. Unabhangig davon halte ich den Jungen fur schuldig.«
Eine der Frauen brachte ein Tablett mit Speisen und weiteren Getranken herein und stellte es auf dem Tisch