das Seil. Die anderen fa?ten nach dem Netz, und alle zusammen schoben mich auf den Schacht zu. Das schien mir nun das Allerletzte.

Falls die nicht so damlich waren, mich genau unter ihrem Loch im Dach stehenzulassen, was auch in der realistischen Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts nicht als glaubwurdig gegolten hatte, ware auch die entfernteste Cha nce einer Ruckkehr ohne ihre Einwilligung und Hilfe geschwunden, sobald ich den Eingang passiert hatte.

Beinahe ware ich in Panik geraten. Man moge mir die Frage erlassen, warum ich manchmal solche Angste verspurte und im nachsten Moment wieder ganz ruhig und ausgeglichen war. Ich konnte es nicht erklaren. So bin ich eben, und wem dies nicht gefallt, der moge sich damit trosten, da? es nicht sein eigenes Problem ist.

Was ich in diesen wenigen Minuten uberlegte oder tat, wei? ich nicht mehr. Und wenn ich mich erinnern konnte, wurde ich es vermutlich niema ndem sagen wollen. Eines stand jedenfalls fest: ich konnte uberhaupt nichts tun. Ich verfu gte uber soviel Handlungsfreiheit wie ein Goldfisch in seinem Glas, und das ist ein Zustand, der einen Menschen ganz schon auf Touren bringen kann, einen Me nschen, der schlie?lich daran gewohnt ist, seine Umgebung wenigstens annahernd im Griff zu haben.

Am Rande des Schachtes hatte ich mich wieder beruhigt. Auch dafur kann ich keinen Grund angeben, bin aber imstande, in diesem Fall wenigstens des Ergebnis zu registrieren. Als wir die oberen Enden der Leitern erreichten, trat eine Pause ein.

Man umdrangelte mich und hangte, um das Ma? voll zu machen, weiteren Ballast an mein Netz. Die Schwimmer ihrerseits holten sich Werkzeuggurtel von den Haken an den Leiterenden und banden sich die Gurtel um die Mitte. Ich konnte nicht recht einsehen, warum die diese Dinge drinnen mehr brauchten als drau?en. Dann aber kam mir der Gedanke, das die Werkzeuge womoglich dazu dienen sollten, meinen Tank zu knacken. Ich schob diesen Gedanken fur den Augenblick entschieden beiseite.

Von innen war der Schacht einem Loch in der Decke noch ahnlicher. Die darunterliegende Ka mmer war viel gro?er, als ich es mir vorgestellt hatte.

Sie ma? hundert Fu? im Geviert. Der Eingang war einfach ein schwarzer Kreis uber mir, der immer kleiner wurde. Die Schwimmer druckten mich gegen eine der Wande.

Zunachst dachte ich, das das Rollen uber die De kke einfacher sein wurde als dieselbe Aktion auf dem Meeresgrund, doch lie? ich den Punkt als irrelevant und akademisch gleich wieder fallen. Meine Moral hob sich, war aber immer noch ziemlich mies.

Na, wenigstens war ich noch am Leben und hatte sogar meine Aufgabe teilweise erfullt. Ich hatte den Transponder in der Nahe eines Eingangs abgesetzt, und die Chance, das er nicht entdeckt worden war, schien nicht so gering. Mein Rettungsruf an der Oberflache war einige Stunden lang gelaufen, und die Chancen, da? er gehort worden war, waren ausgezeichnet. Die Aufsichtsbehorde wurde nun wissen, das ich etwas unternommen hatte, und wurde gewi? Nachforschungen nach meinem Verbleib anstellen. Und wenn man den Meeresgrund mit weitgestreutem Sonar absuchte, wurde man kaum die glatte Zeltoberflache ubersehen, auch fur den Fall, da? die Transponder nicht funktionierten. Eigentlich war es in Anbetracht der Gro?e des Zeltes erstaunlich, da? ganz gewohnliche Tiefenmesser es nicht bereits registriert hatten.

Diesem Punkt hatte ich mehr Uberlegung widmen sollen, obgleich meine Moral damit sofort wieder eine Talfahrt ange treten hatte. Aber so konnte ich mich der Hoffnung hingeben, da? man diese Einrichtung ziemlich bald entdecken wurde, auch wenn man mich zunachst nicht finden sollte.

In dem gro?en Raum gab es wenig Bemerkenswertes. Zunachst nahm ich an, es handle sich dabei um eine Druckschleuse oder den Vorraum zu einer solchen, doch der gro?e Tunnel, der hier abzweigte, hatte keine Tur. An den Wanden waren kleinere Paneele, die Schleusen hatten sein konnen — einige waren so gro?, da? ein Mensch darin Platz gehabt hatte.

Die Schwimmer schleppten mich an den Tunneleingang und dann hinein. Der Durchmesser betrug hier zwanzig Fu?, mehr als genug fur den Tank.

Der Tunnel war fast ebenso gut beleuchtet wie der Raum, den wir eben verlassen hatten. Wieder packte mich Wut auf dieses Pack, das hier so verschwenderisch mit seiner Energie umging. Auch fragte ich mich, woher sie soviel Energie gewannen. Meine Arbeit brachte es naturlich mit sich, da? ich schon ofters mit Energie- Schmugglern zu tun gehabt hatte. Noch nie hatte ich es mit einer Vergeudung dieser Gro?enordnung zu tun gehabt.

Wir bewegten uns nur wenige Yards — etwa zwanzig — den Tunnel entlang, bis wir wieder einen gro?en Raum erreichten. Dort zerrte man mich hinein. Von seinem Boden aus verliefen mehrere kleinere Tunnels — oder vielleicht sollte ich sagen Schachte. Auf den ersten Blick zahlte ich acht.

Keine dieser Offnungen hatte Klappen oder Turen.

Offenbar stand ein gro?er Teil der Installation unter Wasser und unter Au?endruck. Vielleicht war es eine Mine. Das hatte die Herkunft der Energie erklart, wenn es sich bei dem geforderten Produkt um Uran oder Thorium handelte. Das Freihalten aller Windungen und Tunnels einer Unterwassermine von Wasser ware hochst unpraktisch gewesen.

Mir blieb kaum Zeit, diesen Gedanken durch mein Gehirn jagen zu lassen, wahrend die Schwimmer mich samt meinem Tank auf den Boden setzten. Der Tank wollte ein Stuck wegrollen, und ich lie? drei Beine ausfahren, die uns stutzen sollten. Ein Gluck, da? alle drei durch die Netzmaschen hindurchfa nden. Das war also erledigt, und ich konnte mir die Menschen um mich herum ansehen und abwarten, was sie als nachstes tun wurden.

Jetzt waren sie dran.

Mittlerweile habe ich mich daran gewohnt, aber allein die Erinnerung daran, was sie nun taten und die Wirkung auf mich gefallt mir gar nicht.

Sie nahmen ihre Helme ab. Eine Meile unter der Meeresoberflache, unter einem Druck, der Meeresschwamme zerquetscht und Metall zu dunner Folie plattgedruckt hatte, nahmen sie ihre Helme ab.

VIII

Aus dem Gesagten geht bis jetzt wohl klar hervor, da? ich kein Psychologe bin, wenn ich auf diesem Gebiet auch uber gewisse angelesene Kenntnisse verfuge. Soviel ich wei?, ist es moglich, da? eine Person ihren Sinnen schlicht und einfach mi?traut, wenn das, was sie ihr melden, stark von dem abweicht, was sie zu glauben meinte. Tatsachlich bin ich Menschen begegnet, die behaupteten, da? diese Fahigkeit das einzige sei, was die meisten von uns bei gesundem Verstand erhalt. Bis zu diesem Augenblick war ich beiden Behauptungen mit Zweifel begegnet. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.

Ich hatte gesehen, da? wir vom definitiven und erkennbaren Meeresgrund und seinen Bedingungen an den Ort gelangt waren, an dem wir uns nunmehr befanden. Ich hatte weder vor noch hinter uns etwas bemerkt, was einer Tur, einem Ventil oder einer Schleuse auch nur annahernd ahnlich gesehen hatte, und dabei hatte ich gut achtgegeben. Meines Wissens und Glaubens befand sich der Tank daher nun in einem mit Meerwasser gefullten Raum unter einem Druck, der ungefahr einer Meile Tiefe entsprach.

Ich hatte die Menschen, die nun mit mir in dem Raum waren, drau?en im Meer schwimmen gesehen — zum Gro?teil dieselben Menschen. Ich hatte sie gesehen, wie sie mich hier hineingeschafft hatten. Auch sie befanden sich unter hohem Wasserdruck, hatten sich die ganze Zeit uber darin befunden. Im Augenblick verga? ich, wie deutlich ich drau?en im Wasser dieselben Gesichter gesehen hatte, aber auch wenn ich mich erinnert hatte, ware mir die Ahnlichkeit im Moment nicht aufgefallen.

Ich hatte gesehen, wie sie die Helme abnahmen, noch immer im Hochdruc kwasser. Nein, das alles konnte ich nicht auf einmal glauben. Da fehlte etwas, doch ich konnte nicht glauben, da? es sich neuerdings um eine sichtbare Tatsache handelte.

Wahrend des Sturmes war ich ganz schon herumgeschubst worden, und mir war die Technik entgangen, mittels derer man mich gefunden ha tte, aber ich war weder damals noch spater ohne Bewu?tsein gewesen. Ich litt unter Schlafmangel, war aber noch nicht so benommen, da? mir etwas Wichtiges entgangen ware. Ich konnte davon ausgehen, da? meine Beobachtungen vollstandig und vernunftig waren. Da ich aber trotz dieses Glaubens von der Wirklichkeit um eine Phase verschoben war, mu?te es etwas geben, das ich nicht wu?te. Es war hochste Zeit, sich um meine Weiterbildung zu kummern.

Meine personliche Zukunft machte mir keine gro?en Sorgen. Falls uberhaupt die Absicht bestand, sich

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