Tore gekommen und zur Scheune herubergeritten, wo sie uns uberrascht haben. Ich glaube, sie sind schon einmal im Kloster gewesen.«
»Und zu welchem Zweck?«
»Eadulf, Antworten ergeben sich nicht so rasch wie Fragen. Hat Clydog jemand mitgeteilt, da? wir dort waren? Und falls dem so ist, wer hat es getan? Wer wu?te alles davon? Und weiter - warum sollte jemand daran interessiert sein, da? Clydog uns gefangennimmt? Will jemand verhindern, da? wir die Wahrheit uber das Verschwinden der Monche herausfinden? War der alte Mann wirklich der Klostervorsteher Pater Clidro? Warum wurde er erst ein paar Stunden vor unserem Eintreffen im Kloster erhangt?«
»Du vergi?t den Hwicce in dem Steinsarg«, murmelte Eadulf duster.
Fidelma lachelte in der Dunkelheit. »Der Hwicce. Nein, ich habe ihn nicht vergessen. Wenn Clydog und seine Manner schon einmal in Llanpadern waren, dann gibt es moglicherweise auch fur den Toten im Sarkophag eine Erklarung.«
Eadulf schob sich unruhig hin und her, soweit das seine Fesseln erlaubten. »Um Gottes willen, kein Wort uber den Hwicce in Gegenwart dieser Kerle hier. Sie konnten auf die Idee kommen, da? ich etwas mit seinem Tod zu tun habe. Mein Leben hangt ohnehin nur am seidenen Faden.«
»Vielleicht wei? Clydog ja schon von dem Toten in der Kapelle?« uberlegte Fidelma weiter.
»Gewi? nicht«, sagte Eadulf entschieden.
»Warum gewi??«
»Wenn er es wu?te, hatte er langst darauf angespielt. Ich bin schlie?lich ein Angelsachse.«
Fidelma schwieg.
Eadulf zerrte vergebens an seinen Fesseln. Es machte ihn rasend, da? er so hilflos war. Erst vor kurzem war er in dieser grausigen Zelle in der Abtei Fearna eingesperrt gewesen und hatte auf seinen Tod gewartet. Wut und Verzweiflung packten ihn, schon wieder gefangen und derart ausgeliefert zu sein.
Da aus der anderen Ecke der Hutte nichts zu horen war, nahm Eadulf an, da? Fidelma nun meditierte. Durch die Kunst der
Die Zeit verstrich. Langsam wurde es kalter, die fruhabendlichen Schatten wurden von der Dunkelheit geschluckt. Sie konnten das Flackern eines Feuers vor der Hutte erkennen und horten das laute Gelachter der Manner.
»Eins konnen wir aus diesem Feuer lernen, Eadulf«, bemerkte Fidelma leise.
»Das da ware?« erwiderte Eadulf vom anderen Ende der dunklen Hutte.
»Da? Clydog und seine Manner keine Angst haben, das Feuer konnte Aufmerksamkeit erregen. Sie mussen sich ihrer Sache ziemlich sicher sein.«
Fidelma schwieg plotzlich, denn jemand stand am Eingang zur Hutte; Clydogs Stimme drang aus der Finsternis zu ihnen.
»Nun, wie ich euch versprochen habe, das Festmahl ist bereitet, und wir mochten dich als unseren Hauptgast an unserer Tafel willkommen hei?en, meine Lady.«
Kapitel 9
Clydog trat in die Hutte und band Fidelmas Fesseln los. Nur ihre Hande blieben gefesselt. Er zog sie hoch und stie? sie sanft vor sich her zur Tur. An der Turschwelle blieb sie stehen und fragte: »Was ist mit meinem Gefahrten?«
»Der Sachse? Der kann bleiben, wo er ist.«
»Hat er nicht auch etwas zu essen und zu trinken verdient?«
»Ich werde ihm etwas bringen lassen.« Damit lie? es Clydog bewenden. »Ich habe nur dich zum Essen eingeladen. Ich mochte mich mit dir und nicht mit dem Angelsachsen unterhalten.«
Fidelma wurde unversehens aus der Hutte befordert. Drau?en loderte ein Feuer, daruber brutzelte an einem gro?en Spie? uber der Glut ein Hirsch. Zwei Manner kummerten sich um den Braten, die anderen sa?en herum, tranken und redeten lautstark miteinander.
Ein Stuck entfernt vom Feuer war die abendliche Luft regelrecht kalt. Fidelma war beinah dankbar fur die Warme der Flammen. Clydog fuhrte sie zu einem Baumstamm vor einem einzeln stehenden Zelt aus Tierhauten. Es war eines von mehreren Zelten, die auf der Lichtung verteilt standen und vermutlich Clydog und seinen Mannern nachts Schutz boten.
»Besonderen Komfort konnen wir dir nicht bieten, Prinzessin von Cashel«, sagte Clydog und zeigte auf den Baumstamm, auf den sie sich niederlassen sollte. Als sie sa?, machte er sich daran, ihr die Fesseln zu losen.
»So. Nun kannst du etwas bequemer essen und trinken. Doch denk dran, Lady, da? du von meinen Mannern umgeben bist und jeder Fluchtversuch vergeblich ist.«
»Ich wurde meinen Begleiter nie allein deiner Obhut anvertrauen«, erwiderte sie scharfzungig.
Clydog zeigte wieder sein breites Grinsen und setzte sich neben sie. »Das ist sehr schlau. Fur Sachsen haben wir nicht viel ubrig, insbesondere nicht fur sachsische Monche.«
Nun trat Corryn zu ihnen; sein schmales Gesicht wurde immer noch halb von seinem Helm verdeckt. Er reichte ihr einen Becher mit Met. Fidelma fiel auf, da? seine Hande glatt und gepflegt waren, ganz untypisch fur die Hande eines Kriegers oder eines Mannes, der an korperliche Arbeit gewohnt war. Fidelma nahm den Becher, trank aber nichts.
»Das ist nicht klug von dir, Clydog«, murmelte Corryn, an seinen Gefahrten gewandt.
Clydog blickte zornig auf. »Das geht dich nichts an, mein Freund.«
»Geht uns das nicht beide an?«
Der Anfuhrer der Bande lachte trocken. »Nicht diese Angelegenheit.«
Corryn unterdruckte einen Seufzer und setzte sich zu den anderen. Clydog merkte, da? Fidelma den Met nicht anruhrte.
»Magst du unseren Waldmet nicht, Lady?« erkundigte er sich und nahm einen Schluck aus dem Becher, den er in der Hand hielt. »In einer Nacht wie dieser warmt er gut.«
»Du hast gesagt, da? du meinem Gefahrten etwas zu essen und zu trinken schicken wurdest. Erst wenn er etwas bekommt, werde ich trinken.«
»Der Sachse kann warten«, erwiderte Clydog unbekummert. »Erst kommen wir.«
»Das sehe ich anders.« Fidelma erhob sich so plotzlich, da? Clydog viel zu uberrascht war, um sie daran zu hindern. »Ich werde ihm das hier bringen«, verkundete sie und machte einen Schritt nach vorn. Doch schon wurde sie festgehalten. Es war Corryn. Seine glatten und gepflegten Hande packten hart zu. Erstaunt holte sie Luft. Corryn grinste.
»Halt!« Clydog war aufgestanden. Sein Gesicht verriet Verdru?. »Wenn es dir so viel bedeutet, werde ich deinem angelsachsischen Freund was zu essen bringen lassen.«
Fidelma stand reglos da, was blieb ihr auch weiter ubrig. Corryn hielt sie immer noch fest.
»La? sie los und sorge dafur, da? der Sachse was zu essen kriegt«, sagte Clydog wutend.
»Was hat es fur einen Sinn, einen Mann durchzufuttern, der ohnehin bald stirbt?«
»Tue, was ich dir sage«, fuhr ihn Clydog an, »sonst passiert was.«
Corryn stie? Fidelma mit einem Ruck von sich. Sie sah ihm ins Gesicht. In seinen blauen Augen las sie Zorn und Groll. Dann hatte er sich wieder in der Gewalt. Er zuckte mit den Schultern, trat zu seinen Gefahrten und gab ein paar Anweisungen. Widerwillig erhob sich einer der Manner, schnitt ein paar Scheiben von dem Braten ab und legte sie auf ein Holzbrett. Dann nahm er einen Becher Met und ging zur Hutte.
Zufrieden schaute Fidelma zu Clydog, der sich wieder hingesetzt hatte, ganz bla? aussah und Corryn mit