dem Verkehr mittels einer pumpengeste uerten Stromung Schutzenhilfe. Ich wei? daher nicht, welche Strecke wir zurucklegten, ehe wir das U-Boot erreichten. Ehrlich gesagt, meine Vorstellung von der Gro?e der gesamten Anlage ist noch immer sehr vage. Jedenfalls glitten wir von einem engen Gang in eine der gro?en Kammern unter einem Meereseingang, schwammen unter dem schwarzen Kreis hinweg, schwammen einen noch langeren Gang entlang und gelangten schlie?lich zum Eingang eines mittelgro?en Raumes, in dem ein gewohnliches Arbeits-U- Boot der Behorde stand, beladen mit Au?enballast wie mein Tank.

Bert blieb vor dem Eingang stehen und schrieb etwas aufs Tafelchen. Ich las uber seine Schulter mit. „Ich bleibe lieber drau?en. Sie ist der festen Uberzeugung, da? ich ein Verrater bin und Judas gegen mich ein Waisenknabe war. Du wirst auch ohne mich noch genugend Schwierigkeiten haben, wenn du hier so einfach auftauchst. Hast du dir eine Erklarung fur den Umwandlungsproze? zurechtgelegt?“

Ich nickte blo?, weil ich mit dem Gekritzel keine Zeit verlieren wollte. Bert machte ein erwartungsvolles Gesicht und reichte mir Tafel und Griffel.

Ich aber winkte ihm zum Abschied zu und hielt stracks auf das Boot zu. Als ich mich umdrehte, war er schon verschwunden. Da fiel mir ein, da? ich ziemlich bald das Bedurfnis nach ganz gewohnlichem Essen verspuren wurde und vermutlich das noch dringendere Verlangen nach der Sauerstoff-Nahrung. Ich wu?te noch immer nicht, wo ich mir diese Dinge beschaffen konnte.

XIII

Ich umkreiste zunachst das Boot, konnte aber durch die Bullaugen niemanden sehen. Marie hatte sich offenbar zur Ruhe begeben. Ich war mir nicht sicher, ob es eine sehr kluge Taktik ware, sie aufzuwecken, entschlo? mich dann jedoch, das Risiko auf mich zu nehmen. Ich pochte an den Schiffsrumpf.

„Falls du Bert bist, dann scher dich weg! Ich denke gerade nach!“ Klar und verstandlich kamen diese Worte aus dem Inneren. Maries Stimme allerdings hatte ich nicht erkannt. Ich kann gar nicht beschreiben, wie die Worte eigentlich klangen. Die menschlichen Stimmbander bringen Obertone hervor, die normalerweise nicht durch die impedanzausgleichende Einrichtung des Mittelohrs dringen — einer der Grunde, weswegen einem die eigene Stimme auf Tonband so fremd vorkommt. Befindet man sich aber in einer Flussigkeit, die den Ton annahernd so schnell leitet wie Wasser, und hat man diese Flussigkeit beidseits des Trommelfells, dann fallt der Unterschied noch gro?er aus. Mir fehlen wie gesagt die Worte, um das Ergebnis exakt zu beschreiben.

Ich klopfte abermals. Die zweite Antwort war ebenso klar, doch mu?te ich Marie versprechen, sie nicht zu zitieren. Ich wurde nun argerlich, und mein drittes Klopfen fiel so drohnend aus, wie es die flussige Umgebung zulie?. Das war ein Fehler.

Wenn ein Mensch von Luft umgeben ist, halt er die Explosion eines Dynami tstabes in hundert Fu? Entfernung aus. Das Gerausch ist zwar unangenehm, aber keineswegs gefahrlich. Detoniert das Dynamit unter Wasser, mu? er mit dem Tod rechnen.

Meine Faust hatte zwar nicht die Wucht eines detonierenden Dynamitstabes, doch hatten wir uns in weiterer Folge viel Arger erspart, wenn es der Fall gewesen ware. Wenigstens ware ich halbwegs angenehm zu Tode gekommen. Mein Trommelfell hielt der Schockwelle stand und platzte nicht, doch ich hatte ein dem Platzen ahnliches Gefuhl.

Ich brauchte so lange, bis ich mich gefa?t hatte, da? Marie ausreichend Zeit blieb, ans Fenster zu kommen, mich zu erkennen, den eventuellen Schock zu verdauen und wieder zu verschwinden.

Jetzt behauptet sie, sie ware die erste halbe Sekunde froh gewesen, als sie mich sah. Sie sagt, da? sie sogar meinen Namen gerufen hatte. Aber bis ich meine Umgebung wieder klar erkannte, waren bei ihr alle Anzeichen von Freude wieder verschwunden. Sie starrte mich an. Ich sah, da? sich ihre Lippen bewegten, konnte ihre Worte aber nicht verstehen, weil es in meinen Ohren noch immer drohnte und pochte. Ich hielt mir die Hande an die Ohren und gab ihr Zeichen, sie moge warten, aber ihre Lippen bewegten sich in einem fort.

Da gab ich das Zeichengeben auf und machte mich mit dem Griffel an die Arbeit. Und als ich die Flache mit Buchstaben vollgeschmiert hatte, konnte ich auch ihre Worte unterscheiden. Mir war nun klar, warum Bert sich lieber heraushielt. Trotz ihrer Wut hatte sie sich noch genugend klaren Verstand bewahrt, um innezuhalten und zu lesen, was ich geschrieben hatte und ihr ans Fenster hielt. Die Worte waren vorsichtig gewahlt und basierten auf dem, was Bert mir uber ihre derzeitige Einstellung gesagt hatte.

Ich hatte geschrieben: „Sag nichts, was mir bei diesen Leuten hier Schwierigkeiten bereiten konnte. Warum bist du hier unten geblieben?“ Das sollte sie von der Frage ablenken, warum ich selbst hier geblieben war und offenbar samtliche Rechte und Privilegien besa?. Womoglich wurde sie daraus schlie?en, da? ich Spion spielte. Ich hatte teilweisen Erfolg. Die Kraftausdrucke horten auf, und sie nahm sich Zeit zum Oberlegen, ehe sie wieder zum Sprechen ansetzte.

Dann antwortete sie: „Ich bin hier, weil ich Joey finden mochte. Er ist hier unten verschwunden — das wei?t du so gut wie ich. Ich werde hier unten bleiben, bis ich erfahren habe, was aus ihm geworden ist.“

„Ware es nicht sinnvoller, wenn du auftauchtest und der Behorde uber diese Anlage hier Bericht erstattest?“ fragte ich. „Dann konnte eine gut ausgerustete, starke Truppe herunterkommen und etwas Konstruktives erreichen.“

„Daran dachte ich schon“, gestand sie, „doch als Bert mir sagte, ich konne ohne weiteres zuruck und alles melden, was ich gesehen hatte, da wu?te ich, da? ein Trick dahintersteckt. Au?erdem machte ich mir Joeys wegen ganz gro?e Sorgen, und man wollte mir absolut nichts uber ihn sagen.“

„Hat Bert nicht gesagt, du konntest bleiben, wenn du willst?“

„Ja. Das machte mich erst recht mi?trauisch. Wie konnte sich ein anstandiger Mensch zum Bleiben entschlie?en? Das war doch nur ein Trick, mit dem sie sich absichern wollten, das ich nicht zuruckging. Wenn man erst mal auf Wasseratmung umgestellt ist, kann man nicht mehr zuruck, ist doch klar.“

Fast hatte ich ihr gesagt, da? die Flussigkeit kein Wasser sei, und sie beinahe gefragt, wie sie zu dieser Schlu?folgerung kame. Zum Gluck merkte ich, da? der erste Punkt irrelevant war und sie ihn als Wortklauberei abtun wurde und der zweite sehr wahrscheinlich die Frage meiner Umwandlung aufs Tapet bringen wurde. Au?erdem hatte ich bei einem Wortgefecht auf Informationen zuruckgreifen mussen, die zugegebenerma?en von Bert stammten und die sie wahrscheinlich nicht glauben wurde.

Mir wurde schlagartig klar, da? ich eigentlich nur Berts Wort darauf hatte, da? der Umwandlungsproze? ruckgangig zu machen ware, so da? ich zur Oberflache zuruck konnte. Wenn er sich irrte oder mich bewu?t angelogen hatte, dann war es jetzt ohnehin zu spat. Ich schrieb weiter, wahrend mir diese Uberlegungen durch den Kopf gingen.

„Was glaubst du zu erreichen, wenn du in deinem Boot hocken bleibst? Was hast du in den sechs Wochen, seitdem wir dich zuletzt sahen, getrieben?“ Vor dieser Frage kniff sie.

„Ich wei? nicht, was ich hier erreichen kann, wenn ich aber verschwinde, dann bin ich von jeglicher Information abgeschnitten. Ich hoffe immer noch, da? ich aus Bert etwas herausbekomme. Sicher wei? er, wo Joey steckt, obwohl er es abstreitet.“

„Wie kannst du etwas aus ihm herausbekommen, wenn du nicht mit ihm sprichst? Eben jetzt, als du glaubtest, ich sei Bert, hast du mich weggeschickt.“

Sie lachelte, und sah einen Augenblick lang aus wie die Marie, die ich damals in Papetee gekannt hatte.

„Ich halte es fur die bessere Taktik, wenn er mit mir sprechen mochte“, lautete ihre Antwort. Das leuchtete mir ein, doch gab es so vieles an Marie, das ich niemals begriffen hatte, und sie wu?te es.

„Jetzt bin ich da“, schrieb ich, „ob es nun auf Dauer ist oder nicht — ich kann mich jedenfalls frei bewegen und etwas unternehmen. Dein Einverstandnis vorausgesetzt, mochte ich meine Zeit mit dem Sammeln von Informationen zubringen, die du dann nach oben mitnehmen kannst, wenn du gehst — ich nehme an, du mochtest nicht den Rest deines Lebens hier verbringen.“

„Ich mochte nicht, erwarte es aber“, war ihre Antwort. Und noch ehe ich meinen Kommentar dazu schriftlich festhalten konnte, fuhr sie fort:

„Naturlich werde ich irgendwann aufgeben und mich auf den Ruckweg machen mussen, aber ich wei? gleichzeitig, da? man sich meiner entledigen wird, wenn ich es tue. Vermutlich ist man mit Joey so verfahren. Falls

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