dieser Lautfolgen und manchmal auch nicht. Die beste Aussprache, die ihm gelang, klang wie cinrusskisches Kauderwelsch, aber er versuchte es unermudlich weiter. Dann wurde er jedoch plotzlich unterbrochen.

„Hier O’Mara“, meldete sich eine Stimme aus dem Kommunikator im Zimmer. „Sie mu?ten inzwischen eigentlich wach sein, Doktor, deshalb erstatte ich Ihnen jetzt den neuesten Lagebericht. Wir werden immer noch angegriffen, aber die Situation hat sich ein wenig entspannt, da noch mehr freiwillige ETs zur Verstarkung unserer Streitkrafte eingetroffen sind. Dabei handelt es sich um Melfaner, noch ein paar Tralthaner und eine Truppe illensanischer Chloratmer. Sie werden sich demnachst also auch noch um PVSJs kummern mussen, Doktor. Im Hospital selbst sieht es folgenderma?en aus.“

O’Mara gab nun eine genaue Aufschlusselung der Verwundeten und des zur Verfugung stehenden Personals nach Spezies, Standort und Anzahl. Daruber hinaus teilte er nahere Daten uber die in jedem Abschnitt herrschenden besonderen Probleme mit und nannte auch deren Dringlichkeitsgrad.

„.die Entscheidung, womit Sie anfangen wollen, liegt bei Ihnen“, fuhr er fort. „Und je eher Sie sich daran machen, desto besser. Aber fur den Fall, da? Sie immer noch ein wenig durcheinander sein sollten, wiederhole ich das.“

„Nicht notig“, unterbrach ihn Conway. „Ich hab alles mitbekommen.“

„Gut. Wie fuhlen Sie sich?“

„Furchtbar. Entsetzlich. Und au?erst eigenartig.“

„Das ist in jeder Hinsicht eine normale Reaktion“, antwortete O’Mara trocken. „Ende.“

Conway loste die Riemen, mit denen er ans Bett gegurtet war, und schwang die Beine heraus. Sofort versteifte er sich, unfahig, die Bettkante loszulassen. Denn viele der Wesen, die jetzt das Gehirn mit ihm teilten, hatten schreckliche Angst vor dem Zustand der Schwerelosigkeit. Die Reaktion war rein instinktiv, deshalb war es sehr schwer, etwas dagegen zu unternehmen. Und als Conway feststellte, da? seine Fu?e nicht so wie Priliclas an der Decke hangen bleiben wurden, geriet er einen Moment lang in zusatzliche Panik. Er lockerte den Griff um die Bettkante und bemerkte, da? er sich mit einer Gliedma?e festgehalten hatte, die bleich und schwammig war und sich furchtbar von den klaren und deutlichen Konturen des Mundwerkzeugs unterschied, das er eigentlich zu sehen erwartet hatte. Doch irgendwie schaffte er es, das Zimmer zu durchqueren, auf den Korridor zu gelangen und dort eine Strecke von funfzig Metern zuruckzulegen.

Dann wurde er angehalten.

Ein aufgebrachter Pfleger des Monitorkorps wollte von ihm wissen, warum er nicht im Bett liegen und von welcher Station er uberhaupt kommen wurde. Die Ausdrucksweise des Monitors war au?erst direkt und alles andere als respektvoll.

Jetzt erst wurde sich Conway seines absto?end rosafarbenen Korpers bewu?t, der gro?, plump, zerbrechlich und zart zugleich wirkte. Ein wirklich schoner Korper, wie ihm ein Teil seines Gehirns beteuerte, wenn auch ein wenig zu schmachtig. Und dieses unformige und mickerige Etwas war an der Verbindungsstelle mit den unteren Gliedma?en von einem Stuck wei?em Stoff umgeben, das keinem offensichtlichen Zweck diente. Der Korper sah einfach fremdartig und lacherlich aus.

Verdammter Mist! dachte Conway, wobei er sich durch eine wirre, schier undurchdringliche Masse extraterrestrischer Sinneseindrucke an die Oberflache zu kampfen versuchte. Ich hab ja ganz vergessen, mich anzuziehen.

21. Kapitel

Als erste Ma?nahme teilte Conway von jeder Spezies einen Vertreter fur den Kommunikationsraum ein. Im Informationsnetz hatte man wenigstens den Anschein von Ordnung wiederhergestellt, indem man neben allen Kommunikatoren und Intercomgeraten Monitore aufgestellt hatte, um die ETs an deren Benutzung zu hindern — falls das entsprechende Wesen keinen triftigen Grund oder zu hartnackig und kraftig war. Das bedeutete, das terrestrische Personal konnte sich wieder uber das Kommunikationsnetz untereinander verstandigen, und da sich in der Zentrale ETs befanden, konnten in dringenden Fallen auch die Anrufe anderer Spezies beantwortet und an die richtige Adresse weitergeleitet werden. Conway verbrachte fast zwei Stunden damit, sich in ein harmonisches Verhaltnis mit den ETs in der Kommunikationszentrale zu setzen und eine Liste mit synonymen Wortern der verschiedenen Sprachen aufzustellen, die ihnen den gegenseitigen Austausch einfacher — sehr viel einfacher — Mitteilungen ermoglichte. Dabei halfen ihm zwei Sprachexperten des Monitorkorps, die ihm auch vorschlugen, diesen siebensprachigen „Stein von Rosette“ auf Band aufzunehmen und daruber hinaus noch weitere Bander zu erstellen, die auf die jeweiligen Verhaltnisse auf den Stationen angepa?t waren.

Wo immer Conway auch hinging, stets trotteten zusatzlich neben dem Pflegepersonal, das sich von Zeit zu Zeit auf den jeweiligen Stationen einfand, auch Prilicla, die Sprachexperten und ein Funktechniker des Monitorkorps hinter ihm her. Es war eine eindrucksvolle Prozession, aber Conway war im Moment nicht in der richtigen Stimmung, diese zu genie?en.

Das terrestrische medizinische Personal stellte jetzt mehr als die Halfte der gegenwartigen Gesamtbelegschaft, doch die terrestrischen Verwundeten des Monitorkorps uberwogen die ETs in einem Verhaltnis von drei?ig zu eins. Auf manchen Ebenen mu?te sich eine einzige Schwester um eine ganze Station voller Monitore kummern, wobei ihr ein paar Tralthanerinnen oder Kelgianerinnen zu helfen versuchten. In solchen Fallen bestand Conways Aufgabe lediglich darin, ein Minimum an Verstandigung zwischen den terrestrischen und extraterrestrischen Schwestern herzustellen. Aber es gab auch andere Falle, in denen zum Beispiel das Personal aus ELNTs und FGLIs bestand, die DBLF-, QCQL- und terrestrische Patienten zu versorgen hatten, oder aus Terrestriern, die sich um ELNTs zu kummern hatten, oder auch aus den pflanzenahnlichen AACPs, die auf ein Sammelsurium aus praktisch allem aufpa?ten.

Die einfachste Losung ware naturlich gewesen, die Patienten der Obhut des Pflegepersonals ihrer eigenen Spezies anzuvertrauen — ausgenommen dann, wenn die Patienten fur eine Verlegung zu krank waren, wenn fur ihren Transport kein Personal zur Verfugung stand oder keine Schwestern und Pfleger der betreffenden Spezies zur Verfugung standen. In solchen Fallen war Conways Aufgabe unendlich viel komplizierter.

Bei allen Spezies herrschte ein chronischer Personalmangel, und hinsichtlich der Anzahl der Arzte war die Lage schier zum Verzweifeln. Conway setzte sich mit O’Mara in Verbindung.

„Wir haben nicht genugend Arzte“, berichtete er. „Ich denke, man sollte den Schwestern bei der Diagnose und der Behandlung von Verwundeten mehr Ermessensspielraum geben. Sie sollten so handeln konnen, wie sie es fur angemessen halten, ohne auf die Vollmacht eines Arztes warten zu mussen, der fur eine luckenlose Uberwachung sowieso viel zu beschaftigt ist. Denn es werden immer noch Verwundete eingeliefert, und ich sehe keine andere Moglichkeit, wie man.“

„Machen Sie ’s, Sie sind schlie?lich der Bo?“, unterbrach ihn O’Mara schroff „Richtig“, erwiderte Conway gereizt. „Und noch etwas. Mir haben viele von den Arzten angeboten, sich zusatzlich zu den fur die gegenwartigen Operationen gespeicherten Bandern noch zwei oder drei Bander fur Ubersetzungszwecke einspielen zu lassen. Einige der Schwestern haben sich bereit erklart, das gleiche zu tun.“ „Nein!“ widersprach O’Mara entschieden. „Ich hab schon einige von Ihren Freiwilligen hier oben gehabt, und keiner war dafur geeignet. Bei den Arzten, die uns noch geblieben sind, handelt es sich entweder um vollig unerfahrene Medizinalassistenten oder um medizinische Offiziere des Monitorkorps sowie um ETs, die zusammen mit den Truppen von Freiwilligen gekommen sind. Von denen hat kein einziger Erfahrungen damit, mehrere Physiologiebandern gleichzeitig gespeichert zu haben. Die wurden schon in der ersten Stunde fur immer den Verstand verlieren.

Und was die Schwestern angeht“, fuhr O’Mara mit suffisantem Unterton fort, „so werden Sie inzwischen bemerkt haben, da? die weiblichen terrestrischen DBDGs eine hochst eigentumliche Denkweise haben. Eine ihrer geschlechtsspezifischen Eigenschaften ist ihre extrem ausgepragte Eigenwilligkeit. Ganz egal, was die Schwestern Ihnen auch immer gesagt haben, terrestrische Frauen werden es keinem — ich wiederhole — keinem Alien gestatten, scheinbar von ihren Gehirnen Besitz zu ergreifen. Und falls so etwas tatsachlich einmal geschehen sollte, wurde das ernsthafte geistige Schaden zur Folge haben. Also nochmals nein. Ende.“

Conway setzte seinen Rundgang fort. Allmahlich war er mit den Nerven am Ende, und obwohl sich seine Technik zusehends verbesserte, war der Ubersetzungsproze? fur ihn eine stetig zunehmende Belastung. Wahrend der relativ ruhigen Zeitraume zwischen den Ubersetzungen fuhlte er sich, als ob in seinem Gehirn gleichzeitig sieben fremde Wesen mit ihm stritten und schrien, wobei seine eigene Stimme nur sehr selten die lauteste war.

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