Der Imperator erklarte, er habe den festen Willen, ja halte es sogar fur seine Pflicht, seine Streitkrafte zur Niederschlagung dieser ublen Tyrannei einzusetzen. Daruber hinaus war er der Meinung, nur Streitkrafte des Imperiums in den Krieg zu schicken, weil er zu seiner Schande eingestehen musse, da? die Beziehungen zwischen dem Imperium und der innerhalb dessen Einflu?sphare stehenden fremdartigen Planeten nicht immer so herzlich gewesen seien, wie sie es eigentlich hatten sein sollen. Falls allerdings irgendeine dieser fruher vom Imperium moglicherweise beleidigten Spezies freiwillig ihre Hilfe anbieten wolle, wurde er sie keinesfalls zuruckweisen.

„. und das erklart viele ratselhafte Aspekte dieser feindlichen Angriffe“, fuhr Dermod fort. „Die Streitkrafte des Imperiums beschranken sich auf chemische und konventionelle Waffen, und wir mussen in dem beschrankten Raum unseres kugelformigen Verteidigungsrings das gleiche tun. Denn die feindlichen Streitkrafte wollen das Hospital ja nicht zerstoren, sondern erobern. Der Imperator mu? zur Fortfuhrung des Kriegs schlie?lich die Positionen der Foderationsplaneten herausfinden. Da? die Streitkrafte des Imperiums so brutal und bis zum Umfallen kampfen, kann man vielleicht mit ihrer Angst vor Gefangennahme erklaren, weil das Orbit Hospital fur sie ja nichts anderes als eine im Raum schwebende Folterkammer ist.

Der vollkommen wirkungslose letzte Angriff mu? wohl von einem der zum Imperium gehorenden hitzkopfigen ET-Freunde vorbereitet worden sein, dem man wahrscheinlich gestattet hat, ohne ordentliche Ausbildung und ausreichende Kenntnisse uber unsere Verteidigungsstarke hierherzulegen“, fuhr der Flottenkommandant fort. „Wir haben den Feind vernichtet, und gerade deshalb werden sich jetzt eine Menge anderer ETs auf die Seite des Feindes schlagen, die bisher mit ihrer Entscheidung womoglich noch gezogert haben.

Auf die Seite des Imperiums“, schlo? Dermod bitter.

Als der Flottenkommandant seine Ausfuhrungen beendet hatte, blieb Conway stumm. Er hatte inzwischen Einblick in die vertraulich an Williamson gerichteten Berichte gehabt und wu?te daher, da? Dermod die Situation keineswegs ubertrieben dargestellt hatte. O’Mara hatte die gleichen Informationen erhalten und schlo? sich dem grimmigen Schweigen an, Dr. Mannon hingegen war ein weniger schweigsamer Typ.

„Aber das ist doch alles Blodsinn!“ polterte er los. „Die verdrehen die Dinge ja vollig! Das hier ist ein Krankenhaus und keine Folterkammer. Au?erdem schieben die uns genau das in die Schuhe, was sie selber tun.!“

Dermod uberhorte den Ausbruch, aber auf eine Art, die Mannon nicht krankte. In nuchternem Ton fuhr der Flottenkommandant fort: „Das Imperium ist politisch instabil. Wenn wir genugend Zeit hatten, konnten wir die gegenwartige Regierung sturzen und durch ein demokratisches System ersetzen, das wurden die Burger des Imperiums sogar selbst tun. Aber dazu brauchen wir einfach Zeit, und wir mussen verhindern, da? sich der Krieg zu stark ausweitet und zu sehr an Boden gewinnt. Denn wenn sich zu viele extraterrestrische Verbundete mit dem Imperium gegen uns zusammenschlie?en, dann wird die Situation viel zu verwickelt, um sie noch unter Kontrolle zu behalten. Au?erdem spielen in dem Fall die ursprunglichen Kriegsursachen oder die Wahrheit oder Unwahrheit dieser Anschuldigungen uberhaupt keine Rolle mehr.

Wir konnen zwar Zeit gewinnen, indem wir hier so lange wie moglich durchhalten“, schlo? Dermod mit grimmiger Miene, „aber wir konnen nicht viel tun, um den Krieg zu begrenzen. Wir konnen nur hoffen.“

Er klappte den Helm nach vorne und befestigte ihn wieder, lie? das Visier fur das weitere Gesprach jedoch geoffnet. In diesem Augenblick stellte Mannon die Frage, die Conway schon lange am Herzen lag und nur deshalb nicht zu stellen gewagt hatte, weil er nicht als Feigling dastehen wollte.

„Haben wir denn uberhaupt eine echte Chance, dem Feind standzuhalten?“

Dermod zogerte einen Moment lang, weil er sich offenbar fragte, ob er Conway, Mannon und O’Mara beruhigen oder ihnen die Wahrheit sagen sollte. Schlie?lich antwortete er: „Ein gut gesicherter und ausgestatteter Verteidigungsring ist die ideale taktische Position. Falls der Feind in ausreichender Uberzahl sein sollte, kann diese Stellung aber auch zur perfekten Falle werden.“

Nachdem Dermod gegangen war, beanspruchte Thornnastor, der leitende Diagnostiker der Pathologie, die vom Flottenkommandanten mitgebrachten Uberreste des fremdartigen Wesens, mit deren Untersuchung er bestimmt tagelang zu tun haben wurde. O’Mara begab sich wieder in seine Abteilung zuruck, um seine Patienten so zu traktieren, da? sie ihre geistige Gesundheit dauerhaft wiedererlangten, und auch Mannon und Conway kehrten auf ihre Stationen zuruck. Die Reaktion des Personals auf einen moglichen Angriff durch ETs teilte sich ungefahr je zur Halfte in die Sorge uber eine Ausweitung des Kriegs und in das Interesse an moglicherweise erforderlichen Behandlungsmethoden fur Verwundete einer noch unentdeckten Spezies.

Es vergingen jedoch zwei Wochen ohne den erwarteten Angriff. Weiterhin trafen Kriegsschiffe des Monitorkorps ein, die ihre Astronavigatoren in kleinen Rettungsschiffen wieder ins All zuruckschossen und dann in Stellung gingen. Von den Sichtfenstern des Hospitals aus schienen sie den gesamten Himmel zu bedecken, und man hatte den Eindruck, als ob das Orbit Hospital das Zentrum eines weit ausgedehnten, dunnen Sternenhaufens und jeder Stern darin ein Kriegsschiff ware. Fur Conway war es ein ehrfurchtgebietender und au?erst beruhigender Anblick, und deshalb versuchte er, wenigstens einmal taglich eins der Sichtfenster aufzusuchen.

Auf dem Ruckweg von einem dieser Ausfluge zu den Sichtfenstern traf Conway dann zufallig eine Gruppe von mannlichen Kelgianern.

Einen Moment lang traute er seinen Augen nicht — man hatte alle kelgianischen DBLFs evakuiert! Den Abflug der letzten Kelgianer hatte er selbst beaufsichtigt, und jetzt schlangelten sich hier auf einmal ungefahr zwanzig dieser ubergro?en Raupen in einer Reihe vorwarts. Bei genauerem Hinsehen bemerkte er jedoch, da? die Kelgianer nicht die ublichen Armbinden mit den technischen oder medizinischen Emblemen trugen. Statt dessen waren auf ihr silbernes Fell Kreis- und Rautenmuster in Rot, Blau und Schwarz gemalt — die Rangabzeichen des kelgianischen Militars. Conway sturmte zu O’Mara.

„Die gleiche Frage wollte ich auch gerade stellen, Doktor“, sagte der Chefpsychologe in barschem Ton und zeigte auf den Bildschirm. „Obwohl ich meine Frage naturlich in weit respektvollere Worte gekleidet hatte. Ich versuche jetzt, den Flottenkommandanten an den Apparat zu bekommen. Also horen Sie auf zu schreien, und setzen Sie sich gefalligst hin!“

Ein paar Minuten spater erschien Dermods Gesicht auf dem Bildschirm. „Das hier ist nicht das Imperium, meine Herren“, sagte er in freundlichem, aber gehetztem Ton. „Wir sind verpflichtet, die Regierung der Foderation und somit auch die Bevolkerung uber den tatsachlichen Stand der Dinge, wie wir ihn sehen, zu informieren — obwohl die Regierung die Meldung uber den Angriff durch feindliche ET-Streitkrafte noch nicht offentlich verbreitet hat.

Eigentlich mu?ten Sie den ETs der Foderation dankbar sein, da? sie die gleichen Gefuhle haben wie wir“, fuhr er fort. „Schlie?lich sind viele Extraterrestrier im Orbit Hospital geblieben, und deren Freunde auf den verschiedenen Heimatplaneten kommen langsam zu der Uberzeugung, sie sollten hierherfliegen und bei ihrer Verteidigung helfen. So einfach ist das.“

„Aber Sie haben doch gesagt, Sie wollen keine Ausweitung des Kriegs!“ protestierte Conway.

„Ich hab die ETs nicht darum gebeten herzukommen, Doktor“, verteidigte sich Dermod in scharfem Ton. „Aber wenn sie schon mal da sind, kann ich sie ja auch einsetzen. Denn die letzten Berichte des Geheimdienstes deuten darauf hin, da? es sich bei dem nachsten Angriff wahrscheinlich um die Entscheidungsschlacht handelt.“

Mannon erhielt die Nachricht uber die extraterrestrischen Verteidiger erst spater beim Mittagessen und nahm sie mit au?erst dusterer Stimmung auf. Er genie?e es gerade in vollen Zugen, wenigstens einmal er selbst zu sein, erzahlte er Conway traurig, und jetzt, wo demnachst wahrscheinlich verwundete ETs eingeliefert werden wurden, mu?ten sie wohl alle wieder diese Bander im Kopf mit sich herumschleppen. Prilicla a? Spaghetti und bemerkte, wie glucklich er daruber sei, da? die extraterrestrischen Mitglieder des Personals das Hospital schlie?lich doch nicht verlassen hatten. Er sah Conway dabei jedoch nicht an. Conway selbst sprach nur sehr wenig.

Der nachste Angriff, hatte Dermod gesagt, ist wahrscheinlich die Entscheidungsschlacht…

Drei Wochen spater begann dieser Angriff tatsachlich, nachdem bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich nichts Wesentliches passiert war und nur eine Truppe von freiwilligen Tralthanern und ein einzelnes Schiff mit Besatzungsmitgliedern der Klassifikation QCQL eingetroffen waren. Conway hatte weder von dieser Klassifikation noch vom Herkunftsplaneten dieses Schiffs jemals etwas gehort. Wie er erfuhr, hatte es mit dem Orbit Hospital und diesen Wesen noch nie Gelegenheit zu Kontakten auf beruflicher Ebene gegeben, weil es sich um die neuesten Mitglieder der Foderation handelte, die sich allerdings binnen kurzem als deren begeisterte Forderer entpuppt hatten. Conway bereitete eine kleine Station zur Aufnahme von moglichen Verwundeten dieser Spezies vor, indem

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