neugierige Blicke auf Fidelma und ihren Begleiter.

Eadulf schaute zu Fidelma. Ihm war klar, da? sie der Mord an Bruder Meurig stark beschaftigte. Die Ermordung eines Geistlichen war gewi? ein scheu?liches Verbrechen. Als er sich in Mutma?ungen uber den Tater hatte ergehen wollen, hatte sie wie immer erwidert: »Es hat keinen Sinn zu spekulieren.« Sie hatte den Vorfall nicht weiter mit ihm erortern wollen, obwohl er spurte, da? sie wahrend des Ritts in Gedanken verschiedene Moglichkeiten durchspielte. Das hatte ihn verargert.

Fidelma nahm seinen Verdru? zwar wahr, wollte ihn aber auf keinen Fall an ihren Uberlegungen teilhaben lassen. Sie zog es vor, in Ruhe nachzudenken. Sie hatte sich Bruder Meurigs Leiche genau angesehen, ebenso die Hutte, die Axt und die Umgebung. Doch sie war auf nichts gesto?en, was Licht in das Dunkel hatte bringen konnen. Was hatte Bruder Meurig im Wald zu suchen gehabt? Hatte er sich die Stelle anschauen wollen, an der Mair umgebracht worden war? Wenn dem so war, weshalb war er auf eine so hinterhaltige Weise getotet worden?

Es hatte keinen Sinn, all das mit Eadulf zu besprechen. Er stellte sich sicher dieselben Fragen.

Die friedliche Ruhe in Llanwnda stand in krassem Gegensatz zu dem, was sie in der Hutte im Wald entdeckt und im Kloster Llanpadern erlebt hatten. Niemand schien uberrascht, sie wiederzusehen. Niemand schien sich uber ihr Eintreffen zu wundern.

»La? uns gleich Gwnda aufsuchen«, meinte Fidelmazu Eadulf. Langsam ritten sie auf den Wohnsitz des Fursten von Pen Caer zu.

Erst als sie absa?en und ihre Pferde an einem Pfahl vor dem Furstensitz festbanden, trat Gwnda heraus. Er schien sich nicht gerade zu freuen uber ihre Ankunft.

»Was gibt es Neues aus Llanpadern? Ihr seid rasch wieder hier«, begru?te er sie ohne jede Begeisterung.

Fidelma betrachtete ihn genau. »Wei?t du, wo sich Bruder Meurig aufhalt?« fragte sie.

»Ich habe keine Ahnung. Er ist heute vormittag aufgebrochen«, antwortete Gwnda.

»Wohin?«

Gwnda zuckte mit den Schultern. »Das hat er mir nicht gesagt.«

»Wann wollte er zuruck sein?«

»Hat er auch nicht gesagt.«

Fidelma versuchte, ihre Wut zu unterdrucken.

»Hat er jemand anderem mitgeteilt, was er vorhat?« fragte nun Eadulf.

»Der barnwr ist ein verschwiegener Mann.« Gwnda lachelte gleichgultig. Dann bemerkte er, wie mude und erschopft Eadulf und Fidelma aussahen. »Ihr scheint keine gute Unterkunft gefunden zu haben. Gab es in Llanpadern kein Bett fur euch? Letzte Nacht ging hier ein schlimmes Gewitter nieder.«

»Wir mu?ten in einer Hohle Zuflucht suchen«, erklarte Eadulf kurz. »Doch jetzt wurden wir uns uber ein Bad und saubere Wasche freuen.«

»Bis zu eurem Aufbruch zur Abtei Dewi Sant seid ihr meine Gaste«, verkundete der Furst pflichtschuldigst.

»Dann werden wir ...«, Eadulf verstummte, denn er hatte Fidelmas scharfen Blick bemerkt. Sie wollte wohl auf jeden Fall verhindern, da? er verriet, da? Bruder Meurig tot war. »... werden wir deine Gastfreundschaft annehmen«, beendete er schleppend seinen Satz.

Sie folgten Gwnda ins Haus. Der klatschte in die Hande, und Buddog erschien. Als sie die Besucher erkannte, kniff sie die Augen ein wenig zusammen.

»Buddog, Schwester Fidelma und Bruder Eadulf sind noch einmal unsere Gaste. Sorge dafur, da? man ihnen ein Bad richtet und ihnen Erfrischungen bringt. Auch ihre Pferde mussen versorgt werden.«

Buddog neigte leicht den Kopf. »Wird gemacht.«

Wahrend Gwnda seine Anweisungen gegeben hatte, hatte Fidelma ihrem Gefahrten zuflustern konnen: »La? mich uber Bruder Meurig berichten.«

Sie nahmen vor dem Feuer Platz. Buddog brachte ihnen Getranke und verkundete, da? das Bad vorbereitet werde. Als sich Gwnda zu ihnen setzte und seinen Becher in die Hand nahm, sagte Fidelma leise: »Pater Clidro ist tot.«

Einen Moment starrte sie der Furst von Pen Caer an. »Also war es doch ein Angriff der Sachsen? Wie viele Bruder sind umgekommen?« In seiner Stimme schwang ein wenig Triumph mit.

»Noch sieben weitere, soweit wir wissen, und Pater Clidro. Er wurde in der Scheune von Llanpadern erhangt, wohingegen die anderen bei den Klippen in der Nahe von Llanferran den Tod fanden, so wie man dir berichtet hat.«

Gwnda seufzte tief. »Unsere Kuste ist vor Ubergriffen der Angeln und Sachsen wenig geschutzt.«

»Kennst du einen Geachteten, der Clydog genannt wird?«

Gwnda zuckte bei der Erwahnung des Namens derart zusammen, da? er sich ein wenig von seinem Met uber die Hand kippte.

Fidelma lachelte finster. »Wie es scheint, kennst du ihn«, bemerkte sie, ehe der Furst sich wieder gefa?t hatte.

»Die meisten Leute in der Gegend von Pen Caer wissen, wer Clydog ist, und viele haben leider schon seine Bekanntschaft gemacht«, sagte der Furst.

»Was wei?t du uber ihn?«

Gwnda betrachtete Fidelma und Eadulf nachdenklich. »Was hat Clydog mit der Sache zu tun?« fragte er zogernd.

»Ich mochte nur, da? du mir sagst, was du uber ihn wei?t.«

Gwnda schwieg nachdenklich. »Clydog Cacynen.« Er sprach den Namen beinah hohnisch aus. »Vor sechs Monaten horten wir, da? in den Waldern um Ffynnon Druidion Reisende uberfallen und ausgeplundert wurden. Anfangs wurde niemand umgebracht, man raubte die Leute aus und lie? sie laufen. Sie berichteten von einem Banditen, der sich Clydog nannte, ziemlich gebildet wirkte und ihnen mit einem Grinsen alles Wertvolle abnahm. Er hat eine kleine Gruppe von Kriegern um sich geschart, vermutlich irgendwelche Abenteurer, Diebe und Morder, die auf der Flucht vor dem Gesetz sind. Ein Dutzend Manner oder so, die sich mit ihm in den Waldern verstecken.«

Damit erzahlte ihnen Gwnda nur, was sie schon wu?ten. »Zuerst wurden die Ausgeraubten also nicht getotet. Das bedeutet, da? man spater welche ins Jenseits beforderte?« erkundigte sich Fidelma.

Gwnda nickte. »So ist es, Schwester. Clydogs Uberfalle wurden immer verwegener. Einmal sandte Konig Gwlyddien einen Trupp Krieger durch die Walder, um Clydog aufzuspuren, doch sie schafften es nicht. Clydog kennt jeden Baum und Strauch im Wald von Ffynnon Druidion.«

»Gwlyddien hatte Krieger ausgeschickt? Du bist der Furst von Pen Caer. Warum hast du nicht einen Trupp Krieger zusammengerufen, um Clydog unschadlich zu machen?«

Gwnda lachte bitter vor sich hin. »Ich hatte kein Dutzend Manner dafur gefunden. Die meisten jungen Manner dienen schon Furst Rhodri, um unsere Grenzen zum Konigreich Ceredigion zu schutzen.«

»Abgesehen von diesem einen Versuch von Konig Gwlyddien hat man gegen Clydog seitdem nichts weiter unternommen?«

»Solange er nicht eine der gro?en Siedlungen von Pen Caer angreift und sich auf Wegelagerei beschrankt, stellt er keine gro?e Bedrohung fur diese Gegend dar.«

»Also besteht deine Taktik darin, Clydog in Ruhe zu lassen, in der Hoffnung, er la?t euch in Ruhe?« fragte Fidelma tadelnd. »Was ist, wenn er fur die Vorkommnisse in Llanpadern verantwortlich ist?«

Gwnda zuckte erstaunt zusammen. »Hast du nicht gesagt, da? es sich um einen Uberfall der Sachsen handelt? Meinst du etwa, da? Clydog die Schuld an der Ermordung Pater Clidros und der anderen tragt? Das ist doch Unsinn! Wozu sollte er das getan haben?«

»Und was ware, wenn er dahintersteckte?« wiederholte sie eindringlicher.

»Dann, nehme ich an, mu?te Konig Gwlyddien Krieger ausschicken, um ihn zu vertreiben. Allerdings brauchte man dazu eine stattliche Anzahl, denn sie mu?ten die Walder durchkammen, und das Konigreich kann nicht noch mehr ausgebildete Krieger aufbieten. Nicht zu dem jetzigen Zeitpunkt.«

»Warum?«

»Artglys, der Konig von Ceredigion, bedroht unsere Grenzen, sucht Schwachstellen in der Hoffnung, unser Land zu erobern. Unsere Grenzen sind lang, und unsere Krieger stehen uberall, um sie zu sichern.«

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