»Das Kloster hat eine eigene Schmiede, doch ab und zu braucht man zusatzliche Hilfe, oder es fehlt an Material. Nicht wahr, Vater?«

Goff nickte langsam.

»Deinen Worten entnehme ich, da? Bruder Rhun nicht unter den Toten war?« erkundigte sich Fidel-ma.

»Ich habe nur zwei der getoteten Bruder wiedererkannt. Er war nicht dabei.«

»Und du bist dir sicher, da? alle dem Kloster angehort haben?«

»Ja.«

»Und es waren sieben Leichen?«

»Sieben«, bestatigte der Junge.

»Wie hat man sie getotet?«

»Durch Schwerthiebe, glaube ich.«

»Auf welche Weise?« drang Fidelma weiter in ihn.

»Man hat sie in den Nacken geschlagen.« Offensichtlich hatte der Junge begriffen, was man von ihm wollte. »Einen hatte es von vorn erwischt, ins Herz, einem anderen war der Bauch von unten aufgeschlitzt. Sie lagen alle dicht beieinander, als hatte man sie zusammengedrangt, als man sie umbrachte.«

»Sie lagen also in einer Art Gruppe, sagst du? Wo fand man dann den Schild und die Waffen?«

»Genau daneben.«

»Genau daneben?« Sie nahm das zerbrochene Schwert in die Hand. »Wie genau hat es neben den Leichen gelegen?«

»Es hat zu Fu?en eines der Monche gelegen.«

»Hast du das Blut abgewaschen?« Die Waffe, die sie hielt, war sauber und glanzte beinah.

»Nein, wir haben das Schwert so gefunden«, warf Goff ein.

»Und wo ist der andere Teil des Schwerts? Steckt es in einer der Leichen?«

»Nein, die Wunden waren ...« Dewi hielt plotzlich inne, denn ihm wurde die Bedeutung ihrer Frage klar.

»Und das Messer und der Schild? Lagen sie auch einfach daneben?«

Der Junge uberlegte. »Der Schild lag auf einer der Leichen und das Messer neben einer anderen.«

»Was ist geschehen, nachdem ihr die Leichen entdeckt hattet?«

Jetzt antwortete Goff.

»Dewi kehrte zuruck, um mich und ein paar andere Manner nach Penmorfa zu holen. Ich nahm die Waffen an mich und untersuchte die Leichen; ich wollte feststellen, wer die Toten waren. Doch es gab keine Hinweise auf ihre Person. Keine Schmuckstucke oder Kreuze - rein gar nichts. Also haben wir sie bei den Klippen begraben, wo sie ihr Leben gelassen hatten.«

»Bist du sicher, da? sie wirklich an dieser Stelle umgebracht wurden?«

»Aber ja. Die Erde um sie herum war mit Blut getrankt.«

»Und dann?«

»Als wir uns alles genau angesehen hatten, sagte ich meinem Sohn, da? er nach Llanwnda reiten solle, um Gwnda, Furst von Pen Caer, von unserer grausamen Entdeckung zu berichten. Von dem Gemetzel und dem angelsachsischen Kriegsschiff, das man vor der Kuste gesichtet hatte. Es brauchte nicht viel Einbildung, um sich auszumalen, was da geschehen war.«

»Da? angelsachsische Seerauber das Kloster von Llanpadern uberfallen haben? Bist du sicher?« fragte Fidelma. »Bist du davon uberzeugt, da? sie, aus welchem Grund auch immer, die Monche verschleppt haben und bei den Klippen sieben von ihnen umbrachten, ehe sie wieder auf ihr Kriegsschiff zuruckkehrten?«

»Naturlich. So mu? es gewesen sein.«

»Wei?t du, da? es in Llanpadern selbst keine Hinweise auf einen Uberfall gibt? Nicht ein Gebaude ist dort niedergebrannt oder zerstort. Es gibt auch keinerlei Anzeichen dafur, da? Monche getotet wurden.«

»Aber ...«, hob Eadulf an. Fidelma brachte ihn mit einem strengen Blick zum Schweigen.

»Ist jenes Schiff spater noch einmal aufgekreuzt?« fragte sie.

»Wegen derartiger Uberfalle haben wir entlang der Kuste eine Wache eingerichtet. Das Schiff ist nicht noch einmal gesichtet worden.«

Fidelma unterdruckte einen Seufzer. »Du hast uns sehr geholfen, Goff. Du auch, Dewi.«

»Wo reitet ihr als nachstes hin?« fragte Goff und schenkte ihnen Met nach.

»Nach Llanwnda zuruck. Dort werden wir mit unserem Gefahrten von der Abtei Dewi Sant zusammentreffen.«

»Ich habe gehort, da? es in Llanwnda auch Arger gibt.«

»Ja, das stimmt«, bestatigte Eadulf und bi? genu?voll in ein Stuck Brot. »Unser Reisebegleiter Bruder Meurig untersucht .«

»Meurig, der barnwr?« Rhonwen trat an den Tisch, ihr rundliches Gesicht war auf einmal ganz ernst. »Untersucht er den Tod der armen Mair?«

»Hast du Mair gekannt?« fragte Fidelma.

»Schwester, wir stehen hier alle unter dem Schutz von Pen Caer« - Goff nickte in die Richtung, wo in der Ferne der Berg dieses Namens lag - »und sind nur eine kleine Gemeinde. Au?erdem ist Iorwerth ein Zunftgenosse, und Neuigkeiten gelangen rasch von Schmiede zu Schmiede.«

»Dann kennst du also Iorwerth?«

»Wir haben in derselben Schmiede gelernt. Zwei Jahre lang habe ich mir mit ihm eine Kammer geteilt, dann wurde er von unserem Lehrmeister rausgeschmissen.«

Das weckte Fidelmas Neugier. »Rausgeschmissen? Warum denn das?«

»Ganz einfach, Schwester. Unser Lehrmeister hatte eine Tochter. Manchmal bin ich nachts aufgewacht und habe das Lager meines Gefahrten leer vorgefunden. Du verstehst?«

»Ich glaube schon«, antwortete Fidelma.

»Bei Iorwerth ging es eher um Lust als um Liebe«, sagte Goff mi?billigend. »Ich glaube nicht, da? er jemals irgendwen wirklich mochte. Vielleicht nicht einmal seine Tochter. Seine Frau starb vor ein paar Jahren, und er hat nur kurze Zeit um sie getrauert.«

»Ja, sehr kurze.« Rhonwen setzte sich mit an den Tisch. Goff und sie schienen sich auch ohne Worte zu verstehen.

»Ich denke, wir brauchen dich hier nicht mehr, Dewi«, sagte Goff. »Geh zur Schmiede hinunter und schau nach, ob dort alles in Ordnung ist.«

Zogernd stand der Junge auf und lie? sie allein. Dann lehnte sich Rhonwen vor.

»Iorwerths Frau war meine Freundin. Esyllt war ein wunderschones Madchen. Nur Gott allein wei?, was sie veranla?te, Iorwerth zu heiraten. Dieser Ehe hatte der Himmel nicht gerade seinen Segen erteilt. Ihr Tod war beinah vorhersehbar.«

»Wieso?« erkundigte sich Fidelma.

»Sie wurde einfach krank und starb eines Tages. Du wei?t doch, wie das geht? Irgendein Fieber. Das Fieber hat sie hinweggerafft, die Arme. Doch sie ist jetzt sicher an einem besseren Ort als zu Lebzeiten. Iorwerth ist ein engstirniger, rachsuchtiger Kerl. Ich habe mich oft gefragt, warum die arme Esyllt bei ihm blieb. Als wir erfuhren, da? Iorwerth sie prugelte, habe ich ihr vorgeschlagen, bei uns zu leben. Schlie?lich war Esyllt meine engste und liebste Freundin.«

»Sag mir, Goff, wo wohnte dieser Schmiedemeister, bei dem du und Iorwerth in der Lehre wart?«

»Er war Schmied in Dinas. Er hie? Gurgust aus Dinas. Armer Mann.«

Fidelma zog eine Augenbraue hoch. »Armer Mann?«

»Seine Tochter, wei?t du.«

»Armer Mann, weil seine Tochter sich mit Iorwerth eingelassen hatte?«

Goff schuttelte den Kopf. »Nein, sondern wegen der Dinge, die sich spater ereigneten. Ein paar Wochen nachdem Iorwerth aus Dinas verschwinden mu?te, weil Gurgust entdeckt hatte, da? seine Tochter - Efa war ihr Name - auf Iorwerth hereingefallen war. Gurgust war so wutend, da? er auch noch seine Tochter aus dem Hause jagte.«

»Ist sie Iorwerth gefolgt?«

»Nein. Der hatte sich bereits aus dem Staub gemacht, Efa war ganz auf sich gestellt. Sie hat sich mit einem umherziehenden Krieger zusammengetan und auch ein Kind mit ihm gehabt. Dann starb Efa.«

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