vor dem Hex eine Reihe von Zelten errichtet hatte. Primitiv war das Hex jedoch nicht; es gab elektrische Beleuchtung, Heizung, alle Bequemlichkeit eines Hochtech-Hex.

Die affenahnliche Kolonie huschte in Sanghs Kommandozelt, wo der gro?e Dahbi sich ausruhte — Meditieren nannte er das —, indem er wie eine Fledermaus von der Querstange hing. Die Lamotien lie?en sich nicht aus der Ruhe bringen. Das Wesen blickte hinauf und sagte:»Befehlshaber Sangh! Schlechte Nachrichten!« Es wartete, als das wei?e Geschopf weder antwortete noch sich ruhrte. »Befehlshaber! Ein Mann, der wie Nathan Brazil aussieht, wurde vor nicht einmal zwei Stunden von einer gemischten Streife in Quilst gefa?t — und es war eine Art Geist oder Damonenwesen, gar nicht Brazil.«

Der Dahbi schien das zunachst nicht zu beachten, dann hatte es den Anschein, als gehe eine wellenartige Bewegung durch das Wesen. Auf unheimliche Weise krummte es sich und hob den Kopf, um mit seinem grauenhaften Gesicht auf das vergleichsweise winzige Koloniegeschopf hinabzublicken.

»Was gibt es?« fragte Sangh scharf. »Was soll das mit einem Geist oder Damon?«

»Es ist wahr, Sir«, gab der Lamotien erregt zuruck. »Auf die Vermutung Ihres Vertreters in Zone hin wurden an den westlichen Zugangen Wachen aufgestellt, und man fa?te jemanden, der wie Brazil aussah. Die Leute, die das Wesen begleiteten, waren selbst davon uberzeugt, da? es Brazil sei. Sie haben es beim Verhor unter Drogeneinflu? zugegeben. Aber als die Yaxa-Fuhrerin der Streife herankam, lachte es furchterlich, hei?t es in der Meldung, verwandelte sich in einen ganz anderen und verschwand vor ihren Augen«

Sanghs Interesse war geweckt.

»Hat sich in einen anderen verwandelt, sagst du. Nicht in etwas anderes, wie du das konntest?«

Der Lamotien wirkte einen Augenblick lang verwirrt, mehr von der Frage selbst als von etwas anderem. Schlie?lich sagte er:»Hm, ja, das stand in dem Bericht. Die Yaxa flog mit zwei von den Gefangenen zum Zone-Tor und begab sich nach Zone.«

»Aber es hat sich in eine Glathriel-Gestalt verwandelt, nicht in eine andere?« drangte Sangh.

»So hei?t es«, erwiderten die kleinen Wesen.

»Das ist interessant«, murmelte der Dahbi. Er setzte sich in Bewegung, und die Lamotien sahen fasziniert zu, als er an der Querstange entlang zur Zeltwand glitt und dort herunterkam.

»Sagt meinem Stab, ich wunsche in zehn Minuten eine Besprechung«, erklarte er. »Hier bei mir. Sie sollen alle erscheinen.«

Das kleine Wesen verbeugte sich knapp und sagte:»Ich werde bald nach Zone zuruckkehren. Soll ich eine Nachricht uberbringen?«

Gunit Sangh uberlegte kurz, dann erwiderte er langsam:

»Teile mit, da? wir versuchen werden, mit allen Moglichkeiten fertig zu werden, aber da? man sich auf eine Niederlage vorbereiten sollte.«

Der Lamotien starrte ihn kurz an und sagte dann:»Niederlage?«

Sangh nickte dumpf.

»Wo es einen falschen Brazil gibt, kann es zwanzig oder zweihundert geben«, stellte er fest. »Wir werden unser Bestes tun, aber das ist alles, was wir vermogen. Teile mit, wenn man brauchbare Einfalle hat, sei jetzt die Zeit gekommen, sie mir mitzuteilen.«

Der kleine Lamotien ging verstort hinaus.

* * *

»Die Hauptarmee ist hier in Bache«, erklarte ihm der Stabsoffizier. »Sie scheint sich zu massieren. Wir haben das Gefuhl, da? sie nach Koorz eindringen und die Entscheidungsschlacht in Yaxa austragen will. Lamotien ware fur sie fast vollig ungeeignet, wenn man die schrecklichen Sturme und Erdbeben bedenkt, von den Lamotien selbst zu schweigen. Man hat au?erdem Kampfe in Hochtech-Hex vermieden und alles getan, um ihnen aus dem Weg zu gehen.«

»Aber sie konnten auch nach Bahaoid gehen«, wandte der Dahbi ein. »Und von dort aus nach Verion. In Bahaoid gibt es fast keine Truppen, und obwohl es sich um ein Hochtech-Hex handelt, sind die Bahaoidaner weder sehr beweglich noch besonders gefahrlich.«

Der Stabsoffizier, eine Yaxa, schuttelte seinen Insektenkopf.

»Nein, ich ware au?er mir, wenn sie es versuchen wurden, und nicht wenig erfreut. Verion sieht nur auf der Karte harmlos aus. Es handelt sich um ein au?erordentlich gebirgiges Gebiet, von Truppen nur unter den gro?ten Schwierigkeiten zu durchqueren, wahrend eine kleine Streitmacht fur Angriffe der Einheimischen sehr anfallig ware. Die Verioniten sind, sagen wir, wilder, als wir es gewohnt sein mogen, aber wurmartige Wesen, die Gestein verzehren und uberall auftauchen und einen erwurgen und verschlingen konnen. Wir sind, was die Strategie des Feindes angeht, ziemlich sicher, da jede Anderung uns nur noch mehr begunstigen wurde.«

Gunit Sangh nickte. Er ware gern ebenso sicher gewesen wie der weibliche Offizier.

»Und die Awbri-Armee?«

»Zieht langsam und beharrlich in Richtung Ellerbanta und Verion«, sagte ein anderer. »Wir halten das in erster Linie fur ein Ablenkungsmanover, um General Khutirs Truppen in Quilst zu binden.«

»Sie konnen recht haben«, erwiderte Sangh, »aber was soll die Hauptarmee hindern, abzudrehen und sich, sagen wir, in Quilst mit den anderen zu vereinigen und dort vorzusto?en?«

»Zu gro?e Entfernungen«, versicherte ihm die Yaxa. »Das wurde eine Woche dauern. Wir waren rechtzeitig gewarnt, um Gegenma?nahmen zu ergreifen. Ich mochte aber erwahnen, da? Quilst standig davon spricht, Khutir von dort zu vertreiben. Die Armee hat sich, wie soll ich sagen, nicht sehr gut benommen, und die Quilst betrachten sich jetzt als Kampfplatz fur eine Auseinandersetzung zwischen Awbri und Khutir.«

»Da mogen sie nicht falsch liegen«, stellte der Dahbi fest. »In diesem Fall waren wir in einer ungunstigen Situation, wenn die Quilst umschwenken und sich den Awbriern anschlie?en sollten. Weisen Sie General Khutir an, da? er so rasch wie moglich nach Suden vorsto?en und die Awbrier angreifen soll, vorzugsweise von Quilst aus. Quilst soll den Zugang fur die Feinde bewachen und zusehen, ob Ellerbanta von ihrer Seite der Grenze aus gesichert werden kann, damit alle Moglichkeiten abgedeckt sind. Bereitet inzwischen eure eigenen Truppen darauf vor, da? sie gegen die Hauptarmee marschieren, solange diese sich in Bache noch sammelt. Lieber ein nur teilweise technologisches Hex, das uns freundlich gesinnt ist, als ein nichttechnisches von wenig oder gar keinem Nutzen. Wir sind die ganze Zeit in der Defensive gewesen, und man hat uns hereingelegt und zum Narren gehalten. Machen wir ein Ende mit der ganzen Sache, indem wir unsere Truppen an eine Stelle fuhren, die wir uns selbst aussuchen.«

»Es soll geschehen«, sagten die anderen erregt und erwartungsvoll. Wie Sangh waren sie der Dinge uberdrussig und wollten handeln.

Als sie hinausgingen, bat Sangh einen der Stabsoffiziere, den Dahbi-Chefadjutanten hereinzuschicken. Nach wenigen Sekunden waren die beiden allein.

»Heiligkeit?« Der Adjutant verbeugte sich ehrfurchtig.

»Sagrah, die Frage, von der wir vor so langer Zeit in unserer geliebten Heimat gesprochen haben, verlangt nun unsere Aufmerksamkeit«, sagte Sangh in ratselhaftem Ton.

»Heiligkeit?«

»Wir mussen den Tatsachen ins Gesicht sehen, Sagrah. Wir sind einem Feind unterlegen, der uns besser verstanden hat, als wir das selbst konnten. Wir mussen uns damit vertraut machen, da? Brazil aller Wahrscheinlichkeit nach den Schacht erreichen wird.«

Sagrah war davon nicht so uberzeugt.

»Aber wenn der andere ein Ablenkungsmanover war, Heiligkeit, mu? der echte in ihrer Armee sein. Wenn wir sie vernichten, haben wir ihn, oder er wird in unserem Gebiet auf der Flucht sein.«

»Und wenn er nicht der echte Brazil ist?« fuhr ihn Sangh an. »Nein, wir mussen schon tun, was du sagst, sie angreifen und das ausstreiten. Das la?t sich nicht andern. Aber in unserem eigenen Interesse — im Interesse Dahbis, Sagrah, da ich derjenige bin, der seine Gegner anfuhrt — mussen wir ein Mittel gegen ihn haben. Geh zu Zone und sag deinen Leuten dort, da? unser Ruckversicherungsplan ins Werk gesetzt werden mu? — nur das. Verstanden?«

Der Adjutant verbeugte sich.

»Ja, Heiligkeit.«

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