Tameo verschluckte sich beinahe und sturzte mit einem Zug ein Glas Irukanischen hinunter.

»Ich kann mich nicht erinnern«, brummte er. »Und uberhaupt, was bin ich denn fur ein Witzbold …«

»Aber ja, erinnern Sie sich doch«, sagte Don Sera und wiegte vorwurfsvoll den Kopf.

»Wahrhaftig!« rief Don Rumata. »Sie waren doch dabei bei diesem Gesprach, Don Sera! Ich erinnere mich noch ganz genau, Sie haben noch so gelacht uber die witzigen Einfalle Don Tameos, da? Ihnen irgendwas von Ihrer Toilette weggeflogen ist.«

Don Sera lief rot und blau an und begann sich langwierig und schiefzungig zu rechtfertigen: naturlich log er die ganze Zeit. Don Tameos Gesicht hatte sich verdustert. Er lie? vollig die Nase hangen. Er widmete sich nun ganz dem starken Estorischen, und weil er, wie er sich ausdruckte, »am vorgestrigen Morgen begonnen, sich also bis zu dieser Stunde nicht Einhalt gebieten konnte«, so mu?te man ihn, als sie aufbrachen, von beiden Seiten stutzen. Der Tag war sonnig und freundlich. Das einfache Volk stand auf den Stra?en herum und gaffte, ob es etwas zu gaffen gabe, kleine Buben pfiffen und kreischten und bewarfen sich gegenseitig mit Dreck, in den Fenstern hingen hubsch zurechtgemachte Burgerinnen mit Haubchen auf dem Kopf, kecke Dienstmadchen warfen schuchtern blitzende Blicke aus feuchten Augen, und die allgemeine Stimmung begann sich etwas zu heben. Don Sera hob mit viel Geschick einen Bauern aus dem Stand, und vor lauter Lachen traf ihn beinahe der Schlag, als er zusah, wie sich der Bauer in einer Pfutze walzte. Don Tameo bemerkte plotzlich, da? er seinen Fes mit den Schwertern verkehrt aufgesetzt hatte, brullte: »Halt, stehenbleiben!«, und begann sich auf der Stelle zu drehen, indem er versuchte, sich unter dem Fes umzudrehen. Don Sera sprang wieder irgend etwas von der Weste weg. Rumata fa?te ein vorubereilendes Dienstmadchen an ihrem rosaroten Ohr und bat sie, Don Tameos Kopfschmuck wieder in Ordnung zu bringen. Rings um die edlen Dons sammelte sich sofort eine Menge Gaffer, die dem Madchen eifrig gute Ratschlage erteilten, worauf sie gleich hochrot wurde, und von der Weste Don Seras sprangen nacheinander Schnallen, Knopfe und Verschlusse weg. Als sie endlich weitergingen, nahm sich Don Tameo ein Herz und verfa?te in aller Offentlichkeit eine Erganzung zu seiner Beschwerde, worin er auf die Notwendigkeit der »Fernhaltung hubscher Personen weiblichen Geschlechts von den Bauern und dem einfachen Volk« hinwies.

Und dann verstellte ihnen eine Fuhre mit Topfen den Weg. Don Sera entblo?te beide Schwerter und erklarte, da? es edlen Dons nicht gezieme, um irgendwelche Topfe einen Umweg zu machen, und er werde sich schon einen Weg bahnen, geradewegs durch die Fuhre hindurch. Aber wahrend er noch mit dem Zielen beschaftigt war und zu unterscheiden suchte, wo die Hauswand aufhorte und die Topfe begannen, griff Rumata in die Speichen und drehte die Fuhre zur Seite, so da? der Weg frei wurde. Die Gaffer, die dem Geschehen mit Entzucken gefolgt waren, riefen Rumata ein dreimaliges »Hurra!« zu. Die edlen Dons wollten schon weitergehen, als sich im zweiten Stockwerk ein graublauer, dicker Kaufmannskopf herausreckte und uber die Rupelhaftigkeit der Hoflinge loszulegen begann, gegen welche »unser lichter Adler, Don Reba, schon bald ein Krautlein finden« werde. So mu?te man eben noch einmal stehenbleiben und diese ganze Fuhre Topfe in jenes Fenster transferieren. In den letzten Topf warf Rumata zwei Goldstucke mit dem Profil Pitz VI. und gab ihn dem wie versteinerten Besitzer der Fuhre.

»Wieviel haben Sie ihm gegeben?« fragte Don Tameo, als sie weitergingen.

»Nicht der Rede wert«, antwortete Rumata achselzuckend. »Zwei Goldstucke.«

»Beim Buckel des heiligen Micky!« entrang es sich Don Tameo. »Sie haben Geld! Wollen Sie, dann verkauf ich Ihnen meinen Chamacharischen Hengst!«

»Ich werde Ihnen den Hengst lieber beim Knochenspiel abgewinnen«, sagte Rumata.

»Einverstanden!« rief Don Sera und blieb stehen. »Warum spielen wir nicht Knochen?«

»Gleich hier?« fragte Rumata.

»Warum nicht?« fragte Don Sera. »Ich sehe nicht ein, warum drei edle Dons nicht Knochen spielen konnen, wo es ihnen gerade einfallt!«

Dann fiel Don Tameo plotzlich der Lange nach hin. Don Sera stolperte uber seine Fu?e und kam auch zu Fall.

»Ich habe ganz vergessen«, sagte er, »wir mussen doch jetzt zum Wachdienst.«

Rumata zerrte die beiden wieder hoch und stutzte beim Weitergehen jeden mit einem Arm. Vor dem riesigen dusteren Haus Don Satarinas hielt er an.

»Sollten wir nicht den alten Don aufsuchen?« sagte er. »Ich sehe uberhaupt nicht ein, warum drei edle Dons nicht Don Satarina besuchen sollten …«, sagte Don Sera.

Don Tameo offnete die Augen.

»In den Diensten des Konigs«, brachte er irgendwie hervor, »mussen wir allezeit in die Zukunft blicken. D-d-d-on Satarina – das ist eine uberholte Etappe. Vorwarts, edle Dons! Ich mu? auf meinen Posten …«

»Vorwarts!« stimmte Rumata ein.

Don Tameo lie? seinen Kopf wieder auf die Brust fallen und wachte kein zweitesmal mehr auf. Don Sera knackte mit seinen Fingergelenken und erzahlte von seinen stets erfolgreichen Liebesabenteuern. So kamen sie zum Palast. In der Wachabteilung legte Rumata Don

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