ich ihn aber lebend finde, ha ngen meine Plane von ihm ab.“ Damit war sie furs erste fertig, und ich konnte weiterschreiben.

„Aber du mochtest, da? ich ihn fur dich finde.“

Sie sah mich mit einer, wie ich hoffte, liebevollen und mitfuhlenden Miene an, obwohl ich da nicht so sicher war, als sie da durchs Bullauge lugte. Naturlich kannte sie meine Gefuhle fur sie. Ich hatte niemals ein Geheimnis daraus gemacht, uns selbst wenn es der Fall gewesen ware, hatte es einer ganz dummen Person bedurft, die samtliche Anzeichen von Zuneigung ubersehen hatte. Die meisten Madchen in unserer Abteilung sind langst nicht so klug wie Marie, und fur sie bildete ich eine standige Quelle der Erheiterung.

Marie lie? sich mit der Antwort Zeit, und ich spurte, da? ich im Gesprach noch immer am Ball war. Ich kritzelte eifrig. „Das gehort ohnehin zu meiner Aufgabe. Ich kam hier herunter, um uber euch drei so viel als moglich zu erfa hren. Uber dich und Bert wei? ich nun Bescheid, damit ist meine Aufgabe aber noch nicht erledigt. Es gibt hier noch einiges, das mich interessiert. Ich mochte die technischen Einzelheiten in Erfahrung bringen, die das Leben hier uberhaupt ermoglichen, insbesondere den Grund fur Mi?achtung der Energierationierung.

Da ware noch eine kleine Frage, auf die mich das Gesprach mit dir gebracht hat. Wenn du so uberzeugt davon bist, da? man Joey um die Ecke brachte und dasselbe mit dir vorhat — falls du nach oben mochtest —, warum bist du dann noch am Leben.

Man hatte dein Boot mit Leichtigkeit durchlochern konnen — und hatte sich die betrachtliche Muhe gespart, dich mit Essen und Luft zu versorgen.“

„Das habe ich mir auch schon uberlegt“, antwortete Marie, diesmal ohne zu zogern. „Als ich diesen Sitzstreik hier inszenierte, wollte ich sie damit in diesem Punkt testen…“ Sie sah, da? ich am Schreiben war und hielt inne, wahrend ich meine Notizen beendete.

„War dieser Test nicht ziemlich riskant?“ fragte ich. „Angenommen, sie hatten den Test nicht bestanden. Hattest du uberlebt, um das Ergebnis weiterzugeben?“

„Hm — nein. Zu diesem Zeitpunkt war es mir ziemlich einerlei, was aus mir wurde, aber ich war tatsachlich der Meinung, ich hatte eine Chance, hier herauszukommen und den Weg zuruck an die Oberflache zumindest zu versuchen, damit ich Meldung machen konnte.“

„Marie, von deinem Verstand hatte ich eine zumindest ebenso gute Meinung wie von deinen ubrigen Eigenschaften, aber in den vergangenen paar Minuten hast du nur Humbug geredet. Das mu?t du doch selbst merken. Bist du zur Mitarbeit bereit, oder mu? ich hier noch einsamer agieren, als ich befurchtet hatte? Ich wiederhole, warum hat man dich nicht getotet oder dich verhungern lassen?“

Damit ging ich ein Risiko ein, das war mir klar, aber es lohnte sich. Sie runzelte die Stirn, uberwand sich schlie?lich und sagte nach einiger Uberlegung wesentlich ruhiger: „Na schon. Ich traute keinem dieser Saft-Atmer da drau?en uber den Weg, und ich bin nicht mal sicher, da? ich dir traue — “ wie dankbar war ich fur ihr ›nicht mal‹ —, „aber ich mu? es riskieren. Hier unten hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Ansonsten gab es fur mich ja nicht viel zu tun. Ich habe eine Erklarung gefunden, die meiner Meinung nach hieb— und stichfest ist. Damit ware erklart, warum man mich am Leben lie? und dir und Bert erlaubte, sozusagen Vereinsmitglieder zu werden. Es deutet alles darauf hin, da? Joey moglicherweise noch am Leben ist. Wenn er noch lebt, kann ich mir aber nicht erklaren, warum er mich nicht besucht so wie du und Bert.“

Sie uberlegte kurz und fuhr dann fort. „Im Prinzip ist es ganz einfach, aber ein paar zusatzliche Einzelheiten konnte ich gut gebrauchen. Das ist mit ein Grund, warum ich es dir sage.“ Wieder machte sie eine Pause und sah mich eindringlich an, ehe sie fortfuhr.

„Ich bin sicher, da? sie uns brauchen. Sie brauchen etwas, das hier Mangelware ist und das du und Bert und Joey und ich und vielleicht jeder andere von der Oberflache ihnen verschaffen konnen.

Das ist die einzig plausible Antwort.“

Ich uberlegte. An diese Moglichkeit hatte ich nicht gedacht, obgleich ich nicht bereit war, sie so ohne weiteres als einzig plausible zu akzeptieren.

„Du glaubst also nicht, da? es allein die Freude an ihrer Lebensweise ist — an der Freiheit von Energierationierung, wie sie es vermutlich nennen —, die sie immer wieder neue Rekruten suchen la?t? Dergleichen soll vorkommen.“

„Ich wei?“, gab sie zuruck. „Aber in diesem Fall glaube ich nicht daran. Das gab es fruher mal, damals als es noch Nationen und politische Parteien gab, bevor man sich uber die Notwendigkeit einer Aufsichtsbehorde klar wurde.“

„Wenn du glaubst, da? wir uber Politik erhaben sind“, kritzelte ich so hastig, wie mein Griffel erlaubte, „dann bist du weniger helle, als ich dich vom Buro her in Erinnerung habe. Und warum willst du diese Gruppe hier nicht als Nation ansehen. Ich jedenfalls sehe sie als solche.“

„Nation? Du hast wohl einen Kurzschlu? zwischen den Ohren. Das ist doch nichts weiter als eine Gruppe ganz gewohnlicher Energieverschwender. Fur eine Nation sind es zu wenige.“

„Wei?t du, wie viele es sind?“

„Nein, naturlich nicht. Ich konnte sie ja nicht abzahlen. Ein paar hundert, glaube ich.“

„Glaubst du denn, ein paar hundert Menschen konnten eine Anlage wie diese errichten? Oder auch nur einen kleinen Teil davon? Hier unten mu? es ein Tunnelsystem von vielen Meilen geben. Ich schwamm fast eine Stunde, bis ich endlich hier herkam, und es war der reinste Irrgarten. Ich kenne ihre Energiequelle und die Energieversorgung nicht, es mu? sich aber um eine gewaltige Sache handeln. Alle diese beleuchteten Gange. Und dann das gro?e Zelt drau?en — das hast du sicher gesehen. Wie konnten ein paar hundert Menschen ein solches Projekt schaffen? Oben, an Land, mit unbegrenzter Zeit und den normalen Baumaschinen, sicher. Aber welche der herkommlichen Maschinen konnte man hier unten einsetzen?“

Marie hatte schon vorhin eine Bemerkung einwerfen wollen, wartete aber ab, bis ich fertig war. Es hatte keinen Sinn, die nachsten Minuten Wort fur Wort zu zitieren. Das Gesagte la?t sich dahingehend zusammenfassen, da? sie das beleuchtete Gelande drau?en nicht gesehen hatte. Auf ihrer Suche nach Joey war sie wohl einem Arbeits-Boot begegnet, war ihm gefolgt und an einem Eingang gelandet, von dem aus man das Zelt nicht sehen konnte. Offenbar gab es hier jede Menge Eingange.

Eine Meinung uber das beleuchtete Gelande drau?en konnte sie nicht au?ern, und ich wurde das Gefuhl nicht los, da? sie meinem Bericht nicht recht traute.

Sie war nicht gefangen worden. Sie hatte vielmehr das Fahrzeug bis zum Ei ngang verfolgt, hatte entdecken mussen, da? sie zuwenig Ballast hatte, um die Schicht zwischen den Flussigkeiten zu durchdringen und war einfach da stehengeblieben und hatte den Verkehr blockiert, bis man sie schlie?lich mit Ballast belud und sie aus dem Weg schaffte. Frauen sind interessante Geschopfe mit interessanten Fahigkeiten. Ich war nicht sicher, ob ich ihr glauben sollte, aber davon lie? ich nichts laut werden.

„Nun gut“, schrieb ich schlie?lich. „Meine Aufgaben sind nun wie folgt: Ich soll Joey finden oder zumindest verla?liche Nachrichten von ihm bekommen. Ich soll einen uberzeugenden Grund dafur finden, warum man uns so eifrig drangt, hier mitzumachen. Ich soll verla?liche Informationen uber Gro?e und Bevolkerungszahl der Anlage herausbekommen und vor allem technische Informationen uber ihre Kraftwerke.“

„Richtig“, nickte sie. „Ich verlange gar nicht, da? du das alles schaffst, ohne dich Bert anzuvertrauen, weil es au?er meiner Macht steht, eine solche Forderung zu erzwingen. Ich sage blo?, da? ich derung zu erzwingen. Ich sage blo?, da? ich ihm nicht traue.“

„Ich sehe nicht ein, warum nicht. Er hat sich zwar an dieses Hochdrucksystem anpassen lassen, aber das habe ich schlie?lich auch getan, und mir traust du wohl, wie ich sehe.“

„Erinnere mich nicht daran! Das ist ein Punkt gegen dich. Trotzdem — in deinem Fall hoffe ich, da? es sich um ein Tarnmanover handelt. Du scheinst dich in der Hoffnung zu wiegen, da? es sich um eine ruckgangig zu machende Veranderung handelt, was ich wiederum nicht glaube. Ich konnte es dir ansehen, als ich sagte, der Proze? ware unabanderlich. Ich hoffe in deinem Interesse, da? du recht behaltst.“

„Warum hatte Bert nicht dasselbe glauben und dasselbe Motiv haben sollen?“

„Warum ist er denn seit einem Jahr hier unten?

Wenn er zuruck kann, dann mu? er etwas im Schilde fuhren, weil er noch nicht zuruck nach oben ist.

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