XXII

Unsere Party wurde direkt frohlich, wahrend wir auf Bert warteten. Marie und ich unternahmen Ve rstandigungsversuche mit dem Madchen und ihren Freunden, hatten aber nur mit den elementarsten Zeichen Gluck, manchmal nicht mal mit diesen.

Wir versuchten ihnen sogar die Idee eines phonetischen Alphabets klarzumachen, wobei Marie die Gerausche und ich die Symbole beisteuerte. Es war hoffnungslos.

Das war nicht ausschlie?lich Schuld ihres ma ngelhaften Hintergr undes. Aber unter Wasser wurden die Laute so stark verzerrt, da? man beispielsweise ein „P“ und „S“ nicht genau unterscheiden konnte, geschweige denn die Lautverbindung „Sp“

verstehen. Das genugte, um Marie zu uberzeugen, da? das Verstandigungsproblem sehr ernst war und die Losung nicht einfach.

Sie war nun gar nicht mehr sicher, da? sich eine Losung lohnte. Denn sie neigte nun dazu, diese Menschen als Trager einer vollig andersgearteten Kultur zu sehen und nicht als Gruppe verbrecherischer Fluchtlinge unserer eigenen Kultur. Immerhin hielt sie von dieser Kultur so viel wie eine Bostoner Dame aus dem neunzehnten Jahrhundert von den Sudseekannibalen, die sie von den Missionsvortragen her kannte.

Zumindest wahrte sie ihnen gegenuber die Formen. Ihre guten Manieren wurden jedoch fadenscheinig, als Bert mit schlechten Neuigkeiten wiederkam. Der Rat wolle nichts davon wissen, Bert und mich gleichzeitig an die Oberflache zu lassen.

Entweder der eine oder der andere, keinesfalls beide.

Ich war wie vor den Kopf geschlagen und konnte dies unmoglich mit dem Bild in Einklang bringen, das ich mir von der Situation gemacht hatte. Marie sagte nicht direkt „Hab ich doch gesagt“ aber ihr Blick sprach Doppelbande. Das war unfair, da sie zuvor uberhaupt nichts dergleichen gesagt hatte.

Vielleicht hatte sie es vermutet, gesagt hatte sie mir nichts.

Vielleicht war es dieser Blick, der mich wieder aufrichtete. Ich sagte mir, die Hauptsache ware, Marie gesund und wohlbehalten an die Oberflache zuruckzuschaffen. Sobald sie sich bei der Behorde zuruckgemeldet hatte, wurde man sicher mit dieser Anlage hier in Verbindung treten, gleichgultig was Bert daruber dachte, und es wurden sich gewi? jede Menge Moglichkeiten fur mich ergeben, wieder an die Oberflache zu kommen.

Ich glaubte noch immer nicht an Berts Behauptung, die Behorde hatte fruhere Berichte ignoriert oder totgeschwiegen. Mein Gefuhl basierte gro?tenteils auf meinem personlichen Urteil als langjahriger Behordenmitarbeiter. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, da? die Organisation dazu fahig gewesen ware.

Mir erschien es daher als hochst vernunftig, die zwei anderen an die Oberflache zuruckgehen zu lassen, wahrend ich vorubergehend hier blieb. Das teilte ich, ohne meine dazugehorigen Uberlegungen, mit Hilfe der Tafel mit. Bert war sofort einverstanden.

Marie schien weniger begeistert, entschied aber schlie?lich, da? der Plan annehmbar ware. Bert machte den Vorschlag, er wolle uber die neue Lage dem Rat Bericht erstatten und Hilfe fur das Abschleppen des Bootes suchen, aber sie widersprach ihm und meinte, sie wolle das Boot selbst steuern, wenn einer der Eingeborenen ihr als Fuhrer vorausschwimme. Bert konne ja dem Fuhrer klarmachen, wohin sie sollte.

Ich war ein wenig erstaunt, da? sie das Boot ohne Bert irgendwohin steuern wollte, aber vielleicht hatte sie bezuglich ihres Planes die Meinung geandert. Ich hoffte, sie wurde statt dessen wollen, da? ich mit ihr zur Umwandlungsschleuse ginge, doch sie sagte nichts dergleichen. Wieder einmal fuhlte ich mich ausgeschlossen von ihren Planen und Gedanken. Wir warteten ab, bis Bert sich winkend mit den Leuten verstandigt hatte, was eine ganze Weile dauerte. Dann schlug der Mann die Richtung durch den Hauptgang au?erhalb des Raumes ein, und Marie lie? ihr Boot vom Boden abheben und schwamm ihm in seinem Kielwasser nach — kein guter Vergleich, da er ja keines hinter sich lie?.

Dann machte sich Bert auf den Weg, um mit dem Rat ins reine zu kommen.

Er war schon fast verschwunden, als mir etwas einfiel und ich ihm schleunigst nachschwamm. Ein Gluck, da? er selbst nicht sehr behande war, weil ich ihn andernfalls nicht eingeholt hatte. Ein Jammer, da? man hier niemanden per Zuruf aufhalten konnte. Na, als ich ihn einholte, schrieb ich eilig eine Mitteilung auf.

„Sollte man Joey nicht davon in Kenntnis setzen, wohin du gehst? Ohne dich gerat er in einen ahnlichen Schlamassel wie ich.“

Bert uberlegte und nickte. „Ja, wahrscheinlich ist es am besten. Sag du es ihm, wahrend ich dem Rat Bericht erstatte. Gib um Himmels willen acht, da? du von Maries Hiersein nichts verlauten la?t.“ Ich machte ein beleidigtes Gesicht. „Einer von diesen Typen soll dir den Weg zeigen. Joey mu?te im Moment frei haben, obwohl er oft langer arbeitet, als er mu?te. Versuch es zuerst in seiner Unterkunft, dann auf dem Anbaugelande und erst nachher in der Kraftwerkze ntrale.“ Er wandte sich an die anderen und gestikulierte wild. Schlie?lich hatte er ihnen seine Wunsche verdeutlicht, aber ich hatte gemerkt, da? er uber seine geringen Kenntnisse der Gesten-Sprache die Wahrheit gesagt hatte.

Ich war gar nicht enttauscht, als das Madchen mich am Arm fa?te und mir bedeutete, ich solle ihr folgen. Wir hatten also noch immer Begleitung, aber es hatte schlimmer sein konnen.

Bert hatte sich mit seinen Gesten so verstandlich gemacht wie mit seinem Geschreibsel. Wir schwammen erst zu einem Raum, der offensichtlich als Privatunterkunft diente — das merkte ich, als wir drinnen waren. Die Tur war namlich nicht anders wie viele andere entlang der Gange. Das Madchen wandte nun das erste Gerauschsignal an, das ich hier zu horen bekommen hatte — ein ganz gewohnliches, aber leises Pochen auf einem runden Panel neben der Tur.

Als niemand darauf reagierte, offnete sie die Tur und schwamm hinein.

Offenbar legte man hier an Begriffe wie Privatsphare einen anderen Ma?stab an. Die Wohnung war in drei Bereiche unterteilt.

Eine Abteilung diente dem Schlafen, die andere dem Lesen und ahnlichen Solo-Aktivitaten, wahrend der gro?te Bereich fur geselligere Anlasse gedacht war. Joey war nicht da, und das Madchen schwamm uns wieder voraus, diesmal in eine andere Richtung. Wir gelangten an einen der nach oben geneigten Tunnels, die zum Anbaugebiet fuhrten.

Diesmal war ich mehr auf Draht und erwischte den veranderten Winkel richtig.

Drau?en im Freien, hielt sie inne und sah sich nach Joey um. Inzwischen versuchte ich die Gro?e des Anbaugebietes an Hand der Bevolkerungszahl zu errechnen, kam aber nicht weit, da ich nicht wu?te, wie viel Nahrung pro Kopf vorgesehen war.

Nach funf Minuten des Umsehens und Herumfragens hatten wir Joey gefunden. Die Wartezeit hatte ich damit verbracht, ihm meine Nachricht fein sauberlich aufzuschreiben, so da? nun keine Zeit verlorenging, als wir ihn einholten. Meine Mitteilung besagte nur, da? Bert an die Oberflache wollte, und da? ich mit Joey zusammenarbeiten wurde, sobald er mich brauchen konnte.

Elfven nickte. Er nahm die Tafel und schrieb.

„Ich arbeite in ein paar Stunden weiter. Nach dem Essen mu? ich schlafen. Findest du allein ins Kontrollzentrum zuruck?“

„Ich wei? nicht recht. Aber schlie?lich habe ich eine gute Fuhrerin bei mir“, erwiderte ich. Er sah das Madchen an und nickte.

„Es ware gut, ich konnte mir diese Verstandigungsmethode aneignen“, schrieb er. „Ohne Bert wird es uns lausig gehen. Warum geht er selbst, anstatt dich zu schicken?“

„Er glaubt wohl, sein Bericht wurde vollstandiger ausfallen als meiner. Wahrscheinlich stimmt es.

Solange wir bei der Arbeit miteinander zu tun haben, wird uns die Sprache nicht allzu sehr fehlen.“

Joeys Achselzucken zeigte an, da? er mir nicht vollig recht geben konnte, da? ihm aber die Sache nicht so wichtig war. Er setzte seine Nahrungsaufnahme fort.

Ich genehmigte mir selbst ein paar Happen, hatte aber mehr meine Ruckkehr zu Marie im Sinn. Ich beruhrte

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