Neuankommling besser in Auge nschein nehmen.

Es glich den U-Booten, die ich kannte, zwar nicht aufs Haar, war ihnen aber doch so weit ahnlich, da? meine Augen gewisse Anhaltspunkte hatten. Es war klein, fur ein oder zwei Mann, nicht auf Geschwindigkeit getrimmt, aber mit zusatzlichen Manipulationseinrichtungen sehr gut ausgestattet — mechanische Arme und Hande, Greifhaken, Bohrer, Sonden und sogar etwas, das wie ein Wasserdusenschaufler aussah. Eine meiner Hoffnungen erlosch jah. Es hatte immerhin die Chance besta nden, da? ein kleines Boot zu wenig negativen Auftrieb hatte, um den Tank wieder hinunterzuzerren, aber dieser Kahn hier hatte gro?e, gefullte Auftriebskammern und den dazu passenden Ballast.

Das Boot war unter anderem ein Schlepper. Und wenn es mich fassen konnte, dann konnte es mich auch hinunterziehen. Und ich sah keinen Grund, warum es mich nicht fassen sollte. Zu meiner Verteidigung konnte ich einzig und allein die Beine einsetzen.

Ich war nicht sicher, wie wirksam sich diese erweisen wurden, doch hielt ich meine Hande griffbereit uber den Hebeln, damit mir keine gute Cha nce entging. Nun stand mir Aktivitat ins Haus, und das bange Warten auf das Boot war vorbei.

Als erstes versuchte es der Pilot von oben. Er wollte sich von oben her auf mich senken. Pure Angeberei, da man sich kaum eine wirkungslosere Methode vorstellen konnte, ein rundes Objekt damit zum Sinken zu bringen. Mein Passagier schien nicht weiter beunruhigt, und ich mu? sagen, der Bursche hatte sein Boot in der Hand. Der Schwimmer winkte ihn in die richtige Position, bis ich unter den Auftriebsmittelpunkt geriet. Da wurde der Kontakt hergestellt. Mein Druckanzeiger zeigte prompt an, da? die Aufwartsbewegung sich ins Gegenteil verkehrt hatte.

Ich wartete ab, in der Hoffnung, mein Passagier wurde nun im Inneren des Bootes verschwinden, doch zeigte er nicht die geringste Neigung dazu, und ich mu?te ihm schlie?lich notgedrungen Einblick in meine Technik gewahren. Die war ganz einfach — einfacher, als das Dahinrollen uber den Meeresboden, da die Oberflache uber mir viel glatter war. Auch mu?te ich mich nur ein kleines Stuck bewegen, um etwas zu erreichen. Ein kleines Abrucken von seinem Schwerpunkt verlieh dem Auftrieb meines Tanks einen Drall, der zu stark war fur sein Reaktionsvermogen und seine Steuerdusen. Da er nicht genugend Gewicht in seinen Tanks hatte, um meinem Auftrieb Widerstand entgegenzusetzen, wich er aus, und ich war wieder im Aufsteigen begriffen.

Leider trug ich den Schwimmer noch immer hukkepack, wie ich gleich merkte. Kaum war ich unter dem Boot hervorgekommen, fing er auch schon wieder mit seinem Geklopfe an. Sein Freund brauchte allerdings eine ganze Weile, um seine Maschine wieder in Schu? zu bringen — das verstand ich nur zu gut. Ein Trudeln mit ein paar Tonnen zusatzlichen negativen Auftriebs sind ein Problem fur jedes U-Boot — aber er hatte sich viel zu schnell wieder aufgerappelt. Jetzt hatte er keine Lust mehr zum Angeben. Er kam ohne Federlesens mit ausgestrecktem Greifarm auf mich zu.

Ich schaltete meine Au?enbeleuchtung ein, teils um es ihm schwerer zu machen, teils, damit ich besser sehen konnte. Das ganze Manover sollte sich fur uns beide als trickreich erweisen. Er mu?te etwas finden, was die mechanische Hand fassen konnte, und ich mu?te mein Korpergewicht so verlagern, da? der Tank sich drehte und ein Bein in die fur mein Vorhaben geeignete Richtung wies. Jetzt kam es mir zugute, da? ich mit den Beinen am Meeresgrund so ausgiebig geubt hatte. Wenigstens wu?te ich genau, wo jedes Bein im Verhaltnis zu den Fenstern hervorschnellte.

Beim ersten Mal konnte ich ihn uberrumpeln. Er hatte wohl nicht alle Moglichkeiten dieser Beine in Betracht gezogen — vielleicht wu?te er gar nicht, wie viele ich hatte, obwohl sie von au?en gut sichtbar waren. Er pa?te sich meiner Aufwartsbewegung hubsch an, obwohl ich ihm durch Gewichtsverlagerung und Veranderung der Position der Vorderseite des leicht unregelma?igen Tanks ziemlichen Arger machte. Die relativ vertikale Bewegung praktisch null, so kam er langsam naher. Die mechanische Hand streckte sich nach irgendeinem vorragenden Ding aus — ich hatte keine Ahnung, was er vorhatte. Ich rollte seitwarts, um ein Bein auf die Griffhand zu richten, und als diese etwa zwei Fu? entfernt war, lie? ich das Bein vorschnellen.

Die Federn waren ungeheuer stark. Man bedenke, ein Bein sollte dazu dienen, den Tank samt Ballast auf einer Steigung abzustutzen und in Position zu bringen. Die Ingenieure, die den Tank bauten, hatten mir genau sagen konnen, wie viel Pfund Schubkraft dahinterstanden. Ich wu?te es nicht, doch ich bekam es zu spuren. U- Boot und Tank wurden feinsauberlich voneinander abgesto?en.

Die Sto?linie lief nicht genau durch den Mittelpunkt meiner Nu?schale, und ich geriet ein wenig ins Taumeln. Das U-Boot nicht. Entweder hatte der Sto? ihn gunstiger getroffen, oder aber er war diesmal mit seinen Steuerdusen schneller bei der Hand.

Der Kerl war hartnackig. Er kam wieder naher und versuchte dasselbe noch einmal, nachdem ich wieder ruhiger im Wasser lag. Und ich konnte es ihm mit gleichem Erfolg wieder heimzahlen. Aber ich hatte ja noch immer mein Klammeraffchen auf mir, und das hatte meine Technik durchschaut. Es entfernte sich ein Stuck, machte die Hande zum Zeichengeben frei und winkte zehn Sekunden lang in einem komplizierten Rhythmus, dem ich keinen Sinn entnehmen konnte. Dann kam er wieder und klammerte sich von neuem an den Tank.

Das Boot versuchte eine neue Annaherung, ahnlich den ersten beiden, und ich brachte mich in Position fur einen dritten Tritt. Mein Freund hingegen hatte anderes im Sinn. Er sa? vom Mittelpunkt weiter entfernt als ich und konnte viel mehr Drehfestigkeit ins Spiel bringen. Au?erdem konnte er sehen, wo die Beine angebracht waren, und als ich mein Gewicht verlagerte, um das richtige Bein in Stellung auf den naherkommenden Greifer zu bringen, da machte er mir einen Strich durch die Rechnung. Fur einen direkten Kampf war er zu gerissen, obwohl er mich wahrscheinlich geschafft hatte.

Statt dessen lie? er mich mein Manover vollfuhren, machte dann selbst eine zusatzliche Seitwartsbewegung, so da? ich uber mein Zi el hinausscho? oder die richtige Position verfehlte. Dreimal versuchte ich, in Stellung zu kommen, wenn die Hand auf mich zukam, und verpa?te ihm einen etwas schiefen Tritt, als das Boot in Kontaktnahe kam.

Das Bein streifte den Greifer seitlich, und der Tank geriet ins Drehen, doch war das Bein auf nichts Festes aufgetroffen und hatte uns nicht auseina nderschieben konnen. Schlimmer noch, der andere hatte nun die Chance, das Bein zu fassen. Seinem Gefuhl nach gewi? das Beste, was ihm passieren konnte. Er umklammerte es mit dem Greifer und drosselte den Auftrieb.

Das erwies sich als Fehler, obwohl es mir nicht soviel weiterhalf, wie vielleicht moglich gewesen ware. Das Bein war zu schwach, um den Tank zu halten. Es loste sich, und einmal mehr verschwand das Boot unter mir. Ich schaltete prompt meine Lichter aus und hoffte, mein Passagier hatte bei dem letzten Schubs endlich den Halt verloren.

Doch wenn es zutraf, so war er doch nicht weit genug entfernt, um mich aus den Augen zu verlieren. Nach wenigen Sekunden setzte erneut das Gehammer ein, und gleich darauf waren die Scheinwerfer des U-Bootes bereits so nahe, da? mein eigenes Verdunkelungsmanover zur leeren Geste wurde. Ich machte wieder Licht, damit der Sparring-Kampf von neuem losgehen konnte.

Diesmal wollte er auf jenen Punkt zu, wo ich mein Bein verloren hatte, damit ich mich drehen und ein zweites Bein in Trittposition bringen mu?te. Mein schwimmender Begleiter leistete ihm gro?artige Schutzenhilfe, und eine ganze Weile hatte ich Angst, die beiden hatten mich erledigt.

Der U-Boot-Steuermann war jedoch zu gerissen, um wieder nach einem Bein zu fassen und konnte auch meinen Tritten ausweichen. Er kam immer naher, machte einen Greif-Versuch an einer Stelle meiner Au?enflache, schaffte es aber in der Eile nicht. Er mu?te zuruck und einen neuen Versuch wagen… und mir blieb Zeit, eine neue Idee in die Tat umzusetzen.

Ich wu?te, wo der Schwimmer steckte. Ich konnte ihn so gut sehen, da? ich seine Position ausmachen und sogar abschatzen konnte, nach welcher Seite er nachstes Mal sto?en wurde. Ich fing nun an, den Tank in Drehung zu versetzen, wobei der Schwimmer auf dem einen Pol hing, damit er es nicht so rasch merkte. Das klappte, obwohl die Drehung nicht sehr schnell ausfiel — das schaffte ich nicht bei diesem miesen Drehvermogen. Aber das Gewicht des Tankes reichte fur meine Bedurfnisse. Einer meiner starken Punkte im Physikunterricht in der Schule war die Mechanik. Ich konnte das vorliegende Problem quantitativ zwar nicht bewaltigen, weil ich weder meine Drehgeschwindigkeit oder das Tragheitsmoment des Tanks kannte, aber die qualitative Losung traf ich auf einen Schlag. Als sich der Greifer wieder naherte, verlagerte ich mein Gewicht und setzte den Tank in Bewegung. Mein Klammeraffchen versuchte seinen ublichen Trick und druckte mich seitlich weg.

Damit druckte er das Bein genau durch den Punkt, den ich wollte. Entweder hatte er alles vergessen, was er uber Kreisel gelernt hatte, oder aber er wurde schon mude. Ich traf den Greifer mit meinem Tritt haargenau, und wir wurden wieder voneinander abgesto?en. Hatte ich in dem Boot gesessen, so hatte ich inzwischen die Sache

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