»Sind dir, einem Sachsen, die
»Man hat mir auf verschiedene Weise zu verstehen gegeben, da? ich nicht erwunscht bin, doch ich habe
uberlebt. In diesem Land wohnen immerhin Christen, und sie bringen niemanden ohne guten Grund um.«
»Allein Sachse zu sein genugt vielerorts meist. Zweifellos verschonen dich diese Hunde, weil du ein Christ bist, Eadulf«, erwiderte die Stimme. »Sag mir, ob du wei?t, wo die feindlichen Krieger der
Eadulf dachte schnell nach. Was ware hilfreicher? Die Wahrheit zu sagen oder zu lugen, da? die Krieger ganz in der Nahe seien? Er hatte das Gefuhl, es sei besser, aufrichtig zu sein.
»Es sind keine Krieger in der Nahe, Hwicce. In diesem Land leben friedvolle Schafer und Viehhirten.«
»Beschworst du das? Schworst du das bei dem Schwerte Wotans?«
Eadulf schuttelte den Kopf. »Ein Eid auf das Schwert Wotans bedeutet mir nichts. Doch ich werde auf das Kreuz Christi schworen.«
»Das geht in Ordnung. Schworst du also?«
»Ja. Innerhalb eines halben Tagesritts befinden sich keine gro?eren Kriegstruppen der
Auf einen Befehl trat die Zweierreihe der Krieger auseinander. Die Schilde wurden abgesetzt, die beiden Reihen losten sich auf, und auf Eadulf kam jener Krieger zu, der mit ihm gesprochen hatte. Der Mann stellte seinen Schild beiseite und nahm seinen Helm ab. Zu Eadulfs Uberraschung handelte es sich um einen blonden jungen Mann, der sicher erst Anfang zwanzig war. Er hatte ein schones Gesicht, das von tiefliegenden Augen beherrscht wurde, die so graublau waren, da? sie schon fast violett wirkten. Er war hochgewachsen, hatte eine muskulose Figur und sah wie jemand aus, der im Kriegsberuf seine Bestimmung gefunden hatte. Eadulf waren die offenen, jugendlichen Zuge seines Gegenubers sofort sympathisch.
»Sei gegru?t in diesem Land der
Eadulf stieg von seinem Pferd und lief ein paar Schritte auf den Grafen zu. »Sei gegru?t, Osric von den Hwicce.
Osric lachelte wieder. »Ich kann kein Latein, Eadulf. Sprich Sachsisch. Ich bin kein Christ. Die Gotter meiner Vorfahren sind gut genug fur mich.«
»Ich wollte dich um ein
Osric lachte vergnugt auf. »Warst du ein Handler, ehe du in die merkwurdige Bruderschaft der Christen eingetreten bist, mein Freund?«
»Ich war nach der Erbfolge
»Ein Friedensrichter. Das hatte ich wissen konnen«, erwiderte der junge Adlige. »Gut, handeln wir miteinander. Was mochtest du von mir wissen?«
»Was fuhrt euch an dieses Ufer? Wollt ihr den Leuten hier Schaden zufugen?«
Osric zeigte auf den Wald. »Wir sind hier, um den hochsten Baum zu fallen, den wir finden konnen.«
Das war eine so unerwartete Antwort, da? er ganz verdutzt dreinschaute.
Der junge Adlige lachte. »Mein FriedensrichterFreund«, sagte er, »das stimmt wirklich. Unser Schiff hat keinen Mast mehr, doch es ist uns gelungen, es in die Bucht hinter der Landspitze zu steuern.« Er winkte mit der Hand hinter sich. »Wir mussen einen neuen Mast bauen. Doch da dies hier das Land der
»Und deshalb habt ihr den Schlachtruf von euch gegeben?«
»Wir dachten, das wurde die Leute so verangstigen, da? wir in Ruhe unseren Baum fallen konnten.«
Er drehte sich um und erteilte einen Befehl, woraufhin seine Manner in den nahe gelegenen Wald liefen und nach einem passenden Baum Ausschau hielten.
Einer von ihnen, offensichtlich der oberste Zimmermann, zeigte auf eine hohe, schlanke Eiche. Zwei Manner mit Axten traten vor und machten sich an die Arbeit. Der Klang der Axte hallte in der ganzen Umgebung wider. Sie verschwendeten keine Zeit und arbeiteten rasch und au?erst geschickt.
»War es euer Schiff, da? vor einigen Tagen an der Kuste weiter unten vor Anker lag?« wollte Eadulf wissen.
Osric drehte sich amusiert zu ihm um. »Eine weitere Frage? Ich dachte, dein lateinischer Handlerspruch bedeute Frage gegen Frage?«
»Wenn du noch etwas wissen willst, so bin ich gern bereit zu antworten«, erbot sich Eadulf. Ob nun Hwicce oder nicht, Heide oder nicht, es waren Leute aus seinem eigenen Volk, und er fuhlte sich wohl in ihrer Gesellschaft.
»Ja, da hast du recht. Die ganze letzte Woche sind wir die Kuste hoch und runter gesegelt. Wir haben ein Schiff der
»Habt ihr vielleicht dabei das Kloster der
Osric schuttelte entschieden den Kopf. »Wir hatten Besseres zu tun.«
Von dieser Antwort war Eadulf uberrascht. »Ihr wart es nicht?« erkundigte er sich noch einmal beharrlich.
»Warum fragst du? Behaupten die
»Ja, manche schon. Vor einigen Tagen hat man ein sachsisches Schiff in einer kleinen Bucht in dieser Richtung liegen sehen.« Er wies mit der Hand dorthin.
»Das war mein Schiff, die
»Unweit der Stelle, wo du vor Anker gegangen bist, befindet sich das Kloster Llanpadern. Der Klostervorsteher wurde aufgehangt, und die Bruder sind verschleppt worden. Einige der Monche hat man abgeschlachtet an den Klippen gefunden, dabei ist man auf Waffen der Hwicce gesto?en.«
»Dafur bin ich nicht verantwortlich«, erklarte Osric mit Nachdruck.
Eadulf beschlo?, noch kuhner mit seinen Vorwurfen zu werden. »In dem Kloster fand man auch die Leiche eines Fremden.«
Osric kniff die Augen zusammen. »Mein Friedensrichter-Freund, ich habe das Gefuhl, da? du mir sagen wirst, diese Leiche sei von einiger Tragweite.«
»Es war ein Hwicce.«
Osric betrachtete ihn ernst. »Beschreibe mir den Toten.«
Eadulf tat es, woraufhin der junge Adlige einen langen, leisen Seufzer ausstie?. »Das war Thaec.«
»Wer ist Thaec?«
»Einer meiner Leute. In der Nacht, als wir in der Bucht vor Anker lagen, die du beschrieben hast, ging er mit einem anderen Krieger an Land. Beide beherrschten die Sprache der
Ein gro?er Krieger trat aus dem Trupp hervor und kam angerannt.
»Saexbald, sag dem
Der Krieger wandte sich Eadulf zu. »Wir erkundeten das Ufer, als auf einmal aus dem Nichts eine Gruppe von Reitern vor uns auftauchte. Wir haben uns gewehrt, doch Thaec ist schnell uberwaltigt worden, obwohl er sich sehr darum bemuhte, lieber umzukommen, als ihr Gefangener zu werden. Im Kampf bin ich von ihm getrennt worden und mu?te ihn sich selbst uberlassen. Mir ist es nur mit Muhe gelungen, mich aufs Schiff zu retten.«
»Thaec ist tot«, erklarte Osric dem anderen.
»So moge er mit dem Schwert in der Hand und dem Namen Wotans auf den Lippen seinen Tod gefunden haben«, erwiderte der Krieger.