anzutreffen. Doch er fand das Kloster leer vor und eilte zu mir, um mir davon zu berichten.«

Gerade wollte Eadulf wieder etwas sagen, als er Fidelmas warnenden Blick bemerkte.

»Was mich zu einer weiteren Frage veranla?t«, erklarte sie. »Nur um etwas klarzustellen, du wirst es mir nachsehen. Wie kam es dazu, da? ausgerechnet du Mairs Leiche und auch Idwal entdeckt hast?«

»Ich habe dir schon gesagt, da? du nicht befugt bist, Mairs Tod zu untersuchen«, erwiderte Gwnda gereizt.

»Ich habe von Idwal gesprochen.«

»Das ist das gleiche.«

»Keineswegs. Idwal wollte dir von dem Verschwinden der Monche berichten, doch du warst nicht da. Folglich ist es doch normal, wenn ich dich frage, wann und wo du mit Idwal zusammengetroffen bist.«

»Ich war drau?en im Wald, das ist alles.«

»Und du bist ihm rein zufallig uber den Weg gelaufen?«

»So ist es. Ich glaube, nun reicht es.«

Sein barscher Tonfall sagte Fidelma, da? sie ihm nichts weiter entlocken wurde. Sie lachelte hoflich. »Vielen Dank, da? du uns deine Zeit geopfert hast, Gwnda. Du hast uns sehr geholfen«, sagte sie. »Und du auch, Iorwerth.« Sie winkte Eadulf, ihr nach drau?en zu folgen.

»Und denk dran, Gwyddel«, zischte Gwnda sie noch an, »deine Vollmacht endet bei dem Fall von Llanpadern.«

»Das werde ich nicht vergessen, Furst von Pen Caer«, erwiderte sie ruhig.

Sie gingen die Stra?e zuruck, die zu Gwndas Haus fuhrte. Sobald sie au?er Horweite waren, begann Eadulf zu reden. Seine Stimme bebte beinahe vor Wut.

»Der verbirgt doch etwas vor uns! Warum hast du mich daran gehindert, ihn in die Enge zu treiben?«

»Weil ihn das uns gegenuber nur noch mi?trauischer gemacht hatte.«

»Du wu?test, da? er log?«

»Ich wei?, da? er nicht die ganze Wahrheit sagte. Aber es hat keinen Sinn, weiter in ihn zu dringen, wenn wir uns selbst nicht sicher sind.«

Eadulf dachte nach. »Ich wei?, da? Gwnda etwas damit zu tun hat, da? der arme Idwal gehangt wurde. Er hat Iorwerth die lateinische Redewendung zu seiner Verteidigung eingetrichtert.«

»Bereits am Abend unserer Ankunft hier war mir klar, da? Gwnda nicht eigentlich gegen die Ermordung von Idwal war«, stimmte ihm Fidelma zu. »Ior-werth hat die Wahrheit verraten, als er andeutete, da? Gwnda sich nicht bemuhte, Idwal zu schutzen.«

Eadulf war verblufft. »Du hast ihn schon da fur verdachtig gehalten?«

»Erinnerst du dich an die Geschichte, die man uns erzahlte? Da? Gwnda ein gesetzestreuer Herrscher sei, der nach einem Richter gerufen hat, und da? Ior-werth und Iestyn, die den Mob anfuhrten, Idwal mit Gewalt aus seinem Verschlag geholt hatten?«

»Aber naturlich. Gwnda wurde von dem Mob in seinen eigenen vier Wanden festgehalten.«

Fidelma lachelte zynisch. »Er wurde festgehalten? Da standen zwei junge Burschen am Eingang seines Hauses, beide waren unbewaffnet. Und als wir eintrafen, kam Gwnda mit einem Schwert herausgesturzt. Zwei Unbewaffnete bewachten einen Bewaffneten, der noch dazu im Umgang mit Waffen geubt ist!«

Eadulf fuhrte sich noch einmal die Szene vor Augen, jedes Detail. »Er wirkte sehr bemuht, seinen Leuten den Aufstand gegen ihn zu verzeihen. Doch warum diese List? Das pa?t doch alles nicht zusammen.«

»Ich bin mir nicht sicher, ob wir wirklich schon zum Kern der Sache vorgedrungen sind.«

Sie waren nun an Gwndas Haus angelangt. Ehe sie eintraten, legte Fidelma ihre Hand aufs Eadulfs Arm und sagte: »Du mu?t sofort zur Abtei Dewi Sant reiten. Ich brauche die Vollmacht von Gwlyddien, um Gwndas Verbot wirksam entgegentreten zu konnen.«

Ihr Begleiter grinste ein wenig selbstgefallig. »Es gibt keinen Grund, dich hier ohne Schutz zu lassen.«

»Naturlich gibt es einen Grund«, entgegnete Fidelmaetwas verunsichert.

Eadulf schuttelte entschlossen den Kopf. »Wahrend du mit Iorwerth gesprochen hast, habe ich mir Dewi vorgenommen. Er ist ein kluger Bursche. Ich habe ihn gefragt, ob er bereit ist, zur Abtei Dewi Sant zu reiten und Abt Tryffin unsere Nachricht zu uberbringen.«

Fidelma schwieg einen Moment. »Kannst du dich auf ihn verlassen?« fragte sie dann. »Denn ehe wir nicht wissen, was hier vor sich geht, sollten wir sorgfaltig abwagen, wem wir vertrauen konnen.«

»Das ist klug von dir. Doch ich vertraue dem Jungen, und ich vertraue dem Silberstuck, da? er bei seiner Ruckkehr von mir erhalten wird.«

»Ich verstehe. Und die Nachricht, die du geschickt hast?«

»Ich habe geschrieben, da? Bruder Meurig tot ist. Da? wir von unseren Ermittlungen abgehalten werden und es in dieser Gegend eine bewaffnete Rauberbande gibt, der wir nur knapp entkommen konnten. Da? wir Konig Gwlyddiens Vollmacht benotigen, damit Gwnda uns in unserer Arbeit nicht mehr einschranken kann.«

Zogernd fand sich Fidelma zu einem Lob bereit. »Und du meinst wirklich, da? du diesem Jungen trauen kannst?«

»Von meinem Vertrauen in ihn hangt unser beider Leben ab«, unterstrich Eadulf. »Hier lauern so viele Gefahren, da? ich es fur kluger halte, dich nicht allein zu lassen.«

Fidelma druckte seinen Arm. »Treuer Eadulf«, sagte sie in einem unerwarteten Anflug von Zartlichkeit. »Du bist dir ganz sicher wegen des Jungen?«

Eadulf nickte. »Er hat mir auch verraten, warum seine Eltern so verangstigt waren, als du Clydogs Namen erwahntest. Clydog ist vor einiger Zeit in ihrer Schmiede aufgetaucht und hat sie ziemlich grob behandelt, sie ausgeraubt und ihnen angedroht, zuruckzukehren und noch Schlimmeres zu tun, wenn sie nicht den Mund halten.«

»Das erklart ihre Angst allerdings«, meinte Fidel-ma. Sie verstummte auf einmal, und Eadulf folgte ihren Blicken.

Der Bauer Iestyn kam mit einem zweiradrigen Karren angefahren, der von einem robusten kleinen Esel gezogen wurde. Er sah murrisch zu ihnen heruber und verzog abschatzig das Gesicht, dann konzentrierte er sich wieder auf das Lenken seines Karrens.

»Haben wir ein Gluck«, sagte Fidelma. Sie hob die Hand. »Iestyn! Einen Moment bitte. Ich mochte kurz mit dir sprechen.«

Widerwillig hielt Iestyn an.

»Was willst du von mir, Schwester?« fragte er abweisend.

»Antworten«, sagte Fidelma munter. »Antworten auf ein paar Fragen.«

»Auf was fur Fragen?« stie? er mi?trauisch hervor.

Eadulf war hinzugetreten. »Wenn du kurz mal von deinem Karren steigst, werden wir es dir sagen.«

»Ich habe zu tun«, erwiderte der Bauer, kletterte aber trotzdem herunter.

Er war ein ganzes Stuck kleiner als Fidelma. Herausfordernd schaute er zu ihr auf.

»Nun, worum geht es? Beeil dich, ich habe nicht den ganzen Abend Zeit.«

»Mach dir keine Sorgen, Iestyn.« Fidelma uberging sein bewu?t unhofliches Verhalten. »Wir verdachtigen dich nicht. Wir wollen nur etwas klaren.«

»Mich verdachtigen?« entgegnete Iestyn fassungslos. »Was soll ich denn getan haben? Und uberhaupt, du bist kein barnwr, sondern eine Gwyddel. Du hast nicht das Recht, mich hier aufzuhalten.«

»Doch, wir haben das Recht dazu«, versicherte ihm.

Fidelma mit einer solchen Uberzeugtheit, da? selbst Eadulf uberrascht war. Er stohnte innerlich. Falls Gwnda jetzt dazukame und ihr vor Iestyn jede Befugnis absprach, wurde es ziemlich schwierig fur sie.

»Was wollt ihr?«

»Wir wollen uns mit dir uber Mairs Tod unterhalten.«

»Warum? Sie war die Tochter meines Freundes Iorwerth.«

»Mit Iorwerth haben wir bereits gesprochen. Er sagt, da? du ihn an dem Morgen, als Mair auf gewaltsame Weise den Tod fand, in seiner Schmiede aufgesucht hast. Du hattest beobachtet, wie sich Mair und Idwal stritten.«

Iestyn rumpfte die Nase. »So?«

»Berichte uns davon.«

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