Die Anspannung unter den Mannern schwand bis zu einem gewissen Grad, doch der Schmied betrachtete sie weiterhin mi?trauisch.

»Es ist ungewohnlich, da? ein angelsachsischer Monch in unserem Land auf Reisen ist. Angelsachsen treten hier meist in Rauberbanden auf, wie wir an dieser Kuste sehr zu unserem Leidwesen erfahren mu?ten. Viele unserer Verwandten haben bei solchen Uberfallen ihr Leben verloren.«

»Wir haben keine bosen Absichten. Wir suchen einen Ort namens Llanferran.«

»Und was noch?«

Fidelma war einen Augenblick verwirrt. »Wir brauchen auch etwas zu essen und Futter fur unsere Pferde, die sehr erschopft sind. Wenn du uns dann zeigst, wo Llanferran liegt, brechen wir sofort auf.«

Der Schmied starrte sie kurz an, dann zuckte er mit den Schultern und lie? seine Waffe sinken.

»Ihr habt Llanferran gefunden. Ich hei?e Goff.«

Kapitel 11

»So, was wollt ihr sonst noch au?er unserer Gastfreundschaft? Selten kommen Fremde her, blo? um uns um Kost und Logis zu bitten, am wenigsten die Angelsachsen.« Goff, der Schmied, blickte Eadulf mi?trauisch an.

»Wir sind im Auftrag deines Konigs Gwlyddien unterwegs, um den Fall der verschwundenen Klostergemeinschaft von Llanpadern zu untersuchen .«

Das Gesicht des Schmieds verfinsterte sich. Den bla?lichen Jungen, der neben ihm stand, schien diese Mitteilung auch nicht zu freuen.

»Gwnda, Furst von Pen Caer, hat uns gesagt, jemand, der Dewi hei?t, wu?te etwas daruber.«

Zogernd zeigte der Schmied auf den Jungen neben sich. »Das ist mein Sohn Dewi. Ich habe ihn nach dem heiligen Grunder unserer Kirche genannt.«

Fidelma lachelte den Jungen an, der offenbar Angst hatte. »Dann haben wir einiges zu besprechen. Durfen wir euch um eine Mahlzeit bitten und uns an eurem Feuer warmen, wahrend wir uns uber die Vorkommnisse im Kloster unterhalten?«

Der Schmied zogerte kurz, dann sagte er: »Wenn ihr wirklich von geistlichem Stand seid, so seid ihr an meinem Feuer willkommen. La?t uns zu meinem Haus gehen.«

Er wandte sich an einen der anderen Manner, die sich um den alten Mann geschart hatten, auf den sie zuerst gesto?en waren und der sie nun voller Ha? anstarrte.

»Kummre du dich inzwischen um das Schmiedefeuer«, wies ihn Goff an. Der Mann wollte schon losgehen, da bat ihn Fidelma: »Kannst du auch unsere Pferde versorgen? Sie mussen abgerieben werden und brauchen Wasser und Futter.«

»Erledige das«, ordnete Goff an.

Fidelma und Eadulf murmelten Dankesworte, dann folgten sie Goff und Dewi uber einen Hof und eine kleine Steigung zu dem gro?eren Gebaude, das, wie Fidelma richtig bemerkt hatte, alle Merkmale einer Herberge aufwies. Wie in ihrem Heimatland konnte man hier gegen Bezahlung eine Mahlzeit und ein Bett erhalten.

Eine Frau mit rundem Gesicht stand vor einem Kochtopf, der uber einem munter lodernden Feuer hing.

»Rhonwen!« rief der Schmied. »Wir haben Gaste. Reisende von geistlichem Stand.«

Die Frau trat auf sie zu und wischte sich die Hande an der Schurze ab, die sie um ihren fulligen Leib trug.

»Das ist Rhonwen, meine Frau«, erklarte Goff.

»Habt ihr schon gefruhstuckt, Schwester?« fragte sie freundlich. »Kann ich euch etwas zu essen und zu trinken holen?«

Bald standen frisches Brot und Bretter mit kaltem Braten und Kase vor ihnen auf dem Tisch. Der Schmied und sein Sohn leisteten ihnen beim Met Gesellschaft.

Fidelma hatte aus ihrem marsupium das Pergament mit Konig Gwlyddiens Siegel herausgeholt und hielt es dem Schmied hin. Er blickte darauf und reichte es mit einem Achselzucken seinem Sohn.

»Dewi kann lesen«, murmelte er kleinlaut.

»Das ist eine Vollmacht des Konigs, Vater. Die Gwyddel ist eine Richterin, wie unser barnwr.«

»Na schon. Was konnen wir dir von Llanpadern berichten, Schwester?« fragte der Schmied. »Wir wissen, da? das Kloster uberfallen wurde.«

»Das hat Dewi bereits Gwnda mitgeteilt.« Eadulf beteiligte sich zum erstenmal an der Unterhaltung. »Erzahl uns von dem Uberfall.«

Der Junge blickte zu seinem Vater, der mit einem Nicken seine Zustimmung gab.

»Wir erfuhren, da? vor fast einer Woche ein sachsisches Kriegsschiff bei Penmorfa vor Anker ging«, fing Dewi an. »Dann fand man sieben Monche tot in der Nahe der Klippen. Alle waren umgebracht worden. Es lag auf der Hand, wer ihren Tod zu verantworten hatte.«

Fidelma sah ihn neugierig an. »Warum lag das auf der Hand?« wollte sie wissen.

»Einen Augenblick, Schwester.« Der Schmied erhob sich und ging zu einer Truhe am Ende des Raumes. Er kehrte mit dem runden Schild eines Kriegers, einem zerbrochenen Schwert und einem Messer zuruck. »Das hat man bei den Leichen der Monche gefunden. Soll ich euch die Herkunft dieser Gegenstande erklaren oder konnt ihr sie selbst feststellen?«

Eadulf untersuchte mit besorgter Miene die Kennzeichnungen. Noch ehe er etwas sagen konnte, wu?te Fidelma schon, was es sein wurde.

»Es waren Hwicce«, erklarte er.

»Bist du ganz sicher?« fragte sie.

Eadulf nickte. »Siehst du den doppelten Blitz auf dem Schild? Das ist das Symbol von Thunor, dem Gott des Blitzes. Wenn das nicht ausreicht, so kann man an der Nietung und der Fertigung des Kriegsgerats erkennen ...«

»Wirklich!« Der Schmied lachelte boshaft. »Kein Britannier wurde so etwas herstellen. Es sind eindeutig ein sachsischer Schild und sachsische Waffen.«

»Und du sagst, das hat man bei den Leichen der Monche gefunden? Wer hat die Leichen denn entdeckt?« fragte Fidelma scharf.

»Reisende Handler. Dewi ging dann mit zwei Freunden nach Penmorfa, um zu prufen, ob ihre Geschichte stimmte.«

»Dewi, hast du dort irgendwelche Angelsachsen gesehen?«

Der Junge schuttelte den Kopf. »Da waren nur die toten Monche.«

»Hast du ein sachsisches Schiff bemerkt?« fragte sie weiter.

Der Vater lachte verbittert. »Die Angelsachsen sind schnell beim Plundern. Sie kommen, und schon sind sie wieder fort. Sie warten nicht, bis man zuruckschlagt.«

»Ich mu? mehr uber die Leichen wissen, Dewi«, sagte Fidelma.

»Was gibt es da noch zu berichten?« antwortete der Junge verunsichert.

»Wei?t du, ob es Monche aus Llanpadern waren? Wie haben sie dagelegen? Wie sind sie umgebracht worden?«

Dewi dachte einen Moment nach, ehe er antwortete. »Ich bin oft in Llanpadern gewesen, und so habe ich zwei oder drei der Bruder wiedererkannt.«

»Kanntest du Bruder Rhun?«

»Den Sohn des Konigs? Er war der oberste Verwalter des Klosters Llanpadern. Er machte die Geschafte mit den Handlern und Kaufleuten. Ich bin ihm haufig begegnet.«

»Mein Sohn fahrt unser Fuhrwerk. Er bringt die Sachen, die ich anfertige, zu jenen, die nicht zur Schmiede kommen konnen, um sie abzuholen«, erklarte sein Vater.

»Ich erinnere mich, da? es im Kloster auch eine Schmiede gibt«, sagte Eadulf nachdenklich. »Neben der Scheune.«

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