Tom empfand plotzlich ein Deja-vu-Gefuhl.
»Ich Vater nie mehr sehen - bis jetzt. Mutter sterben vor zwei Jahren. Dann vor kleine Weile Vater kommen zuruck.
Gro?e Uberraschung. Ich sehr freuen, ihn treffen. Er sagen, er sterben. Er sagen, ihm Leid tun. Er sagen, er bringen zuruck gestohlenen Schatz zu Tara-Volk. Dafur er wollen sein bestattet in Grabkammer von Tara-Konig zusammen mit Schatz von wei?e Mann. Er sprechen mit Cah, Hauptling von Tara-Volk. Cah sagen
»Hat Vater sich an dich erinnert?«, fragte Tom.
»Oh, ja. Er sehr glucklich. Wir angeln gehen.«
»Wirklich?«, sagte Philip. »Angeln? Und wer hat den dicksten Fisch gefangen?«
»Ich«, sagte Borabay stolz. »Mit Speer.«
»Klasse.« Philip schnaubte ironisch.
»Philip ...«, begann Tom.
»Wenn Vater eine gewisse Zeit mit Borabay verbracht hatte«, sagte Philip, »hatte er ihn bestimmt ebenso gehasst wie uns.«
»Philip, du wei?t doch, dass Vater uns nicht gehasst hat«, sagte Tom.
»Ich bin fast draufgegangen! Ich wurde
»Du fertig mit Wut, Bruder?«, sagte Borabay.
»Damit werde ich nie fertig.«
»Vater auch wutender Mann.«
»Das kann man wohl sagen.«
»Du echter Sohn von Vater.«
Philip verdrehte die Augen. »Das ist aber jetzt vollig neu: ein Dschungelindianer als Psychoanalytiker.«
»Weil du Vater am ahnlichsten, du ihn am meisten lieben und er dich am meisten verletzen. Und jetzt du wieder verletzt, weil du horen, doch nicht altester Sohn sein.
Eine Weile sagte niemand ein Wort, dann stie? Philip ein heiser klingendes Gelachter aus. »Das ist zu viel. Wie konnte ich je eifersuchtig auf einen analphabetischen tatowierten Indianer mit angespitzten Zahnen sein?«
Nach einer kurzen Pause sagte Borabay: »Ich Geschichte jetzt weitererzahlen.«
»Dann mal los.«
»Cah sorgen fur alles - wegen Vaters Tod und Bestattung.
Als Tag kommt, wir machen gro?es Bestattungsfest fur Vater. Gro?es, sehr gro?es Fest. Alia Tara-Leute kommen. Vater sein auch da. Vater viel Vergnugen an seine Bestattungsfeier. Er machen viele Geschenke. Alle kriegen Kochtopfe, Pfannen und Messer.«
Tom und Sally wechselten einen Blick.
»Daran hat er bestimmt seinen Spa? gehabt«, meinte Philip. »Ich sehe es formlich vor mir, wie der alte Mistkerl uber seine eigene Totenfeier prasidiert.«
»Du Recht, Philip. Vater haben Spa?. Er essen, trinken zu viel, lachen und singen. Vater machen Kisten auf, damit alle konnen sehen heilige Schatze von wei?e Mann. Alle lieben heilige Mutter Maria mit Baby Jesus auf Arm. Wei?e Menschen haben schone Gotter.«
»Der Lippi!«, schrie Philip. »War er in gutem Zustand?
Hat er die Reise uberstanden?«
»Es ist schonstes Ding, ich je sehen, Bruder. Wenn ich sehen, ich sehen etwas in wei?e Mann, ich nie gesehen zuvor.«
»Ja, ja, es ist eines der schonsten Bilder, die Lippi je gemalt hat. Wenn ich mir nur vorstelle, dass es in einer feuchten Gruft liegt!«
»Aber Cah Vater foppen«, fuhr Borabay fort. »An Ende von Bestattung er so tun, als geben Vater besonderen Gift-trank, damit er sterben schmerzlosen Tod. Aber Cah nicht wirklich tun. Cah geben Vater Getrank, damit er
Niemand au?er Cah davon wissen.«
»Das klingt ganz eindeutig nach Shakespeare«, sagte Philip.
»Dann schlafender Vater wird gebracht mit Schatz in Gruft. Leute machen Tur zu, schlie?en ihn in Grabkammer ein. Wir alle glauben, er tot. Nur Cah wissen, er nicht tot; er nur schlafen. So er spater wachen auf in dunkles Grab.«
»Moment mal«, sagte Vernon. »Jetzt komm ich nicht mehr mit.«
»Ich schon«, sagte Philip. »Sie haben Vater lebendig begraben.«
Stille.
»Nicht
»Ohne Nahrung und Wasser«, sagte Philip.
»Bruder«, sagte Borabay, »Tara-Tradition verlangen, viel Essen und Wasser in Grab legen, fur Leben in Jenseits.«
Tom spurte, wie es ihm kalt den Rucken hinablief, als ihm bewusst wurde, was dies bedeutete. Schlie?lich ergriff er das Wort: »Dann glaubst du also, Vater lebt noch und ist in die Grabkammer eingeschlossen?«
»Ja.«
Niemand sagte etwas. In der Dunkelheit heulte klagend eine Eule.
»Wie lange ist er schon dort eingeschlossen?«, fragte Tom.
»Zweiunddrei?ig Tage.«
Tom wurde ubel. Es war unvorstellbar.
»Es schreckliche Sache, Bruder«, sagte Borabay.
»Warum hat Cah das getan, verdammt?«, fragte Vernon.
»Cah wutend, weil Vater damals Grabkammer ausrauben.
Cah war damals Knabe, Sohn von Hauptling. Vater demutigen Vater von Cah, weil ausrauben Grab. Dies sein Cahs Rache.«
»Konntest du es nicht verhindern?«
»Ich Cahs Plan erst spater erfahren. Dann ich versuchen, zu retten Vater. An Grabeingang ist gro?e Steintur. Ich nicht bewegen kann. Cah erfahren, dass ich gehen nach Su-lia Tara, um zu retten Vater. Er sehr wutend. Cah mich gefangen nehmen und toten wollen. Er sagen, ich Schmutz-
fink, halb Tara, halb wei?. Dann verruckte wei?e Manner und Soldaten kommen und fangen Cah. Bringen Cah in Wei?e Stadt. Ich entwischen. Ich horen Soldaten uber euch sprechen. Ich zuruckkommen, euch suchen.«
»Woher hast du gewusst, dass wir hier sind?«
»Ich horen Soldaten reden.«
Das Feuer flackerte, und die Nacht senkte sich uber die funf schweigend am Boden sitzenden Menschen. Nachdem Borabay seine Geschichte beendet hatte, schienen seine Worte lange in der Luft zu hangen, und er schaute einen nach dem anderen an. »Es sein schrecklicher Tod, Bruder.
Dies ist Tod fur Ratte, nicht fur Menschenwesen. Er unser
»Was konnen wir tun?«, fragte Philip.
Borabay legte eine lange Pause ein, und als er dann sprach, klang seine Stimme leise und widerhallend: »Wir ihn retten.«
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Hauser betrachtete die primitive grafische Darstellung der Stadt, die er in den letzten zwei Tagen