»Nun gut. Im Moment ist es nicht notwendig, aber sei darauf vorbereitet, wenn man dich dazu auffordert.«

»Ich bin darauf gefa?t. Mair hat Elen gegenuber, ihrer besten Freundin, damit geprahlt, sie hatte mit einem Mann eine Beziehung begonnen, der alter sei als sie. An dem Morgen, als sie umgebracht wurde, traf sie im Wald auf Idwal. Er wu?te von ihren Affaren. Aus moralischen Grunden lehnte er es ab, eine Nachricht an Mairs Liebhaber zu uberbringen. Daruber gerieten sie in einen heftigen Streit, was Iestyn bemerkte, als er ihnen im Wald zufallig begegnete.

Iestyn war also Zeuge ihrer Auseinandersetzung und eilte zu Iorwerth, um ihn aufzuhetzen, indem er behauptete, ihr Streit sei weitaus gefahrlicher als eine normale Meinungsverschiedenheit. Ich glaube Iestyn gern, da? er nicht ahnen konnte, da? die Sache mit Mairs Tod enden wurde, doch als es dann so war, pa?te es ihm gut in den Plan. Wahrscheinlich wollte er nur, da? man Idwal aus dieser Gegend hier verjagte. Doch klagte man Idwal des Mordes an, so ware er ihn auch fur immer los.«

»Halt! Das geht mir zu schnell«, meldete sich Ca-then zu Wort. »Willst du damit sagen, da? Idwal Mair nicht ermordet hat?«

»Er hat sie nicht umgebracht. Iestyn, der zu Ior-werth eilte, ist im Wald an jemand anderem vorbeigelaufen. Er hat diese Person kaum bemerkt, so sehr konzentrierte er sich auf sein Vorhaben. Inzwischen hatte Idwal es endgultig abgelehnt, Mairs Liebhaber zu benachrichtigen. Er war voller Zorn weggerannt und hatte Mair allein gelassen. Der Morder naherte sich Mair, und Mair bat in ihrer Naivitat diese Person, die Botschaft zu ubermitteln.«

»Warum in ihrer Naivitat?« fragte Cathen.

»Weil die Person, die sie um den Gefallen bat, viele Jahre lang die Geliebte von Mairs alterem Liebhaber gewesen war. Diese fuhlte sich jetzt von dem jungen Madchen verdrangt. Sie hatte bereits vermutet, da? es Mair war, die die Gunst jenes Mannes errungen hatte, und ha?te sie dafur. Als Mair sie nun bat, eine Liebes-botschaft zu uberbringen, geriet sie au?er sich und erwurgte Mair mit ihren starken Handen. War es nicht so, Buddog?«

Kapitel 21

Lautes Durcheinander herrschte in der Halle, nachdem Fidelma ihre Anschuldigungen ausgesprochen hatte. Der Larm schwoll immer mehr an. Prinz Ca-then und Cadell forderten die Menge zu Ordnung und Ruhe auf.

Buddog sa? wie versteinert da. Nicht einmal ein Augenzucken verriet ihre Empfindungen. Sie war nicht hysterisch geworden, stritt nichts ab. Nur Leere lag auf ihrem Gesicht.

Elen sah kreidebleich aus, sie starrte Buddog an. »Aber wenn . wenn Buddog Mair ermordet hat, dann ...« Sie drehte sich zu ihrem Vater um, der verkrampft dasa?, bla? und schmallippig. »Du und Mair, du warst ihr Liebhaber!« Sie schrie das voller Abscheu. »Du und Mair .«

Es verstrich eine Weile, ehe die Menge in der Halle wieder zur Ruhe gebracht war.

»Da Buddog deine Vorwurfe weder abstreitet noch bestatigt, kannst du mit deinen Ausfuhrungen fortfahren«, erklarte Cathen Fidelma.

»Buddog kam als Geisel in Gwndas Haushalt. Damals war sie noch ein junges Madchen. Mit den Jahren waren Gwnda und Buddog ein Liebespaar geworden. Buddog entwickelte eine blinde Liebe fur ihn. Ich wei? nicht, wie seine Beziehung zu Mair begann. Vielleicht lag es daran, da? Mair viele Manner brauchte. Vielleicht fuhlte er sich durch ihre Aufmerksamkeit geschmeichelt.«

Fidelma verstummte, denn Gwnda wollte etwas sagen.

»Buddog ist mir sehr teuer. Ich wurde alles fur sie tun, um sie zu schutzen. Doch Mair ... Sie war jung und lebendig. Sie hat mir Kraft geschenkt. Sie hat mich neu belebt!«

»Schon an unserem ersten Abend hier habe ich vermutet, da? Buddog etwas mit der Sache zu tun hat«, sagte Fidelma ruhig. »Allerdings war es ja nicht mein, sondern Bruder Meurigs Fall. Mir war nicht klar, in welche Gefahr er sich bei seinen Ermittlungen begeben wurde.«

Sie schwieg eine Weile, ehe sie weitersprach.

»Gwnda war an jenem Vormittag auch im Wald. Es mag purer Zufall gewesen sein, da? er Buddog begegne-te, kurz nachdem sie Mair erwurgt hatte. Man bedenke, Buddog ist Gwnda nicht gleichgultig. Das hat er uns soeben bestatigt. In wenigen Sekunden entschied er sich, ihr Verbrechen zu vertuschen. Er trug Buddog auf, nach Llanwnda zuruckzugehen. Um den Rest wurde er sich kummern. Nachdem sie fort war, war ihm das Schicksal gunstig. Idwal kehrte unvermutet zuruck, er wollte sich bei Mair entschuldigen. Gwnda versteckte sich .«

Gwnda stohnte auf und nickte. »Zuerst hatte ich keinen genauen Plan«, sagte er. Seine sonstige Strenge, seine ganze Autoritat schienen in sich zusammengefallen. Er war nur noch ein alter Mann, gekrummt und zerbrechlich. »Ich verbarg mich in der Hoffnung, nicht entdeckt zu werden. Idwal trat zur Leiche und beugte sich hinunter. Er konnte offenbar nicht glauben, da? sie tot war, und versuchte, sie wiederzubeleben. Dann horte ich das Geschrei der Leute. In dem Moment wu?te ich, was ich zu tun hatte.«

»Da bist uber Idwal hergefallen und hast Iorwerth und Iestyn gegenuber behauptet, du hattest ihn auf frischer Tat ertappt. Du tatest so, als seist du der gewissenhafte und ehrbare Furst, und hast deine Leute angewiesen, Idwal gefangenzunehmen. Und dann hast du jemanden zur Abtei Dewi Sant geschickt, um einen barnwr zu holen. Du mu?test dafur sorgen, da? man dir in dieser Angelegenheit nichts vorwerfen konnte.«

Es herrschte Stille. Elen au?erte Bedenken: »Eine Sache stimmt nicht, Schwester. Es gab doch Hinweise darauf, da? Mair vergewaltigt wurde. Man sagte, da? da viel Blut war .«

Fidelma hielt eine Hand hoch. »Gwnda war eingefallen, da? viele glaubten, Mair sei noch Jungfrau. Das war das Schandlichste an Gwndas Versuch, das Verbrechen zu vertuschen. Er nahm sein Messer und schnitt damit ein paarmal in die Innenseite ihrer Oberschenkel, bis Blut flo?. Mit ziemlichem Eifer bemuhte er sich anschlie?end, Elisse zu uberzeugen, da? das Madchen noch Jungfrau gewesen war und es sich um eine Vergewaltigung handelte. Dabei verga? er in seiner Eile, eine neue Spur zu legen, fur den Fall, da? die Frau von Elisse, die die Leiche fur das Begrabnis vorbereitete, die Wunden entdeckte.«

Nun erhob sich Elisse und trat in den Zeugenstand. »Ich kann nur bestatigen, Prinz Cathen, da? das Blut aus diesen Wunden stammte. Als Gwnda mir weiszumachen versuchte, da? es von dem Jungfernhautchen herruhrte, sagte ich ihm, da? er sich irrte. Wie meine Frau auch aussagen kann, war Mair keine Jungfrau mehr, hatte sie sie doch einmal um Rat gefragt, wie man eine Schwangerschaft verhuten konnte.«

»Es mu? Gwnda wie ein Zeichen des Schicksals vorgekommen sein, da? Idwal zuruckkehrte, um sich bei Mair zu entschuldigen, und sie tot auffand.« Fidelmaseufzte. »Doch Gwnda war sehr schlau. Als er merkte, da? der Apotheker die Vergewaltigungstheorie nicht stutzen wurde, und ihm klar wurde, da? der barnwr, den er gerufen hatte, ihm auf die Spur kommen konnte, schlug er einen anderen Kurs ein. Wenn Idwal tot ware, wozu ware dann noch eine Verhandlung notig?«

Gwnda richtete sich auf; ihm war bewu?t, da? er sich verteidigen mu?te. »Ich war in meinem eigenen Haus eingesperrt, als der Mob den Jungen in die Finger bekam. Das wei?t du. Ich habe damit nichts zu tun.«

»Ich wei?, da? du vollbewaffnet von zwei jungen Mannern ohne Waffen, die ich hier heute auch sehe, festgehalten wurdest.«

Ganz hinten in der Halle bewegten sich zwei Manner auf ihren Platzen unruhig hin und her.

»Leugnest du diese Posse? Ich glaube, selbst wenn du Iorwerth nicht uberredet haben solltest, die Wut der Menge zu schuren, damit sie Idwal schlie?lich lynchte, hast du sicher Vorteile aus der Situation gezogen und keinen Versuch unternommen, die Leute von ihrem Wahn abzubringen. Doch du wolltest dem barnwr vorgaukeln, du hattest keinen Anteil an dem Mord gehabt. Du wolltest dein Ansehen nicht beschadigen und jedes Mi?trauen zerstreuen. Du hast zugelassen, da? man Idwal wegholte, und du bist davon ausgegangen, da? der Mob ihn hangen wurde. Ware er erst einmal tot, hatte die Sache ein Ende, und Buddog konnte nicht mehr beschuldigt werden - oder du, dafur, da? du ihr Verbrechen vertuscht hast.«

Buddog hatte die ganze Zeit reglos dagesessen. Fidelma betrachtete Gwnda ohne Bedauern. »Wie du uns erklart hast, Gwnda, empfindest du immer noch viel fur Buddog, trotz deiner Affare mit Mair. Das ist das Eigenartige. Dein Beschutzerinstinkt war so gro?, da? du dem armen Bruder Meurig, als er der Wahrheit ganz nah war, zur Hutte im Wald gefolgt bist und ihn dort umgebracht hast.«

Вы читаете Das Kloster der toten Seelen
Добавить отзыв
ВСЕ ОТЗЫВЫ О КНИГЕ В ИЗБРАННОЕ

0

Вы можете отметить интересные вам фрагменты текста, которые будут доступны по уникальной ссылке в адресной строке браузера.

Отметить Добавить цитату
×