manchmal beinahe den Ubersetzerkristall, aber sonst geht es ihr sehr gut. Wir haben keinen Streit mit ihr und wollen ihr nichts Boses antun. Unsere Truppen sind derzeit im Vormarsch gegen Sie; wohlwollende Augen beobachten Sie unaufhorlich, um uns zu alarmieren, sollten Sie einen Fluchtversuch unternehmen. Alle nahe gelegenen Avenuen sind blockiert. Sie haben keine Aussicht, Sieger zu bleiben. Wenn Sie jetzt kapitulieren, indem Sie einfach durch das nachstgelegene Zone-Tor gehen, wird das Ganze ein Ende haben, ohne noch irgend jemand das Leben zu kosten, inklusive Sie selbst. Wenn Sie es vorziehen sollten, diese Mitteilung zu mi?achten, die meine einzige bleiben wird, mu? die Frau auf hochst unangenehme und langgezogene Weise sterben, bevor es zur gro?en Schlacht kommt. Und bitte keine primitiven Tauschungsversuche durch ein weiteres Double. Ich versichere Ihnen, wir werden jeden, den Sie schicken, au?erst streng prufen, und es wurde fur alle Beteiligten au?erst unerfreuliche Folgen haben, sollte eines Ihrer Ebenbilder sich in etwas anderes verwandeln und verschwinden. Ich habe so viel von Ihnen gehort, da? ich mich sehr darauf freue, Sie hier bald begru?en zu durfen. Wir haben viel miteinander zu besprechen. Ich verbleibe mit au?erordentlicher Hochachtung

Gunit Sangh, Oberbefehlshaber, Hauptfront Streitkrafte des Sudlichen Rates.‹

Brazil knullte das Papier zusammen und warf es ins Feuer.

»Hoflicher Mann, nicht?« meinte er mit schiefem Lacheln.

»Eine giftige Spinne oder eine hungrige Schlange«, sagte Asam schnaubend.

»Ich glaube aber, da? wir ihn bisher unterschatzt haben«, stellte Brazil fest, wahrend er zusah, wie der Brief verbrannte. »Ich dachte eigentlich immer, Serge Ortega wurde das gro?e Problem sein, aber dieser Kerl ist Ortega ohne… ohne…«

»Gewissen?« sagte Asam.

»Ehrgefuhl«, erganzte Brazil. »Gewissen ist etwas, wovon Serge sehr wenig besitzt, aber auf seine Art ist er ein ehrenhafter Mann. Er tut, was er nach seinen eigenen Ma?staben als das richtige fur jedermann betrachtet — ob es richtig ist oder nicht, ob es heilt oder totet. Nach allem, was ich von Gunit Sangh wei?, konnte er derzeit der gefahrlichste Mann sein, den es gibt. Ich bin unter meiner eigenen Art fruher oft auf seine Sorte gesto?en.«

Asam sah Brazil ins Gesicht.

»Werden Sie sein Angebot annehmen?«

Brazil lachelte ohne Humor.

»Es ist immer der muhelose Ausweg, den sie einem anbieten«, meinte er nachdenklich. »Tun Sie, was ich will, und der Fall ist erledigt — bis auf… Der Vorbehalt ist immer dabei, wissen Sie. Nein, ich werde mich ihm oder Ortega oder sonst irgend jemandem nicht ausliefern. Aber keine Sorge, gleichgultig, was er behauptet, er wird sie nicht umbringen. Er sagt sich, da? das der einzige Hebel ist, den er gegen mich hat, wenn ich in den Schacht gelange — und das stimmt naturlich. Das mag aber der Punkt sein, wo er seinen Fehler begeht. Sobald ich im Schacht bin und zu dem kleinen Computerchen komme, das diesen kleinen Planeten betreibt, kann er mir und ihr und jedem anderen nichts mehr tun, aber ich kann ihm sehr viel antun. Ich bringe eine ganze Liste von Leuten zusammen, mit denen ich gerne abrechnen wurde, Asam. Ich glaube, zum erstenmal lege ich Wert darauf, in den Schacht zu kommen.«

»Glauben Sie, da? Sie das konnen?« fragte der Zentaur ernsthaft. »Ich meine, er halt in seinem Brief doch mit nichts hinter dem Berg.«

»Es ist moglich«, erwiderte er. »Mehr als nur moglich. Wir lassen sie naturlich weiterhin raten, solange Zigeuner hier ist. Er kann es sich nicht ersparen, mit seiner gro?en Armee herzukommen, um mich aufzuhalten, und Zigeuner ist heute bei Yua unten, nicht nur, um sie in die Plane einzuweihen, sondern auch, um gesehen zu werden — als ich. Das wird sie so verwirren, da? Khutir gegen sie vorrucken mu?. Und ich habe noch den einen oder anderen Trumpf im Armel. Ja, ich glaube, ich kann hineinkommen. Ich mache mich heute abend auch auf den Weg, sobald Zigeuner wieder da ist.«

Asam schwieg kurze Zeit, dann sagte er trocken:»Heute abend« und ging zu seinem Zelt zuruck, um nachzudenken.

* * *

Es gab Stabsbesprechungen, Chefbesprechungen, Tagesbefehle, Anordnungen, fast den ganzen Nachmittag hindurch, was Asam in seinem Gefuhlsdilemma ein wenig nutzlich war. Was nicht wirklich an dich herankann, tut dir nicht weh.

Immerhin lauerte das Unheil in einem Winkel seines Gehirns, ein dumpfer Schmerz, der nicht weichen wollte. Er hatte schon oft geglaubt, verliebt zu sein, aber jetzt wu?te er, da? das alles bedeutungslos gewesen war — korperliche Anziehung oder Gefuhle, die mit Liebe zu verwechseln waren, weil er das Eigentliche noch nicht erlebt und geglaubt hatte, das musse es sein. Aber er liebte Mavra Tschang. Er wu?te es, bis ins Innerste seines Wesens hinein, wu?te, da? sie ihm mehr bedeutete als sein eigenes Leben, sogar als seine personliche Ehre, die er fur das Hochste gehalten hatte. Er verabscheute dieses Gefuhl; aus irgendeinem Grund war er in seinen eigenen Augen kleiner geworden, weil er sich als das Opfer solcher Empfindungen entpuppt hatte, Gefuhle, die er bei anderen beobachtet und nur mit Verachtung gestraft hatte.

Das schlimmste, das entwurdigendste von allem war, da? Gunit Sangh diese Verwundbarkeit erkannt, sein schleimiges Vorderbein genau auf diese Schwache in Asams Seele gestellt und mit solchem Genu? Druck ausgeubt hatte.

Kurze, ganz kurze Zeit hatte er die Hoffnung gehegt, Brazil werde ihm die Last abnehmen, diesem Wahnsinn ein Ende machen und die Sache bereinigen. Aber nein, dieser Ausweg war verstellt. Brazil wurde heute nacht versuchen, den Schacht der Seelen zu erreichen, der selbst auf dem Luftweg zwei oder drei Tagesreisen entfernt war, und was wurde mit Mavra geschehen? Brazil war seiner Sache bei Sangh zu sicher; er, Asam, kannte das Ungeheuer besser. Mavra wurde langsam und rituell geschlachtet und verschlungen werden, daran gab es keinen Zweifel. Sie selbst wurde lieber das auf sich nehmen, als Geisel zu bleiben, furchtete er. Sie wurde ihm zeigen, da? sie im Hinblick auf Brazil keine Geisel war.

Noch ein anderes Gefuhl bedrangte ihn, und zwar eines, das sein bewu?tes Denken nicht in den Vordergrund treten lie?. Von Anfang an hatte er sich dagegen aufgelehnt, da? Mavra zusammen mit Brazil den Schacht betrat. Im Augenblick hatte er das Gefuhl, da? sie ihn liebte, wenigstens auf irgendeine Art. Brazil behauptete aber, sie giere nach Liebe nach dem Vater, den sie nie gehabt, und er sei mindestens das und vielleicht noch viel mehr fur sie. Wenn man sie in Ruhe lie?, dann wurden sie beide, das wu?te er tief im Innersten, den Rest ihres Lebens gemeinsam auf der Sechseck-Welt verbringen; ein schones, erfulltes Leben. Aber mit Brazil im Schacht blieb die schreckliche, nagende Furcht, da? sie nicht als Dillianerin herauskommen wurde — falls sie uberhaupt herauskam.

Er dachte an Brazil und an die Sache, fur die so viele Wesen aus so vielen Hexagons kampften. Warum kampften sie uberhaupt? Dumme, irregeleitete Neuzugange, von denen sogar Mavra zugab, da? sie Produkte eines Kults waren, der an ein falsches Ende fur dies alles glaubte; Dillianer, zunachst rachgierig, die ihre Wunsche inzwischen befriedigt hatten und weitermarschieren mu?ten, und solche wie die Hakazit, denen die Sache nichts bedeutete, die aber kampften, weil ihnen das Genu? brachte; ein Antrieb, enthalten in ihren erschreckenden Riesengenen.

Und Brazil selbst — ein feiner Gott! Ein gelangweilter, zynischer kleiner Mann, den in Wahrheit nichts und niemand interessierte, und der selbst zugab, da? er weder die Arbeitsprinzipien des Schachts verstand noch etwas anderes tun wollte, als das Universum seinen jetzigen unsinnigen Weg fortsetzen zu lassen oder es nach demselben Muster noch einmal neu zu erschaffen. Er war einfach ein Mensch wie so viele andere, nur machte ihn dieses kleine Wissen zur Zielscheibe solch irregeleiteter Anbetung. Lediglich ein alberner, kleiner Mann, dessen einziges besonderes Merkmal war, da? er viel zu lange gelebt hatte…

* * *

Noch tiefer verborgen in Asams Unbewu?tem, wo niemand es je zu erkennen vermochte, lauerte das Gefuhl, Brazil konnte auf irgendeine Weise sein Rivale sein, konnte Mavra das anbieten, was sie nicht

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