Wenn er aber gar nicht zuruck kann, hat er ebenfalls etwas vor, weil er dir sagte, es ware moglich.

Uberleg einmal.“

Ich tat es und mu?te entdecken, da? mir darauf keine gute Antwort einfallen wollte. Ich brachte nicht mehr heraus als: „Gut, ich werde mich vorsehen.“ Ich hatte mich bereits umgedreht und war ein Stuck weggeschwommen, als sie meinen Namen rief. Verargert drehte ich mich um und sah ihr Gesicht an die Scheibe gepre?t. Als ich hinsah, fing sie zu sprechen an, um vieles leiser, so da? ich sie kaum horen konnte.

„Du bist ein feiner Kerl! Wenn Joey nicht ware…“

Sie konnte nicht weitersprechen. Ihr Gesicht verschwand von der Scheibe.

Ich schwamm fort, lauschte meinem eigenen Herzschlag und versuchte, Ordnung in meine Gedanken zu bringen.

XIV

Drau?en auf dem Gang war keine Spur von Bert, und ich wagte es nicht, auf eigene Faust auf die Suche zu gehen. Den Weg zu dem ozeannahen Eingang hatte ich noch in Erinnerung. Dorthin schwamm ich nun in der Hoffnung, da? dies fur ihn der logischste Warteplatz ware.

In dem gro?en Raum traf ich mindestens ein Dutzend Menschen an. In dem dunklen Wasser daruber konnte ich noch mehr Schwimmer, aber leider nur undeutlich sehen. Bert war nicht darunter. Mir blieb nichts ubrig, als auf ihn zu warten, was das Hauptprogramm betraf. Aber inzwischen konnte ich gut meine Ortskenntnisse erweitern.

Ich schwamm an die Zwischenschicht heran und zogerte zunachst. Die anderen schwammen hindurch. Ich wollte mir erst ihre Technik naher ansehen, ehe ich es selbst versuchte.

Dabei war es ganz einfach. Man brauchte nur zu einer Leiter zu schwimmen, den Ballastgurtel abzulegen und an einen der zahlreichen Haken zu ha ngen. Nun konnte man durch. Aber alle, die das machten, trugen Helm und Coverall, vermutlich, um die besondere Flussigkeit in Mund, Ohren und so weiter, zu halten. Moglich, da? Meereswasser in den Lungen schmerzte. Jedenfalls steckte niemand einen unbehelmten Kopf durch die Grenzschicht, und ich entschlo? mich, ebenfalls auf Nummer Sicher zu gehen, obwohl ich zunachst keine Gefahr entdecken konnte.

Ich bemerkte, da? ich von einigen beobachtet wurde. Ihre Mienen druckten Besorgnis aus. Eine machte mir Zeichen, die ich naturlich nicht deuten konnte. Sie beobachtete mich, sah, da? ich keine Antwort gab und machte nun fur die Umstehenden eine Reihe von flatternden Bewegungen. Dann kam sie zu mir herubergeschwommen. Sie deutete auf das Wasser, sodann auf mich und zog fragend die Brauen hoch. Die Natur ihrer Frage war leicht zu erraten, obgleich das Madchen selbst mehr Aufmerksamkeit auf sich zog als ihre Handzeichen.

Vielleicht war es dieselbe, die ich drau?en schon gesehen hatte, obgleich man nicht sicher sein konnte. In der Gruppe waren mehrere andere, die es ebenso gut hatten sein konnen. Sie hatte glattes blondes Haar, so kurz geschnitten, da? sich leicht ein Schwimmhelm daruberstulpen lie?. Sie war mittelgro? und hatte au?erhalb des Wassers an die hundertzehn Pfund gewogen. Sie trug eine zweiteilige Kombination, die mit einem Coverall keine Ahnlichkeit hatte, aber mehr Flachenschutz bot als ein Bikini. Ihr Gesicht war ganz schmal und lie? keine Schlusse auf ihre Herkunft zu.

Als Antwort auf ihre Frage oder auf das, was ich fur eine Frage hielt, deutete ich mit dem Arm zur Wasseroberflache, ganz langsam, und beobachtete sie dabei mit hochgezogenen Brauen.

Sie verneinte mit einem Kopfschutteln, verschrankte die Arme vor sich und schuttelte sich ganz drastisch. Das konnte ich naturlich nicht deuten und argerte mich uber mich selbst, weil mir nicht eingefallen war, da? das Wasser drau?en kalt sein wurde. Ein nutzlicher Hinweis. Es gestattete die Annahme, da? die uns umgebende Flussigkeit kein guter Warmeleiter war, sonst hatte ich die Kalte des Meerwassers schon zu spuren beko mmen. Auch ein schlechter Warmeleiter konnte dieses Medium nicht sein, oder wir hatten mit dem ublichen Rauma nzug-Problem kampfen mussen, unsere uberschussige Korperwarme loszuwerden.

Bis zu diesem Augenblick hatte ich weder Hitze noch Kalte gespurt. Nun wunschte ich mir ein Thermometer herbei, damit ich mir ein verla?licheres und in Zahlen fa?bares Bild hatte machen ko nnen.

Ich wies mit ausgestrecktem Finger auf die Grenzschicht und stellte dem Madchen dieselbe Frage mit den Brauen. Sie zog die Achseln hoch, als wollte sie damit sagen, es sei ja mein Finger.

Ich steckte ihn also durch.

Die Temperatur war durchaus ertraglich, aber ich verstand jetzt, warum die Schwimmer in Coveralls steckten. Sicher hatte ich es eine kurze Weile aushalten konnen, aber im Moment sah ich in einem Test keinen Sinn.

Ich hielt es fur nutzlicher, mich langsam mit der normalen Verstandigungsmethode dieser Menschen vertraut zu machen. Trotz Berts Bemerkungen und meines fruheren Versuches durch die Tankwande, erschien es mir moglich, da? es darunter einige Menschen geben konne, die wenigstens eine Ahnung von einer mir bekannten Sprache hatten. Ich zeigte dem Madchen mein Schreibmaterial. Sie nickte und lachelte den anderen zu, die in der Nahe umherschwammen. Ich schrieb einen kurzen Satz in jeder der mit gelaufigeren Sprachen und hielt ihr die Tafel unter die Nase.

Sie besah sich das Geschriebene hoflich und grundlich und schuttelte sodann lachelnd den Kopf.

Ich zeigte es den anderen und erntete dieselbe Reaktion. Dann folgte eine langere Unterhaltung in Fingersprache untereinander. Einige, das Madchen mit eingeschlossen, sahen aus, als hatten sie gern gelacht, wenn es physikalisch moglich gewesen ware. Dann nahm das Madchen mir das Schreibzeug aus der Hand und schrieb etwas in ihrer eigenen Schrift.

Der Griffel huschte behande uber die Tafel, aber keineswegs in geordneten Linien von einer Seite zur anderen. Von meinem Standpunkt aus sah es eher wie eine Zeichnung aus. Sie brauchte etwa eine halbe Minute, dann gab sie mir das Tafelchen zuruck, und ich staunte Bauklotze. Ich staunte wirklich nicht schlecht.

Was sie da vollbracht hatte, la?t sich im Detail nicht beschreiben. Ich kann verbal nur einen allgemeinen Eindruck vermitteln. Es ahnelte einem Elektro-Diagramm. Gerade Linien, meist parallel zum Rand. In den Linien kleine Lucken, wo andere Linien auftrafen. Manchmal waren die Kreuzungspunkte mit Punkten gekennzeichnet. Manchmal wiederum kreuzte eine Linie die andere ohne weitere Kennzeichnung. Da und dort in dem Labyrinth sah man Miniatur-Muster, unglaublich kompliziert in Anbetracht der kurzen Zeit, die sie dafur gebraucht hatte. Das alles ahnelte keinem der elektrographischen Symbole, die mir bekannt waren, aber alles in allem vermittelte es ein vages Gefuhl der Vertrautheit. Das ganze Muster wirkte annahernd wie ein Bild, etwas das mir bekannt vorkommen sollte, das ich jedoch nicht imstande war, aus dem Gedachtnis auszugraben. Ich versuchte es als Schaltungs-Diagramm zu deuten, weil es mit einem solchen annahernd Ahnlichkeit hatte, aber damit kam ich nicht weiter. Ich versuchte es als Trick-Zeichnung zu sehen, und kam damit auch nicht weiter. Ich schuttelte den Kopf, wie es das Madchen auch getan hatte.

Ich loschte nun das Gezeichnete und versuchte es mit ein paar anderen Sprachen, diesmal mit solchen, die ich nicht allzu gut beherrschte. Dabei hoffte ich ja blo? auf ein leises Zeichen des Erke nnens. Vergeblich. Keine Spur. Das war seltsam, da das gute Dutzend Sprachen, das ich damit erfa?t hatte, die Muttersprachen von drei Viertel der Erdbevolkerung darstellte, und darunter auch einige Sprachen waren, die von Gebildeten der ganzen Erde verstanden wurden.

Das Madchen reagierte auf meinen zweiten Versuch mit einem neuen Versuch ihrerseits. Ich sah, da? das Ergebnis diesmal in Einzelheiten von dem ersten abwich, im gro?en und ganzen aber ahnlich war. Der Sinn blieb mir ebenso verschlossen. Hatte ich eine Kamera zur Hand gehabt, so hatte ich eine Aufnahme machen konnen, in der Hoffnung, da? die Skizze etwas mit dem Kraftwerk zu tun hatte, obgleich ich zugeben mu?te, da? dies auch bei gro?tem Optimismus nur eine winzige Chance darstellte.

Aber der Gedanke an Plane im allgemeinen brachte mich auf eine Idee. Ich loschte das Geschreibsel und zeichnete nun eine kleine Skizze des Raumes, in dem wir uns befanden und von den verschiedenen Gangen, die davon abzweigten, sodann den Raum, in dem Maries Boot lag. Zunachst erfa?te das Madchen nicht, worum es ging. Ich schwamm daher zu dem Gang, auf dessen Eingang ich zuvor gezeigt hatte, sah nach, ob er gerade verlief, und brachte die passenden Striche an der Zeichnung an.

Jetzt war der Groschen gefallen. Sie nickte nach einer gestenreichen Unterhaltung mit ihren Freunden. Sie warf mir einen „Nawennschon“-Blick zu. Ich gab ihr Tafel und Griffel und machte ihr gestenreich klar, da? ich eine

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