gehen.“

Als nachstes traf ein kleines Passagierschiff von dem von Terrestriern bewohnten Planeten Gregor ein, und gleichzeitig brachte man Tabletts mit Mittagessen in die Anmeldezentrale herein. Das Orbit Hospital hatte zwar nur ein paar terrestrische Patienten, aber zur Not konnte das Schiff auch jeden anderen warmblutigen Sauerstoffatmer an Bord nehmen, der eine geringere Masse als ein Tralthaner hatte. Conway fertigte beide Anfluge gleichzeitig ab, und dabei war es ihm vollig egal, ob er nun mit vollem Mund sprechen oder sogar schreien mu?te.

Dann erschien plotzlich auch noch das verschwitzte und abgespannte Gesicht von Colonel Skempton auf dem hausinternen Bildschirm. „Doktor, da drau?en befinden sich zwei illensanische Schiffe in Warteposition. Haben Sie fur die nichts zu tun?“ fragte er mit scharfem Ton.

„Doch!“ zischte Conway verargert zuruck, da ihm Skemptons Ton uberhaupt nicht pa?te. „Aber an Schleuse siebzehn liegt schon ein Schiff, das Chloratmer an Bord nimmt, und auf dieser Ebene ist nun mal keine weitere passende Schleuse vorhanden. Die mussen schon warten, bis sie an der Reihe sind.“

„Das geht nicht!“ unterbrach ihn Skempton schroff. „Falls der Feind angreifen sollte, befinden sich diese Schiffe da drau?en in hochster Gefahr. Entweder fangen Sie also sofort damit an, die entsprechenden Passagiere an Bord bringen zu lassen, oder wir schicken sie eben wieder weg, und sagen ihnen, sie sollen spater wiederkommen, wahrscheinlich viel spater. Tut mir leid.“

Conway offnete den Mund, schlo? ihn dann jedoch schnell wieder und schnalzte mit der Zunge, weil er uber seine beabsichtigte Erwiderung selbst entrustet war. Wahrend er verbissen an seiner Wut festhielt, versuchte er nachzudenken.

Er wu?te, da? schon seit Tagen die Verteidigungsflotte massiert wurde.

Ihm war auch bekannt, da? die Astronavigationsoffiziere, die fur das Heranlotsen dieser Einheiten an das Orbit Hospital verantwortlich waren, so schnell wie moglich wieder abfliegen wurden; entweder auf ihren eigenen Aufklarungsschiffen oder zusammen mit den evakuierten Patienten. Denn fur den vom Monitorkorps ausgearbeiteten Plan brauchten weder die Mitglieder der Verteidigungskrafte noch die im Hospital ausharrenden Nichtkampfer Kenntnisse uber die Position der Foderationsplaneten. Die Verteidigungsflotte hatte die Aufgabe, das Hospital und die an ihm andockenden Schiffe zu schutzen, und der Gedanke an zwei frei um das Hospital herumfliegende Schiffe, die zudem vollausgebildete Astronavigatoren an Bord hatten, mu?te fast zwangslaufig dazu gefuhrt haben, da? Dermod, der Flottenkommandant des Monitorkorps, sauer geworden war und sich bei Skempton beschwert hatte.

„Also gut, Colonel“, gab Conway nach. „Wir lassen die Schiffe an den Schleusen funfzehn und einundzwanzig andocken. Das bedeutet jedoch, da? die Chloratmer durch die DBLF-Entbindungsstation und einen Teil der AUGL-Abteilung mussen. Aber trotz dieser Komplikationen mu?ten wir die Patienten in drei Stunden eingeschifft haben.“

„Komplikationen“ ist der richtige Ausdruck! dachte Conway grimmig, und er erteilte die notwendigen Anweisungen. Glucklicherweise mu?te sowohl die DBLF-Station als auch die betreffende Station der AUGL-Ebene bereits leerstehen, sobald man dort die chloratmenden Illensaner in ihren Druckzelten hindurchfuhren wurde. An einer angrenzenden Schleuse lag jedoch das Schiff vom Planeten Gregor und nahm ELNTs an Bord, die von DBLF- Schwestern in Schutzanzugen durch denselben Bereich gefuhrt wurden. Daruber hinaus brachte man auch noch einige der unter geringer Schwerkraft lebenden, vogelahnlichen MSVKs zum gleichen Schiff, allerdings durch die Chlorabteilung. Die, so hoffte Conway, hatte er bis dahin geraumt.

Plotzlich kam er zu der Uberzeugung, da? es hier in der Anmeldezentrale einfach nicht genugend Bildschirme gab, um uber die Vorgange unten in den Abteilungen und an den Schleusen immer auf dem laufenden zu bleiben.

Und er wollte unbedingt alles im Auge behalten, weil er das schreckliche Gefuhl hatte, da? ein verheerendes Chaos entstehen konnte, wenn er nicht vorsichtig war. Aber er konnte naturlich nur dann vorsichtig sein, wenn er wirklich alles im Auge behielt. Also blieb ihm nichts anderes ubrig, als nach unten zu gehen und den Evakuierungsverkehr selbst zu regeln.

Vorher rief er noch schnell O’Mara an, erlauterte ihm kurz die Lage und bat ihn, in der Anmeldezentrale von jemand anderem abgelost zu werden.

15. Kapitel

Als Ablosung traf schlie?lich Dr. Mannon in der Anmeldezentrale ein. Beim Anblick der Batterie von Bildschirmen und blinkenden Lampchen stohnte er zwar klaglich auf, ubernahm dann jedoch ruhig die Leitung der Evakuierung. Conway hatte sich gar keine bessere Vertretung wunschen konnen. Er wandte sich gerade zum Gehen, als Mannon das Gesicht bis auf Handbreite an einen der Bildschirme heranschob und „Hmpf!“ sagte.

Conway blieb stehen. „Was ist denn los?“

„Nichts, nichts“, entgegnete Mannon, ohne sich umzudrehen. „Ich fange jetzt nur langsam an zu verstehen, warum Sie unbedingt nach unten wollen.“

„Aber ich hab Ihnen doch schon gesagt, warum!“ raunzte Conway ihn ungeduldig an. Er stapfte hinaus und dachte argerlich, da? Mannon sich zu einem Zeitpunkt mit unsinnigen Plaudereien abgab, wo jede Art uberflussigen Geredes geradezu kriminell war. Dann fragte er sich allerdings, ob der alternde Dr. Mannon vielleicht nur mude war oder ob ein besonders verwirrendes Physiologieband gerade in seinem Kopf sein Unwesen trieb. Auf einmal schamte er sich — zwar hatte es ihn vorhin nicht uberma?ig gestort, Skempton oder den Nidianer in der Anmeldezentrale hin und wieder anzuschnauzen, aber er wollte jetzt nicht damit anfangen, auch noch seinen Freunden die Kopfe abzurei?en. Selbst dann nicht, wenn er von Sorgen gequalt und mude werden sollte, und das ganze Hospital zum Teufel gehen wurde. Bald darauf war Conway wieder viel zu beschaftigt, um sich weiterhin vor sich selbst zu schamen.

Drei Stunden spater schien sich das Durcheinander um ihn herum verdoppelt zu haben, obwohl in Wirklichkeit lediglich das Doppelte in der halben Zeit erledigt und geleistet wurde. Von seinem Standort bei einem der hochgelegenen Eingange zur AUGL-Station konnte Conway auf eine Schlange ELNTs — sechsbeinige krabbenahnliche Wesen vom Melf IV — hinuntersehen, die uber den Boden des gro?en Beckens krabbelten oder gezogen wurden. Anders als die von ihnen begleiteten amphibischen Patienten mu?ten die mit dickem Fell besetzten, Sauerstoff atmenden Kelgianer Druckhullen tragen, in denen sie vor Hitze fast umkamen. Die zu Conway nach oben steigenden ubersetzten Gesprachsfetzen waren dann auch flammende Verwunschungen, obwohl sie zwangslaufig emotionslos waren. Doch die Arbeit ging voran, und zwar viel schneller, als Conway jemals gehofft hatte.

Auf dem Korridor hinter ihm zog eine langsame Prozession von Illensanern vorbei, die den Wassertank bereits erfolgreich hinter sich gelassen hatte. Einige von ihnen trugen Schutzanzuge, die schwerer erkrankten PVSJs lagen hingegen in ihren von Druckzelten umschlossenen Betten. Terrestrische und kelgianische Schwestern begleiteten den Zug. Die Uberfuhrung ging jetzt also glatt uber die Buhne, stellte Conway mit Erleichterung fest, zumal er sich noch vor einer halben Stunde gefragt hatte, ob die Evakuierung uberhaupt jemals klappen wurde.

Denn als die gro?en illensanischen Druckzelte eine halben Stunde zuvor schlie?lich bis zur wassergefullten AUGL-Abteilung gelangt waren und von den Schwestern in den Korridor hineingeschoben wurden, waren sie im Wasser sofort wie riesige Chlorblasen emporgestiegen und hatten sich fest gegen die Decke gedruckt. Es war unmoglich, sie an der Korridordecke entlangzuziehen, weil man die dunnen Hullen womoglich an den vorstehenden Rohren zerrissen hatte. Und es war naturlich au?erst unpraktisch, funf oder sechs Schwestern zu nehmen, um die Betten auf den Boden zu drucken. Deshalb hatte Conway schlie?lich Elektrobahren aus der daruberliegenden Ebene geholt — Fahrzeuge, die zwar eigentlich nicht fur den Unterwasserbetrieb vorgesehen sind, theoretisch aber trotzdem funktionieren mu?ten —, um die Patienten mit dem uberma?igen Auftrieb nicht nur am Boden zu halten, sondern sie gleichzeitig auch noch schnell fortbewegen zu konnen. Als man die Patienten mit ihren Druckzeltbetten dann aber auf diesen Gestellen befestigt hatte und in das Becken fuhr, platzte zu allem Uberflu? auch noch ein Batteriegehause. Sofort bildete sich um das betreffende Gestell herum eine Wolke aus zischendem, brodelndem Wasser, das sich schnell schwarz farbte.

Conway hatte es nicht uberrascht zu horen, da? der Patient auf diesem Gestell einen Ruckfall erlitten hatte.

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