uber den Kopf gab.
Der Hieb war nicht hart genug, um meinen Schadel oder der Konsole ernsthaft Schaden zuzufugen.
Er war nur sehr unangenehm. Unangenehm war ubrigens die ganze Situation. Schon in einem stabilen Boot ist das Auf— und Niederta nzen auf funfzehn Fu? hohen Wellen kein Genu?. In einem beinahe kugelformigen Behalter, der praktisch keine Neigung zu einem deutlichen Oben und Unten hat, ist dieser Zustand noch viel unertraglicher. Ich hatte bereits einiges erlebt, darunter den freien Fall im All, was wahrhaftig kein Vergnugen ist, aber ich ziehe ihn jederzeit dem Dasein als menschlicher Volleyball inmitten eines auch nur mittelma?igen pazifischen Gewitters vor. Wieder so ein Punkt, dem bei der Konstruktion der Unterwasser-Rettungsbehalter zu wenig Beachtung geschenkt worden war. Man hatte das Aufsteigen an die Oberflache als wichtiger eingestuft als das Wohlbefinden danach. Mir blieb nun nichts ubrig, als das Sendegerat einzuschalten und dabei meinen Magen moglichst stabil zu halten.
Dabei konnte ich nicht mal sicher sein, da? jemand empfangen wurde — meinen Funkspruch, versteht sich. Doch standen meine Chancen nicht zu schlecht, da meine Ruckkehr ja erwartet wurde.
Aber bei mir hatten sich in jungster Zeit mehrere recht gute Chancen als Pleiten erwiesen.
Nicht mal einschlafen konnte ich. Ein Gluck, da? ich so viel Vernunft hatte, nichts zu essen, obwohl ich noch vor kurzem Appetit gehabt hatte. Mein leerer Magen machte sich jetzt bezahlt, weil er dem Brechreiz nicht nachgeben konnte. Ich war mome ntan vollig handlungsunfahig. Zu dieser physischen Zerrei?probe kam die psychische Belastung des Aufstiegs vom Meeresboden. Doch es hat wohl wenig Sinn, wenn ich mich weiter daruber verbreite. Ich konnte womoglich auf Verstandnis sto?en.
Jetzt wunschte ich, ich hatte mir die Muhe gemacht festzustellen, wie lange das Gewitter noch andauern wurde. In diesem Fall hatte ich mir durch einen gelegentlichen Blick auf die Uhr Trost verschaffen konnen. Wie die Dinge nun aber standen, war es besser, wenn ich diese Blicke vermied.
Denn die Zeit verging qualend langsam. Statt der Uhr behielt ich lieber die anderen Instrumente im Auge, obgleich ihre Werte auch keinen Trost darstellten — und ich war machtlos dagegen.
Nie hatte ich es fur moglich gehalten, da? das Aufhoren einer standigen Bewegung etwas anderes bringen konnte als Erleichterung. Hatte jemand das Gegenteil behauptet, so ware ich in diesem Auge nblick ausfallig geworden aus Angst, er konnte womoglich recht behalten. Leider stimmte es. Das Ende kam namlich viel zu plotzlich.
Als erstes horte das Schlingern auf. Der Tank hupfte zwar noch immer auf und nieder, schien sich aber endlich ein Oben und Unten zugelegt zu haben. Schlie?lich hurte auch dieses Auf und Nieder auf. Zu diesem Zeitpunkt bestand eigentlich kein Grund fur einen Blick zum Druckanzeiger, ich schaute trotzdem hin.
Ich hatte mich nicht getauscht. Der Tank war wieder im Sinken begriffen.
Eines stand fest: es handelte sich um kein gewohnliches Sinken. Der einzige Hohlraum, der dem Tank Schwimmkraft verlieh, war der, in dem ich hockte. Ich hatte ein Leck als Erster bemerken mussen. Nein, nein, ich wurde nach unten gezogen.
Und die Moglichkeit, ein Riesenkrake hatte mich erwischt, konnte ich ausschlie?en. Der Sonar-Monitor zeigte im Moment nichts an. Und eventuelle Anzeigen der letzten Stunde hatte ich verschlafen.
Es gab nur eine einzige vernunftige Erklarung fur das Sinken. Ich sah nach unten, ohne zu wissen, was ich zu sehen hoffte, und sah tatsachlich nicht viel. Das U-Boot hatte seine Lichter nicht eingeschaltet. Ich selbst machte Licht, konnte aber nur die Leine sehen, die nun straff nach unten fuhrte von dem Netz aus, das fest um mich gewickelt war, bis hin zu einem undeutlichen Rumpf, der kaum mehr auszumachen war.
Die Leine war fur das Vorhaben genau richtig.
Wir sanken nun viel schneller, als mein ursprunglicher Ballast mich hinuntergezogen hatte. Wenn die Eigentumer des Seils ihm unter so gro?er Beanspruchung Vertrauen schenkten, war es wohl zwecklos, ihrem Urteil mit Zweifeln zu begegnen.
Die Hoffnung, das Seil konne rei?en, konnte ich fahren lassen. Ich rechnete damit, in etwa zwanzig Minuten auf dem Meeresgrund anzukommen und lie? es dabei bewenden.
Wenigstens konnte ich jetzt etwas essen. Ich nahm also eine Dextrose-Kapsel mit soviel Ruhe zu mir, wie ich aufbringen konnte. Mir blieb nichts anderes ubrig. Sie hatten mich geschnappt.
Wir befanden uns noch einige hundert Fu? uber dem Grund, als sich Gesellschaft zeigte. Zwei weitere U- Boote, hellerleuchtet, glitten naher. Es waren Arbeitskahne, ahnlich dem, mit dem ich mich vor einigen Stunden herumgeschlagen hatte. Falls sie mit dem, der mich schleppte, in Verbindung standen, dann war es einer, den meine Instrumente nicht registrieren konnten. Ihre Manover waren jedenfalls hervorragend koordiniert. Erst ging der eine, dann der andere Neuankommling langsseits und benutzte seine ›Hande‹ um an meinem Netz mehrere hakenbewehrte Metallstucke anzuhangen.
Die Gewichte entlasteten nun das Schleppseil so stark, da? damit jede, auch noch so kleine geheime Hoffnung, es konnte rei?en, erledigt war.
Dann loste sich ein Schwimmer von jedem Boot und bezog neben mir Stellung. Sie hielten sich ebenfalls an dem Netz fest. Ich machte schnell Licht, konnte aber keines der Gesichter erkennen.
Ich fragte mich schon, was aus dem Burschen geworden war, den ich so schwer getroffe n hatte, und was seine Freunde wohl von mir denken mochten.
Das menschliche Bewu?tsein schweift oft auf den seltsamsten Seitenwegen ab.
Nicht ein einziges Mal wahrend dieser Abschleppaktion dachte ich an ihre Reaktion darauf, da? ich ihre offensichtlich ge heime Anlage entdeckt hatte. Hatte ich daran gedacht, so hatte ich mir wahrscheinlich sagen mussen, da? sie den Tank muhelos hatten knacken konnen, wenn sie ernsthaft etwas gegen mich unternehmen wollten.
Schlie?lich kam der Meeresboden in Sicht.
Diesmal war er unbeleuchtet. Zuerst dachte ich, sie hatten ihre Lichter ausgemacht. Dann wurde mir klar, da? der Sturm mich ein Stuck abgetrieben haben mu?te, wahrscheinlich befand sich das Zelt in einiger Entfernung von uns. Hier gab es nun einen ganz gewohnliche n Meeresboden mit Krabbenhohlen. Das konnte ich beurteilen, weil das Boot nach dem Aufsetzen das Seil einholte und mich etwa zwanzig Fu? uber dem Boden schweben lie?. So konnte ich mir das Boot auch grundlich ansehen und feststellen, da? es nicht das von fruher war. Es war namlich doppelt so gro?.
Ansonsten unterschied es sich nicht sehr stark vom allgemeinen Typ. Au?en herum jede Menge Zusatzgerate — womoglich sogar noch mehr. Es war ein Arbeits— und kein Reiseboot. Auch ohne meinen Tank hatte es keine gro?e Geschwindigkeit machen konnen, doch ich bemerkte immerhin, da? wir uns bewegten. Zweifellos ging es nun entweder zu dem Eingang, den ich schon kannte, oder zu einem anderen. Ich hielt aufmerksam nach den Lichtern Ausschau.
Es stellte sich heraus, da? wir einem anderen Eingang zustrebten. Wir brauc hten dazu zwei Stunden, obwohl die Schatzung rein akademisch ist, da ich ja nicht wu?te, wann und wo wir gestartet waren.
Dieser Schacht war kleiner als der andere, das beleuchtete Zeltdach nirgendwo zu sehen.
Dieser Eingang ma? nur etwa funfundzwanzig Fu? im Durchmesser, war also viel zu klein fur mein Abschleppboot. Fur die beiden anderen hatte es eben gereicht. Er war vollkommen zylindrisch, mit vertikalen Seiten und offnete sich wie der andere Eingang am Grunde einer flachen Senke. Ich hatte keine Muhe, alle Einzelheiten auszumachen, da er hell erleuchtet war.
Zahlreiche Leitern fuhrten vom Rand hinunter.
Als ich naher herankam, sah ich, da? sie nicht ins Nichts fuhrten. Ich konnte die unteren Enden der Leiter auf der gegenuberliegenden Seite des Schachtes sehen.
Im Loch und drumherum tummelten sich Schwimmer, die offenbar auf uns gewartet hatten.
Als wir naherkamen, paddelten sie gemachlich daher und drangelten sich um den Tank. Mein Abschleppboot hatte neben dem Eingang auf dem Boden aufgesetzt.
Mein Tank trieb nun nach oben, leicht in Vorwartsrichtung, bis das Schleppseil vertikal war.
Einer der Schwimmer gab winkend ein Signal, und ich bekam wieder ein Stuck Ballast an mein Netz gehangt. Damit war das Seil entspannt, und ich sank tiefer.
Wieder gab der Schwimmer ein Zeichen, und das gro?e Boot lie? die Leine frei. Ein paar Manner packten