Gemeinwohl dient, sondern nur deiner Bequemlichkeit. Au?erdem ist, wie gesagt, die Zeit knapp.“

Das lie? ich mir eine Weile durch den Kopf gehen. Seine Andeutung uber die Art und Weise, wie die Anlage hier gefuhrt wurde, war erstaunlich, aber im Augenblick war nicht die Zeit, sich uber Lokalpolitik zu verbreiten. Daneben war etwas noch Erstaunlicheres zum Ausdruck gekommen.

Wenn man dem Gesagten glauben wollte, schien es so zu sein, da? es fur diese Menschen besser war, wenn Marie und ich zuruckgingen, anstatt zu bleiben. Warum hatte man uns diese Alterna tive uberhaupt geboten? Ich fragte Bert.

„Was werden deine Freunde machen, wenn ich nicht zuruckgehe? Dann werden namlich weitere Suchexpeditionen nach uns ausgeschickt. Auch wenn ich nicht die Oberflache erreicht und meinen Hilferuf ausgestrahlt hatte, wei? die Behorde, wo mein Ziel lag und kannte den Grund meiner Expedition.“

Er zog wieder die Schultern hoch. „Wie viele da herunterkommen, kummert niemanden. Wenn nicht gleich eine ganze Flotte kommt, konnen wir alle abschleppen und sie vor die Wahl stellen wie dich.

Das passiert schon des ofteren, wie ich schon sagte.“

„Angenommen, es kommt nun eine ganze Flotte und zerstort die Lichter und dieses Zelt, oder was immer das sein mag, ohne viel Zeit mit der Suche nach Marie oder mir zu vergeuden? Fruher oder spater wird es namlich dazu ko mmen, wenn hier unten immer wieder Menschen verschwinden.“

„Ich habe keinen Einblick in alle Uberlegungen des hiesigen Rates“, antwortete er, „und ich wei? auch nicht, ob man diesem Punkt bisher viel Aufmerksamkeit geschenkt ha t. Ich wiederhole: es sind schon etliche hier unten geblieben, ohne da? die Aufsichtsbehorde oben deswegen aus dem Ha uschen geraten ware. Ich personlich glaube eher, da? man diesen Teil des Pazifiks fur die allgemeine Offentlichkeit eher sperren wird, als eine Flotte hier herunterzuschicken und viel Energie zu verschwenden. In jedem Fall ist es Sache des Rates.

Im Moment interessiert uns mehr, da? du und Marie euch frei entscheiden konnt.“

„Und wenn ich nicht bleiben will?“

„Sobald wir dir alles Notige erklart haben, werden wir dich an dem Eingang, durch den du gekommen bist, wieder freilassen. Du bist kaum in der Lage, hier unten rumzuhangen und nicht aufzusteigen. Also gar kein Problem.“ Er zeigte in die Richtung, aus der er durch den Tunnel gekommen war. „Was mich betrifft, so ware mir lieber, du bliebest hier — und naturlich auch Marie. Ich habe hier unten zwar ein paar gute Freunde, das ist aber doch nicht dasselbe wie die alten Freunde.“

Ich dachte nach und sah ihm in die Augen, als ich die nachste Frage stellte.

„Bert, warum hast du dich entschlossen, hier unten zu bleiben?“

Er schuttelte blo? den Kopf.

„Soll das hei?en, da? die Erklarung zu lange dauern wurde oder willst du es mir nicht sagen, oder ist es etwas anderes?“ bohrte ich nach.

Er hob einen Finger in die Hohe, dann drei, schrieb aber nichts auf.

„Andersherum gesagt, ich mu? mir also selbst uber meinen Entschlu? klar werden.“ Er nickte nachdrucklich. „Und Marie auch?“ Wieder ein Nicken.

Jetzt hatte ich nur mehr eine Frage, die mich weiterbringen konnte, und die schleuderte ich ihm entgegen.

„Bert, konntest du auch jetzt noch nach oben, falls du deine Meinung anderst und nicht mehr bleiben willst? Oder ist der Eingriff, dank dessen du Wasser atmen kannst, unabanderlich?“

Er lachelte, und nun trat der Griffel wieder in Aktion.

„Wir atmen kein Wasser ein. Diese Folgerung geht an zwei Punkten vorbei. Man hat zwar eine irreversible Veranderung an mir vorgenommen, die aber nicht allzu schwerwiegend ist. Ich konnte noch immer an der Oberflache leben, wenn auch der Wechsel zur Luftatmung etwas langwierig und kompliziert ware.“

„Du sagtest eben, du atmest kein Wasser ein!“

„Ich wiederhole es: ich atme kein Wasser ein.“

„Aber du sagtest eben…“ Er gebot mir mit einer Handbewegung Einhalt und fing zu schreiben an.

„Ich will dich nicht auf die Folter spannen. Der Rat hier ist weder diktatorisch noch sehr entschieden, ist sich aber nachdrucklich darin einig, da? die Einzelheiten unserer Lebensbedingungen hier mit niemandem besprochen werden durfen, der sich nicht zum Bleiben entschlossen hat. Ich habe vielleicht schon mehr gesagt, als denen recht sein konnte und werde nicht mehr deutlicher werden.“

„Und die Menschen da drau?en — sind sie mit dieser Haltung des Rates einverstanden?“

„Ja. In diesem Punkt ist sich die Bevolkerung hier ziemlich einig.“

„Warum hast du dann das Risiko auf dich genommen, mir so viel zu sagen?“

„Die meisten konnten nicht sehen, was ich da schrieb, au?erdem hatte es keiner lesen konnen, und niemand versteht auch nur eines deiner Worte.“

„Dann ist die Sprache hier nicht…“

„Nein.“

Er unterbrach mich mit einer Handbewegung, noch ehe ich eine Sprache ne nnen konnte.

„Warum also befolgst du die Richtlinien des Rates und erklarst mir nichts?“

„Weil ich diese Richtlinien fur vollig richtig halte.“

Dagegen gab es kein Argument, und ich belie? es dabei. Schlie?lich war er nach einer Weile wieder am Schreiben.

„Ich habe viel zu tun und mu? jetzt gehen, komme aber stundlich oder alle zwei Stunden wieder.

Solltest du mich dringend brauchen, so klopfe an den Tank — aber nicht zu stark, wenn ich bitten darf. Auch wenn niemand in Sichtweite sein sollte, was sehr unwahrscheinlich ist, wird man dich auf weite Entfernung horen und mich verstandigen.

Uberleg es dir gut. Ich mochte, da? du bleibst, aber nur, wenn du wirklich mochtest.“ Er legte das Schreibmaterial neben den Tank und schwamm davon. Auch ein paar andere verschwanden, wenn auch nicht im selben Tunnel. Die kleine Schar, die noch blieb, setzte sich offenbar aus den zuletzt Gekommenen zusammen, die sich an dem Tank noch nicht sattgesehen hatten. Sie unternahmen jedoch nichts, was mich hatte interessieren oder ablenken konnen, und ich konnte mich zu einer konzentrierten Denkpause zuruckziehen. Es gab sehr viel zu uberdenke n, und ich lege bei dieser Tatigkeit manchmal ein Schneckentempo an den Tag.

Ober meine Entscheidung konnte kein Zweifel bestehen, das versteht sich. Naturlich mu?te ich zuruck und Bericht erstatten.

Wenn ich hier unten blieb, dann schob ich, wie Bert gesagt hatte, den Schwarzen Peter einfach einem anderen Ermittler zu. Und die Entsendung eines anderen ware eine klare Verschwendung von Energie, egal, welchen Trick man sich diesmal ausdachte, um ihn hierher zu schaffen. Au?erdem war ich langst nicht so sicher wie Bert, da? die Behorde nicht ein paar Tonnen Sprengstoff auf diese Anlage verteilen wurde, falls man sie entdeckte und Grund zu der Annahme hatte, da? hier drei Agenten den Tod gefunden hatten. Das Problem bestand nicht darin ob, sondern wann ich zuruckging. Und das „Wann“ hing wiederum davon ab, was ich als erstes schaffte.

Was ich wirklich wollte, war ein Kontakt mit Marie. Und zusatzlich ware es nett gewesen, etwas uber Joey zu erfahren, falls man sich hier uberhaupt Informationen verschaffen konnte. Ich wollte nicht glauben, da? Bert in bezug auf Joey gelogen hatte, und es war gut moglich, da? Maries Unglaubigkeit ihrem Widerstreben entstammte, die Tatsache hinzunehmen, da? Joey einem echten Unfall zum Opfer gefallen war. Andererseits war sie nicht dumm.

Ich mu?te die Moglichkeit ins Kalkul ziehen, da? sie guten Grund hatte, Bert zu mi?trauen.

Joey hatte wie Marie ein Ein-Mann-Boot gehabt.

Vielleicht hatte er Dinge herausgefunden, welche diese Menschen nicht an die Oberflache dringen lassen wollten. Was sie mir und Marie fur den Fall unserer Ruckkehr als Information oder Propaganda mitgeben wollten, schien dazu bestimmt, die Behorde von weiteren Untersuchungen abzuhalten.

Aufgepa?t! Das traf nur zu, wenn Bert damit recht hatte, da? die Aufsichtsbehorde von den Vorgangen hier unten nichts an die Offentlichkeit dringen lassen wollte.

Falls er sich irrte —, falls meine eigene, zugegebenerma?en voreingenommene Vorstellung der Reaktion der Wahrheit naherkam — dann war von Verheimlichung keine Rede. Die Aufsichtsbehorde wurde unverzuglich

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