Borabay lachte. »Knilch denken, ich wollen ihn essen. Er wissen, dass wir Tara mogen Affen. Jetzt ich mache Essen.«
Er ging an die Stelle zuruck, wo seine Beute lag, und nahm sie und einen Topf an sich. Anschlie?end entfernte er sich ein Stuck, hockte sich hin und zog dem Tier das Fell ab.
Dann zerlegte er es in vier Teile und warf sie - einschlie?lich der Innereien und Knochen - in den Topf. Tom gesellte sich zu Sally ans Feuer.
»Ich bin noch immer leicht daneben«, sagte er. »Was ist passiert? Woher ist Borabay gekommen?«
»Ich wei? auch nicht mehr als du. Borabay hat uns gefunden, als wir sterbenskrank unter dem Baum lagen. Er hat alles aufgeraumt, die Unterstande gebaut, uns reingetragen, gefuttert, uns verarztet. Er hat eine riesige Menge Krauter und sogar ein paar bizarre Insekten gesammelt - du kannst sie alle an den Sparren seines Quartiers baumeln sehen -
und eine Medizin aus ihnen gebraut. Ich war als Erste wieder auf den Beinen. Das war vor zwei Tagen. Dann habe ich ihm geholfen, fur euch zu kochen und euch zu pflegen. Das Fieber, das wir alle hatten, dieses
Bei der Erinnerung an ihren Reisegefahrten empfand Tom einen schmerzlichen Stich.
»Ich wei?«, sagte Sally. »Mir fehlt er auch.«
»Ich werde diesen klugen alten Mann nie vergessen. Ich kann's gar nicht fassen, dass er nicht mehr lebt.«
Sie schauten Borabay beim Zerkleinern seiner Beute zu. Er warf die Stucke in den Topf. Dabei sang er ein Lied, das je nach der Intensitat des Windes lauter und leiser wurde.
»Hat er irgendwas uber Hauser erzahlt - und uber das, was sich in der Sierra Azul abspielt?«
»Nein. Er will nicht daruber reden.« Sally schaute Tom zogernd an. »Eine Weile habe ich geglaubt, es ware aus mit uns.«
»Yeah.«
»Wei?t du noch, was ich gesagt habe?«
»Aber ja.«
Sally errotete heftig.
»Willst du es zurucknehmen?«, fragte Tom.
Sally schuttelte den Kopf. Ihr blondes Haar wirbelte ihr um die Schultern. Dann schaute sie ihn an. Ihre Wangen waren gerotet. »Niemals.«
Tom lachelte. »Gut.« Er nahm ihre Hand. Das, was sie durchgemacht hatten, hatte Sallys Schonheit irgendwie noch verstarkt. Sie wirkte auf eine Weise vergeistigt, die er sich nicht erklaren konnte. Ihre Kratzburstigkeit schien verschwunden zu sein. Dass sie dem Tod so nahe gewesen waren, hatte sie alle verandert.
Borabay kam mit einigen Leckerbissen zu ihnen. Er hatte sie in ein Blatt gepackt. »Kniich!«, rief er und schnalzte so mit der Zunge, wie Tom es bisher nur von dem Affchen gehort hatte. Kniich schob den Kopf aus der Hemdtasche hervor. Borabay streckte die Hand aus. Nachdem Kniich ein wenig genorgelt und gequakt hatte, griff er hinaus, schnappte sich ein Fleischstuckchen und schob es sich in den Mund. Dann nahm er das nachste und ubernachste. Er haute mit beiden Handen rein und stie? beim Kauen gedampfte Freudenlaute aus.
»Kniich und ich jetzt Freunde«, sagte Borabay lachelnd.
Vernons Fieber legte sich in dieser Nacht. Als er am nachsten Morgen aufwachte, war er zwar schwach, jedoch bei klarem Verstand. Borabay kummerte sich um ihn, flo?te ihm eine Vielzahl von Krautern ein und zwang ihn, ein Gebrau zu trinken. Sie verbrachten den Tag damit, sich auszu-ruhen, und Borabay machte sich auf die Suche nach weiterer Nahrung. Der Indianer kehrte am Nachmittag mit einem Sack aus Palmwedeln zuruck, aus dem er Wurzeln, Obst, Nusse und frischen Fisch holte. Den Rest des Tages widmete er dem Braten, Rauchern und Einpokeln der Le-bensmittel. Schlie?lich verpackte er alles in trockene Graser und Blatter.
»Gehen wir irgendwo hin?«, fragte Tom Borabay.
»Ja.«
»Und wohin?«
»Wir sprechen spater«, sagte Borabay.
Philip kam mit der Bruyere-Pfeife zwischen den Zahnen aus seinem Unterstand gehinkt. Seine Fu?e waren noch bandagiert. »Was fur ein prachtiger Nachmittag«, sagte er.
Er trat ans Feuer und nahm Platz. Als er sich einen Becher mit Borabays Tee einschenkte, meinte er: »Dieser Indianer musste das Titelbild von
Vernon gesellte sich ebenfalls zu ihnen und setzte sich leicht schlotternd auf den Baumstamm.
»Vernon, essen!« Borabay fullte sofort eine Schale mit Eintopf und reichte sie ihm. Vernon nahm sie mit zittrigen Handen entgegen, ein Dankeschon murmelnd.
»Willkommen im Land der Lebenden«, sagte Philip.
Vernon wischte sich uber die Stirn, erwiderte aber nichts.
Er war blass und dunn und schob sich den nachsten Loffel in den Mund.
»Tja, da sind wir nun also«, sagte Philip. »Wie in der Serie
>Meine drei Sohne<.«
Wie Tom unbehaglich feststellte, klang in Philips Stimme eine gewisse Ironie mit. Im Feuer knackte laut ein Stuck Holz.
»Und in welch eine beschissene Lage haben wir uns da blo? manovriert«, meinte Philip. »Dank unseres geliebten alten Herrn.« Er hob seinen Becher in einem spottischen Salut. »Auf dich, alter Knabe.« Er kippte seinen Tee aus.
Tom musterte Philip etwas genauer. Er hatte sich erstaunlich gut erholt. Sein Blick war nun wieder lebendig - und zwar vor Verargerung.
Philip schaute sich um. »Was jetzt, meine lieben Bruder?«
Vernon zuckte die Achseln. Er war blass, sein Gesicht ein-gesunken, unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Flek-ken ab. Er a? den nachsten Loffel Eintopf.
»Machen wir jetzt mit eingezogenem Schwanz die Fliege?
Und lassen zu, dass Hauser sich den Lippi, die Braques, den Monet und alles andere unter den Nagel rei?t?« Philip hielt inne. »Oder marschieren wir in die Sierra Azul, bis unsere Eingeweide vielleicht irgendwo im Gestrupp hangen?« Er steckte die erloschene Pfeife an. »Tja, wir haben die Wahl.«
Niemand antwortete. Philip schaute seine Bruder der Reihe nach an.
»Nun?«, fragte er. »Ich stelle euch eine ernsthafte Frage: Lassen wir zu, dass dieser feiste Cortez hier sein Ding durchzieht und uns das Erbe klaut?«
Vernon schaute auf. Sein Gesicht war noch von der Krankheit gezeichnet und seine Stimme schwach. »Diese Frage beantwortest du am besten selbst. Du hast Hauser doch erst ins Spiel gebracht.«
Philip ma? ihn mit einem kuhlen Blick. »Ich habe gedacht, die Zeit der Schuldzuweisungen lage hinter uns.«
»Was mich betrifft, hat sie gerade erst angefangen.«
»Aber nicht hier und jetzt«, sagte Tom.
Vernon wandte sich Tom zu. »Philip hat diesen Psychopa-then ins Spiel gebracht, und dafur muss er geradestehen.«
»Ich habe in gutem Glauben gehandelt. Ich konnte doch nicht ahnen, dass Hauser sich als Ungeheuer entpuppt.
Und ich
Vernon schuttelte den Kopf.
»Der wahre Schuldige«, fuhr Philip fort, »ist Vater, auch wenn niemand es zugeben will. Ist denn keiner unter uns ein
»Er wollte uns prufen«, meinte Tom.