bewu?te Steuerung von Dingen handelt, die das Gehirn ohnehin leistet, aber in vielen Fallen mit weniger Erfolg.«

In den Schattenwinkeln ihres Denkens gab es keine Alptraume, keine lauernden Monster mehr. Aus irgendeinem Grund fuhlte sie sich freier und klarer als je zuvor. Es schien seltsam zu sein, da? im Gehirn etwas zu dampfen dazu fuhrte, da? es frischer, auf eine bestimmte Weise reiner wurde.

Sie blickte wieder auf ihr Spiegelbild und dachte, beinahe verwundert: Das bin ich. Gesicht, Brust, lange, flie?ende, blonde Haare, bis hinab zu dem goldenen Pferdeleib, der perfekt geformt, dem ubrigen genau angepa?t zu sein schien, dazugehorig, ein Teil des Ganzen. Sie hatte aus irgendeinem Grund sich Zentauren, ob Rhone oder Dillianer, stets als Menschen mit hinten angeklebtem Pferd vorgestellt. Jetzt sah sie, da? das gar nicht zutraf; sie war jetzt ein eindeutiges, logisches Wesen, eines, das in vieler Beziehung der Form, mit der sie geboren war, weit uberlegen zu sein schien. Und der Gedemondaner hatte recht gehabt, wie sie begriff. Die Person, an die sie sich erinnerte, war nicht wirklich sie, nicht mehr. Es war nie wirklich sie gewesen. Ihre au?erliche Form und Erscheinung, vor so langer Zeit so bewu?t zusammengestellt, war nicht authentischer gewesen als ihre jetzige.

Und was war Form eigentlich? Doch nur etwas, das die Dinge erschwerte oder erleichterte, je nach Standpunkt. Im Inneren, wo es zahlte, hinter den Augen jener, fur die sie etwas empfunden hatte, da lag Wahrheit. Ihr ganzes Leben lang hatte sie, das begriff sie jetzt, wahrend sie die wohlgeformte Gestalt im Obsidian betrachtete, fur die Zukunft gelebt oder die Vergangenheit betrauert. Sieben Jahre, sieben kurze Jahre vor so langer Zeit, waren das einzige leuchtende, schimmernde Juwel. Nicht ihrer Leistungen wegen — sie konnte auf vieles verweisen und war stolz darauf —, sondern wegen des Lebens, der wirklichen Freude am Leben.

Sie drehte sich nach dem Gedemondaner um.

»Ja, das mochte ich eines Tages lernen. Ich glaube, ihr habt uns anderen viel beizubringen. Vielleicht ware das die ideale Rolle fur euch.«

Er nickte.

»Es wird bedacht werden.«

Sie schwieg einen Augenblick.

»Ich glaube, wir sind jetzt bereit, zu gehen«, sagte sie schlie?lich. Sie umarmte ihn, und wenn er hatte lacheln konnen, hatte er es gewi? getan. Schlie?lich sagte sie:»Euer Volk scheint so viel kluger, so viel weiter zu sein als jedes andere, das ich kenne. Es sollten mehr lernen konnen, was ihr wi?t.«

Der Gedemondaner hob die Schultern.

»Mag sein. Aber vergi? nicht, da? Gedemondaner und Dillianer gleichzeitig in das Universum hinausgezogen sind. Deine Rasse uberlebte, wuchs, baute und dehnte sich aus. Die unsrige starb aus.« Er winkte Asam, der zur Schwarze des Zone-Tors ging und darin verschwand. Sie drehte sich um und folgte ihm.

Der Gedemondaner blieb kurze Zeit stehen, dann ging er hin und betrachtete im Obsidian-Spiegel sein Abbild. Es war eine makellose Oberflache und eine exakte Wiedergabe, und es beunruhigte ihn sehr, da? darin anscheinend ein kaum merklicher Makel festzustellen war.

Die Botschaft von Gedemondas, Zone

Sie gingen durch den Korridor, kampften gegen das Gedrange an und versuchten den richtigen Ort zu finden. Die Menschenmassen waren schier unfa?bar gro?, nicht nur fur Asam, der sich nie richtig ein Bild davon hatte machen konnen, was vorging, sondern auch fur Mavra. Die Wirklichkeit hatte jegliche Phantasie weit uberflugelt.

Viel gro?er als die Menschen, die durch den Korridor fluteten, mu?ten sie sich trotzdem beinahe mit Gewalt einen Weg bahnen. Mavra betrachtete die Leute, als entstammten sie einer unbekannten Art. Wie klein, winzig und schwach sie wirken, dachte sie.

Die Neuzugange ihrerseits, durch den Schacht noch nicht gegangen, starrten mit einem Gemisch von Staunen und Angst auf die riesigen Zentauren, die ihnen gleichzeitig durch ihre Bekanntschaft mit den Rhone vertraut und doch auch fremdartig waren.

Als es besonders eng wurde, blieb Mavra plotzlich stehen. Asam blickte zu ihr hinuber und schrie uber den Larm hinweg:»Was ist denn?«

»Ich dachte nur, ich ubersehe vielleicht etwas«, schrie sie zuruck. Sie konzentrierte sich stark und versuchte den einfachen Gedanken in eine Form zu bringen, die diese Massen verstehen konnten. Sonderbarerweise dachte sie immer noch in der Kom-Sprache, aber was sie jetzt dachte, ging durch irgendeinen Filter ihres Gehirns und kam auf dillianisch heraus. Das Gegenteil traf zu, wenn sie dillianisch sprechen horte, obwohl sie, wie der Gedemondaner gezeigt hatte, auch artikulierte Kom-Sprache verstehen konnte. So vermochte sie die Worte in diesem Stimmengewirr zu verstehen, mu?te sich aber anstrengen, um die automatische Ubersetzung zu bewirken. Die Wirkung war jedoch die, da? sie endlich anfing, in der einheimischen Sprache zu denken, und sie sich zwang, die Kom-Worte auszusprechen statt der dillianischen.

»Ich bin Mavra Tschang!« rief sie laut. »Erinnert ihr euch an mich?«

Einige Frauen m ihrer Nahe horten es und begannen den Namen zu wiederholen, der durch die ganze Menge ging. Sie fing an, sich hindurchzuzwangen und schrie in Abstanden»Mavra Tschang«, in beiden Sprachen abwechselnd. Obwohl ihre Aussprache mit starkem Akzent erfolgte, schien man sie zu verstehen.

Es mochte ein Fehler gewesen sein, und oft kamen sie noch schwerer voran, weil die Menschen, als sie den Namen horten, Fragen schrien oder sie einfach beruhren und sich vergewissern wollten, da? sie es wirklich war. Immerhin erreichten sie ihr Ziel, die sechseckige Tur offnete sich, fiel hinter ihnen wieder zu und schnitt den Larm ab. Die plotzliche Stille war beinahe ohrenbetaubend.

Asam seufzte erleichtert.

»Hm!! Das wird grauenhaft, hier wieder wegzukommen. Sind Sie sicher, da? Sie das vorhin richtig gemacht haben?«

»Ich wurde das am liebsten bei allen tun«, erwiderte sie ohne Zogern. »Es ware viel einfacher, wenn alle wu?ten, da? ich eine Dillianerin bin und wo sie mich finden konnen. Aber das wird sich uberall verbreiten.«

»Mag sein«, sagte er zweifelnd. »Und viel kann es wohl nicht schaden. Schlie?lich wissen wir ja, da? der Gegner keinen Zweifel hat, wohin er sich wenden mu?.«

Sie schauten sich in dem Raum um, der vollig nackt war; glatte Wande mit runden Ecken, glatter Boden, nichts sonst.

Asam blickte zur Tur.

»Ich dachte, sie geht nur auf, wenn ein Mitglied der Rasse, um deren Botschaft es sich handelt, das wunscht«, meinte er. »So geht das bei uns.«

»Ich glaube, wir werden erwartet«, gab sie zuruck.

»Die Gedemondaner?« Er sah sie vorwurfsvoll an. »Verdammt, ich begreife immer noch nicht, wie wir hergekommen sind. Von dem Augenblick an, in dem ich vor Erschopfung in der Hutte einschlief, kann ich mich an nichts mehr erinnern. Verdammt noch mal, das war nicht fair, Mavra!«

Sie zog die Schultern hoch.

»Was sollte ich tun? Sie haben die Herrschaft uber dich, nicht umgekehrt. Um ganz ehrlich zu sein, ich erinnere mich auch nicht an viel, bis wir an ihrem Tor standen. Das ist etwas ganz Nebelhaftes, Unklares. Sie besitzen wirklich erstaunliche geistige Krafte, Asam. Ich wei?, da? wir beide um Informationen erleichtert worden sind, aber ich erinnere mich, da? ich mit einem von ihnen gesprochen habe.«

Er murrte vor sich hin, dann seufzte er.

»Sie haben also nichts Festes, wie? Deshalb stehen wir hier in dieser verlassenen Botschaft?«

Sie schuttelte den Kopf.

»Nein, das waren nicht die Gedemondaner. Jemand anders hat eine Versammlung einberufen, und sie wu?ten davon — wie, wei? ich nicht. Jemand hat diese Botschaft ausgesucht, weil man wu?te, da? sie leersteht.«

Er schaute sich duster um.

»Sieht nicht so aus, als hatte das Fest schon begonnen«, erklarte er.

»Dann warten wir«, gab sie zuruck. Sie ging zu ihm, legte einen Arm um seine humanoide Taille und

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