sie ausgerechnet hier auf Tilki stie?en. Ich nehme an, die Halunken uberfielen sie so blitzschnell, da? sie gar nicht wu?ten, wie ihnen geschah.«
Sie uberlegte.
»Militar, sagten Sie. Warum ich?«
Er grinste.
»Sie haben mir allerhand daruber erzahlt, was derzeit im Gange ist. Fur mein Gefuhl hat der Zone-Rat beschlossen, Krieg zu fuhren, in den Unterlagen nachgesehen, wer die fuhrenden Leute auf der anderen Seite sind, und beschlossen, Brazils wichtigste Gehilfen aus dem Weg zu raumen, bevor es losgeht. Sie konnten auch nervos sein, was Gedemondas angeht. Eine unbekannte Gro?e, Sie verstehen. Wenn man nicht an sie herankann, nehmen sie am Kampf nicht teil.«
Sie nickte und schaute sich um.
»Die anderen…?«
Seine Miene nahm einen grimmigen Zug an.
»Das sind wir. Die Uberlebenden. Malk und Forn dort brauchen bessere medizinische Behandlung, als wir ihnen geben konnen. In gewisser Beziehung war es ein Gluck fur uns, da? sie uns hier uberfallen haben und nicht noch knapp innerhalb von Dilla — es besteht viel weniger Infektionsgefahr. Wir bekampfen nur die Erreger, die wir mitgebracht haben.«
»Wie wollen Sie sie jemals in ein Krankenhaus schaffen?« fragte sie voll Mitgefuhl.
»Gestern kam eine Jagdgesellschaft durch. Sie bringen die Nachricht zum See und holen Hilfe. Ich glaube, sie halten es hier noch ein, zwei Tage aus, bis jemand kommt. Wir sind eigentlich noch nicht im ganz schweren Gelande, so da? sie es fertigbringen mu?ten, sie ohne gro?e Muhe hinunterzuschaffen.«
»Verstehe. Tja, ich — sagen Sie,
Er lachelte und nickte.
»Sie sind drei Tage ohne Bewu?tsein gewesen. Wir dachten schon, Sie bleiben uns weg. Die meisten Ihrer Wunden sind nicht so schlimm, nichts Gefahrliches. Es war die Gehirnprellung, die Ihnen beinahe den Rest gegeben hatte. Der Dreckskerl hatte einen Totschlager.«
»Einen… was?«
»Totschlager. Bleischrot, mit Leder umwickelt. Damit kann man einem den Schadel einschlagen. Glaube aber nicht, da? etwas gebrochen ist — doch Sie haben eine Riesenbeule. Sie waren im Schockzustand.«
»Warum… warum bin ich so eingeschnurt?«
»Wir binden Sie los, wenn Sie sich kraftig genug fuhlen.«
Er griff hin und loste einige Knoten. »Wie manche von den gro?en Tieren der Welt, die unsere entfernten Verwandten sind, atmen wir aus dem Unterbauch. Wenn Sie langer als zwei, drei Stunden auf der Seite liegen, druckt Ihr Gewicht auf die Lunge und erstickt Sie. Wir mu?ten Sie hochhieven und auf den Beinen halten — was nicht einfach war, kann ich Ihnen sagen. Wir beide sind auch nicht in der allerbesten Verfassung, aber es geht uns doch viel besser.«
»Ich… ich habe gesehen, wie Sie von einem Speer getroffen worden sind«, sagte sie.
Er lachte leise.
»Ach, es braucht schon mehr, bis es aus ist mit mir. Er hat nichts Wichtiges getroffen, und es tut nur weh, wenn ich lache. Wir hatten das Gluck, da? sie von ihrem Heimathex so rasch hierherkamen und keine Gelegenheit hatten, sich alles genau anzusehen. Alle ihre Spitzen waren bestrichen mit einem fur sie offenbar grauenhaften Gift. Gerbsaure. Vielleicht sollten wir, wenn wir den Kerlen das nachstemal begegnen, eine Kanne Tee uber sie ausschutten.«
Sie lachte, wobei sie samtliche Wunden und Prellungen und blauen Flecke spurte, die sie sich eingesammelt hatte. Es waren sehr viele, weit verstreut, aber sie hatte schon ebenso Schlimmes und noch Schlimmeres erlebt, ohne da? es sie lange gestort hatte. Unbehaglich, ja, aber kaum mehr.
Von den Gurten befreit, stand sie frei auf den Beinen und versuchte den Stall zu verlassen. Auf der Stelle fuhlte sie sich schwindlig, begann zu schwanken und mu?te sich festhalten.
»Bin wohl noch ein bi?chen schwach«, murmelte sie vor sich hin.
»Nur langsam«, warnte er. »Das war ein schwerer Schlag auf den Kopf. Gewohnen Sie sich langsam an das normale Leben.«
Sie versuchte es noch einmal, diesmal vorsichtig, und stellte fest, da? es ging, solange sie sich irgendwo festhielt. Er trat zu ihr, damit sie sich an ihn lehnen konnte, und gemeinsam gingen sie in den Aufenthaltsraum hinaus.
»Haben Sie das Gefuhl, etwas essen zu konnen?« fragte er. »Sie sollten es tun.«
Sie betrachtete die Ballen von strohahnlichem Zeug an der Ruckwand. Sie wollte eigentlich nichts essen, entschied aber, da? er es wissen mu?te.
Das Zeug schmeckte gra?lich, aber als sie einmal angefangen hatte, stellte sie fest, da? sie nicht aufhoren konnte. Asam lachte in sich hinein und drangte sie, weiter zu essen.
»Sie ahnen ja gar nicht, wieviel Nahrung wir Dillianer am Tag brauchen. Bei regelma?igem Essen, wie das fur uns ublich ist, versteht sich. Wenn man sich nach ein paar Tagen Pause darauf sturzt, kann das recht schweinisch aussehen.«
Schweinisch war gar kein Ausdruck, dachte sie, als sie fertig war. Sie verschlang fast einen ganzen Ballen, wenn auch in kleinen Portionen, und jeder Ballen wog an die zwanzig Kilogramm.
Spater fuhlte sie sich wohler und fand schlie?lich einen kleinen Spiegel. Beide Augen sahen aus wie blaugeschlagen, und sie schien sich die Zunge halb abgebissen zu haben, aber abgesehen davon schien sich der Schaden in Grenzen zu halten. Die Wunden am Pferdekorper oben und seitlich waren schmerzhaft, und sie hatte auch innere Prellungen davongetragen, doch nichts schien ernsthaft verletzt zu sein. Sie hatte das Gefuhl, damit leben zu konnen.
Auch Asam war so hart im Nehmen, wie sein Ruf es behauptete. Nachdem sie ihn in Aktion gesehen hatte, gedachte sie an seinen Geschichten und Legenden nicht mehr zu zweifeln, und sprach das auch aus.
Er grinste.
»Sie haben sich selbst recht gut gehalten, wissen Sie. Ich kenne nicht sehr viele Leute, ob Manner oder Frauen, die das konnten.« Er sah sie an, und das Grinsen wurde schwacher, ohne ganz zu verschwinden. »Wissen Sie, Sie haben mich einmal gefragt, auf welcher Seite ich stehe. Nach diesem Vorfall brauchen Sie das nicht mehr zu fragen. Verstehen Sie? Und das gilt nicht nur fur mich. Diese Narren haben Ihnen die halbe Arbeit abgenommen. Sie haben kaltblutig unschuldige Dillianer umgebracht, Dillianer ohne politische Neigung, ohne einseitige Haltung, ganz gewohnliche Leute. Ich kenne mein Volk, Mavra. Man wird die Rechnung begleichen wollen.« Er machte eine Pause und grinste wieder breit. »Und was mich angeht, so habe ich Sie in verschiedenen Situationen beobachten und kennenlernen konnen. Ich ware stolz darauf, jederzeit bei Ihnen mitzutun.«
Sie lachelte, griff nach seiner Hand und druckte sie. Sie hatte den alten Abenteurer am liebsten umarmt, aber dafur waren sie beide zu zerschlagen. Immerhin dachte sie wieder an den Traum, diesen Bastard ihres Innersten, geweckt von dem Totschlager. Sie wunschte sich, ihrer Seite und Sache ebenso sicher zu sein, wie er es jetzt zu sein schien.
»Und was tun wir jetzt?« fragte er. »Ich wurde nicht mehr lange hierbleiben, wenn Sie glauben, da? Sie weiterziehen konnen. Es besteht immer die Gefahr, da? sie irgend jemanden als Beobachter eingesetzt hatten, oder Gehilfen in Dillia konnten die Nachricht weitergeben. So oder so werden sie es hier erneut versuchen, sobald sie wieder eine Truppe aufzustellen vermogen. Der Gedanke beschaftigt mich schon seit zwei Tagen auf unliebsame Weise. Wie fuhlen Sie sich?«
»Miserabel«, erwiderte sie duster. »Aber welche Moglichkeiten gibt es sonst?« Sie sah sich in der Hutte um, die zu einem Lazarett geworden war.
»Wir konnen auf den Rettungstrupp warten. Die Leute sollten innerhalb der nachsten Stunden hier sein, wenn alles gutgeht. Vergessen Sie nicht, sie konnen niemanden schicken, wenn sie den See nicht ohne den einen guten Heilkundigen lassen wollen. Vermutlich ist mit dem heutigen Boot oder einem Sonderschiff eine gute, kraftige Mannschaft eingetroffen, und sie sind schon auf dem Weg. Sie brauchen ohnehin Geratschaften, was sie behindert.«
Zuruck. Sie wollte am liebsten zuruck, zuruck in das friedliche Dorf mit seinem Bier, der freundlichen Gesellschaft und den sanften Wasserfallen.
»Wenn jemand uber uns herfallen will, ware das der richtige Zeitpunkt«, erklarte sie. »Und inzwischen wird