goldenen Deckel zugedeckt, und Goodwin gibt acht, da? der Mut nicht uberlauft. Er wird euch mit Vergnugen eine Portion davon geben.»

Als die drei Freunde die ausfuhrlichen Erklarungen horten, begannen ihre Gesichter zu strahlen, und sie blickten sich zufrieden lachelnd an.

«Und ich will Goodwin bitten, da? er mich und Totoschka nach Kansas bringt», sagte Elli.

«Wo liegt denn dieses Kansas?» fragte der Hausherr verwundert.

«Das wei? ich nicht», erwiderte Elli traurig. «Aber es ist meine Heimat, und folglich mu? es irgendwo liegen.»

«Na, ich bin sicher, da? Goodwin dein Kansas finden wird. Aber zuerst mu?t ihr ihn selber finden, und das ist keine leichte Aufgabe. Goodwin la?t sich nicht gerne sehen, er wird dazu seine guten Grunde haben», fugte der Hausherr im Flusterton hinzu, wobei er sich umblickte, als befurchte er, Goodwin lauere unter dem Bett oder hinter dem Schrank.

Da wurde es allen unheimlich zumute, und es fehlte nicht viel, so ware der Lowe aus dem Zimmer gerannt, weil er es drau?en fur ungefahrlicher hielt.

Das Abendbrot wurde aufgetragen, und alle setzten sich zu Tisch. Elli a? mit gro?em Appetit schmackhaften Buchweizenbrei, Spiegeleier und Schwarzbrot. Sie freute sich uber diese Gerichte, die sie an ihre ferne Heimat erinnerten. Auch der Lowe bekam Buchweizenbrei, a? ihn aber mit Abscheu und sagte, das sei ein Gericht fur Kaninchen und nicht fur Lowen. Der Scheuch und der Holzfaller a?en nichts. Totoschka verschlang gierig seine Portion und bat um mehr.

Die Hausfrau brachte Elli zu Bett, und das Hundchen kauerte sich neben seine kleine Herrin hin. Der Lowe streckte sich vor der Schwelle aus und pa?te auf, da? niemand das Zimmer betrete. Der Eiserne Holzfaller und der Scheuch standen die ganze Nacht in einer Ecke und unterhielten sich leise.

Zweiter Teil

Der Grosse und Schreckliche

Die Smaragdenstadt

Am nachsten Morgen, als die Freunde bereits mehrere Stunden unterwegs waren, sahen sie plotzlich ein grunes Leuchten am Horizont.

«Das ist wahrscheinlich die Smaragdenstadt», meinte Elli.

Das Leuchten wurde, je naher sie kamen, immer starker, aber erst am Nachmittag erreichten die Wanderer die hohe grellgrune Mauer, von der es ausging. Vor ihnen befand sich ein gro?es Tor mit riesigen Smaragden, die so stark funkelten, da? sie sogar den Scheuch blendeten, obwohl er nur gemalte Augen hatte. Hier horte der gelbe Backsteinweg

auf, der die Freunde so viele Tage gefuhrt und schlie?lich ans ersehnte Ziel gebracht hatte.

Uber dem Tor hing eine Glocke. Elli zog an der Schnur, und die Glocke gab einen tiefen klaren Ton. Alsdann offnete sich langsam das Tor, und die Wanderer traten in ein Zimmer mit gewolbter Decke, dessen Wande von zahllosen Smaragden funkelten.

Ein kleines Mannlein empfing sie, das von Kopf bis Fu? in Grun gekleidet war und an der Hufte eine grune Tasche trug.

Das Mannlein war sehr erstaunt bei ihrem Anblick und sagte:

«Wer seid ihr?»

Ich bin ein Strohmann und brauche ein Gehirn!» erwiederte der Scheuch.

«Ich bin aus Eisen gemacht und wunsche mir ein Herz», sagte der Holzfaller.

«Ich bin der Feige Lowe und mochte mir hier Mut holen», erklarte der Lowe.

«Und ich bin Elli aus Kansas und will in meine Heimat zuruckkehren», sagte das Madchen.

«Wozu seid ihr aber in die Smaragdenstadt gekommen?»

«Wir wollen den Gro?en Goodwin sehen. Wir hoffen, da? er unsere Wunsche erfullt, denn uns kann au?er einem Zauberer niemand helfen.»

«Schon viele Jahre hat niemand bei Goodwin dem Schrecklichen um Einla? gebeten», erwiderte das Mannlein nachdenklich. «Er ist machtig und schrecklich, und falls ihr ohne triftigen Grund oder mit der bosen Absicht gekommen seid, den weisen Zauberer beim Denken zu storen, so wird er euch im Handumdrehen vernichten.»

«Aber wir haben doch wichtige Anliegen an Goodwin», sagte der Scheuch nachdrucklich. «Wir haben gehort, da? er ein gutiger Weiser ist.»

«Das stimmt», meinte das grune Mannlein. «Er regiert weise die Smaragdenstadt. Aber wer aus purer Neugier in die Stadt kommt, den beneide ich nicht. Ich bin der Torhuter, und da ihr gekommen seid, werde ich euch zu Goodwin fuhren, nur mu?t ihr Brillen aufsetzen.»

«Brillen?» wunderte sich Elli.

«Ohne Brillen wird euch die Pracht der Smaragdenstadt blenden. Bei uns tragen alle Einwohner Tag und Nacht Brillen. So hat's der Weise Goodwin befohlen. Die Brillen haben ein Schlo?, damit sie niemand abnehmen kann.»

Er offnete seine grune Tasche, in der sich viele grun Brillen jeder Gro?e befanden. Die Ankommlinge, der Lowe und Totoschka nicht ausgenommen, mu?ten Brillen aufsetzen, deren winzige Schlo?chen der Torhuter verschlo?.

Dann setzte er gleichfalls eine Brille auf und fuhrte die betroffen schweigenden Wanderer durch die gegenuberliegende Tur auf eine Stra?e.

Die herrliche Stadt blendete die Ankommlinge, obwohl die Brillen ihre Augen schutzten. Zu beiden Seiten standen prachtige Hauser aus grunem Marmor, deren Wande Smaragde schmuckten. Die Fahrbahn bestand aus grunen Marmorplatten, zwischen die Smaragde eingelegt waren. Auf der Stra?e drangte sich das Volk.

Neugierig betrachteten die Leute Ellis Gefahrten, doch niemand richtete ein Wort an sie. Auch hier schienen sich alle vor dem Lowen und Totoschka zu furchten. Die Stadtbewohner trugen grune Kleider, und auch ihre Haut schimmerte grun. Alles war in der Smaragdenstadt grun, sogar die Sonnenstrahlen.

Der Torhuter geleitete die Wanderer durch die grunen Stra?en zu einem hohen schonen Gebaude in der Mitte der Stadt. Es war das Schlo? des Gro?en und Weisen Zauberers Goodwin.

Ellis Herz pochte laut vor Erregung, als sie durch den Schlo?park gingen, in dem viele Springbrunnen und Blumenbeete zu sehen waren. Jetzt wird sich ihr Schicksal entscheiden, jetzt wird sie erfahren, ob der Zauberer Goodwin sie in ihre Heimat fuhren werde, ob die Strapazen des langen und muhsamen Weges umsonst waren oder nicht.

Das Schlo? war gegen Feinde gut gesichert. Eine hohe Mauer umgab es, um die sich ein Wassergraben zog, und es war auch eine Zugbrucke da, die man im Bedarfsfall herablassen konnte.

Als der Torhuter und die Ankommlinge am Graben anlangten, war die Brucke hochgezogen. Auf der Mauer stand ein hochgewachsener Soldat in gruner Uniform. Er hatte einen grunen Bart, der ihm fast bis zu den Knocheln reichte und auf den er sehr stolz war, um so mehr als sich kein anderer Bewohner dieses Landes eines solch herrlichen Bartes ruhmen konnte. Neider behaupteten, es sei der einzige Vorzug des Soldaten, nur ihm habe er den hohen Posten auf der Mauer zu verdanken.

Der Soldat hielt einen kleinen Spiegel und einen Kamm in den Handen, mit dem er seinen prachtigen Bart kammte. Uber diese Beschaftigung weder sah noch horte er, was ringsum vorging.

«Din Gior!» rief der Torhuter zur Mauer hinauf. «Da sind ein paar Fremde, die den Gro?en Goodwin sehen mochten.»

Als keine Antwort erfolgte, schrie der Scheuch mit seiner heiseren Stimme:

«Herr Soldat! La?t uns ein! Wir sind beruhmte Wanderer, Sieger uber die Sabelzahntiger und wagemutige Fahrer uber Flusse.»

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