Klar, wenn diese Menschen schon achtzig Jahre hier lebten, wie Bert behauptet hatte, dann mu?ten sie sich die fur das Uberleben in dieser Umwelt notigen Kniffe angeeignet haben, so wie der Mensch sich die Weltraumtechnik auf muhsame Weise angeeignet hatte. Dennoch ware mir lieber gewesen, ich hatte gewu?t, wie man hier mein Problem zu losen gedachte.
Ich sollte es nicht in allen Einzelheiten erfahren, merkte aber, da? die Sache flott vonstatten ging.
Bert brachte ein ganzes Technikerteam mit, und man fing an, den Tank zu bewegen. Ein hubsch langer Weg. Wir gelangten nach drau?en und legten etwa eine Meile zuruck, bis wir zu einem anderen, gro?eren Eingang kamen. Dahinter lagen me hrere geraumige Gange, die von einem Hauptraum abzweigten.
Man schleppte mich ein ganzes Stuck in einen dieser Gange hinein, und wir machten vor zwei Schleusen halt, den ersten richtigen Schleusen, die ich seit meiner Ankunft zu sehen bekam.
Die eine war ganz gewohnlich, und ich widmete ihr kaum mehr als einen fluchtigen Blick. Die andere war kreisrund, knapp gro? genug fur meinen Tank. Sie war in derselben Wand angebracht wie die kleinere Schleuse, etwa zwanzig Yards entfernt.
Zwei schwammen voraus und offneten sie, und dann wurde der Tank hindurchmanovriert. Die Wand, in der die Tur hing, war mehrere Fu? dick, die Tur selbst nur wenig dunner. Ich rechnete mir aus, da? der dahinterliegende Raum wohl derjenige war, in dem man den Druck verminderte.
Der Raum war von betrachtlicher Gro?e. An der einen Seite drangten sich Apparate verschiedener Art. Auf den ersten Blick zu erkennen war ein Operationstisch mit breiten Haltegurten und einem Paar ferngesteuerter Hande von viel feinerer Konstruktion als jene, die ich an den Arbeits-Booten gesehen hatte.
Der gro?ere Teil des Raumes, in den man nun den Tank stellte, war fast leer. Der Operationsraum war ursprunglich wohl viel kleiner gewesen. Ich sah Anzeichen dafur, da? man eine Zwischenwand von gleicher Starke wie die Turwand entfernt hatte. Ich hatte gern die Werkzeuge gesehen, die man dazu benutzt hatte.
Ich sollte recht behalten. Der kleinere Teil war der ursprungliche Umwandlungsraum. Die kleinere Schleuse konnte mit dem Ausstieg eines Besuchs-Bootes gekoppelt werden. Zu dumm, da? mein Tank keine Luke hatte. Er lie? sich normalerweise durch blo?e Zweiteilung offnen.
Bert schrieb fur mich Instruktionen auf, wahrend die anderen sich aus dem Staub machten.
„Sobald wir alle drau?en sind und die Tur versperrt ist, wird der Raum auf Oberflachendruck leergepumpt. Ein grunes Licht flackert uber dem Tisch auf, aber du merkst es ohnehin — du wirst namlich deinen Tank aufmachen konnen. Steig aus, und leg dich auf den Tisch. Befestige die Gurte an Leib und Beinen. Wenn du fertig bist, druck den roten Signalknopf, den du von hier aus siehst.“
Er zeigte auf den Knopf.
„Er liegt in Reichweite deiner rechten Hand. Eine der Hande wird dir einen Behalter mit einem Schlafmittel verabreichen. Trink aus und entspann dich. Wahrend du noch bei Bewu?tsein bist, ko nnen wir nicht mehr machen.“
„Warum nicht?“
„Man mu? dich wahrend der Umwandlung an eine Herz-Lungen-Maschine anschlie?en. Keine Angst. Eine reine Routinesache. Sobald du aus dem Tank drau?en bist und auf dem Tisch liegst, haben wir das einzig ungewohnliche Problem, das du mit dir bringst, gelost. Alles in Ordnung?“
„Verstehe. Ja, alles bestens.“ Er legte das Tafelchen weg und schwamm durch die gewichtige Schleuse, hinaus, die hinter ihm langsam zuschwang. Die Tur hatte weder Sperre noch Klammern, doch sie lie? sich nur hinaus auf den Gang offnen und brauchte keinen Sperrmechanismus.
Kaum war namlich der Druck gesenkt, wurde hochstens ein Erdbeben imstande sein, die Tur zu offnen.
Ich merkte genau, wann die Pumpen einsetzten.
Um mich herum erzitterte alles, und die Vibration war durch den Tank hindurch zu spuren. Ich verbrachte eine geraume Zeit mit Schatzungen bezu glich der benotigten Leistung, um einen Raum dieser Gro?e unter einem Druck einer Wassersaule von einer Meile zu leeren, und noch mehr Zeit, mir die Frage zu stellen, wie die geheimnisvolle Flussigkeit, die das Wasser ersetzte, sich bei vermindertem Druck verhalten wurde. Falls der Dampfdruck sehr hoch war, mu?te nach dem Leerpumpen eine Sauberung stattfinden — nein, nicht unbedingt, wenn man genauer uberlegte. Das Zeug mu?te ja physiologisch harmlos sein, so da? man den Dampf im Raum belassen konnte. Wenn er aber leicht brennbar war, dann wurde es Schwierigkeiten geben, sobald man fur mich Sauerstoff einleitete. Ach was, die waren doch seit Jahrzehnten mit diesem Problem vertraut. Ich brauchte mir deswegen keine grauen Haare wachsen zu lassen.
Trotz der reichlich vorhandenen freien Energie, die mich zu umgeben schien, dauerte das Leerpumpen fast eine halbe Stunde. Der Flussigkeitspegel sank stetig. Die Oberflache blieb unbewegt. Es gab kein Brodeln oder ein etwaiges anderes auffalliges Verhalten. Es hatte sich ebenso gut um Wasser handeln konnen. Das Zeug lie? sich ohne Schwierigkeiten ableiten. Als es hell wurde, sah ich me hrere Pfutzen auf dem ziemlich unebenen Boden.
Beim offnen des Tanks beeilte ich mich sehr. Das Aussteigen gestaltete sich nicht ganz einfach. Ich bekam Ohrenschmerzen, als die zwei Halften auseinander fielen. Den Druck hatten sie nicht ganz hingekriegt, doch war der Unterschied nicht so gro?, da? es mir ernsthaft Schwierigkeiten bereitet hatte. Drau?en hie? es dann Eile mit Weile. Arme und Beine waren so verkrampft, da? ich eine gewisse Zeit brauchte, um mich zu entspannen, und es zunachst kaum bis zum Tisch schaffte.
Der Tisch war sehr bequem. Aber in diesem Augenblick ware mir buchstablich alles, worauf ich mich ausstrecken konnte, einschlie?lich des Steinfu?bodens, bequem erschienen. Ich machte den breiten Gurt um Mitte und Brust fest und entdeckte prompt, da? ich nun den fur die Beine bestimmten nicht mehr erreichen konnte. Ich lockerte also den Gurt, versorgte die Beine, zog den oberen Gurt wieder fester und konnte nun das rote Signalknopfchen drucken.
Wie versprochen streckte sich eine der mechanischen Hande mir entgegen und reichte mir einen Becher mit einer Flussigkeit und einer biegsamen Rohre, damit ich im Liegen trinken konnte. Ich befolgte die Anordnungen, und das ist auch alles, was mir von dem ganzen Vorgang im Gedachtnis blieb.
XII
Ich erwachte mit einigerma?en klarem Kopf. Ich lag in einer Koje in einem kleinen Raum, der au?er zwei anderen Schlafstellen nicht mehr viel enthielt.
Ich war allein.
Jemand hatte mich ausgezogen. Die Sachen lagen sauberlich zusammengelegt in einer Art Hybridspro?ling eines Waschekorbes und einer Ablage in Kopfnahe des Bettes. Daneben lag eine Schwimmhose ahnlich der, die ich an vielen der Manner um meinen Tank herum bemerkt hatte. Nach kurzer Uberlegung zog ich die Schwimmhose an. Meine anderen Sachen waren furs Schwimmen nicht geeignet. Ich kroch aus der Koje und stand nun aufrecht da. Mein Kopf fuhlte sich komisch an.
Mir fiel ein, da? ich unter den gegebenen Umstanden gar nicht das Recht hatte, genugend Gewicht zu haben, um stehen zu konnen. Ich war vermutlich in eine Flussigkeit eingetaucht, die dichter war als Wasser und daher dichter als mein Korper. Da hatte ich eine Idee. Ich kramte in den Taschen meiner abgelegten Sachen, entdeckte mein Klappmesser und lie? es fallen.
Sieh mal einer an! Es fiel an meinem Gesicht voruber. Ich stand auf der Decke und die Kojenbetten ebenso.
Ich versuchte dem Messer nachzuschwimmen, das au?er meiner Reichweite auf dem Boden der Decke zu liegen kam. Das bedeutete eine gro?e Anstrengung, stellte sich aber als durchaus machbar heraus. Jetzt war mir klar, warum hier alle Menschen Ballastgurtel trugen. Im Moment allerdings konnte ich nirgends einen sehen. Ich wurde also bis auf weiteres gehen mussen, wenn ich irgendwohin wollte. Dies versprach einigerma?en beschwerlich zu werden, weil die Flussigkeit ziemlich zahflussig war, wenn auch in geringerem Ma?e als Wasser. Uberdies war die Architektur nicht auf Gehen eingestellt. Eine der Turen war kaum zuganglich, die andere befand sich im Boden — das hei?t, in dem Boden, auf den mein Kopf nun zeigte und auf dem mein Messer gelandet war. Unter diesen Umstanden entschlo? ich mich, abzuwarten, bis Bert oder jemand anderer mit Ballast und