Spulpumpen wurden nun mit der Zeit sowohl Rumpf als auch Tanks leerpumpen.
Schlie?lich arrangierten wir den Zusammenbruch des Rumpfes. Ich hatte dabei an gewohnliche Sprengkorper gedacht und dabei vollig vergessen, wie das Explosionsgerausch auf einen in einer Flussigkeit lebenden Menschen wirkt. Sprengkorper waren hier gar nicht vorratig. Sie wurden ohnehin niemals gebraucht.
Schlie?lich glaubten wir das Problem zu losen, indem wir die im Rumpf angebrachten Sicherheitsplatten offneten und moglichst viele Verschlu?klammern entfernten. Ein Leerpumpen des Rumpfes wurde mit ziemlicher Sicherheit zu einem Zusammenbruch fuhren.
Wir vergeudeten viel Zeit damit, etwas zu improvisieren, das die Ballastpumpen entweder von selbst oder von au?en in Betrieb setzen wurde.
Schlie?lich fiel jemandem — nicht mir — ein, da? wir sie eigentlich von innen in Betrieb setzen und dann nach Verriegeln der Schleuse das Boot rasch verlassen sollten. Der Druck wurde zu fallen beginnen, wenn der Rumpf wieder dicht verschlossen ware.
Damit schien die Sache geregelt. Das Boot befand sich im Beinahe-Gleichgewicht. Wir schwammen auf den nachsten Einstieg zu. Insgesamt waren wir zehn und die Last fur uns nicht allzu schwer. Unter der Dachoffnung hielten wir an und schoben das Boot hoch, bis es an die Zwischenschicht stie?.
Dort lie?en wir es, wahrend wir unsere Au?en-Coveralls anzogen.
Ich hatte mich an diese noch immer nicht gewohnt. Auch hatte ich noch nicht Zeit gehabt, mich zu erkundigen, was der kleine Tank auf dem Rukken zu bedeuten hatte — meine erste Theorie hatte sich als falsch erwiesen, wie man sich vielleicht erinnert. Jetzt aber war keine Zeit fur Fragen. Bert half mir beim richtigen Anlegen, wobei ich meist gar nicht wu?te, wie mir da geschah. Nach wenigen Minuten warfen wir den Au?en- Ballast ab, und das Boot drang zum letzten Mal in Wasser ein.
Wir belie?en ihm ein wenig negativen Auftrieb.
Einige stutzten den Rumpf von unten her, wahrend die ubrigen das Boot im Schwimmen vor sich herschoben. Bert und ich hatten noch gar nicht festgelegt, wo wir das Wrack buhnenreif absetzen wollten. Ein Eingang durfte keinesfalls in der Nahe sein, weil man in diesem Fall das Wrack schon viel fruher hatte finden mussen. Andererseits war es unmoglich, das Boot uber eine gro?ere Strecke zu transportieren. Wir schoben es eine Stunde lang vor uns her und lie?en es dann auf den Grund sinken.
Ich fur meinen Teil hatte den Weg zuruck zum Eingang nur mit sehr viel Gluck gefunden. Aber Bert und die anderen wu?ten genau Bescheid. Entweder kannten sie sich gut aus oder sie verfugten uber ein Navigationssystem, das ich noch nicht durchschaut hatte. Unsere Lampen, deren Schein in der unendlichen Schwarze des Pazifik eine kleine erhellte Kuppel bildete, waren die einzigen Lichtquellen. Wir waren von dem Zelt-Gelande, wie ich insgeheim das Pflanzenanbaugebiet noch immer nannte, weit entfernt. Ich kannte nicht mal die richtige Richtung, und besseres Wissen hatte mir auch nicht genutzt, da ich keinen Kompa? hatte.
Bert winkte mich an die Schleuse des Bootes heran. Ich offnete und trat ein. Angenehm war es mir nicht, aber der Plan erschien mir noch immer famos.
Was drinnen zu erledigen war, ging schnell. Es beschrankte sich auf das Betatigen zweier Schalter.
Ich schlo? hinter mir die Schleuse und war wieder bei den anderen drau?en.
Wir hatten die Batterien aufgeladen, also gab es kein Energieproblem fur die Pumpen. Ich war richtig stolz, als ich daran dachte — die Tanks waren gro?, dazu der Schiffsrumpf —, die Pumpen mu?ten eine gewaltige Zusatzarbeit leisten. Kaum war ich bei den anderen angelangt, fiel mir aber etwas ein, woran weder Bert noch ich gedacht hatten, und was geradezu unentschuldbar war.
Das Leeren der Ballasttanks wahrend die Flotationstanks noch voll waren, verlieh dem Schiff positiven Auftrieb. Klar, da? der Kahn nach oben scho?.
Ein Gluck, da? es zunachst nicht so schnell ging.
Ich konnte das Boot noch fassen, die Schleuse unter Druck offnen — von Hand hatte ich es wegen des schon bestehenden Druckunterschiedes nicht geschafft — und offnete auch die Auftriebs-Entleerungsventile. Bis ich wieder nach drau?en gelangte, befand sich das Schiff schon einige hundert Fu? uber dem Boden. Die Schwimmer umschwarmten mich und beleuchteten die Szene mit ihren Lampen. Ich sah nach oben zum Schiffsrumpf, sah olig die Aufsteige-Flussigkeit herausflie?en. Die Aufstiegsgeschwindigkeit lie? bereits nach, und nach einer oder zwei Minuten war sie gleich Null und verkehrte sich ins Gegenteil. Wir folgten dem Schiff nach unten zu einer Stelle auf dem Meeresboden, nicht weit von jener, die wir ausgewahlt hatten.
Und dort warteten Wir. Wir warteten und warteten. Unsere Helfer unterhielten sich eifrig in Fingersprache. Bert und ich konnten uns nicht verstandigen, da wir das Schreibtafelchen beim Eingang zuruckgelassen hatten, als wir die Coveralls anzogen. Jeder wu?te, was der andere dachte, und als die Zeit verging, und der Schiffsrumpf einfach so dalag, begannen wir fragende Blicke zu wechseln.
Die Pumpen hatten doch ausreichend Zeit gehabt, das Gesamtvolumen zu schaffen. Das Schiffsinnere mu?te inzwischen praktisch ein Vakuum sein.
Wir hatten aber den Inhalt der Lufttanks vergessen. Es war womoglich noch soviel drin, da? es bei diesem Druck eine Rolle spielte. Aus den BallastOffnungen waren keine Blaschen aufgestiegen, doch die aus den Tanks freigewordene Luft hatte sich bei diesem Druck womoglich verflussigt, ehe sie ausgeschieden wurde.
Das Problem bestand nun nicht darin, ob der Innendruck null oder ein paar Atmospharen betrug.
Es bestand darin, da? wir etwas tun mu?ten, damit das Schiff endlich zusammenbrach. Der Druck wurde noch lange, nachdem den Pumpen der Treibstoff ausging, gering bleiben, und auch das wurde lange dauern, da sie nun praktisch ein Vakuum leerzupumpen hatten. Wenn man die allgemeine Stabilitat der Ausstattung in Betracht zog, konnte es Monate dauern, ehe ein kleines Leck auftrat und der Innendruck sich wieder bis zu dem Punkt aufbaute, an dem man die Schleusen offnen konnte.
Ich wu?te nicht, wie lange wir hier ohne Sauerstoff-Nahrung herumhocken konnten, aber sicherlich nicht monatelang. Ich wurde schon Schwierigkeiten haben, die paar Tage zu erklaren, die seit meinem Zusammentreffen mit Marie vergangen waren. Mit jedem Tag wurde es schwieriger, doch ich konnte ihr ohne eine uberzeugende Geschichte uber Joey nicht unter die Augen treten.
Ein Tiefen-Sprengkorper hatte uns sehr weitergeholfen. Ein einziger kleiner Sprengsatz hatte ausgereicht. Nach allem, was wir mit dem Schiff angestellt hatten, mu?te es knapp vor dem Zusamme nbruch stehen. Leider standen hier unten keine Sprengkorper zur Verfugung.
Mir fiel nun nichts anderes ein, als das Schiff zuruckzuschaffen. Sodann sollte Bert oder ich in den Umwandlungsraum hinein, das Schiff an die dafur vorgesehene Schleuse anschlie?en und die zur Herstellung des Oberflachendruckes notige Prozedur absolvieren. Sodann mu?te der Raum wieder heruntergepumpt werden, damit man ins Boot gelangen und drinnen wieder von vorne anfangen konnte. Ich selbst war von dem Plan nicht begeistert, und Bert wurde diese Idee auch nicht gefallen, aber unter den gegebenen Umstanden wollte mir nichts anderes einfallen. Mir war uberdies klar, da? dies kein Plan war, der sich mi ttels Zeichensprache weitervermitteln lie?. Auch die schriftliche Ubermittlung wurde sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.
Ich konnte Bert klarmachen, da? wir zuruck zu unseren Schreibutensilien mu?ten, weil es eine Konferenz abzuhalten galt. Doch als ich ihm anzudeuten versuchte, wir sollten das Boot mitnehmen, erhob er matten Einspruch, und ich lie? von me inem Plan ab. Wie gesagt, ich war ohnehin nicht begeistert davon.
Bert winkte den anderen zu, und bis auf vier Mann kamen alle mit uns. Diese vier lie?en sich an einer flachen Stelle etwa zwanzig Yards vom Schiff entfernt nieder und fingen eine Art Spiel an.
Zu jedem anderen Zeitpunkt hatte ich mich fur die Einzelheiten des Spiels brennend interessiert.
Der Weg zuruck wurde naturlich rascher zuruckgelegt, oder vielmehr, er ware rascher zuruckgelegt worden, wenn wir dazu Gelegenheit gehabt hatten.
Ich wei? nicht, wie weit wir in den acht oder zehn Minuten kamen, die wir schwimmend zurucklegten. Ich schatze, etwa eine Viertelmeile, Ich bin kein Meisterschwimmer und legte kein besonderes Tempo vor.
Die nun folgende Unterbrechung war wie so vieles, das mit unseren Planen nicht geklappt hatte, voraussehbar, aber niemand hatte sie vorausgesehen. Und wenn wir sie vorausgesehen hatten, ware kein Mensch mehr in der Nahe des Schiffes geblieben, sobald die Ballast-Pumpen zu arbeiten begannen.
Es war nicht mi?zuverstehen, und der einzige Grund, wieso mir nicht sofort klar wurde, was da passierte, war die Tatsache, da? ich das Bewu?tsein verlor.