geschehen war, und wandte sich dann an die Konigin:
«Eure Majestat! Gestattet, Euch Elli vorzustellen, die Fee des Totenden Hauschens.»
Die beiden verneigten sich hoflich voreinander, wie es hohen Damen geziemt, und es begann ein freundschaftliches Gesprach…
Als die Vorbereitungen zu Ende waren, hoben der Holzfaller und der Scheuch mit gro?er Muhe den schweren Lowen auf den Karren. Die Mauschen zogen an, und mit Hilfe der beiden Freunde schleppten sie den Karren schnell aus dem Mohnfeld.
Man brachte den Lowen zu der Stelle, wo Elli, von Totoschka behutet, dasa?. Das Madchen dankte den Mausen herzlich fur die Rettung des treuen Freundes, den es so liebgewonnen hatte.
Die Mause zernagten die Faden an ihren Schwanzchen und liefen schnell nach Hause. Die Konigin reichte Elli beim Abschied eine kleine Silberpfeife.
«Falls ihr mich wieder braucht», sagte Ramina, «so blast in diese Pfeife, ich werde euch zu Diensten stehen. Auf Wiedersehen!»
«Auf Wiedersehen!» erwiderte Elli.
Im gleichen Augenblick ri? sich Totoschka vom Pfahl los, und die Mause stoben auseinander. Die Konigin selber legte eine Behendigkeit an den Tag, die mit ihrer Wurde kaum vereinbar war.
…Die Wanderer warteten geduldig, da? der Lowe erwache. Er hatte zu lange die vergiftete Luft des Mohnfeldes geatmet, doch weil er stark und zah war, blieb er am Leben. Er offnete die Augen, gahnte mehrmals tief und versuchte sich zu recken, was ihm aber nicht gelang, weil der Karren zu klein war.
«Wo bin ich? Lebe ich noch?»
Als er seine Freunde erblickte, freute er sich ungemein und walzte sich vom Karren auf die Erde.
«Sagt, was ist geschehen? Ich lief uber das Mohnfeld, so schnell ich konnte, aber mit jedem Schritt wurden mir die Glieder schwerer, dann ubermannte mich der Schlaf, und weiter kann ich mich an nichts mehr erinnern.»
Der Scheuch erzahlte ihm, wie die Mause ihn aus dem Mohnfeld geschleppt hatten.
Der Lowe schuttelte den Kopf.
«Merkwurdig! Und ich dachte immer, ich sei so gro? und stark. Aber die Blumen, die so viel kleiner sind als ich, hatten mich beinahe getotet, und jammerlich winzige Wesen -
Mause, auf die ich immer von oben herab blickte haben mich gerettet! Sie konnten es, weil ihrer so viele sind, weil sie zusammenhalten und deshalb starker sind als ich, der Lowe, der Konig der Tiere! Und was sollen wir jetzt anfangen, liebe Freunde?»
«Wir werden weiterziehen, in die Smaragdenstadt», erwiderte Elli. «Drei sehnliche Wunsche mussen erfullt werden, damit ich in die Heimat zuruckkehre!»
Als der Lowe zu Kraften kam, machten sich die Freunde wieder auf den Weg. Frohen Mutes gingen sie uber das weiche grune Gras, und als sie wieder auf dem gelben Backsteinweg waren, freuten sie sich, wie beim Wiedersehen mit einem guten alten Freund.
Bald tauchten zu beiden Seiten schmucke Zaune auf, hinter denen Farmerhauschen zu sehen waren. Auf den Feldern arbeiteten Manner und Frauen. Die Zaune und die Hauser waren hellgrun gestrichen, und die Leute trugen grune Kleider.
«Da sind wir also im Smaragdenland», sagte der Eiserne Holzfaller.
«Woher wei?t du das?» fragte der Scheuch.
«Wei?t du denn nicht, da? Smaragde grun sind?»
«Ich wei? uberhaupt nichts», erwiderte der Scheuch stolz. «Erst wenn ich ein Gehirn haben werde, werde ich alles wissen.»
Die Bewohner des Smaragdenlandes waren nicht gro?er als die Kauer. Sie trugen ebensolche breitkrempigen, spitzen Hute wie diese, aber ohne Silberschellen. Sie schienen keine freundlichen Leute zu sein. Niemand kam auf Elli zu, und selbst von weitem richtete keiner eine Frage an sie. In Wirklichkeit angstigten sich die Leute nur vor dem gro?en Lowen, der so drohend aussah, und vor dem kleinen Totoschka.
«Ich glaube, wir werden auf dem Feld ubernachten mussen», meinte der Scheuch.
«Ich habe Hunger», sagte das Madchen. «Die Fruchte sind hier schmackhaft, und doch sind sie mir schon so zuwider, da? ich sie nicht mehr anschauen kann. Ich wurde sie gerne gegen eine Brotrinde tauschen! Auch Totoschka ist schon ganz abgemagert… Was i?t du denn, Armster?»
«Was sich gerade findet…», erwiderte das Hundchen ausweichend.
Es wollte nicht eingestehen, da? es den Lowen jede Nacht auf die Jagd begleitete und die Uberreste seiner Beute verzehrte.
Da sah Elli ein Hauschen, vor dem eine Frau stand, die freundlicher schien als die anderen Bewohnerinnen des Ortes. Diese wollte sie um ein Nachtlager bitten. Sie lie? die Gefahrten vor dem Zaun und ging auf das Hauschen zu.
Die Frau fragte Elli:
«Was wunschst du, mein Kind?»
«La?t uns bitte in Eurem Hauschen ubernachten!»
«Aber du fuhrst ja einen Lowen mit!»
«Ihr braucht keine Angst vor ihm zu haben. Er ist zahm und au?erdem feige.»
«Wenn dem so ist», erwiderte die Frau, «so kommt nur herein. Ich will euch zu essen geben, und ihr konnt bei mir auch ubernachten.»
Die funf traten ins Haus. Ihr Anblick versetzte die Kinder und den Hausherrn in Angst und Staunen. Als er sich von seinem Schreck erholte, fragte er das Madchen:
«Wer seid ihr und wohin zieht ihr?»
«Wir ziehen in die Smaragdenstadt zum Gro?en Goodwin», erwiderte Elli.
«Tatsachlich? Seid ihr auch sicher, da? Goodwin euch sehen will?»
«Warum denn nicht?»
«Na, weil er niemanden empfangt. Ich war schon oft in der Smaragdenstadt. Das ist ein wunderbarer Ort, aber noch nie habe ich den Gro?en Goodwin gesehen, und ich wei? auch, da? ihn nie jemand zu Gesicht bekommen hat…»
«Zeigt er sich denn niemals?»
«Nein. Er sitzt Tag und Nacht in dem gro?en Thronsaal seines Schlosses, und selbst seine Dienerschaft kennt ihn nicht von Angesicht.»
«Wie sieht er denn aus?»
«Schwer zu sagen», erwiderte der Hausherr nachdenklich. «Goodwin ist sehr weise und kann jede beliebige Gestalt annehmen. Manchmal zeigt er sich als Vogel oder als Elefant, oder er verwandelt sich plotzlich in einen Maulwurf. Man hat ihn schon als Fisch, als Fliege und in vielen anderen Gestalten gesehen, die er anzunehmen beliebte. Wie er in Wirklichkeit beschaffen ist, wei? kein Mensch.»
Ja, das kann einem bange machen», sagte Elli. «Wir wollen ihn aber dennoch aufsuchen, denn sonst ware ja all unsere Muhe umsonst gewesen!»
«Warum wollt ihr Goodwin den Schrecklichen eigentlich sehen?» fragte der Hausherr.
«Ich will ihn um ein bi?chen Gehirn fur meinen Strohkopf bitten», erwiderte der Scheuch.
«Nun, das ist fur ihn eine Kleinigkeit! Er hat viel mehr Gehirne, als er brauchen kann. Sie liegen bei ihm in Sackchen, nach Sorten geordnet.»
«Und ich will, da? er mir ein Herz gibt», sagte der Holzf alter.
«Auch das wird ihm nicht schwerfallen», erwiderte der Hausherr verschmitzt. «Er hat eine ganze Sammlung von Herzen verschiedener Form und Gro?e an einer Schnur zum Trocknen aufgehangt.»
«Und ich mochte mir bei Goodwin Mut holen», sagte der Lowe.
«Bei Goodwin im Thronsaal steht ein gro?er Topf voll Mut», erklarte der Hausherr. «Der Topf ist mit einem