er sie mit dem die Atmosphare der QCQLs darstellenden schrecklich korrosiven Nebel fullte und die Beleuchtung bis zu dem grellen eisigen Blau verstarkte, das diese Spezies als erholsam empfand.

Nach Conways Empfinden begann der Angriff auf fast gemachliche Weise, als er ihn durch das Beobachtungsfenster hindurch verfolgte. Der Hauptverteidigungsschild schien von den drei kleineren Angriffen, die an weit auseinanderliegenden Punkten auf seine Oberflache gerichtet waren, kaum in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Alles, was man von den Vorgangen weit drau?en im All sehen konnte, waren drei kleine konfuse Wirbel aus sich bewegenden Lichtpunkten, die von Schiffen, Raketen, Abwehrraketen und Explosionen ausgingen. Alles lief wie in Zeitlupe ab und wirkte deshalb nicht sonderlich bedrohlich. Aber diese Bewegungen waren nur scheinbar langsam, denn die Schiffe wurden wenigstens mit einer Beschleunigung von funf Ge manovriert, wobei die automatischen Schwerkraftaggregate die Besatzungen davor bewahrten, von der enormen Beschleunigung der Schiffe an den Innenwanden zermalmt zu werden. Die Raketen beschleunigten dagegen mit bis zu funfzig Ge. Die weit ausgedehnten Repulsionsfelder, durch die die Raketen zumeist abgefalscht wurden, waren ebenso unsichtbar wie die Pressor-, Pulsator- und Traktorstrahlen, die die restlichen Raketen abfingen, die den Schutzschild durchdrungen hatten. Das alles hier war lediglich eine erste Probe der Verteidigungswaffen des Orbit Hospitals, eine Reihe von offensiven Erkundungsflugen des Feindes, ein kurzes Vorgeplankel.

Conway wandte sich vom Sichtfenster ab und begab sich wieder auf seinen Posten. Selbst bei diesen relativ unwichtigen Vorgefechten gab es Verwundete, und deshalb stand es ihm einfach nicht an, hier oben auf Besichtigungstour zu gehen. Au?erdem wurde er sich unten auf den Stationen ein viel realistischeres Bild vom Verlauf der Schlacht machen konnen.

In den nachsten zwolf Stunden wurden zwar regelma?ig Verwundete eingeliefert, allerdings nur in gro?eren Zeitabstanden. Doch schon bald wurden aus den leichten Vorsto?versuchen gegen das Hospital schwere Scheinangriffe, und die Einlieferungen steigerten sich zu einem unregelma?igen Strom. Schlie?lich ging der Angriff richtig los, und nun wurden die Stationen von Verwundeten regelrecht uberschwemmt.

Conway verlor jeglichen Sinn fur Zeit. Er hatte keine Ahnung mehr, wer seine Assistenten waren und wie viele Falle er behandelte. Oft hatte er eine Aufputschspritze gebraucht, um die Mudigkeit aus Kopf und Handen zu vertreiben, aber solche Mittel waren jetzt unter allen Umstanden verboten. Schlie?lich stand das Personal so schon genugend unter Druck, und zusatzliche Patienten aus den eigenen Reihen konnte man sich nicht leisten. Conway mu?te also trotz seiner gegenwartigen Mudigkeit wohl oder ubel weiterarbeiten, obwohl er wu?te, da? er die eigentlich fur die Behandlung seiner Patienten erforderliche Leistung nicht erbringen konnte. Er a? und schlief nur noch, sobald er die Instrumente nicht mehr richtig in den Handen halten konnte. Manchmal stand ihm einer der riesigen Tralthaner zur Seite, manchmal ein Sanitater des Monitorkorps und manchmal Schwester Murchison. Meistens war es eigentlich Murchison, dachte Conway. Entweder brauchte sie uberhaupt keinen Schlaf, oder sie machte ihr Nickerchen immer zur gleichen Zeit wie er. Vielleicht aber nahm er in dieser Ausnahmesituation lediglich mehr Notiz von ihr als sonst. Gewohnlich war es auch Murchison, die ihm Essen in den widerstandslosen Mund schob und ihm sagte, wann er sich wirklich hinlegen mu?te.

Auch am vierten Tag gab es keinerlei Anzeichen fur ein Nachlassen der Kampfhandlungen. Die an der Au?enwand angebrachten Pulsatorstrahlen waren beinahe ununterbrochen in Betrieb, und wegen des hohen Energieverbrauchs flackerte die Beleuchtung.

Das gleiche Prinzip, nach dem der Boden mit kunstlicher Schwerkraft versorgt und die morderische Beschleunigung der Schiffe kompensiert wurde, steckte auch hinter den Waffen beider Kriegsparteien: dem Repulsionsfeld — ursprunglich eine Vorrichtung zum Schutz vor Meteoriten —, den Traktor- und Pressorstrahlen sowie dem Pulsatorstrahl, der eine Kombination aus beidem war. Der Pulsatorstrahl schob und zog oder anders ausgedruckt, pulsierte er je nach Bundelungsstarke mit einer Kraft von bis zu achtzig Ge. Erst schob er also mit achtzig Ge, und dann zog er mit achtzig Ge, und das alles viele Male in der Minute. Naturlich war der Strahl nicht immer exakt auf sein Ziel eingestellt, denn schlie?lich bewegten sich sowohl das angreifende als auch das angegriffene Schiff, und das Schiff im Visier ergriff normalerweise Gegenma?nahmen. Zum Abrei?en der Rumpfverkleidung war der Strahl jedoch immer scharf genug gebundelt, und ein kleines Schiff wurde durch ihn derart geruttelt, da? die Besatzung im Innern durch die Vibrationen das Bewu?tsein verlor und keine Gegenma?nahmen mehr ergreifen konnte.

Und diese Pulsatorstrahlen kamen jetzt um das Hospital herum in gro?em Umfang zum Einsatz. Die Streitkrafte des Imperiums griffen auf brutale Weise an und drangten den kugelformigen Verteidigungsring des Monitorkorps bis an die Au?enwand des Orbit Hospitals zuruck.

Der jetzt stattfindende Nahkampf wurde ausschlie?lich mit Pulsatorstrahlen gefuhrt, denn zum gezielten Abfeuern von Raketen war der Raum viel zu uberfullt. Das galt jedoch nur fur die kriegfuhrenden Schiffe. Denn auf das Orbit Hospital waren trotzdem noch Raketen gerichtet, wahrscheinlich sogar Hunderte, und einige dieser Raketen drangen bis zum Hospital durch. Conway spurte wenigstens funfmal die verraterische Erschutterung unter den Schuhsohlen, denn seine Fu?e waren wegen der Schwerelosigkeit am Boden des Operationssaals festgeschnallt.

Die Behandlung der von den Pulsatorstrahlen durchgeruttelten Manner erforderte keine besonderen diagnostischen Fahigkeiten. Es war nur allzu deutlich, da? sie mehrfache und komplizierte Frakturen erlitten hatten, bei einigen von ihnen waren sogar fast samtliche Knochen im Leib gebrochen. Sobald er wieder einmal einen dieser zerquetschten Korper aus dem Anzug schneiden mu?te, hatte Conway oft am liebsten die Manner, die den Verwundeten eingeliefert hatten, angebrullt: „Und was soll ich jetzt wohl damit tun.?“

Aber dieses Etwas war lebendig, und als Arzt mu?te er zur Rettung von Leben samtliche ihm zur Verfugung stehenden Moglichkeiten ausschopfen.

Er hatte gerade einen besonders ernsten Fall abgeschlossen, bei dem ihm Murchison und eine tralthanische Schwester assistiert hatten, als er im OP einen DBLF bemerkte. Inzwischen waren Conway die in das Fell eingefarbten, beim kelgianischen Militar den Rang bezeichnenden Farbmuster gelaufig geworden, und an diesem DBLF erkannte er ein zusatzliches Zeichen, das den ET als Arzt auswies.

„Ich komme, um Sie abzulosen, Doktor“, sagte der DBLF mit tonloser, hastiger Translatorstimme. „Ich hab Erfahrung mit der Behandlung von Angehorigen Ihrer Spezies. Major O’Mara mochte, da? Sie sofort zu Schleuse zwolf kommen.“

Conway stellte dem Kelgianer rasch Murchison und die Tralthanerin vor, da die drei schon in wenigen Minuten gemeinsam einen weiteren, gerade eingelieferten Verwundeten behandeln wurden, und fragte dann: „Und warum soll ich zu Schleuse zwolf kommen?“

„Doktor Thornnastor ist beim letzten Raketeneinschlag verletzt worden und kann jetzt nicht mehr arbeiten“, antwortete der Kelgianer, wahrend er seine Greiforgane mit der von seiner Spezies als Handschuhersatz benutzten Plastikmasse bespruhte. „Es wird jemand mit ET-Erfahrung gebraucht, der Thornnastors Patienten und die gerade an Schleuse zwolf eintreffenden FGLIs ubernimmt. Major O’Mara schlagt vor, da? Sie sich die Patienten so schnell wie moglich ansehen, damit Sie wissen, welche Bander Sie brauchen.

Und ziehen Sie sich einen Anzug an, Doktor“, fugte der DBLF noch hinzu, als sich Conway zum Gehen wandte. „Die Ebene uber uns verliert namlich Druck.“

Seit der Evakuierung hatte es fur die Pathologie zwar nicht mehr viel zu tun gegeben, dachte Conway, als er sich durch den zu Schleuse zwolf fuhrenden Korridor vorkampfte, aber dafur hatte Thornnastor durch die Ubernahme der gro?ten Verwundetenabteilung des Hospitals seine Vielseitigkeit bewiesen — neben den FGLIs seiner eigenen Spezies hatte er namlich auch DBLFs und Terrestrier behandelt. Diese Patienten konnten wirklich heilfroh sein, da? sich dieser trampelnde, leicht erregbare und unglaublich fahige tralthanische Chirurg um sie gekummert hatte. Conway fragte sich, wie schwer Thornnastor verletzt worden war, denn das hatte ihm der kelgianische Arzt leider nicht sagen konnen.

Als er an einem Sichtfenster vorbeikam, warf er schnell einen Blick nach drau?en. Das, was er dort sah, erinnerte ihn an einen Schwarm wutender Leuchtkafer. Dann schlug auf einmal der Pfosten, an dem er sich festhielt, gegen seine Hand — ein eindeutiges Indiz fur einen erneuten Raketeneinschlag, und das in nicht allzu gro?er Entfernung.

Als Conway schlie?lich die Schleuse erreichte, befanden sich au?er den immer gegenwartigen Monitoren noch zwei Tralthanerinnen, eine Nidianerin und eine QCQL im Raumanzug in der Schleusenvorkammer. Die Nidianerin berichtete, da? ein tralthanisches Schiff von feindlichen Pulsatorstrahlen beinahe auseinandergerissen worden ware, ein Gro?teil der Besatzung jedoch uberlebt hatte. Die am Orbit Hospital montierten Traktorstrahlenprojektoren hatten das beschadigte Schiff schnell zur Schleuse herangezogen und die.

Plotzlich nahm er nur noch das bellende Gerausch der Nidianerin wahr.

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