besser dort gelassen hatten. Viele hatten sich an die Anweisungen einfach nicht gehalten, andere konnten es nicht. Man konnte nicht mehr als eine Milliarde Wesen ausreichend informieren.
Den Vogel schossen die Waffen ab, die zum Teil furchterregender Art waren. Nichttechnologische Hexagons erforderten Armbrust, Schwert, Axt und Pike. Die Dillianer konnten dabei bestehen, wahrend einige von den anderen unterwegs ausgebildet wurden. Zusatzlich zu den Dillianern konnten auch noch andere mit Projektilwaffen umgehen. Es erforderte sehr wenige Kenntnisse, eine Maschinenpistole wirksam zu bedienen.
Es waren die Hochtech-Hexagons, die sie furchteten. Dillia konnte diese Art von Rustung nicht liefern, und durch eine Neulingsarmee, nackt auf dieser Welt wiedergeboren, lie? sich arg wenig kaufen oder stehlen. In sechs Wochen war da auch nicht viel zu erreichen.
»Es wundert mich nur, da? so viele von den Sechsecken, die gegen uns gestimmt haben, hier vertreten sind«, erklarte Mavra. »Ich hatte viel mehr Schwierigkeiten erwartet.«
Asam bewegte die Schultern.
»Nicht, da? viele Hexagons ihr Leben wirklich in die Schanze schlagen werden, gleichgultig, wo sie politisch stehen. Es gibt eine ziemlich starke gefuhlsma?ige Reaktion, da? alles viel schoner ware, wenn wir nur fortgehen wurden, und genau das versuchen wir. Das wird sich noch verstarken, wenn ein Heer von dieser Gro?e Grenzen uberschreitet. Man kann leicht mit dem Sabel rasseln, wenn der Feind funftausend und mehr Kilometer entfernt ist.«
Sie nickte hoffnungsvoll, dann sagte sie:»Aber manche werden kampfen.«
»Manche werden kampfen«, bestatigte er. »Und die Entscheidungsschlacht, die zu erzwingen sie versuchen werden, wird eine scheu?liche sein. Mach dir da nichts vor. Viele von diesen Leuten werden sterben, bevor das alles vorbei ist.«
Das war ein ernuchternder Gedanke, und sie schwieg eine Weile. Schlie?lich sagte sie:»Es hei?t, da? auch eine Tiefsee-Armee aufgebaut wird. Hast du das gewu?t?«
»Ich habe damit gerechnet«, gab er zuruck. »Zigeuner sagte, wir waren nicht die einzigen — und jedes Hex nimmt gleich viele Neuzugange auf. Vergi? nicht, Brazil hat viele alte Freunde gerufen, und da war die Besatzung deiner kleinen Welt. Ich nehme an, da? auch die Tiefsee-Streitkrafte notig sein werden.« Er zog eine gro?e Landkarte heraus und studierte sie.
»Du glaubst also, da? er wirklich ubers Meer kommen wird?« fragte sie. »Die Josele-Wahace-Avenue herauf?«
»Erscheint mir logisch«, erwiderte Asam. »Auf jeden Fall kommt da irgend etwas. Dein Computer, der das alles geplant hat, scheint keine Raffinessen zu scheuen.«
Sie nickte.
»Was fur eine Kombination! Obie, Brazil und Zigeuner!« Sie schwieg kurze Zeit. »Zigeuner… Ich wurde gern mehr uber ihn wissen. Wer er ist.
»Aber dein Computer hat das zumeist bei anderen Leuten gemacht«, betonte Asam. »Dieser Zigeuner kann es nur bei sich selbst.«
»Sagt
»Dein Computer hat ihm vertraut«, erklarte er.
Sie nickte.
»Aber wenn er ebenso machtig ist wie Obie, konnte Obie getauscht worden sein. Er ist allzu passend, zu gut, um wahr zu sein.«
»Wir konnen nichts dagegen tun«, sagte er gleichmutig. »Wenn die Zeit kommt, werden wir es wissen — und uns dann damit befassen, so gut wir konnen. Was bleibt uns sonst ubrig?«
Sie nickte murrisch. Bei der ganzen Sache gab es ohnehin schon zu viele anruchige Dinge. Genug, um Ortega und den Rat zu tauschen? Sie war ihrer Sache nicht sicher. Wer machte eigentlich wem etwas vor?
Die Armee brach auf. Zunachst ging es verhaltnisma?ig leicht, hinauf durch Gedemondas auf genau erkundeten Wegen, in langen Reihen lagernd, wo es ging, mit Nachtwesen als Lagerposten. In Gedemondas rechnete man naturlich mit Widerstand, und es machte Asam Sorgen, da? sie so weit auseinandergezogen und in kalten, gro?en Hohen so verwundbar waren. Aber nichts stellte sich ihnen entgegen. Zigeuner hatte recht gehabt; sie wurden nicht aufgehalten werden, bis irgendwo, irgendwann Brazil auftauchte.
Mavra hatte gehofft, unterwegs Gedemondaner zu treffen oder in ihre Reihen mit aufzunehmen, aber wie ublich lie?en sie sich nicht blicken. Gelegentlich wurde einer weitab entdeckt, oder sie horten die unheimlichen Rufe der riesigen wei?en Wesen von Bergpassen und Felswanden zuruckschallen, aber das war alles. Sie war mehr als enttauscht; sie hatte das Gefuhl, den ganzen verdammten Ausflug umsonst gemacht zu haben.
An der Westseite des Gebirges gab es eine Ebene, das einzige flache Gelande im ganzen Hex. Als sie vom hohen Steig aus darauf hinunterblickte, regte sich zum erstenmal ihre Erinnerung.
Diese Ebene, jetzt so leer und friedlich… Sie erinnerte sich an eine ferne Zeit, als ganz andere Armeen sich auf dieser Ebene zu einer grauenhaft blutigen Schlacht begegnet waren.
Unten auf der Ebene waren die Empfindungen noch starker. Sie waren gerade noch durchgekommen, bevor die gro?en Armeen aufeinandergesto?en waren, erinnerte sie sich. Und dort druben, an dieser Hutte waren sie ihrem dillianischen Fuhrer begegnet — nein, nicht an dieser, sondern vielleicht an ihrer Vorgangerin. Und dort, aus dem Norden, waren auf machtigen, schlagenden Orangeflugeln die Yaxa gekommen…
Sie sprach viel mit Asam daruber, der ihr engster Freund und Vertrauter geworden war. Er war warmherzig, gutig und verstandnisvoll — und fasziniert von ihren Erinnerungen an ein gro?es Ereignis, das er nur aus Geschichtsbuchern kannte.
Alestol im Suden mit seinen fleischfressenden Pflanzen, die giftige und hypnotische Gase abgaben, lie?en sie gern links liegen. Die Alestolier hatten sich an der Grenze in Massen aufgebaut, das traf zu, konnten aber an die Armee nicht heran, wenn sie die Grenze nicht uberschritt. Obwohl beweglich, waren die Bewohner Pflanzen, sie mu?ten sich ab und zu in einem Boden verwurzeln, der eine bestimmte Mischung an Mineralen und Schwebstoffgasen enthielt, die fur ihr Fortbestehen notig waren.
Damit war Palim als Brennpunkt intensiver diplomatischer Tatigkeit geblieben. Der Rat hatte ebenso wie Mavras Streitmacht auf die riesenhaften Elefantenwesen eingewirkt. Sie besa?en ein hochmodernes Hochtech- Hex, und jeder der Bewohner wog uber eine Tonne.
Aber sie waren sanfte Riesen; sie hatten sich zuruckgezogen, als die kampfenden Heere im Krieg des Sechseck-Welt nahergekommen waren, und hatten einem sicheres Geleit geboten, ohne Partei zu ergreifen. Im gesamten Hex gab es nie mehr als ungefahr zwanzigtausend Palim gleichzeitig, aus denen die gesamte Rasse bestand. Sie sahen keinen Gewinn im Kampf und hatten sich im Rat der Stimme enthalten. Sie hielten sich auch jetzt heraus.
Aber hundertzwanzig von ihnen, alles Neuzugange, alles ehemalige Olympierinnen, schlossen sich dem Heer an. Sie waren willkommen. Als Pflanzenfresser wurden sie die Vorrate nur wenig beanspruchen, aber sie konnten zehnmal soviel tragen wie jeder Dillianer, ohne das uberhaupt zu spuren — und schon ihr Anblick war furchterregend.
Danach kam Olborn, das Mavra Tschang immer noch mit Alptraumen heimsuchte. Eine Theokratie, deren Zauberkunste Feinde, Andersdenkende und sogar harmlose Reisende in eselartige Lasttiere verwandeln konnten, hatte das mit ihr auch so gemacht. Viele Jahre lang hatte sie, halb Mensch, halb Esel, leiden mussen. Ihr einziger Trost war der, da? der weit zuruckliegende Krieg sie nicht verschont hatte.
Und trotzdem hatten sie sich im Rat der Opposition angeschlossen. Sie mu?te sich die Frage stellen, ob ihr Name nach all den Jahrhunderten in Olborn noch immer verflucht wurde.
Und tatsachlich berichteten ihnen an der Grenze ihre fliegenden Spaher, da? eine gro?e Streitmacht der Olbornier sie erwarte. Sie brachten sogar Fotografien mit von den aufmarschierten Truppen, gro?en Katzen, die aufrecht gingen und eine Art Livree trugen, was auf eine wohlorganisierte Armee hinwies.
»Sollte verhaltnisma?ig einfach sein«, meinte Mavra, als sie die Aufnahmen betrachtete. »Das sieht genauso aus wie damals vor tausend Jahren, als sie gegen die Makiem-Allianz unterlagen. Wir fallen ihnen in die Flanke und vernichten sie.«
Asam schuttelte besorgt den Kopf.