zuruck.

»Das ist nicht notig. Dein Wort als Apotheker genugt uns vollig. Das ist alles, was ich wissen will. Es erklart eine Menge.«

Sie verlie?en das Haus des Apothekers. Eadulf fiel auf, da? Fidelma leichtfu?ig einherlief und selbstvergessen vor sich hin lachelte. Auf der Stra?e herrschte inzwischen reges Treiben. Offenbar waren alle Bewohner des Ortes zuruckgekehrt. Zu Eadulfs Uberraschung bewegte sich Fidelma erneut auf Iorwerths Schmiede zu.

»Wohin wollen wir jetzt?« fragte er.

Sie zeigte auf die Schmiede am Ende der Stra?e, wo ihre Pferde standen. »Ein letzter Stein fehlt noch in unserem Mosaik«, sagte sie ratselhaft.

Noch ehe sie angelangt waren, konnten sie horen, da? Iorwerth bei der Arbeit war. Er fachte das Feuer neu an, der Blasebalg knarrte tuchtig. Sie holten ihre Pferde aus dem Versteck und banden sie am Zaun vor der Schmiede fest. Als sie eintraten, sah Iorwerth murrisch auf.

»Was denn nun schon wieder?« fragte er unfreundlich. »Werden uns deine angelsachsischen Freunde angreifen?«

»Es gibt immer noch ein paar Dinge, die wir klaren mussen«, erwiderte Fidelma.

Iorwerth legte den Blasebalg beiseite und verschrankte die Arme. Seine Augen funkelten herausfordernd, er blickte von einem zum anderen. »Gwnda behauptet, da? du kein Recht hast, mich zum Tod meiner Tochter zu verhoren. Ich sage nichts mehr.«

»Das ist in Ordnung«, stimmte ihm Fidelma zu.

»Wenn es nicht um den Tod meiner Tochter geht, um was dann?« fragte Iorwerth erstaunt.

»Gestern hattest du Besuch in deiner Schmiede.«

»Viele Leute kommen zur Schmiede. Das ist mein Geschaft.«

»Dein Besuch war ein Krieger und, wie man mir sagte, fremd in dieser Gegend.«

Der Schmied runzelte die Stirn. »Gewohnlich kommen hier keine Krieger vorbei ...« Er verstummte, und sein Gesichtsausdruck verriet ihnen, da? er sich an den Mann erinnerte. »Warum erkundigst du dich nach ihm?«

»Was wei?t du uber ihn?«

»Wie du schon sagtest, er war ein Fremder, ein Krieger. Bei seinem Pferd war ein Hufeisen locker. Ich habe es festgemacht.«

»Und du hast ihn vorher noch nie gesehen?«

»Nein. Er hielt sich hier nur kurz auf. Er bat um Met, den hat er auch bezahlt; und wahrend ich das Hufeisen befestigte, haben wir uns ein wenig unterhalten. Das war alles.«

»Sag mir«, forderte ihn Fidelma eindringlich auf, »ist Elen, Gwndas Tochter, zu diesem Zeitpunkt hier vorbeigekommen?«

»Woher wei?t du das?« erwiderte Iorwerth ba? erstaunt. »Ja, sie ist hier vorbeigekommen. Ich erinnere mich daran, weil mich der Krieger nach ihr fragte.«

»Du hast ihm naturlich gesagt, wer sie ist, nicht wahr?«

»Ich sagte, sie sei die Tochter von Gwnda, dem Fursten von Pen Caer.«

»Hat er dir verraten, warum er das wissen wollte?«

»Ich glaube, er au?erte etwas wie: >Da geht ein hubsches Madchen vorbei. Wer ist das?<«

»Sonst habt ihr euch uber nichts weiter unterhalten?«

Iorwerth schuttelte den Kopf. »Nein, soweit ich mich erinnere. Er vertrieb sich die Zeit, wahrend ich mit dem Hufeisen beschaftigt war. Das ist alles.«

»Hat er zufallig seinen Namen genannt?«

Wieder machte Iorwerth eine verneinende Geste.

»Auch nicht, woher er kam?«

»Nein, obwohl ich das erraten habe.«

»Wirklich? Und was hast du erraten?«

»Er stammte entweder aus Ceredigion oder einem Ort an der Grenze zu Ceredigion.«

»Wie kommst du darauf?«

»Wir Schmiede stehen in Verbindung miteinander. Es ist leicht, die Herkunft bestimmter Arbeiten auszumachen. An seinem Pferd und seinen Waffen erkannte ich, und das kann ich beschworen, da? sie in Ceredigion hergestellt waren.«

»Sehr gut.«

»Warum erkundigst du dich nach dem Fremden?«

»Aus reiner Neugier.« Fidelma lachelte. »Ich will dich noch etwas anderes fragen. Bist du jemals ein Krieger gewesen?«

Iorwerth war erstaunt. »Nie im Leben. Ich war immer nur Schmied.«

»Wie ich wei?, hast du dein Handwerk in Dinas erlernt, war es nicht so?«

Iorwerth fuhlte sich getroffen und kniff die Augen zusammen. Dann sagte er langsam: »Es ist viele Jahre her, da? ich das letztemal in Dinas war.«

»Zwanzig Jahre?«

»Das ist ungefahr richtig. Woher wei?t du das alles?«

Fidelma hatte etwas aus ihrem marsupium geholt und hielt es ihm hin. Es war die Kette aus Rotgold mit dem mit Edelsteinen verzierten Hasenanhanger.

»Hast du das schon einmal gesehen?« fragte sie.

Iorwerth starrte auf die Kette und den Anhanger, und Blasse breitete sich auf seinem Gesicht aus.

»Wo hast du das her?« fragte er langsam.

»Erkennst du sie?« erkundigte sie sich noch einmal.

»Die habe ich vor zwanzig Jahren zum letztenmal gesehen. Wo hast du sie her?«

»Iolo, der Schafer, hat sie vor seinem Tode Idwal gegeben. Iolo sagte dem Jungen, die Kette hatte seiner Mutter gehort.«

Iorwerth schreckte zuruck. Seine Augen weiteten sich, der Mund stand leicht offen. Dann gewann er offenbar die Fassung wieder, seine verzerrten Gesichtszuge glatteten sich.

»O mein Gott!« rief er.

Ehe Eadulf und Fidelma noch etwas tun konnten, packte er die Mahne seines ungesattelten Pferdes, schwang sich hinauf und ritt in wildem Galopp uber die Brucke in den Wald hinein.

Kapitel 19

»Nun gut, er hat die Kette erkannt. Doch was sagt uns das? Was konnen wir daraus ableiten?« fragte Eadulf ubellaunig.

Fidelma lachelte ihn zufrieden an. »Die Schlu?folgerung ist ganz einfach, Eadulf. Ich glaube, das Bild rundet sich ab.«

Eadulf schien fast so uberrascht wie Iorwerth zuvor. »Das kannst du doch nicht ernst meinen!«

»Aber gewi? doch«, erwiderte Fidelma trocken. »Wollen wir nur hoffen, da? unser junger Freund Dewi bald aus der Abtei Dewi Sant zuruck ist.«

»Was ist dann?«

»Ganz einfach. Wir werden die Schuldigen benennen und nach Porth Clais zuruckkehren, um auf ein Schiff zu warten. Du willst doch sicher die Reise nach Canterbury fortsetzen, oder?«

Eadulf erwiderte nichts darauf.

»Gut«, fuhr Fidelma fort, als hatte sie eine Antwort erhalten. »Heute, am Vorabend zu Allerheiligen, dem alten heidnischen Totenfest, konnen wir feiern. Gehen wir auf das Fest und sehen uns das Feuer an.«

»Bist du sicher, da? du die Losung gefunden hast?« fragte Eadulf wenig uberzeugt.

»Ich hatte es sonst nicht gesagt«, entgegnete Fidelmaruhig.

Die Abendmahlzeit, die von der schweigsamen Bud-dog serviert wurde, fand in einer dusteren Atmosphare statt. Gwnda sa? mi?gestimmt am Kopf der Tafel, seine Finger trommelten gelegentlich auf die Tischplatte. Er

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