mechanischen Tricks bei der Fullung der Nebenhohlen und Mittelohren mit Flussigkeit.

Und wie stand es mit der Ruckkehr zu den gewohnlichen Atemgewohnheiten? Man mu?te den Druck wiederherstellen. Die Sauerstoffquelle im Magen — ja, die stellte naturlich eine Schwierigkeit dar. Wenn die noch immer Sauerstoff abgab und der Druck bis fast auf eine Atmosphare absank — aus. Also dann eben ein supergenaues Timing, indem man den Eingriff genau dann ausfuhrte, wenn der Magensauerstoff im Auslaufen war? Mechanische Hilfen, wie beispielsweise eine kunstliche Lunge, wahrend der Zeitspanne zwischen dem Auslaufen der inneren Quelle und dem Einsetzen der naturlichen Atmung? So oder so, allein wurde es fur mich schwierig sein, falls sich die Notwendigkeit je ergeben sollte.

Jedenfalls konnte ich jetzt versuchsweise Plane schmieden, mir dabei aber immer vor Augen halten, da? meine Hypothesen moglicherweise grundfalsch waren. Trotzdem gefielen sie mir. Ich hatte das sichere Gefuhl, ich wurde allerhochstens ein paar Einzelheiten modifizieren mussen, sobald ich uber neue Informationen verfugte. Ein angenehmes Gefuhl, solange es andauerte.

Unter den gegebenen Umstanden schien es mir am gunstigsten, Bert zu sagen, da? ich bleiben wolle um so wenig Zeit als moglich mit dem Aussteigen aus dieser Blase zu vergeuden, damit ich endlich etwas Nutzliches beginnen konnte. Meinen eigenen Moralstandard hatte ich mir vor langer Zeit angeeignet — sozusagen mein Treuebekenntnis zur Menschheit geleistet —, so da? es weiter keine Gewissensfrage geben wurde, falls man vor meiner Aufnahme irgendeine Erklarung von mir verlangte.

Wahrscheinlich wurde es gar nicht dazu kommen.

Diese Dinge hatte man fruher viel zu wichtig genommen, damals als die Me nschen politische Differenzen fur gefahrlicher hielten als Energieknappheit. Logen und ahnliche private Gruppierungen legten noch Wert auf Gelobnisse und dergleichen, doch auch in diesen Bereichen war das alles nicht mehr so bedeutungsvoll wie fruher.

Mir scho? die Frage durch den Kopf, warum meine Gedanken uberhaupt in diese Richtung wanderten — mein Plan war zwar nicht ganz astrein, doch diente er einem guten Zweck, und mein Gewissen war unbeschwert. Ich wandte mich flugs dringe nderen Problemen zu.

Einzelheiten mu?ten warten. Ich wurde mir die ortliche Geographie aneignen mussen, insbesondere den Weg zu Maries U-Boot. Weiterhin mu?te ich herausbekommen, wie viel Handlungsfreiheit man mir zubilligen wurde. Bert schien nach Belieben zu kommen und zu gehen, aber der war schlie?lich schon seit einem Jahr hier. In diesem Zusammenhang fiel mir ein, da? man vermutlich von mir erwartete, da? ich mir irgendwie meinen Unterhalt verdiente. Falls ich mit der Erkundung der benotigten Einzelheiten und dem Plan, wie ich mich und Marie wieder an die Oberflache manovrierte, zuviel Zeit verbrauchte, dann wurde sich dies wohl nicht vermeiden lassen. Welche Art von Arbeit sowohl hier unten nutzlich, als auch von mir zu bewaltigen sein wurde, das war eine Frage, welche die Zukunft beantworten wurde.

Im Augenblick mu?te ich auf Bert warten oder nach ihm schicken und ihm Bescheid geben. Abwarten war vermutlich besser. Nur keine Ungeduld an den Tag legen. Er hatte gesagt, er kame des ofteren vorbei und war zweifellos dagewesen, wahrend ich schlief. Fruher oder spater mu?te er mit meinem Erwachen rechnen.

Ich wartete nun ab, wie ein Affe im Zoo — besser gesagt wie ein Fisch im Aquarium.

XI

Es dauerte eine halbe Stunde, bevor er aufkreuzte.

Er spahte durch ein Fenster herein, sah, da? ich wach war, und schnappte sich sofort das Schreibzeug.

„Nachgedacht?“ war seine erste Frage. Ich nickte.

„Gut. Entschlu? gefa?t?“

„Ich glaube ja“, rief ich zuruck. „Ich — “, ich zogerte. Teils aus Effekthascherei, teils aus echter Unsicherheit heraus. Es war gut mo glich, da? ich mich in so vielfacher Hinsicht geirrt hatte. Dann raffte ich mich auf.

„Ich bleibe.“

Er war ein wenig erstaunt und fing zu schreiben an. Ich fuhr fort, noch ehe er fertig geschrieben hatte. „Zumindest bleibe ich, wenn du mir eines sicher sagen kannst.“

Er loschte das Geschriebene und sah mich erwartungsvoll an.

„Glaubst du wirklich — ich frage nicht, ob du wei?t, sondern ob du glaubst —, da? diese Menschen sich mit Fug und Recht nicht dem Energienetz und der Rationierung anschlie?en?“

Berts Miene druckte Unwillen aus, als er schrieb:

„Ich sagte, du mu?test aus eigenem Willen zu einem Entschlu? kommen. Ich ubernehme keine Verantwortung.“

„Ich werde mich sicher aus freien Stucken entschlie?en“, erwiderte ich, „aber nicht ohne bestimmte Daten. Du sagst, wir hatten keine Zeit und du konntest mir nicht alles sagen, was ich wissen mochte, und ich bestreite dies. Ich mochte von dir eine Zusammenfassung, keine Information, die du nicht weitergeben darfst, sondern nur eine Schlu?folgerung — eine Meinung, also eine Zusamme nfassung der Information, die ich nicht bekommen darf.

Hast du deinen Entschlu? mit demselben geringen Wissen gefa?t wie ich?“

Verneinendes Kopfschutteln.

„Dann tut es mir leid, wenn du meine Frage als Zweifel an deiner Moral aufgefa?t hast, aber ich mochte eine Antwort.“

Er runzelte die Stirn und sah mich zweifelnd an.

Ich wiederholte meine Frage, weil ich sichergehen wollte, da? er mich verstand.

„Ich bin davon uberzeugt, da? man hier das Richtige tut“, schrieb er schlie?lich. Ich nickte.

„Schon, dann bleibe ich. Wie lange dauert es, bis man mich aus dieser Kokosnu? hier befreit hat?“

„Ich wei? nicht.“ Das Schreiben brauchte Zeit und wurde immer wieder von Denkpausen unterbrochen. „Es handelt sich um kein Standardverfahren. Unsere Gaste kommen meist in U-Booten, die uber Druckschleusen oder zumindest irgendwelche Ausstiegsmoglichkeiten verfugen. Ich werde dem Rat Bericht erstatten, und wir werden ein paar Techniker damit befassen, die genugend Zeit haben. Ich bin sicher, da? es sich mache n la?t.“

„Soll das hei?en — da? es langer dauern konnte?

Und wenn es langer dauert, als mein Luftvorrat ausreicht?“

„Dann werden wir dich nach oben abschieben mussen. Wenn du dann noch immer zuruckko mmen mochtest, kannst du wie Marie in einem U-Boot kommen. Na, ich sehe lieber zu, da? die Sache anlauft.“

„Aber warum hast du das nicht schon fruher gesagt? Ich dachte — nun ja…“

„Es gibt Dinge, die verstehen sich wohl von selbst. Du wirst doch nicht erwarten, da? wir die geeigneten Gerate aus dem Handgelenk schutteln, Gerate, mit denen man einen Menschen aus einer Hochdruck- Rettungskapsel in Hochdruck-Umgebung herausschalt.“ Er legte das Schreibzeug weg und war verschwunden, noch ehe ich eine passende Antwort parat hatte.

Und als er nach einer Stunde wiederkam, hatte ich noch immer keine Antwort darauf. Ich bin sie ihm bis jetzt schuldig geblieben.

Bert seinerseits brachte bessere Nachrichten, als ich befurchtet hatte. Der Rat, oder zumindest die Mitglieder, die er angetroffen hatte — mir war namlich klargeworden, da? es sich dabei um eine Korperschaft fluktuierender Zusamme nsetzung handelte und da? hier die Dinge offiziell erledigt wurden, indem man alles mit einem Ausschu? eigener Wahl regelte —, hatte meinem Ersuchen widerspruchslos stattgegeben. Mehrere Techniker der Gruppe interessierten sich so sehr fur das Problem, das ich darstellte, da? sie sich unverzuglich an die Arbeit machten. Sie waren emsig am Werk und wurden sicher bald zu einem Ergebnis kommen.

Das war ermutigend. Ich bin selbst Techniker, habe aber mit der Technik eigentlich nur beilaufig und im Zusammenhang mit meiner Hauptaufgabe zu tun. Jede einzelne Idee, die ich gehabt hatte, knallte gegen eine leere Wand. Hier handelte es sich um grundlegende Vorgange. Mir wollte einfach nicht in den Kopf, wie man in einer Flussigkeit und unter einem Druck von mehr als einer Tonne pro Quadratzoll schwei?en, bohren und anderes konnte. Beispielsweise haben die meisten Werkzeuge einen Motor mit hoher Umdrehungszahl. Solche Motoren kann man sich kaum funktionierend vorstellen, wenn die beweglichen Teile in eine auch nur ma?ig dickflussige Flussigkeit getaucht waren. Und wie konnte man unter diesem Druck die Flussigkeit ausschalten?

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