»Wu?test du, wer diese
»Es waren gewi? Krieger - jedenfalls geubte Kampfer.«
»Hast du vielleicht irgendwelche Namen gehort, die sie sich zugerufen haben?«
»Namen? Nein. Es gab nur einen Zuruf, und der war ziemlich merkwurdig, wenn ich genau daruber nachdenke. Einer der feindlichen Krieger schien gestochen worden zu sein.«
»Gestochen?« fragte Eadulf.
»Es ging irgendwie um eine Wespe.«
Ein kleines zufriedenes Lacheln zeigte sich auf Ea-dulfs Gesicht.
Nun horten sie ein lautes Krachen. Der Baum war gefallt. Sofort machten sich die Krieger daran, mit ihren scharfen Axten, Aste und Rinde abzuschlagen. Osric gab Saexbald zu verstehen, da? er wieder zu seinen Gefahrten zuruckkehren solle.
»Haben sie den armen Thaec vor seinem Tod gefoltert?« wollte er wissen.
»Sie haben ihn nicht gefoltert. Offenbar ist er mit einem Schwerthieb in die Brust getotet worden.«
Osric rieb sich nachdenklich die Wange. »Glaubst du, da? er im Kampf starb?«
»Da bin ich mir ganz sicher. Ich wei? auch, da? er seinen Angreifer bose verletzt hat.«
»Es ware fur die Eltern gut, wenn sie erfahren, da? ihr Sohn mit dem Schwert in Handen und dem Namen Wotans auf den Lippen gestorben ist, denn so findet er Eingang in Walhall, dem Ort der Unsterblichen.«
Eadulf blickte ihn mi?billigend an. »Ich kann mich solch heidnischen Vorstellungen nicht anschlie?en.«
»Ein Mann von Prinzipien,
»Nein, nichts. Doch warum hat man ihn ins Kloster geschleppt und ihn dort ermordet?«
»Willst du damit sagen, da? es nicht die Monche waren?«
»Sie hatten ihm nie und nimmer etwas getan, es sei denn, sie hatten sich vor ihm verteidigen mussen. Es waren die Krieger der
»Ich wei? nichts uber das Kloster. Wir haben in der Bucht vor Anker gelegen, weil die Nacht anbrach und wir uns in diesen Gewassern nicht auskennen.«
»Habt ihr nicht beim ersten Morgengrauen nach dem fehlenden Mann gesucht?«
»Wir geben unsere Mitmenschen nicht einfach so auf, es sei denn, wir sind dazu gezwungen. Das wei?t du sehr gut. Naturlich haben wir beim ersten Licht die Suche aufgenommen. Vom Ufer aus sahen wir, da? uns ein Bauer entdeckt hatte, und da wir unseren Mann nicht fanden, stellten wir die Suche ein. Es ware gefahrlich gewesen, sie fortzusetzen, nachdem man uns bemerkt hatte, denn wir wu?ten nicht, wie viele feindliche Krieger sich in der Nahe aufhielten.«
»Augenblick mal«, sagte Eadulf. »Du wu?test, da? ein paar in der Nahe waren. Was war mit den Kriegern, die Thaec gefangengenommen hatten? Warum haben sie euch nicht in der Morgendammerung angegriffen?«
Osric zuckte mit den Schultern. »Die waren alle verschwunden. Hatten Thaec mitgeschleppt und waren fort.«
»Was hast du dann unternommen?«
»Wir sind wieder in See gestochen.«
»Das fordert meine Neugier heraus. Was treibt ihr hier so fern der Heimat?«
Nun herrschte Stille, der junge Adlige betrachtete Eadulfs Gesicht genau, als suche er etwas darin.
»Ich antworte dir darauf, weil ich glaube, da? ich dir trauen kann,
»Ich wei? nur wenig uber die Situation in diesen Teilen der Welt«, gestand Eadulf.
»Nun, dieser Morgan ist ein Feind, der mit dem Schwert bekampft werden mu?. Er ist gerissen und skrupellos. Er regiert seit vielen Jahren Gwent.«
»Morgan?« Eadulf versuchte sich zu erinnern, wo er kurzlich diesen Namen gehort hatte.
»Wir verfolgen eines seiner Schiffe. Er hat uns auf unserer Seite des Flusses Saeferne angegriffen, der Flu? stellt unser beider Grenze dar. Wir haben Jagd auf das Schiff gemacht, doch es ist uns entwischt. Jetzt kehren wir in unser Land zuruck, damit unsere Familien nicht noch mehr Krieger als Thaec und Wigar verlieren. Wigar fiel uber Bord bei dem gleichen Unwetter, in dem wir auch unseren Mast einbu?ten.«
Er deutete auf die Stelle, wo seine Manner den hohen Eichenstamm bearbeitet hatten. Inzwischen waren sie fertig.
»Es ist gerade nicht die beste Zeit, einen Baum zu fallen«, merkte er an und sah zum Himmel hinauf, »doch wir konnen uns die Jahreszeit nicht aussuchen. Solange wir damit nach Hause kommen, soll es uns recht sein.«
Eadulf nickte gedankenvoll. »Ich begreife es immer noch nicht ganz. Es gibt hier wohl haufig Uberfalle von Schiffen und Verfolgungsjagden. Das verstehe ich. Aber diesem einen Schiff seid ihr ungewohnlich lange hinterhergejagt. Warum seid ihr so versessen darauf, die
»Du stellst eine Menge Fragen, Eadulf, der Christ«, erwiderte der junge Adlige.
»Das liegt daran, da? ich ungeloste Ratsel verabscheue«, erwiderte Eadulf energisch.
»So werde ich dir antworten. Bei ihrem Uberfall haben die
Einer von Osrics Mannern trat heran und sagte: »Wir sind fertig, mein Lord.«
»Das ist gut. Machen wir uns bereit.«
Der Mann drehte sich um und rief einen Befehl. Inzwischen hatten die Krieger den Stamm auf die langen Stiele ihrer Axte gerollt. Nun beugten sie sich herab und luden sich ihre Last so unbeschwert auf die Schultern, als sei sie federleicht. Auf einen weiteren Befehl hin setzten sie sich im Gleichschritt in Bewegung und gingen auf den Weg zuruck, auf dem sie gekommen waren.
»Du kannst gern deine Reise bis zum Land der Hwicce in unserer Gesellschaft fortsetzen«, bot ihm Osric an. Dann fugte er mit einem schlauen Blick auf ihn hinzu: »Doch ich glaube, da? du andere Plane hast.«
»So ist es«, stimmte ihm Eadulf zu. »Ich werde dafur sorgen, da? Thaec ein christliches Begrabnis erhalt.«
Osric schuttelte den Kopf, als er wieder Schild und Streitaxt aufnahm. »Das wurde ihn entehren. Nein, la? ihn liegen, wo er ist. Bemuhe dich nicht, herauszubekommen, wo er seinen Tod fand. Seine Familie ist zufrieden, wenn sie wei?, da? er nun mit den Unsterblichen in Walhall Wurfel spielt. Die alten Manner werden am abendlichen Feuer seinen Mut besingen, und die Erinnerung an ihn wird auch unsterblich werden. Das wird mehr sein, als der arme Eanfrith uber seine kleine verlorene Aelfwynn sagen kann. Ein Jammer, da? ich Morgans Schiff nicht weiter zu verfolgen vermag.«
Osric hob zum Abschied die Axt uber seinen Kopf. »Lebe wohl, Eadulf, der Christ, einst
Eadulf geriet plotzlich ein wenig in Panik. Er war sich sicher, da? Fidelma Osric noch viel mehr Fragen gestellt hatte, doch sein Kopf war leer. Er konnte nur sagen: »Gott moge dir einen gunstigen Wind zur Heimreise senden, Osric von den Hwicce.« Er stand da und sah, wie die Krieger mit ihrer Last vorangingen und Osric nach ihnen den Hugel hinabschritt.
Hinter Eadulf trat nun Fidelma aus dem Wald heraus, sie fuhrte ihr Pferd am Zugel. Er drehte sich zu ihr um. Ihr Gesicht verriet Erleichterung.
»Offenbar waren die Sachsen am Ende freundlich«, au?erte sie.
»Ihr Schiff hat den Mast verloren, sie haben einen neuen gesucht.«
»Das habe ich gesehen.« Sie lachelte. »Hast du sonst noch etwas erfahren? Du hast dich lange mit dem jungen Mann unterhalten, der vermutlich ihr Anfuhrer war.«
»Sein Name ist Osric, und er ist ein Gefolgsadliger von Eanfrith, dem Konig der Hwicce.«
Ihre Augen wurden ein wenig gro?er. »Das waren also die Hwicce? Dann war es ...«
»Es war ihr Schiff, von dem Goff berichtet hat. Und der tote Hwicce in Llanpadern gehorte zu ihrer Truppe, ein Mann namens Thaec.«
Fidelma sagte ruhig: »Dann erzahlst du mir jetzt besser ausfuhrlich, woruber ihr gesprochen habt.«