zuruckzuweisen vermochte.
Er fa?te seinen Entschlu? aus, wie er meinte, vernunftigen realistischen Grunden. Er entschlo? sich, dann suchte er in der Apotheke nach dem, was er brauchte, erkundigte sich verstohlen nach Mengen und Vertraglichkeiten fur Glathraeliten und bereitete Mittel und Methoden zur Flucht vor. Wie Mavras Entfuhrer brauchte er fliegende Unterstutzung, die leicht zu beschaffen war. Auf diesem Territorium hatte er einen beachtlichen Ruf; er war der Befehlshaber der Truppen, und niemand stellte etwas in Frage, das er unternahm. Vor allem die Jorgasnovarier waren durch Marquoz und die Hakazit zur Mitwirkung bewogen worden, und bei ihnen handelte es sich nicht um Zugange. Sie waren fremde Wesen, diese fliegenden, fuhlerbewehrten Gummibonbons, in einem solchen Ma?e, da? es ihnen unmoglich gewesen ware, Brazil aus einer nackten Gruppe von Glathraeliten herauszupicken. Einer erschien ihnen genau wie der andere, und das erwies sich als Vorteil.
Gegen Abend war alles vorbereitet, und wie der Zufall es fugte, hatte Brazil sich in ein kleines Zelt zuruckgezogen, um in der Erwartung, die ganze Nacht wach sein zu mussen, ein wenig zu schlafen. Es wurde so leicht sein, da? man nur staunen konnte. Asam hoffte nur, da? Sangh das Zeitproblem erkannte und nichts ubersturzte.
Er betrat Brazils Zelt und lie? die Klappe hinter sich herunterfallen. Der kleine Mann lag da, mit dem Gesicht nach oben, den Mund geoffnet. Er schnarchte ein wenig. So muhelos, so verwundbar… Und trotzdem zogerte Asam, Liebe und Ehre standen im Widerstreit, Ha? und Antlitz von Gunit Sangh schienen ihn zu verhohnen.
Seine Hande zitterten, als er nach der kleinen Flasche griff und die Spritze mit zwei ccm der klaren Flussigkeit fullte. Niemand sonst war in der Nahe; in einer Stunde wurde es ganz dunkel sein, und seine eigenen Truppen wurden eingreifen, unterstutzt von passenden Wachwechseln, Nachtmanovern und umgestellten Essenszeiten, fur die er untertags gesorgt hatte. Es wurde gehen. Lautlos naherte er sich dem Schlafenden, die Spritze in der erhobenen Hand.
Er fuhr herum, die Spritze in der Hand, Brazil schnaubte und fuhr aus dem Schlaf hoch, erstarrte aber, als er die dramatische Situation erfa?te.
Sie waren zu dritt — riesige, zottigwei?e Geschopfe, hier in dieser Atmosphare ganz fehl am Platze. Asam wu?te auf der Stelle, was sie waren; er hatte sich fast sein ganzes Leben lang gewunscht, ihnen zu begegnen.
»Was denn?« fragte Brazil. Er setzte sich auf und rieb seine Augen. »Was soll das, Asam? Und wer oder was seid ihr drei?«
»
»Ihr — ihr seid Gedemondaner«, krachzte Asam, vor Schrecken und Scham beinahe sprachlos.
Brazil blickte mit ernster Miene auf die verraterische Spritze in Asams Hand.
»Sie wollten mich also verkaufen«, sagte er traurig. »Der gro?e Colonel Asam.«
»Sangh… kam zu mir. Hier. Mitten im Lager. Er kann durch Gestein schwimmen, man ist nirgends vor ihm sicher«, sagte der Dillianer dumpf, wie von einem Traum befangen.
»Er wollte sie lebendig essen, Brazil.
»Und so einem Ungeheuer wollten Sie vertrauen, da? er sie sicher und gesund herausgibt«, erwiderte der kleine Mann und schuttelte traurig den Kopf. »Ich wei? nicht, ob wir jemals etwas lernen. Asam, vor sehr langer Zeit bat uns auf der Welt meiner eigenen Art ein Mann wie Gunit Sangh um Vertrauen. Wir schenkten es ihm, und er verschlang ganze Nationen, eine nach der anderen, dann richtete er Millionen hin und folterte sie. Es kostete noch einmal Millionen Menschenleben, um ihn endlich zu besiegen — und trotzdem gingen Leute her und taten dasselbe wieder bei anderen Ungeheuern dieser Art. Gerade jemand wie Sie sollte wissen, da? Sangh sein Wort niemals halten wurde. Wir haben heute schon daruber gesprochen. Ehre ist ein Fremdwort fur ihn — und Sie scheinen in der Lage zu sein, den Sinn dehnbar zu nehmen. Aus Eifersucht waren Sie bereit gewesen, all jene zu verraten, die fur ihre Sache gekampft haben und gestorben sind.«
»Eifersucht? Nein, Brazil! Liebe, ja, aber nicht Eifersucht!« fuhr der Colonel auf.
»So wenig kennen Sie sich also«, meinte Brazil seufzend. »Gut, Asam. Es ist nun einmal geschehen.«
Asam nickte.
»Es ist geschehen. Ich werde Ihnen naturlich nicht langer zur Last fallen. Sie ist jetzt praktisch tot, und ich will sie nicht uberleben.«
»O narrischer Mann, sie lebt«, sagte der Gedemondaner.
»Aber wie lange noch?«
»Sie ist durch brutale chirurgische Eingriffe vollig gelahmt worden«, erklarte das zottige Wesen. »Sie ware, mit Ausnahme von Dahir-Zauberei, fur immer ein hilfloser Kruppel gewesen. Sie hatten einen lebenden Leichnam bekommen.«
Colonel Asam lie? die Spritze fallen und begann zum erstenmal in seinem Leben zu weinen. Die Gedemondaner standen ausdruckslos dabei, und Brazil blieb ruhig sitzen und wartete, bis Asam sich ausgeweint hatte. Nach einigen Minuten lie? Asam stumm den Kopf hangen und erwartete das Urteil uber sich.
»Mir fallt auf, da? Sie sagen, sie ware ein hilfloser Kruppel gewesen«, sagte Brazil zu den Gedemondanern, »nicht, da? sie einer ist.«
Der andere nickte.
»Zwei Bruder und eine Schwester sahen den Uberfall und gingen mit«, erklarte er. »Die Wesen, die sie trugen, wunderten sich daruber, da? sie so schwer war, aber sie sahen uns nicht.« Er schien insgeheim daruber zu lacheln. »Als es ging, setzten sie sich mit ihr in Verbindung — aber zu spat, um ihr zu helfen. Au?erhalb von Gedemondas sind unsere Krafte ein wenig eingeschrankt; wir konnen die Ereignisse nicht beeinflussen und sie auch nicht so klar erkennen, und so gro? wir auch sind, wir waren ihren Truppen nicht gewachsen gewesen, vor allem nicht in Dahir. Die Zauberei dort ist wirkungsvoll, und wir kommen nicht dagegen an.«
Er nickte.
»Verstehe. Aber ihr habt trotzdem etwas getan, nicht?«
»Sie versuchten das einzige, was unter diesen Umstanden moglich war«, fuhr der Gedemondaner fort. »Es gibt ein Verfahren, das mangels eines besseren Ausdrucks Ubertragung genannt wird. Wir kannten es, obwohl es nach unserem Wissen das erstemal war, da? Gedemondaner es ernsthaft versucht haben. Es geht darum, das Wesen einer Person, die Seele, den Intellekt, wie man es auch nennen mag, herauszuholen und in den Korper eines Tieres zu uberfuhren.«
»Ja! Sicher! Das kenne ich!« rief Brazil. »Die Murnies haben das einmal mit mir gemacht, als mein Korper zerstort wurde!«
»So ist es«, bestatigte der Sprecher. »Die Bewohner von Murithel sind die einzigen im Suden, die das praktizieren, und selbst dann nur bei sehr seltenen Gelegenheiten. Trotz ihrer seltsamen und gewalttatigen Lebensweise und ihres ungewohnlichen Aberglaubens sind einige ihrer Weisesten auf viele derselben Krafte und Geheimnisse gesto?en wie wir. Uns gelang das in der Tat durch Berichte uber ihr Tun.«
Brazil sah zu Asam hinuber.
»Sehen Sie, Colonel? Sie lebt, es fehlt ihr nichts, und sie ist aus den Handen der Feinde befreit. Alles, was sie haben, ist eine leere Hulle.«
Asam zwang sich ein schwaches Lacheln ab.
»Ich bin froh«, flusterte er.
»Sie haben sie noch nicht verloren, Colonel. Jetzt steckt sie in einem Tierkorper, aber im Inneren des Schachtes kann sie sein, was sie werden will. Es ist ihre Wahl, Colonel. Es ist immer ihre Wahl gewesen. Das kann ich beschworen.«
»Mochtet ihr sie sehen?« fragte der Gedemondaner. »Wir haben sie nicht in die Nahe des Hauptlagers gebracht, weil ein gro?es Tier in der Nahe einer Armee mit vielen Fleischfressern eine zu gro?e Verlockung ware, aber wir konnen euch zu ihr bringen.«
»Nein«, sagte Asam. »Jedenfalls nicht jetzt. Nicht nach… alledem. Wenn sie es will, wenn sie zuruckkehrt, dann kann ich ihr vielleicht wieder gegenubertreten. Was mich angeht, so werde ich diese Armee in die Schlacht fuhren und mit ihr siegen. Ich werde am Leben bleiben, bis ich Gunit Sangh selbst toten kann, egal um welchen Preis.« Er sah zuerst die Gedemondaner, dann Brazil an. »Darf ich gehen?«
Brazil nickte.
»Gehen Sie in Ihr Zelt zuruck, Colonel. Sie haben nicht mehr daruber zu bestimmen.«
Asam entfernte sich hastig, seine Gefuhle waren zu sehr in Verwirrung, als da? er sich mit ihnen hatte